Vollständige Versammlung: Elder Renlund und seine Frau

Dies ist die allgemeine Auftaktversammlung des Tags zum Entdecken der Familiengeschichte bei der RootsTech 2016.

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Elder Renlund

Vielen Dank, Elder Packer, für Ihre einleitenden Worte. Ich bin wie gesagt Elder Renlund, ein frischgebackener Apostel. Ich freue mich, dass meine Frau Ruth mich heute begleitet. Ohne sie bin ich nicht nur ratlos, sondern natürlich auch Ruth-los. Wir freuen uns auch, dass unsere Tochter Ashley hier ist. Ohne Ashley wäre unser Leben sehr viel ärmer. Jedes Mal, wenn sie von der Uni nach Hause kam, ob von der West- oder Ostküste, war es so, als ob unser Zuhause aus dem Dornröschenschlaf erwachte. Es wurde wieder hell und das Haus erwachte zu neuem Leben. Mit ihr kamen Freude und Glück. Auch heute ist das noch so.

All die vielen Besucher hier beeindrucken mich doch mehr, als ich dachte. Aber dennoch: Herzlich willkommen! Wir wollen heute ein Familiengespräch führen, wie es für uns nicht ungewöhnlich ist. Es wird höchstens ein wenig formeller zugehen.

Ashley Renlund

Ich darf niemandem ins Wort fallen!

Elder Renlund

Versprecht ihr, mich ausreden zu lassen?

Schwester Renlund

Mal sehen.

Ashley Renlund

Kommt drauf an.

Elder Renlund

Heute ist es etwas formeller, weil wir 14.000 Freunde zu uns eingeladen haben. Vielen Dank, dass Sie heute hier sind.

Ashley Renlund

Dad, auf diesem Bild siehst du einfach nur süß aus. Mit Haaren! Wie alt warst du da?

Elder Renlund

Das ist ein Familienfoto von 1963. Ich war elf Jahre alt. Ruth, nimmst duʼs mal und zeigst es? Nicht ihnen, sondern Ashley. Das ist mein Vater – dein Großvater – Åke. Und das ist deine Großmutter, Mariana. Das ist dein Onkel Gary, damals zwölf Jahre alt. Das ist Tante Anita, damals neun, und Tante Linda, erst zweieinhalb Jahre alt.

Ashley Renlund

1963 – kurz bevor ihr nach Finnland gezogen seid, richtig?

Elder Renlund

Richtig. Meine Eltern waren damals auf eine Baumission berufen worden. Wir wohnten die ersten sieben Monate in Haaga, einem Vorort von Helsinki. Es waren die kältesten Monate meines Lebens. Danach zogen wir für zwei Jahre nach Göteborg.

Ashley Renlund

An wie vielen Gebäuden hat Opa Åke mitgearbeitet?

Schwester Renlund

Mindestens an dreien: an einem in Schweden, einem in Norwegen und einem in Finnland.

Ashley Renlund

Stehen die immer noch?

Schwester Renlund

Ich glaube schon. Wir waren schon bei zweien, aber dein Vater weiß viel mehr darüber.

Elder Renlund

Mal sehen. Eins ist das Gemeindehaus Haaga. Das ist nahe Helsinki. Ein weiteres steht in Göteborg, im Stadtteil Västra Frölunda. Und es gibt eins in Bergen in Norwegen.

Hier helfe ich meinem Vater bei den Bauarbeiten.

Ashley Renlund

Wie schön! Die Haare meine ich natürlich. Und hier sind meine Urgroßeltern, deine Großeltern.

Hast du sie mal kennengelernt?

Elder Renlund

Ja, im Dezember 1963 lernte ich meine Großmutter kennen. Wir fuhren sechs Stunden lang von Helsinki zur Insel Larsmo, an der Westküste Finnlands. Dort ist mein Großvater aufgewachsen. Und meine Großmutter, Lena Sofia, lebte dort.

Einige Jahre zuvor, 1912, hörten meine Großmutter, Lena Sofia, und mein Großvater, Leander, Missionaren aus Schweden zu, die das wiederhergestellte Evangelium verkündeten. Damals gab es auf der ganzen Welt nur 756 Missionare.

Schwester Renlund

Ist das nicht toll? Von diesen wenigen Missionaren wurden zwei auf eine kleine Insel in Finnland geschickt, um deinen Großeltern das Evangelium zu verkünden!

