1990–1999
Die Segnungen des Tempels erhalten
April 1999


Die Segnungen des Tempels erhalten

Es ist ein Ort des Friedens, der Ruhe und der Inspiration. Der regelmäßige Besuch des Tempels bereichert Ihr Leben und verleiht ihm einen tieferen Sinn.

Eine der schönsten, tröstlichsten Lehren des Herrn, eine, die unermeßlichen Frieden, Glück und grenzenlose Freude schenkt, ist der Grundsatz, den wir die ewige Ehe nennen. Diese Lehre bedeutet, daß ein Mann und eine Frau, die einander innig lieben und die durch die Prüfungen, die Freude, das Leid und das Glück eines gemeinsamen Lebens zusammengewachsen sind, jenseits des Schleiers für immer mit ihren Kindern, die sich diese Segnung verdient haben, zusammen leben können. Das ist nicht nur ein äußerst beruhigender Traum, sondern Realität. Jeder Mann und jede Frau, die die Freude der Ehe hier auf der Erde erlebt haben, wünschen sich diese Segnung. Aber nur diejenigen, die die vom Herrn festgelegten Bedingungen erfüllen, werden diese himmlische Gabe erhalten. Ich bezeuge, daß alles, was mich wirklich glücklich macht, seinen Ursprung in den heiligen Handlungen des Tempels hat. Entschließt euch jetzt, die heiligen Handlungen des Tempels zur richtigen Zeit zu empfangen. Laßt euch durch nichts von diesem Entschluß abbringen.

Wenn ihr jetzt bereit seid, die heiligen Handlungen des Tempels zu empfangen, dann bereitet euch sorgfältig auf dieses krönende Ereignis vor. Ehe ihr in den Tempel geht, habt ihr eine Unterredung mit eurem Bischof und mit eurem Pfahlpräsidenten, damit ihr einen Tempelschein erhalten könnt. Seid offen und ehrlich zu ihnen. Diese Unterredung ist kein Test, den man bestehen muß, sondern ein wichtiger Schritt, um festzustellen, ob ihr die nötige Reife und geistige Einsicht besitzt, um die höchsten heiligen Handlungen zu empfangen und die erbauenden Bündnisse zu schließen, die im Haus des Herrn vollzogen werden. Die Würdigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, die Segnungen des Tempels zu erhalten. Wer so töricht ist, den Tempel unwürdig zu betreten, wird dafür schuldig gesprochen.

Ein würdiger Charakter wird am besten dadurch geformt, daß man sein Leben lang beständig richtige Entscheidungen trifft, die auf den Lehren des Herrn beruhen. Ich möchte kurz zu denen sprechen, die sich auf die schöne Zeit der Entdeckung vorbereiten, in der man umeinander wirbt und die dann zur ewigen Ehe führt. Das kann eine wunderschöne Zeit des Wachsens und gemeinsamen Erlebens sein. Eine Zeit, in der ihr eure Gedanken, euer Verhalten und eure Pläne auf zwei Personen konzentrieren solltet: die Eltern eurer zukünftigen Kinder. Bereitet euch darauf vor, gute Eltern zu werden, indem ihr während dieser Zeit des Werbens in Gedanken und Tat immer völlig würdig seid.

