Ein christlicherer Christ sein
Dies ist der Aufruf Christi an jeden Christen auch heute: „Weide meine Lämmer. ... Weide meine Schafe!“
Was bedeutet es, ein Christ zu sein?
Ein Christ glaubt an den Herrn Jesus Christus, daran, dass dieser buchstäblich der Sohn Gottes ist, der von seinem Vater gesandt wurde, um durch den höchsten Akt der Liebe, Sühnopfer genannt, für unsere Sünden zu leiden.
Ein Christ glaubt, dass man dank der Gnade Gottvaters und seines Sohnes Jesus Christus umkehren, anderen vergeben, die Gebote halten und ewiges Leben ererben kann.
Das Wort Christ verdeutlicht, dass wir den Namen Christi auf uns nehmen. Dies geschieht, indem wir uns taufen lassen und die Gabe des Heiligen Geistes durch das Händeauflegen derer empfangen, die Gottes Priestertumsvollmacht innehaben.
Ein Christ weiß, dass die Propheten Gottes durch alle Zeitalter hindurch Jesus Christus bezeugt haben. Genau dieser Jesus erschien, an der Seite des himmlischen Vaters, 1820 dem Propheten Joseph Smith und stellte das Evangelium und die Organisation seiner ursprünglichen Kirche wieder her.
Durch die heiligen Schriften und das Zeugnis von Joseph Smith wissen wir, dass Gott, unser Vater im Himmel, einen verherrlichten und vervollkommneten Körper aus Fleisch und Gebein hat. Jesus Christus ist sein einziggezeugter Sohn im Fleisch. Der Heilige Geist ist eine Gestalt aus Geist, und seine Aufgabe besteht darin, vom Vater und vom Sohn Zeugnis abzulegen. Die Gottheit besteht aus drei getrennten und eigenständigen Wesen, die eins sind in ihrer Absicht.
Mit diesen Lehren als Grundlage unseres Glaubens, kann es da den geringsten Zweifel oder Streit darüber geben, dass wir, die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Christen sind? Doch für jeden Christen bleibt eine einfache Frage: Was für Christen sind wir? In anderen Worten: Wo stehen wir in unserem Bemühen, Christus nachzufolgen?
Denken wir gemeinsam über dieses Erlebnis zweier Jünger Christi nach:
„Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer.
Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.
Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.“1
Als Christen von heute können wir ebenfalls unmittelbar, sofort und bestimmt handeln, so wie es Petrus und Andreas getan haben: „[Sie] ließen … ihre Netze liegen und folgten ihm.“2 Auch wir sind dazu berufen, unsere Netze liegen zu lassen und weltliche Gewohnheiten, Bräuche und Traditionen abzulegen. Auch sind wir aufgerufen, von unseren Sünden abzulassen. „[Jesus] rief die Volksmenge … zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“3 Wenn wir auf alles verzichten, was ungöttlich ist, dann beginnen wir mit der Umkehr. Durch sie kommt ein mächtiger Herzenswandel zustande, „sodass wir keine Neigung mehr haben, Böses zu tun“4.
Dieser Wandel, Bekehrung genannt, ist nur dank des Erlösers möglich. Jesus hat verheißen: „Wenn Menschen zu mir kommen, so zeige ich ihnen ihre Schwäche. … Und meine Gnade ist ausreichend für alle Menschen, die sich vor mir demütigen; denn wenn sie sich vor mir demütigen und Glauben an mich haben, dann werde ich Schwaches für sie stark werden lassen.“5 Wenn wir in Christus erneuert werden, dann ändert sich unser natürliches Wesen und wir wollen nicht mehr so sein wie vorher.
Und dennoch werden treue Christen immer wieder damit gesegnet, dass sie Schwierigkeiten und Enttäuschungen durchmachen. Wenn diese läuternden Herausforderungen auftreten, sind wir vielleicht versucht, in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Nach der Kreuzigung des Heilands erschien dieser den Frauen und sagte, dass die Brüder ihn in Galiläa finden würden. Als Petrus, der dienstälteste Apostel, nach Galiläa zurückkehrte, wandte er sich auch wieder dem zu, was er kannte – dem, was er gewohnt war. „Ich gehe fischen“6, sagte er und nahm einige Jünger mit.