Elder Renlund

Stimmt! Diese Missionare brachten ihnen die Botschaft vom wiederhergestellten Evangelium, und Lena und Leander ließen sich am nächsten Tag taufen. Sie wurden Mitglieder eines kleinen Zweiges, des ersten in Finnland.

Wenige Jahre danach starb Leanders Mutter, die bei ihnen gelebt hatte, an Tuberkulose. 1917 starb auch Leander an Tuberkulose. Zurück blieb Lena Sofia, die gerade mit ihrem zehnten Kind schwanger war. Dieses Kind – mein Vater, dein Großvater, Ashley – kam zwei Monate nach Leanders Tod zur Welt. Lena Sofia verlor insgesamt sieben ihrer zehn Kinder. Sie war eine arme Bauersfrau und es war für sie unglaublich schwierig, den Rest der Familie zusammenzuhalten.

Fast 20 Jahre lang konnte sie nachts nicht durchschlafen. Sie arbeitete als Tagelöhnerin, um genug Essen auf den Tisch zu bekommen. Nachts pflegte sie Verwandte, die im Sterben lagen. Der Tod hing den Menschen damals buchstäblich über dem Kopf: Man stapelte nämlich Holzbretter zum Trocknen unterm Dach, und daraus wurden dann Särge für die Toten gezimmert. Man kann sich kaum vorstellen, wie sich Lena Sofia gefühlt haben muss.

Als wir uns 1963 kennenlernten, war ich gerade elf geworden, und sie war 87. Sie war von einem Leben harter Arbeit schwer gebeugt. Sie war so krumm, dass sie kein Stück größer wurde, wenn sie vom Stuhl aufstand. Ihr Gesicht und ihre Hände waren vom Wetter gegerbt, zäh und rau wie altes Leder.

Sie richtete sich auf, so gut sie konnte, zeigte auf ein Foto von Leander an der Wand und sagte auf Schwedisch zu mir: „Det här är min gubbe“ – das ist mein Liebling.

Ich war im Herbst auf eine schwedische Schule gewechselt und lernte gerade erst wieder Schwedisch. Ich dachte, sie hätte etwas falsch gemacht, als sie in der Gegenwartsform sagte: „Das ist mein Liebling“, denn Leander war ja schon 46 Jahre tot. Ich sagte meiner Mutter, dass Lena Sofia hätte sagen müssen: „Das war mein Liebling.“ Da meinte meine Mutter aber nur: „Das verstehst du nicht.“

Sie hatte Recht. Ich hatte es nicht wirklich verstanden. Jedenfalls nicht so wie heute. Ich habe seither oft über die Bedeutung dieser Begegnung nachgedacht und über das, was mir meine Großmutter beigebracht hat.

Ich glaube, der Herr hat uns sehr viel über die Arbeit an unserer Familiengeschichte gesagt. Mein Leben lang konnte ich von meiner Familie etwas lernen und mir an ihr ein Beispiel nehmen.

Ashley Renlund

Das erinnert mich irgendwie an die Geschichte mit dem Sprengstoff, die Tante Anita immer erzählt hat.

Elder Renlund

Inwiefern?

Ashley Renlund

Meine Tante Anita ist Sprengstoffexpertin, eine tolle Lehrerin und die Wissenschaftlerin in der Familie.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war der wirksamste Sprengstoff das Schwarzpulver – eine Mischung aus Kohle, Schwefel und Kaliumnitrat. Das gab es schon seit Jahrhunderten. Es wurde als Treibladung von Schusswaffen verwendet. Es war ein relativ stabiler und sicherer Sprengstoff.[1]

1847 erfand der italienische Chemiker Ascanio Sobrero einen komplett neuen Sprengstoff – Nitroglycerin. Im Gegensatz zum Schwarzpulver besteht Nitroglycerin aus nur einer einzigen chemischen Verbindung. Diese hat eine 1000-fach stärkere Sprengwirkung als Schwarzpulver. Es war der erste hochexplosive Sprengstoff. Man konnte sehr viel damit anfangen, besonders im Bergbau und beim Tunnelbau, weil Steine und Felsen sehr einfach damit weggesprengt werden konnten.

