LDS Charities: Hilfe für die Armen und Bedürftigen in Jordanien
– Brent und Margaret Strong, Nachrichten der Kirche
Das Wichtigste aus dem Artikel
- Gut 30 bis 50 Prozent der derzeitigen Bevölkerung Jordaniens sind Flüchtlinge.
- LDS Charities hilft in Jordanien denjenigen, die ihr Heimatland wegen des Krieges verlassen mussten.
„Uns ganz direkt um leidende Menschen zu kümmern, hat uns eine neue Sichtweise verschafft: Jeder kann mithelfen.“ – Brent und Margaret Strong, ehrenamtliche Mitarbeiter beim Humanitären Dienst in Jordanien
Wir leisten ehrenamtlich mit zwei anderen Missionarsehepaaren humanitäre Hilfe in Jordanien. Zwar ist Jordanien inmitten der Unruhen im Nahen Osten ein Ort der Sicherheit und der Zuflucht, doch sieht man sich dort immer noch vielerlei Herausforderungen gegenüber, da das Zusammenspiel mit den Nachbarländern nicht immer leicht ist.
Gut 30 bis 50 Prozent der derzeit neun Millionen Einwohner sind Flüchtlinge, die in den letzten 50 Jahren nach Jordanien gekommen sind. Dieser Zustrom nötigt der jordanischen Regierung und Bevölkerung natürlich allergrößte Anstrengungen ab, was Unterkünfte, medizinische Versorgung, Infrastruktur und Bildung anbelangt. Doch die Jordanier zeigen sich der Situation gewachsen. Der jordanische König hat es mit dieser Frage gut zusammengefasst: „Wie könnten wir diese Menschen, die so große Not leiden, denn im Stich lassen?“
Ein paar Freunde und Angehörige haben uns gefragt: „Weshalb seid ihr in Jordanien?“ Mit der Frage werden eigentlich zwei verschiedene Aspekte angesprochen: „Weshalb sind wir beide in Jordanien?“ und „Weshalb ist LDS Charities in Jordanien?“
Die Antwort auf die erste Frage lautet: Wir wollten schon immer gern auf Mission gehen und sind halt nach Jordanien berufen worden. Die Antwort auf die zweite Frage kann man aus der Aufgabe ableiten, die sich LDS Charities im Nahen Osten gestellt hat: Leid lindern sowie die Zusammenarbeit und den Frieden fördern. Wir haben versucht, diese Grundsätze bei unserer Arbeit im Gedächtnis zu behalten, und haben viele neue Sichtweisen darauf gewonnen, was es heißt, sich um die Armen und Bedürftigen zu kümmern.
Leid lindern
Leid lindern kommt wohl den meisten von uns sofort in den Sinn, wenn wir das Stichwort humanitäre Hilfe hören. Wir denken an diejenigen, die von Überschwemmungen, Wirbelstürmen, Erdbeben, Dürren oder Krieg betroffen sind.
In Jordanien kümmern wir uns um Kriegsflüchtlinge. Auf unserer Mission haben wir es unter anderem mit zigtausend leidenden Menschen zu tun, die aus ihren Häusern vertrieben wurden und in Jordanien Sicherheit gesucht haben. Die Flüchtlinge stammen meist aus der Mittelschicht. Sie haben all ihren Besitz zurückgelassen, um der fortschreitenden Zerstörung in ihren Wohnvierteln zu entkommen. So manche Mutter floh mit einem Baby, das erst wenige Stunden alt war. Andere waren tagelang unterwegs. Sie hatten keine Windeln oder anderes Bedarfsmaterial für ihre Kinder mehr. Die meisten waren hungrig, einige nahezu verhungert, und alle waren sie erschöpft. Zu Beginn unserer Mission haben wir hier über 25.000 Wintermäntel und Decken an diese Familien mitverteilt.
Uns ganz direkt um leidende Menschen zu kümmern, hat uns eine neue Sichtweise verschafft: Jeder kann mithelfen.
Nadia, ein syrisches Mädchen, war 12 Jahre alt, als die Kugel eines Heckenschützen sie in den Rücken traf. Sie stieg mit ihrer Familie gerade in ein Taxi, das sie aus der Stadt bringen sollte. Als sie die Grenze zu Jordanien passierten, war Nadia von der Hüfte abwärts gelähmt. LDS Charities stellte ihr einen Rollstuhl bereit, und wir wurden Freunde.
Wir trafen einen weiteren Freund von Nadia, einen großzügigen Mann namens Jamal. Er verbringt seine ganze Zeit damit, Flüchtlingen zu helfen, damit die trostlose Umgebung und die demütigenden Lebensumstände diese weniger belastet.
Zunächst noch mutlos und schwermütig, akzeptierte Nadia schließlich ihr Schicksal und setzte sich Ziele. Jetzt sagt sie, dass sie „eine starke Frau“ werden möchte. Mittlerweile ist Nadia 14 Jahre alt und Ansprechpartnerin für syrische Mädchen, die noch neu im Land und wie sie durch den Krieg traumatisiert sind. Sie ist ein Leuchtfeuer der Hoffnung.
Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass jeder Mensch unabhängig von der Situation, in der er sich befindet, Gaben und Talente hat und diese zum Wohle anderer einsetzen kann.
Die Zusammenarbeit fördern
Leid zu lindern ist etwas ganz Unmittelbares, die Zusammenarbeit zu fördern ist hingegen eine langfristigere Aufgabe. Wir haben festgestellt, dass wir am effektivsten sind und unsere Bemühungen langfristigeren Erfolg bringen, wenn wir uns mit Partnerorganisationen zusammentun, die in Jordanien tätig sind. Im Grunde vermitteln wir die Grundsätze Eigenständigkeit und Nachhaltigkeit, und die jordanischen Partner passen diese Grundsätze so an, wie es in ihrer Kultur dann am besten funktioniert.
Zum Beispiel haben wir eine tolle partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Institution „Our Lady of Peace Center“ entwickelt. Das ist eine christliche Bildungs- und Therapieeinrichtung für Kinder mit Behinderungen, von denen die meisten Moslems sind. Sämtliche Angebote dort sind kostenlos. Zusammen mit dieser Institution fördert LDS Charities Schulungen für Therapeuten, um diese in den Bereichen Zerebralparese, Autismus, Umgang mit Kriegstraumata, Erkennung von Kinderkrankheiten sowie Sprachtherapie fit zu machen. Experten aus den Vereinigten Staaten und deren jordanische Kollegen haben bereits Eltern und andere Therapeuten geschult und auf diese Weise weitere Ansprechpartner geschaffen, an die Eltern und Pflegekräfte sich in ganz Jordanien wenden können.
Bei Schulungen zum Thema Zerebralparese erklärte Heather Reed, staatlich geprüfte Physiotherapeutin und ehrenamtlich für LDS Charities tätig, kurz die wesentlichen Begriffe. Anschließend führte sie mit allen teilnehmenden Therapeuten, Patienten und deren Angehörigen praxisorientierte Übungen durch.
Heather zeigte, wie man das Spielen mit Kindern bei der Therapie einbaut. Dadurch entspannen sich die Kinder besser und können die mitunter schmerzhaften und schwierigen Übungen sogar genießen. Ein kleiner Junge lag zum Beispiel auf dem Bauch und hatte Mühe, den Kopf zu heben. Heather demonstrierte der Gruppe, wie sie ihn spielerisch ermutigte. Als er es schaffte, strahlte er über das ganze Gesicht, und die ganze Gruppe freute sich mit ihm. Dank dieser praxisorientierten Schulung arbeiten die Therapeuten jetzt besser mit Eltern und Kindern zusammen. Sie richten ihren Blick nun nicht mehr auf das, was nicht zu schaffen ist, sondern auf das, was erreicht werden kann, und freuen sich über jeden Erfolg.
Alles, was LDS Charities zur Förderung der Zusammenarbeit beisteuert, wird aus dem humanitären Hilfsfonds der Kirche finanziert. Als Mitglied der Kirche trägt man seine Spende auf dem Spendenzettel für den Zehnten mit dem Vermerk „Humanitärer Dienst“ ein. Wir finden es sehr bemerkenswert, dass 85 Prozent der einzelnen Spenden auf einen Betrag von 20 Dollar oder weitaus mehr ausgestellt sind. Wir fühlen uns gesegnet, die Mittelsleute bei der Verteilung dieser heiligen Gelder sein zu dürfen. Im Grunde genommen handeln wir als Stellvertreter der eigentlichen Spender.
Den Frieden fördern
Im Rahmen unserer Aufgabe arbeiten wir mit der American University of Madaba zusammen, einer Universität der Katholischen Kirche, an der junge Christen und Moslems gemeinsam studieren, wobei Englisch die Unterrichtssprache ist. Eine breitgefächerte Weltanschauung und Dankbarkeit für Werte wie Freiheit, Toleranz und Verantwortung bilden die Grundlage für das Programm dieser Bildungseinrichtung. Wir helfen der Universität einerseits, dass ein dort absolviertes Studium in den Vereinigten Staaten anerkannt wird. Andererseits sind wir der Einrichtung dabei behilflich, die an amerikanischen Universitäten geltenden Grundwerte und dort bewährte Vorgehensweisen zu übernehmen.
Es hat uns sehr gefreut, den Fortschritt der Universität und die Entwicklung der großartigen Zukunftsaussichten, die es in Jordanien jetzt in puncto Bildung und Ausbildung gibt, mitzuverfolgen.
Zusätzlich zu unserer Arbeit an der Universität glauben wir, dass wir bei der Förderung des Friedens eine ureigene Aufgabe haben. Wahrer Friede entsteht, wenn wir nach den Grundsätzen Christi leben. Wir verkünden das Evangelium in Jordanien nicht aktiv, doch ist es unsere Aufgabe, danach zu leben und es somit all denjenigen, mit denen wir zu tun haben, vorzuleben.
Leid lindern sowie die Zusammenarbeit und den Frieden fördern – all dies wird immer ein Bestandteil unseres Lebens sein, wo wir auch leben mögen.
Brent und Margaret Strong leisten ehrenamtlich für LDS Charities humanitäre Hilfe in Jordanien.