Wenn Frauen Kindern die heiligen Schriften nahebringen, hat das einen bleibenden Einfluss
– Richard M. Romney, Nachrichten der Kirche
Das Wichtigste aus dem Artikel
- Wenn Frauen Kindern die heiligen Schriften nahebringen, bleibt das den Kindern in Erinnerung und hat dauerhaften Einfluss.
„Augenblicke, in denen ein Kind für Unterweisung und das Zeugnis der Mutter empfänglich ist, tragen ihm die Wahrheit in Herz und Sinn. Ich schätze Almas Rat sehr, dass ‚sie den Sinn ihrer Kinder darauf vorbereiten [kann], das Wort … zu vernehmen‘ (Alma 39:16).“ – Joy D. Jones, Präsidentin der Primarvereinigung
Moekore und Valencia Estall aus Arue in Tahiti erinnern sich, dass ihre Mutter, Rava, ihnen Geschichten aus den heiligen Schriften erzählt hat, seit sie alt genug zum Zuhören waren. Besonders ist ihnen im Gedächtnis geblieben, dass ihre Mutter von Nephi erzählt hat, der durchhielt, bis er die Messingplatten von Laban erlangt hatte.
„Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat“, zitiert die 14-jährige Valencia aus dem Effeff. „1 Nephi 3:7 ist im Prinzip unser Familienmotto geworden. Fast jeden Tag spricht meine Mutter über Nephi und seine Bereitschaft, dem Herrn zu folgen.“
Der Klang ihrer Stimme
„Als wir klein waren, hat Mama uns Geschichten aus den heiligen Schriften vorgelesen“, erklärt die 16-jährige Moekore. „Uns gefielen die Bilder und wir kuschelten uns gern bei ihr an. Über die Jahre haben wir erkannt, dass der Heilige Geist den ganzen Tag bei uns bleibt, wenn wir morgens gemeinsam in den heiligen Schriften lesen. Und wenn wir sie abends zusammen lesen, schenken sie uns Frieden vor dem Schlafengehen.“ Heute lernt ihr jüngerer Bruder Kimaru, 6 Jahre alt, wie seine Schwestern das Evangelium auf dem Schoß seiner Mutter. „Ich mag es, wenn Mama vorliest“, sagt er. „Ich höre ihre Stimme so gern.“
Rava Estall ist nicht die Einzige in der Familie, die Wert auf das Schriftstudium legt. Ihr Mann Henri schätzt die heiligen Schriften sehr und spricht ständig mit seinen Kindern darüber. Oft hat er beruflich und in der Kirche als Präsident des Pfahls Arue viel zu tun. Dennoch ist er regelmäßig beim Schriftstudium mit der Familie und beim Familiengebet dabei. Jeden Montagabend ist er daheim und macht bei den Familienabendlektionen mit, die auf den heiligen Schriften beruhen.
Vater und Mutter haben jeweils ihren eigenen Stil beim Unterweisen der Kinder.
„Papa erklärt, was die Schriftstellen bedeuten und wie man die Gebote hält“, so Valencia. „Mama hilft uns, in allem die Hand des Herrn zu erkennen, und bringt uns bei, wie wichtig es ist, die heiligen Schriften in Herz und Sinn aufzunehmen.“
Rava Estall liest ihrem Sohn Kimaru aus den heiligen Schriften vor; Foto von Richard M. Romney
„Als unsere Kinder größer wurden“, so Präsident Estall, „wurde mir bewusst, dass Rava viel bei ihnen bewirkte. Ich bin eher sachlich: ‚Hier ist ein Grundsatz. Das solltest du machen.‘ Aber sie ist ständig mit den Kindern zusammen, und sie unterweist sie voller Liebe und fast unmerklich anhand von Geschichten und Beispielen.“
„Ich versuche mitzubekommen, was die Kinder gerade beschäftigt, damit ich ihnen nach und nach zeigen kann, wie ihnen das Evangelium hilft“, erklärt Schwester Estall. „Ich versuche meine Erklärungen ihrem Alter und Verständnis anzupassen und dem, was sie gerade erleben.“
Sie möchte vor allem, „dass meine Kinder erkennen, welche Segnungen wir empfangen haben und dass wir den Heiland an unserer Seite brauchen, um die Kämpfe des Lebens zu meistern“. Schwester Estall hat ihre Kinder also fast von Geburt an aus den heiligen Schriften unterwiesen. Damit führt sie ein edles Vermächtnis fort.