Aber er war auch höchst instabil. Wenn man eine Flasche Nitroglycerin auch nur aus geringer Höhe fallen lässt, explodiert es. Wenn es zu heiß wird, explodiert es. Wenn es zu kalt wird und kristallisiert, explodiert es. Es explodiert selbst dann, wenn man es in einem kühlen, dunklen Raum unter idealen Bedingungen einfach nur zu lange lagert.

Elder Renlund

Verstanden?

Schwester Renlund

Verstanden.

Ashley Renlund

Wegen dieser Instabilität konnte man es kaum dorthin transportieren, wo es am meisten gebraucht wurde und den größten Nutzen hatte.

Ein paar Jahrzehnte später stellte ein schwedischer Chemiker Experimente an, wie man die Kraft, die im Nitroglycerin steckt, bändigen und sicher anwenden konnte. Er fand schließlich heraus, dass man das flüssige Nitroglycerin mit einem Stabilisator binden konnte: Kieselgur, auch Diatomeenerde genannt.

Schwester Renlund

Was ist das denn?

Elder Renlund

Vielleicht ist es auch eher als Katzenstreu bekannt.

Schwester Renlund

Ah.

Ashley Renlund

Wie dem auch sei, der Forscher hieß Alfred Nobel, und er nannte den neuen Stoff – die Verbindung von Nitroglycerin und Kieselgur – Dynamit.

Dynamit war nichts völlig Neues; vielmehr wurden zwei bekannte Stoffe zu einem verbunden, der sicherer, wirkungsvoller und nützlicher war. Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass die Sprengkraft des Dynamits die Welt verändert hat.

Schwester Renlund

Wow!

Elder Renlund

Meine Güte, Ashley! Du bist genauso erschreckend schlau wie meine Schwester. Aber ich glaube, ich weiß, worauf du hinauswillst. Denken Sie nur, wie viel Kraft und Trost Lena Sofia dem Wissen um die Siegelungsmacht verdankt haben muss! Diese Kraft bekommt eine Richtung, wenn wir forschen und unsere Vorfahren kennenlernen. Beides kann für uns bedeutsam sein, aber wie bei Nitroglycerin und Kieselgur entfaltet sich die wahre Kraft erst, wenn Familienforschung und Tempelarbeit verbunden werden. Man vermischt nicht einfach zwei Komponenten. Die eine gibt der anderen eine Richtung.

Ashley Renlund

Genau. Ohne Familienforschung kann man mit der Siegelungsvollmacht nichts anfangen. Und der wahre Wert der Familienforschung zeigt sich erst durch die Siegelungsvollmacht. Die wahre Macht liegt in der Kombination, so wie Nitroglycerin und Kieselgur zusammen Dynamit ergeben.

Schwester Renlund

Dieser Gedanke gefällt mir. In den heiligen Schriften ist überall vom Segen dieser beiden Dinge die Rede, aber erst wenn man sie miteinander vereint, zeigt er sich klar im eigenen Leben. Betrachten wir einmal ein paar Beispiele aus den heiligen Schriften.

Schlagt einmal Lehre und Bündnisse, Abschnitt 2 auf.

Elder Renlund

Gib mir eine Sekunde.

Schwester Renlund

Gut.

Elder Renlund

Gut.

Schwester Renlund

Der Herr sagt uns, dass er Elija gesandt hat, um die Verheißungen an die Väter den Kindern ins Herz zu pflanzen. Und dadurch sollte sich das Herz der Kinder den Vätern zuwenden. Das hat deine Großmutter unter anderem auch bei dir eingepflanzt, Dale. Dann sagt uns der Herr, dass die ganze Erde beim Zweiten Kommen des Heilands völlig verwüstet werde, wenn dies nicht stattfinden würde. Das ist eine deutliche Botschaft.

Selbst wenn wir also alle genealogischen Aufzeichnungen der ganzen Welt besäßen und alles, was man überhaupt nur zusammentragen kann – ohne die von Elija wiederhergestellte Siegelungsvollmacht wäre der Zweck der Schöpfung vereitelt und „verwüstet“ (LuB 2:3).

Das war eine der ersten Botschaften, die Joseph Smith ins Buch Lehre und Bündnisse aufnahm.

Elder Renlund

Stimmt, Ruth. Ohne es zu wissen, habe ich mein ganzes Leben lang verspürt, wie kraftvoll und machtvoll die Geschichten und das Beispiel meiner Großmutter und anderer Vorfahren sind.