Um eine ewige Ehe zu schließen, ist mehr notwendig als ein hübsches Gesicht oder eine attraktive Figur. Da gibt es mehr zu bedenken als die Frage, ob jemand beliebt ist oder Charisma besitzt. Wenn ihr nach einem ewigen Partner beziehungsweise nach einer ewigen Partnerin sucht, dann sucht nach jemand, der die wesentlichen Eigenschaften entwickelt, die zum Glück führen: eine tiefe Liebe zum Herrn und zu seinen Geboten ­ der Entschluß, danach zu leben ­ freundlich und verständnisvoll, bereit, anderen zu vergeben, willens, von sich selbst zu geben ­ der Wunsch, eine Familie zu haben, die durch wunderbare Kinder vollendet wird, und der feste Entschluß, sie zu Hause in den wahren Grundsätzen zu unterweisen. Ein wesentlicher Punkt für die Wahl einer zukünftigen Frau ist ihr Wunsch, Frau und Mutter zu werden. Sie soll die heiligen Eigenschaften entwickeln, die Gott seinen Töchtern geschenkt hat, damit sie eine großartige Frau und Mutter werden kann: Geduld, Freundlichkeit, Liebe zu Kindern, der Wunsch, lieber für ihre Kinder zu sorgen, als eine berufliche Karriere anzustreben. Sie soll eine gute Ausbildung erwerben, um sich auf die Anforderungen des Mutterseins vorzubereiten. Ein zukünftiger Ehemann soll außerdem sein Priestertum ehren und es dazu einsetzen, anderen zu dienen. Sucht nach einem Mann, der seine Rolle als Ernährer der Familie akzeptiert, der fähig ist, dieser Aufgabe nachzukommen, und eifrig bemüht ist, sich auf die Erfüllung dieser Aufgabe vorzubereiten.

Ich empfehle euch, viele mögliche Kandidaten, die noch dabei sind, diese Eigenschaften zu entwickeln, nicht zu ignorieren, indem ihr nach dem sucht, der darin vollkommen ist. Ihr werdet diese vollkommene Person ziemlich sicher nicht finden, und falls doch, hätte sie ziemlich sicher kein Interesse an euch. Diese Eigenschaften lassen sich am besten gemeinsam, als Mann und Frau, vervollkommnen.

Da viele Aspekte der Tempelerfahrung bedeutend anders sind als die regulären Gottesdienste, laßt euch von eurem Bischof darüber beraten, wie ihr euch vorbereiten könnt. Er kann dafür sorgen, daß jemand, der sich auskennt, wichtige Aspekte des Tempels mit euch bespricht, damit ihr dieses heilige Erlebnis besser verstehen könnt und schätzen lernt. Die Begabung und die Siegelungsverordnungen im Tempel sind so herrlich und bedeutungsvoll, daß ihr euch genügend Zeit nehmen solltet, diese heiligen Handlungen zu empfangen und über ihre Bedeutung nachzusinnen. Vielleicht wollt ihr zwei Tempelbesuche daraus machen. Nehmt möglichst bei eurem ersten Besuch jemanden eures Geschlechts als Begleiter mit, jemand, der die Begabung bereits empfangen hat ­ ein Mitglied eurer Familie oder einen guten Freund, eine gute Freundin. Weil das Erlebnis im Tempel so heilig ist, laßt ihr euch besser nur von wenigen Verwandten oder guten Freunden begleiten. Laßt nicht zu, daß Empfänge, Hochzeitsessen, Verabschiedungen und sonstige Aktivitäten bedeutender werden als das heilige Erlebnis im Tempel. Vor allem, seid nicht übermäßig besorgt. Ihr werdet bei jedem Schritt von fürsorglichen Tempelarbeitern begleitet, die mit den heiligen Handlungen im Tempel vertraut sind. Ihnen liegt viel daran, aus eurem Besuch das herrliche Erlebnis zu machen, das ihr erwartet.

Außerhalb des Tempels sprechen wir nicht ausführlich über die heiligen Geschehnisse, die sich dort ereignen. Im Tempel gibt es jedoch bevollmächtigte Personen, die helfen können, Antworten auf eure Fragen zu finden. Bei eurem ersten Besuch erhaltet ihr von bevollmächtigten Personen sorgfältig vorbereitete konkrete Unterweisungen im Hinblick auf das, was außerhalb des Tempels nicht besprochen werden darf. Möge euer erstes Erlebnis im Tempel so bewegend und inspirierend sein, wie meines es war. Es wird so sein, wenn ihr euch sorgfältig vorbereitet.

Seid würdig. Sich während der Zeit vor der Eheschließung auf intime Handlungen einzulassen, die nur der Ehe vorbehalten sind, stellt eine übertretung dar. So etwas beleidigt den Heiligen Geist, und es legt die Grundlage für Herzeleid und Enttäuschung und kann Eigenschaften verbergen, die dann im Ehebund Konflikte schaffen oder Unvereinbarkeit der Charaktere bedeuten. Samen des Mißtrauens, die einmal zur Scheidung oder zum Verlust der Tempelsegnungen führen können, werden oft dadurch gesät, daß die Gesetze der Reinheit verletzt werden. Begeht diesen Fehler nicht.