Rava Estall liest ihrer Tochter Moekore aus den heiligen Schriften vor; Foto von Richard M. Romney
Geführt vom Wort Gottes
Es ist belegt, dass rechtschaffene Frauen von Anfang der Menschheitsgeschichte an ihren Kindern das Wort Gottes nahegebracht haben. Adam und Eva zum Beispiel „taten alles ihren Söhnen und ihren Töchtern kund“ (Mose 5:12). Im Alten Testament lesen wir: „Höre, mein Sohn, auf die Mahnung des Vaters, und die Lehre deiner Mutter verwirf nicht!“ (Sprichwörter 1:8.)
In den Studierhilfen steht, dass zur Zeit Christi „Eltern laut dem Gesetz Gottes die Pflicht hatten, ihren Kindern die darin enthaltenen Vorschriften und Grundsätze beizubringen. … Bis zum Alter von sechs Jahren wurde ein Kind zu Hause unterwiesen, vorrangig von der Mutter.“ („Education“, Bible Dictionary.) Und wir wissen, dass der Heiland bei gläubigen Eltern aufwuchs, und er „wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte [ihn] mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm“ (Lukas 2:40), ja, „Jesus … wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen“ (Lukas 2:52). Mit Sicherheit spielte Maria in seiner frühen Kindheit eine wichtige Rolle, bevor Christus dann im Alter von zwölf Jahren die Lehrer im Tempel mit seinem Verständnis und seinen Antworten erstaunte (siehe Lukas 2:46,47).
Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt: „Ich [möchte] die Hände der Mütter preisen, die ihr Kind wiegen und dadurch, dass sie es Rechtschaffenheit lehren, im Mittelpunkt dessen stehen, was der Herr in der Sterblichkeit für uns vorgesehen hat.
Dabei wiederhole ich die Worte des Paulus, der den ‚aufrichtigen Glauben‘ des Timotheus lobte, der … ‚schon in deiner Großmutter Loïs und in deiner Mutter Eunike lebendig war‘ [2 Timotheus 1:5].
‚Denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften‘, sagte Paulus. [2 Timotheus 3:15.] Wir sagen allen Müttern und Großmüttern Dank, von denen wir solche Wahrheiten gelernt haben.“ („Weil sie eine Mutter ist“, Der Stern, Juli 1997.)
Eine eindrucksvolle Geschichte aus den heiligen Schriften über Mütter, die ihre Kinder unterwiesen haben, finden wir im Buch Mormon. Helaman berichtet von jungen Kriegern, die sich freiwillig meldeten, um ihre Freiheit zu verteidigen.
„Ihre Mütter hatten sie gelehrt, dass, wenn sie nicht zweifelten, Gott sie befreien werde.
Und sie wiederholten mir die Worte ihrer Mütter und sprachen: Wir zweifeln nicht; unsere Mütter haben es gewusst.“ (Alma 56:47,48.)
Mütter von heute
Die Führer der Kirche betonen häufig, welch wichtige Rolle Müttern dabei zukommt, ihre Kinder im Evangelium zu unterweisen.
Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat den Rat gegeben: „Der moralische Einfluss einer Frau ist nirgendwo mit mehr Macht zu verspüren und nirgends segensreicher als in der Familie. Es gibt keinen besseren Rahmen, die heranwachsende Generation zu erziehen, als die traditionelle Familie, in der Vater und Mutter einträchtig daran arbeiten, dass ihre Kinder versorgt, angeleitet und gefestigt werden. Wo es diesen Idealzustand nicht gibt, muss man sich bemühen, dessen Vorzüge nachzugestalten, so gut die jeweiligen Umstände es zulassen.