In Lehre und Bündnisse, Abschnitt 128, steht eine Verheißung, in der Joseph Smith Maleachi 3 zitiert. Zunächst erklärt er, was es bedeutet, dass sich „das Herz der Kinder ihren Vätern zuwenden“ wird. Dann bringt er diese Verse mit der Siegelungsmacht und der Taufe für die Verstorbenen in Verbindung. Schließlich schreibt er in Vers 18:

„Und nicht nur dieses, sondern auch das, was von der Grundlegung der Welt an niemals offenbart worden ist, sondern vor den Weisen und Klugen verborgen gehalten worden ist, wird in dieser, der Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten, den Unmündigen und Säuglingen offenbart werden.“

Man stelle sich das vor! Joseph Smith hat vorhergesehen, dass selbst Kinder etwas verstehen und wissen würden, was selbst die Gelehrten der Welt nicht erklären können. Kinder und Jugendliche in aller Welt erfahren diese Segnungen jeden Tag, genau wie ich, als ich elf Jahre alt war und diese Grundsätze von meiner Großmutter und meiner Mutter lernte. Wer auf Erden nie vom Heiland gehört hat, kann dieselben Segnungen erlangen wie der, der in diesem Leben die Gelegenheit dazu hatte. Niemand wird benachteiligt. Alle haben die Möglichkeit, diese Segnungen zu erlangen.

Schwester Renlund

Und die Tempelverordnungen sind ausschlaggebend dafür, wie viel Macht jemand haben kann. Der Herr hat uns sogar Beispiele dafür genannt. Den ersten Mitgliedern der Kirche wurde gesagt, dass sie das Endowment brauchten, bevor sie das Erlösungswerk voranbringen konnten. In Lehre und Bündnisse, Abschnitt 105, Vers 9 bis 11, steht: „Darum ist es mir … ratsam, dass meine Ältesten eine kurze Zeit lang auf die Erlösung Zions warten –

damit sie selbst sich bereitmachen können und damit mein Volk vollkommener belehrt werde und Erfahrung sammle und seine Pflichten sowie das, was ich von seiner Hand fordere, vollkommener erkenne.

Und dies kann erst zustande gebracht werden, wenn meine Ältesten mit Macht aus der Höhe ausgerüstet sind.“

Der Herr erklärte ihnen also, wie wichtig die Vorbereitung auf das Endowment im Tempel ist, durch das sie mit Macht aus der Höhe gesegnet werden sollten. Diese Segnung half ihnen, sich noch vollkommener belehren zu lassen, wie man diese Macht gut nutzt.

Elder Renlund

Man erfährt noch mehr darüber, wenn man das Weihungsgebet für den Kirtland-Tempel in Abschnitt 109 liest. Joseph Smith sagt im Gebet: „Und damit alle Menschen, die über die Schwelle des Hauses des Herrn treten, deine Macht verspüren und sich gedrängt fühlen anzuerkennen, dass du es geheiligt hast und dass es dein Haus ist, eine Stätte deiner Heiligkeit.“ (LuB 109:13.) Weiter heißt es dort, dass sie „eine Fülle des Heiligen Geistes empfangen … und wenn irgendwelche von [meinem] Volk übertreten, dass sie rasch umkehren und zu dir zurückkehren und … dass keiner Waffe, die gegen es geformt wird, etwas gelinge; … dass keine Verbindung der Schlechtigkeit die Macht habe, sich zu erheben und dein Volk zu überwältigen, auf das in diesem Haus dein Name gelegt werden wird“ (LuB 109:15-26).

Ashley Renlund

Ja, die heiligen Handlungen des Tempels sind wie Nitroglycerin – rein und machtvoll. Man sieht, wie die Kombination aus den Tempelverordnungen und der Forschungsarbeit und der Beschäftigung mit den Vorfahren zu größerer Macht führt und die Segnungen zunehmen.

Schwester Renlund

Dale, glaubst du, dass Lena Sofia das wusste, als sie das über Leander zu dir sagte? War ihr Verständnis machtvoller, weil bei ihr die Macht des Tempels mit ihrer Liebe zu ihm und ihrer Familie verbunden war? Und –

Elder Renlund

Langsam, Ruth! Immer eine Frage nach der anderen!

Schwester Renlund

Gut.

