In den frühen Zeiten der Wiederherstellung wurden Missionare oft berufen, ihr Zuhause und ihre Familie zurückzulassen, manchmal für mehrere Jahre am Stück. In dieser Szene aus einem Video, das auf eine Konferenzansprache von Elder Hales basiert (siehe Link auf der rechten Seite), winkt ein Missionar seiner Frau zum Abschied.
„Ich habe mich schon oft gefragt: Warum müssen der Sohn Gottes, seine heiligen Propheten und all die glaubenstreuen Heiligen Prüfungen und Drangsal erleiden, wo sie doch nur den Willen des Vaters im Himmel erfüllen wollen?“, sagte Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf Apostel. „Warum ist es gerade für sie so schwer? … Warum diese furchtbaren Prüfungen? Wozu? Zu welchem Zweck?“
Elder Hales beantwortete diese Fragen in seiner Ansprache bei der Herbst-Generalkonferenz 2011, als er sagte: „Wenn wir solche Fragen stellen, wird uns bewusst, dass der Zweck des Erdenlebens darin besteht, dass wir wachsen, uns entwickeln und durch eigene Erfahrungen gestärkt werden. Wie schaffen wir das? Wir finden die Antwort in den heiligen Schriften, in diesem kurzen Satz: Wir hoffen auf den Herrn.“
Auf den Herrn hoffen
„Jeder von uns erhält Prüfungen und Versuchungen. Dank dieser Herausforderungen im Leben prüfen wir selbst und unser Vater im Himmel, ob wir die Entscheidungsfreiheit dahingehend ausüben, seinem Sohn zu folgen. Gott weiß bereits, was wir noch lernen dürfen: Ganz gleich, wie schwierig unsere Lebensumstände auch sein mögen, wird uns ‚dies alles … Erfahrung bringen und … zum Guten dienen‘ (LuB 122:7).
Bedeutet das, dass wir den Sinn unserer Prüfungen immer verstehen? Hat mitunter nicht jeder von uns Grund auszurufen: ‚O Gott, wo bist du?‘ Aber natürlich! Wenn der Ehepartner stirbt, stellt der Hinterbliebene diese Frage. Sieht sich eine Familie finanziellen Schwierigkeiten gegenüber, fragt sich das der Vater. Wenn Kinder vom Weg abweichen, rufen Mutter und Vater dies schmerzerfüllt aus. Doch es stimmt: ‚Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel.‘ (Psalmen 30:6.)Und wenn wir erst an Glauben und Verständnis zugenommen haben, erheben wir uns und entscheiden uns, auf den Herrn zu hoffen, und sagen: ‚Dein Wille geschehe.‘“
Elder Hales sprach darüber, was es bedeute, auf den Herrn zu hoffen. Er merkte an, das Wort hoffen habe in den Schriften die Bedeutung „erwarten“, „ahnen“ und „auf etwas vertrauen“.
„Auf den Herrn hoffen und ihm vertrauen erfordert Glauben, Geduld, Demut, Sanftmut, Langmut und dass wir die Gebote halten und bis ans Ende ausharren“, so Elder Hales.
Die Lieder, die ungesungen blieben
Elder Quentin L. Cook vom Kollegium der Zwölf Apostel sagte, dass es unerlässlich sei, den Plan des Glücklichseins, den der Vater im Himmel aufgestellt hat, zu verstehen, wenn man lernen möchte, auf den Herrn zu hoffen.
„Zu den Fragen, die den Führern der Kirche am häufigsten gestellt werden, gehört: ‚Warum lässt ein gerechter Gott es zu, dass etwas Schlechtes geschieht, vor allem den guten Menschen?‘ ‚Warum sind redliche Menschen, die dem Herrn dienen, nicht gegen solche Schicksalsschläge gefeit?‘“
Obwohl wir nicht auf alles eine Antwort haben, so Elder Cook, kennen wir doch wichtige Grundsätze, die es denjenigen, die Schicksalsschläge durchmachen, ihnen mit Glauben und Zuversicht zu begegnen.
Grundsätze des Glaubens
Er erklärte: „Erstens: Wir haben einen Vater im Himmel, der einen jeden von uns kennt und liebt und unser Leid vollkommen versteht.
Zweitens: Sein Sohn Jesus Christus ist unser Erretter und Erlöser, dessen Sühnopfer nicht nur Errettung und Erhöhung ermöglicht, sondern auch alle Ungerechtigkeiten des Lebens ausgleichen wird.