In jedem Fall kann eine Mutter einen Einfluss geltend machen, wie es niemand sonst vermag und den es in keiner anderen Beziehung gibt.“ („Die moralische Kraft der Frau“, Herbst-Generalkonferenz 2013.)
Mütter haben oft die Gelegenheit, ihre Kinder die Segnungen des Evangeliums ganz praktisch im Alltag erkennen zu lassen. „Nutzt eine Mutter die kleinen Gelegenheiten, das Evangelium im Alltag eines Kindes zu erklären und anzuwenden, kann sie enorm viel bewirken“, erklärt Joy D. Jones, Präsidentin der Primarvereinigung. „Augenblicke, in denen ein Kind für Unterweisung und das Zeugnis der Mutter empfänglich ist, tragen ihm die Wahrheit in Herz und Sinn. Ich schätze Almas Rat sehr, dass ‚sie den Sinn ihrer Kinder darauf vorbereiten [kann], das Wort … zu vernehmen‘ (Alma 39:16).“
Auch Frauen, die keine eigenen Kinder haben, können den Sinn von Kindern darauf vorbereiten, das Wort Gottes zu hören. Sie können Kinder ihrer Angehörigen und im Rahmen von Berufungen in der Kirche unterweisen und fördern. Kindern die heiligen Schriften so nahezubringen, dass sie sie verstehen, ist und bleibt ein wichtiger Teil des Lehrens und Lernens des Evangeliums.
Gewarnt und beschützt
Elder Ronald A. Rasband vom Kollegium der Zwölf Apostel hat bei einem Interview mit den Zeitschriften der Kirche erklärt, inwiefern er aufgrund der Unterweisung durch seine Mutter gesegnet wurde:
„Meine Eltern hatten nicht viel Geld. Mein Vater war LKW-Fahrer und meine Mutter blieb daheim, um uns Kinder aufzuziehen. Ich ging in eine staatliche Schule und hatte tolle PV-Lehrer. Meine Eltern erzählten gern Geschichten aus den heiligen Schriften, wenn wir zu Hause waren. Das meiste Wissen über das Evangelium habe ich von meiner Mutter.
Es machte ihr Freude, mit mir über das Evangelium zu sprechen und mir aus den heiligen Schriften vorzulesen. Sie war PV-Leiterin und nutzte gern zur Veranschaulichung die Bilder aus der Gemeindehausbibliothek. Sie erzählte mir gern Geschichten aus dem Alten Testament. Ich kann mich noch erinnern, dass sie mir von Josef erzählte und davon, dass er von Potifars Frau versucht wurde. Sie verwendete diese Geschichte aus dem Alten Testament, um mir beizubringen, dass Versuchungen kommen werden und dass ich stark sein und ihnen widerstehen müsse. Und die Versuchungen kamen. Aber ich wurde beschützt, weil mir meine Mutter schon als kleiner Junge so vieles beigebracht hatte. Meine Mutter hatte mich mithilfe von Geschichten aus den heiligen Schriften vorgewarnt.“
„Ich will hingehen und … tun“
Es ist Mittwochabend. Wir sind wieder in Tahiti. Moekore und Valencia sind gerade von einer Aktivität in der Gemeinde zurückgekommen und müssen beide noch Hausaufgaben machen. Es ist nicht viel, aber genug, um sich zu fragen, ob sie wohl Zeit für das Schriftstudium mit der Familie und das Familiengebet haben.
„Ich will hingehen und … tun“, zitiert ihre Mutter leise. Nach Jahren liebevoller Erziehung reichen diese sanften Worte aus, um ihnen in Erinnerung zu rufen, dass sie den Herrn an erste Stelle setzen sollten. Sie wissen, dass sie sich für einige wichtige Augenblicke mit der Familie Zeit nehmen und ihre Hausaufgaben auch danach noch problemlos erledigen können.
Familie Estall: von links Henri, Rava, Kimaru (vorn), Moekore und Valencia; Foto von Richard M. Romney