Elder Renlund

Also, ich versuchʼs mal. Ja, genau das hat sie gesagt. Lena Sofia wusste, dass ihr längst verstorbener Mann für immer und ewig zu ihr gehörte und gehören wird. Durch die Lehre von der ewigen Familie war Leander in ihrem Leben stets präsent und Teil ihrer großen Hoffnung für die Zukunft. Lena war wie andere, die voll Glauben gestorben sind.

Ashley Renlund

Wie andere? Wo können wir etwas darüber lesen?

Elder Renlund

In Hebräer 11. In Hebräer 11, Vers 13. Dort steht: „Voll Glauben sind diese alle gestorben, ohne das Verheißene erlangt zu haben; nur von fern haben sie es geschaut und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Fremde und Gäste auf Erden sind.“ (Hebräer 11:13.)

Weil sie von der Siegelungsvollmacht so felsenfest überzeugt war, reichte Lena Sofia 1938 die Aufzeichnungen über ihre verstorbenen Kinder ein, die zum Todeszeitpunkt über acht Jahre alt waren. So konnte die Tempelarbeit für sie durchgeführt werden, obwohl Lena selbst zu ihren Lebzeiten nicht die Möglichkeit hatte, den Tempel zu besuchen. Diese heiligen Handlungen gehörten zu den ersten, die aus Finnland beim Tempel eingereicht wurden.

Erinnert sich noch einer von euch an die Aufforderung von Elder Neil L. Andersen bei der RootsTech vor zwei Jahren?

Ashley Renlund

„Ich fordere Sie auf, so viele Namen für den Tempel vorzubereiten, wie Sie auch Taufen im Tempel vornehmen.“

Schwester Renlund

Dem fügte er letztes Jahr diese Worte hinzu: „Und helfen Sie einem anderen, das Gleiche zu tun.“

Elder Renlund

Genau. Das ist der Aufruf zur Tempelarbeit. Ich habe über diesen Aufruf nachgedacht. Dieser Aufruf eines Apostels zur Tempelarbeit kann dieses Jahr weitere Früchte tragen. Nach diesem Gespräch können wir dieser Verheißung wohl noch ein wenig geistige Macht hinzufügen.

Schlagen wir Ezechiel, Kapitel 47, auf. Ruth, liest du bitte Vers 1 bis 5 vor? Und Ashley, kannst du dann Vers 8 und 9 vorlesen?

Schwester Renlund

Natürlich.

Ashley Renlund

Ezechiel 47?

Elder Renlund

Ezechiel 47.

Ashley Renlund

Gut.

Schwester Renlund

„Dann führte er [ein Engel] mich [Ezechiel] zum Eingang des Tempels zurück und ich sah, wie unter der Tempelschwelle Wasser hervorströmte und nach Osten floss; denn die vordere Seite des Tempels schaute nach Osten. Das Wasser floss unterhalb der rechten Seite des Tempels herab, südlich vom Altar.

Dann führte er mich durch das Nordtor hinaus und ließ mich außen herum zum äußeren Osttor gehen. Und ich sah das Wasser an der Südseite hervorrieseln.

Der Mann ging nach Osten hinaus, mit der Messschnur in der Hand, maß tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser gehen“.

Wie viel ist eine Elle nochmal?

Elder Renlund

Ein Sechstel eines Goliats.

Schwester Renlund

Aha. Das war hilfreich.

Ashley Renlund

Eine Elle. Ist das nicht das Stück zwischen Ellenbogen und Fingerspitzen?

Elder Renlund

Genau.

Ashley Renlund

Also etwa sechsundvierzig Zentimeter.

Schwester Renlund

Etwa sechsundvierzig Zentimeter. Dankeschön. Zurück zu Ezechiel:

„Das Wasser reichte mir bis an die Knöchel.

Dann maß er wieder tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser gehen; das Wasser reichte mir bis zu den Knien. Darauf maß er wieder tausend Ellen ab und ließ mich hindurchgehen; das Wasser ging mir bis an die Hüften.

Und er maß noch einmal tausend Ellen ab. Da war es ein Fluss, den ich nicht mehr durchschreiten konnte; denn das Wasser war tief, ein Wasser, durch das man schwimmen musste, ein Fluss, den man nicht mehr durchschreiten konnte.“

Elder Renlund

Was sieht er also?