Drittens: Zum Plan des Glücklichseins, den der Vater seinen Kindern gegeben hat, gehören nicht nur das vorirdische und das irdische Leben, sondern auch ein ewiges Leben, einschließlich einer herrlichen Wiedervereinigung mit denen, die wir verloren haben. Alles Unrecht wird wiedergutgemacht, und wir werden alles mit vollkommener Klarheit und ungetrübter Übersicht und Erkenntnis überblicken.“
Im Hinblick auf die Ewigkeit
„Aus der begrenzten Sicht derjenigen, die den Plan des Vaters weder kennen noch verstehen noch daran glauben – die die Welt mit ihren Kriegen, der Gewalt, den Krankheiten und all dem Bösen nur durch die irdische Brille betrachten –, kann das Leben bedrückend, chaotisch, ungerecht und sinnlos erscheinen. …
Viele erkennen nicht, dass nach seinem liebevollen und umfassenden Plan diejenigen, die ohne eigenes Verschulden benachteiligt zu sein scheinen, letzten Endes überhaupt nicht bestraft werden. …
Es gibt so viele verschiedene Herausforderungen. Durch einige gewinnen wir Erfahrungen, die wir brauchen. Unerwünschte Ergebnisse in unserem irdischen Dasein sind kein Beweis dafür, dass es an Glauben mangeln würde oder der Gesamtplan unseres Vaters im Himmel irgendwie unvollkommen wäre. Das Feuer des Schmelzers gibt es wirklich. Die Charaktereigenschaften und die Rechtschaffenheit, die im Schmelzofen der Bedrängnis geschmiedet werden, vervollkommnen und läutern uns und machen uns bereit, Gott zu begegnen.“
In Geduld fortfahren
Präsident Dieter F. Uchtdorf von der Ersten Präsidentschaft sprach über die Segnungen, die der Geduld und dem Vertrauen auf den Zeitplan des Herrn entspringen.
„Die Kinder Israel warteten 40 Jahre in der Wüste, ehe sie das verheißene Land betreten konnten. Jakob wartete sieben lange Jahre auf Rahel. Die Juden warteten 70 Jahre in Babylon, ehe sie zurückkehren und den Tempel wiederaufbauen konnten. Die Nephiten warteten auf das Zeichen für die Geburt Christi, obwohl sie wussten, dass sie umkommen würden, wenn das Zeichen nicht käme. Joseph Smiths Ungemach im Gefängnis zu Liberty brachte sogar den Propheten Gottes dazu, zu fragen: ‚Wie lange noch?‘
Und jedes Mal hatte der Vater im Himmel seine Gründe, warum seine Kinder warten mussten.“
Wir müssen warten
„Jeder von uns muss auf seine eigene Weise warten“, fuhr Präsident Uchtdorf fort. „Wir warten darauf, dass unsere Gebete erhört werden. Wir warten auf etwas, was uns zu dem Zeitpunkt so richtig und gut erscheint, dass wir gar nicht begreifen können, warum der Vater im Himmel uns auf die Antwort warten lässt.“
Präsident Uchtdorf erzählte von der Zeit, als er sich auf seine Kampfpilotenausbildung vorbereitete und dabei einen Großteil der seiner Grundausbildung mit körperlicher Ertüchtigung zubrachte. Dazu gehörte auch viel Dauerlauf. Beim Laufen fiel Präsident Uchtdorf auf, dass er von Männern überholt wurde, die rauchten, tranken und alles Mögliche taten, was im Widerspruch zum Evangelium und dem Wort der Weisheit stand.
„Ich weiß noch, wie ich dachte: ‚Moment mal! Bin ich nicht derjenige, der fähig sein sollte, zu laufen und nicht zu ermüden?‘ Aber ich war müde, und ich wurde von Leuten überholt, die definitiv nicht das Wort der Weisheit befolgten. Ich muss gestehen, dass mir das damals zu schaffen machte. Ich fragte mich, ob die Verheißung echt war oder nicht.
Die Antwort kam nicht sofort. Doch letzten Endes merkte ich, dass Gottes Verheißungen nicht immer so schnell oder auf die Weise erfüllt werden, wie wir es vielleicht erhoffen; es geschieht nach seinem Zeitplan und auf seine Weise. Jahre später konnte ich die zeitlichen Segnungen klar erkennen, die man erhält, wenn man das Wort der Weisheit hält – zusätzlich zu den geistigen Segnungen, die man umgehend erhält, weil man ein Gesetz Gottes befolgt. Rückblickend kann ich mit Gewissheit sagen, dass sich die Verheißungen des Herrn vielleicht nicht immer schnell, aber doch gewiss erfüllen.“