Tatsächlich fischten Petrus und seine Freunde die ganze Nacht, aber sie fingen keinen einzigen Fisch. Am nächsten Morgen erschien Jesus am Ufer und rief ihnen übers Wasser zu: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus.“ Die Jünger, die im Boot zurückblieben, folgten den Anweisungen des Herrn und erkannten schnell, dass ihre Netze auf wundersame Weise zum Bersten gefüllt waren. Johannes erkannte sofort die Stimme des Heilands, und Petrus sprang augenblicklich ins Wasser und schwamm ans Ufer.7
Wenn Sie ein Christ sind, der in alte, weniger gewissenhafte Gewohnheiten zurückgefallen ist, können Sie sich an Petrus ein Beispiel nehmen. Zögern Sie nicht. Hören und erkennen Sie die Stimme des Meisters, die Sie ruft. Kehren Sie dann sogleich zu ihm zurück und empfangen Sie erneut seinen reichen Segen.
Als die Jünger ans Ufer zurückkamen, sahen sie, dass schon Fisch und Brot vorbereitet waren. „Kommt her und esst!“8, sprach Jesus zu ihnen. Als er sie speiste, fragte er Petrus dreimal: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ Als Petrus dies bejahte, bat ihn Jesus eindringlich: „Weide meine Lämmer. … Weide meine Schafe!“9
Dies ist der Aufruf Christi an jeden Christen auch heute: „Weide meine Lämmer. … Weide meine Schafe“ – mach das Evangelium bei Jung und Alt bekannt, richte sie auf, segne sie, tröste sie, ermutige sie und erbaue sie; insbesondere diejenigen, die anders denken und glauben als wir. Wir weiden seine Lämmer bei uns zu Hause, durch die Art und Weise, wie wir das Evangelium leben: Wir halten die Gebote, beten, studieren die heiligen Schriften und lieben andere so, wie er es vorgemacht hat. Wir weiden seine Schafe in der Kirche, wenn wir im Priestertumskollegium und in den Hilfsorganisationen mitarbeiten. Auch weiden wir seine Schafe überall, indem wir wahrhaft christliche Nachbarn sind und uns in wahrer Religion üben, indem wir die Witwen, die Weisen, die Armen und alle, die Hilfe benötigen, besuchen und sie unterstützen.
Vielen erscheint der Aufruf, Christ zu sein, schwierig, bisweilen vielleicht sogar überwältigend. Aber wir brauchen uns nicht fürchten oder unzulänglich fühlen. Der Heiland hat verheißen, dass er uns für sein Werk befähigen wird. „Folgt mir nach!“, sagte er. „Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“10 Wenn wir ihm folgen, beschenkt er uns mit Gaben, Talenten und der Kraft, seinen Willen zu tun, über uns hinauszuwachsen und mehr zu leisten, als wir je für möglich hielten. Dazu gehört vielleicht, dem Nachbarn das Evangelium zu erklären, die geistig Verirrten zu retten, eine Vollzeitmission zu erfüllen, im Tempel zu arbeiten, ein behindertes Kind zu erziehen, die Verlorengegangenen lieb zu haben, einem kranken Gefährten zur Seite zu stehen, Missverständnisse zu ertragen oder Bedrängnisse zu erleiden. Dazu gehört, uns bereit zu machen, wenn sein Ruf erschallt, indem wir sagen: „Ich gehe, wohin du mich heißt; ich rede, was du mich heißt reden; [ich tue, was du mich heißt tun,] und wie du willst, so will ich sein.“11
Wir folgen Jesus Christus nach, wenn wir so sind, wie der Vater im Himmel es möchte. Ich bezeuge, dass er uns beständig aufruft, ihm zu folgen. Wenn Sie gerade erst lernen, was es für Heilige der Letzten Tage bedeutet, Christ zu sein, oder wenn Sie sich nicht umfassend in der Kirche beteiligt haben, jetzt dem Herrn aber wieder nachfolgen möchten – haben Sie keine Angst! Die ersten Jünger des Herrn waren alles neue Mitglieder der Kirche, gerade erst zu seinem Evangelium bekehrt. Jesus belehrte geduldig einen jeden. Er half ihnen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Er nannte sie seine Freunde und legte sein Leben für sie nieder. Und er hat das Gleiche auch schon für Sie und für mich getan.