Schwester Renlund

Ezechiel sah einen Engel, der ihn zu einem Haus bringt – dem Haus des Herrn. Und es strömte Wasser darunter hervor, und je weiter es floss, desto mehr wurde es. Die Wassermassen wurden zu einem großen Fluss, der undurchquerbar war.

Ashley Renlund

Und in Vers 8 steht:

„Er sagte zu mir: Dieses Wasser fließt in den östlichen Bezirk, es strömt in die Araba hinab und läuft in das Meer, in das Meer mit dem salzigen Wasser. So wird das salzige Wasser gesund.

Wohin der Fluss gelangt, da werden alle Lebewesen, alles, was sich regt, leben können und sehr viele Fische wird es geben. Weil dieses Wasser dort hinkommt, werden (die Fluten) gesund; wohin der Fluss kommt, dort bleibt alles am Leben.“ (Ezechiel 47:1-5,8,9.)

Elder Renlund

Ezechiel sieht einen immer größer werdenden Fluss, der seinen Ursprung beim Haus hat. Das Wasser, das vom Tempel herausfließt, stellt die Segnungen dar, die von einem Tempel ausgehen und Familien heilen und ihnen das Leben geben.

Ashley Renlund

Und es wird immer tiefer, je weiter es fließt. Aber es gibt keine zusätzlichen Wasserquellen, die den Fluss speisen. Das ergibt nicht viel Sinn.

Elder Renlund

Ja, das klingt zunächst ein wenig seltsam. Aber schau doch mal: zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern, immer weiter zurück – aber auch weiter nach vorne. Das Anschwellen des Flusses entspricht dem exponentiellen Wachstum unserer Familie im Laufe der Generationen.

Die Segnungen des Tempels stehen wirklich jedermann offen. Und was für Segnungen! „Wohin der Fluss kommt, dort bleibt alles am Leben.“

Der Herr hat einen Plan bereitet, wie Lena Sofias Leid, unsere Verluste, Ihre Not überwunden werden können – ja, sogar das Unglück aller Menschen. Er hat sein Priestertum und seine Siegelungsvollmacht auf Erden wiederhergestellt. Das war Lena Sofia bewusst – und meiner Mutter auch.

Schwester Renlund

Du meinst, als sie Lena Sofias Namen für die Tempelarbeit eingereicht hat?

Ashley Renlund

Ach, das ist eine so schöne Geschichte! Kurz nachdem Lena Sofia starb – 1966, wenn ich mich recht entsinne –, brachte Oma Mariana Lenas Namen zum Tempel mit, doch zunächst ging sie höchstpersönlich zur Abteilung Familienforschung. Der Mann an der Rezeption teilte ihr mit, dass jemand nach den Richtlinien der Kirche mehr als ein Jahr verstorben sein muss, ehe man die Tempelarbeit für ihn erledigen kann. Oma Mariana sagte: „Das gefällt mir nicht! Holen Sie mal jemanden, der mir etwas anderes sagen kann. Sie hat schließlich lange genug gewartet.“

Elder Renlund

Die Verwandtschaft zwischen dir und deiner Großmutter lässt sich nicht leugnen, oder?

Ashley Renlund

Opa schrieb in sein Tagebuch, er habe versucht, gut auf sie einzureden, aber sie gab ihm mit einem Blick, den alle Ehemänner kennen, zu verstehen, dass jede weitere Diskussion zwecklos war. Weiter schrieb er: „Der Mann, der ihr sagte, dass mindestens ein Jahr lang nichts erledigt werden könne, hätte wohl mein Mitleid verdient. Er wusste ja nicht, wem er da gegenüberstand. Ich hätte es ihm sagen können, aber er hat nicht danach gefragt.“[2]

Elder Renlund

Kaum zwei Monate später war mit der Genehmigung des Präsidenten der Kirche die Tempelarbeit für Lena Sofia erledigt. Oma Mariana und Opa Åke wurden stellvertretend für Lena Sofia und Leander im Salt-Lake-Tempel für Zeit und alle Ewigkeit gesiegelt. Wusstest du, dass nach den heutigen Richtlinien der Kirche jemand, der wegen zu großer Entfernung die Segnungen des Tempels nicht erhalten konnte, kein ganzes Jahr mehr warten muss? So können alle, denen es so geht wie Lena Sofia, diese Segnungen so schnell wie möglich erhalten. Genau wie Oma Mariana dem Mann von der Abteilung Familienforschung sagte: „Sie haben lange genug gewartet.“

Schwester Renlund

Das war für deine Familie ja ein großer Tag! Wie sehr müssen sich Leander und Lena Sofia gefreut haben, von den Kindern ganz zu schweigen. In den langen Jahren als Witwe fand Lena Sofia in dem Wissen, dass diese heiligen Handlungen eines Tages für sie erledigt werden, Trost und Frieden.

Die Verbindung von Familienforschung und Tempelarbeit ist der Auslöser für die Macht, über die wir heute gesprochen haben.

Vor kurzem kam mir die Ansprache von Elder Bednar in den Sinn, in der er über genau diese Macht sprach. Schon vor Jahren forderte er dazu auf, auf die Segnungen zu achten, die sich aus der Kombination der göttlichen Grundsätze Tempelarbeit und Familienforschung ergeben. Er hat gesagt:

Schwester Renlund

Ist das nicht wunderbar? Elder Bednar sagt hier, dass er diese Macht, von der wir heute gesprochen haben, selbst verspürt hat.

Ashley Renlund

Und auch Präsident Russell M. Nelson hat verheißen, dass wir diese Macht verspüren können. Er hat gesagt: „[Die Tempelarbeit und Familienforschung] wirkt sich … nicht nur segensreich für diejenigen aus, die bereits durch den Schleier gegangen sind, sondern ebenso für die Lebenden. Es hat eine läuternde Wirkung auf alle, die sich daran beteiligen. Sie tragen buchstäblich zur Erhöhung ihrer Familie bei.“ (Russell M. Nelson, „Generationen in Liebe verbunden“, Liahona, Mai 2010, Seite 94.)

Schwester Renlund

Vielen Dank, Dale und Ashley. Das war ein wunderbares Gespräch. Vielen Dank, dass Sie heute bei uns waren.

Elder Renlund

Ich bin dankbar, dass ich mein Zeugnis heute den anderen Zeugnissen hinzufügen und als ein weiterer Apostel mit meiner Stimme den Aufruf zur Tempelarbeit unterstützen darf. Auch ich verheiße Ihnen, dass Sie behütet und beschützt werden. Brüder und Schwestern, ich verheiße Ihnen und Ihrer Familie Schutz, wenn Sie diesem Aufruf nachkommen: Finden Sie so viele Namen, die Sie in den Tempel mitnehmen, wie Sie selbst heilige Handlungen im Tempel verrichten, und geben Sie dann Ihr Wissen an andere weiter, damit sie es Ihnen gleichtun können.

Schwester Renlund

Es geht also nicht nur um Taufen?

Elder Renlund

Genau. Es betrifft alle heiligen Handlungen des Tempels.

Ashley Renlund

Dann kann sich also keiner herauswinden.

Elder Renlund

Das stimmt. Niemand kann sich herauswinden. Wenn Sie diesem Aufruf nachkommen, fließen Ihnen und Ihrer Familie Segnungen zu wie bei dem Fluss, von dem Ezechiel gesprochen hat. Und solange Sie diese Arbeit tun und Ihr Wissen an andere weitergeben, damit sie es Ihnen gleichtun, wird dieser Fluss anschwellen. Sie werden nicht nur vor den Versuchungen und Übeln der Welt beschützt, sondern erhalten Macht – Macht, sich zu verändern, umzukehren, zu lernen, geheiligt zu werden, das Herz der Familienmitglieder einander zuzuwenden und zu heilen, was geheilt werden soll.

Ich bezeuge, dass Jesus Christus lebt. Ich bezeuge, dass die Siegelungsvollmacht auf Erden ist und dass es diese Schlüssel und die Priestertumsvollmacht auf Erden gibt, damit alle Kinder Gottes dadurch gesegnet werden. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Schwester Renlund und Ashley Renlund

Amen.

[1] A. P. Cartwright, The Dynamite Company: The Story of African Explosives and Chemical Industries Limited, Purnell & Sons Pty., Kapstadt, 1964; H. Schück und R. Sohlman, The Life of Alfred Nobel, William Heinemann Ltd., London, 1929; Thomas Hellberg und Lars Magnus Jansson, Alfred Nobel, Alno Production KB, Stockholm, 1984, Überarbeitung 1986; (englische Version veröffentlicht von Lagerblads Förlag AB, Karlshamn)

[2] Mats Åke Renlund, Reflections, (Tagebuch), Seite 119