Ich bezeuge, dass wir durch seine unbegrenzte Liebe und Gnade zu immer besseren Christen werden können. Bedenken Sie die folgenden christlichen Eigenschaften. Was machen wir, um sie in uns zu verstärken?
Christliche Nächstenliebe. Der Heiland schätzte jeden Einzelnen. Er war freundlich, hatte Mitgefühl für alle und verließ die 99, um das eine Schaf zu finden12, denn für ihn „sind sogar die Haare auf [unserem] Kopf … gezählt“13.
Christlicher Glaube. Trotz Versuchungen, Prüfungen und Verfolgungen vertraute der Heiland unserem Vater im Himmel und entschied sich, seinen Geboten treu und gehorsam zu sein.
Christliche Opferbereitschaft. Sein ganzes Leben lang gab der Herr von seiner Zeit und seiner Kraft. Letztendlich gab er – durch das Sühnopfer – sogar sich selbst, damit alle Kinder Gottes auferstehen und das ewige Leben ererben können.
Christliche Fürsorge. Wie der barmherzige Samariter rettete der Herr beständig die Menschen, die um ihn waren. Er hatte sie lieb und kümmerte sich um sie, ungeachtet ihrer kulturellen Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer Umstände.
Christlicher Dienst am Nächsten. Ob er am Brunnen Wasser schöpfte, Fisch zubereitete oder staubige Füße wusch – der Heiland brachte seine Zeit damit zu, anderen zu dienen. Er richtete die Müden auf und stärkte die Schwachen.
Christliche Geduld. In seinen Sorgen und Leiden harrte der Heiland auf seinen Vater. Voller Geduld mit uns harrt er auch darauf, dass wir zu uns kommen und dann zu ihm nach Hause.
Christlicher Friede. Während seines ganzen Wirkens warb er für Verständnis und trat er für Frieden ein. Besonders unter seinen Jüngern verbreitete er, dass Christen nicht mit anderen Christen streiten dürfen, trotz unterschiedlicher Auffassungen.
Christliche Vergebungsbereitschaft. Er trug uns auf, diejenigen zu segnen, die uns fluchen. Er zeigte uns, wie das geht, als er um Vergebung für diejenigen betete, die ihn kreuzigten.
Christliche Bekehrung. Wie Petrus und Andreas erkennen viele die Wahrheit des Evangeliums, sobald sie es hören. Sie sind sogleich bekehrt. Bei anderen dauert es möglicherweise etwas länger. In einer Offenbarung, die durch Joseph Smith ergangen ist, lehrte der Heiland: „Was von Gott ist, das ist Licht; und wer Licht empfängt und in Gott verbleibt, empfängt mehr Licht; und jenes Licht wird heller und heller bis zum vollkommenen Tag“14 – dem vollkommenen Tag unserer Bekehrung. Jesus Christus ist „das Licht und der Erlöser der Welt; der Geist der Wahrheit“15.
Christliches Ausharren bis ans Ende. Es verging kein Tag, an dem der Heiland nicht den Willen seines Vaters tat. Er lebte vielmehr rechtschaffen, gütig, barmherzig und wahrhaftig bis ans Ende seines irdischen Daseins.
Dies sind einige der Eigenschaften derjenigen, die die Stimme des Heilands hören und beachten. Als einer seiner besonderen Zeugen auf der Erde gebe ich im Geiste Christi mein Zeugnis, dass er Ihnen heute zuruft: „Komm und folge mir nach!“16 Kommen Sie und folgen Sie dem Pfad, der zu ewigem Glück, ewiger Freude und immerwährendem Leben im Reich unseres himmlischen Vaters führt. Im Namen Jesu Christi, unseres Heilands und Erlösers. Amen.