Wenn ihr im Haus des Herrn für immer aneinander gesiegelt werdet, wird eine neue Familie geschaffen. Eure Eltern, die seit eurer Geburt direkt für euch verantwortlich waren, haben jetzt nur noch eine beratende Funktion. Ihr Rat ist kostbar. Aber ihr trefft jetzt gemeinsam mit eurem ewigen Partner die Entscheidungen. Als Mann und würdiger Priestertumsträger folgt ihr dem Beispiel des Erretters, dessen Priestertum ihr tragt. Euch selbst für eure Frau und eure Kinder zu geben, darauf werdet ihr euch in eurem Leben hauptsächlich konzentrieren. Ihr werdet bestätigen, daß es lohnender ist, von sich selbst zu geben, als bedient zu werden. Manchmal versucht ein Mann, das Geschick der Mitglieder seiner Familie zu beherrschen. Er trifft alle Entscheidungen. Seine Frau ist seinen Launen unterworfen. Ob das üblich ist oder nicht, spielt keine Rolle. Es ist nicht die Weise des Herrn. Es ist nicht die Art und Weise, wie ein Heiliger der Letzten Tage seine Frau und seine Kinder behandelt.

Ich bin so dankbar, daß Präsident Hinckley vom Herrn inspiriert wurde, in einem noch nie dagewesenen Ausmaß neue Tempel zu bauen, so daß die heiligen Handlungen den Mitgliedern überall auf der Welt leichter zugänglich sind. Wenn Sie, Brüder und Schwestern, die heiligen Handlungen des Tempels bereits empfangen haben, jetzt aber nicht mehr regelmäßig den Tempel besuchen, obwohl ein Tempel in der Nähe ist, lade ich Sie aus tiefstem Herzen ein, wieder zum Tempel zu kommen. Dafür gibt es viele Gründe. Es ist ein Ort des Friedens, der Ruhe und der Inspiration. Der regelmäßige Besuch des Tempels bereichert Ihr Leben und verleiht ihm einen tieferen Sinn. Und Sie können dadurch Ihren verstorbenen Vorfahren die erhöhenden heiligen Handlungen ermöglichen, die Sie empfangen haben. Gehen Sie in den Tempel. Sie wissen, daß es richtig ist. Tun Sie es jetzt.

Die heiligen Handlungen des Tempels sind voll symbolischer Bedeutung, so daß man ein Leben lang darüber nachsinnen und dazulernen kann. Denken Sie über jedes Wort und jede Handlung im Tempel nach. Befassen Sie sich damit, wie sie zueinander in Beziehung stehen. Wenn Sie über die Bedeutung nachdenken, betrachten Sie sie im Hinblick auf Ihre Beziehung zum Erretter und auf seine Beziehung zum Vater im Himmel. überlegen Sie, wie der Einblick, den Sie erlangen, Ihr irdisches Leben verbessert, indem er dem, was wirklich wesentlich ist, die richtige Bedeutung verleiht. Treffen Sie Vorkehrungen, stellvertretend für verstorbene Vorfahren an den siegelnden heiligen Handlungen, den übrigen heiligen Handlungen und der Begabung teilzunehmen. Wenn ich stellvertretend für einen anderen heilige Handlungen empfange, halte ich es für nützlich, mich mit dieser Person zu befassen. Ich denke an diese Person und bete, daß sie die heiligen Handlungen annimmt und davon profitiert. Tun Sie das mit dem Gebet im Herzen, daß der Heilige Geist Ihren Sinn erhellt und Ihr Leben bereichert. Solche würdigen Gebet werden erhört.

Ich möchte von einem persönlichen Erlebnis erzählen, um all denen zu helfen, denen die Erwähnung der ewigen Ehe schmerzlich ist, weil sie glauben, daß sich ihr Ehepartner aufgrund tief verwurzelter Eigenschaften oder Gewohnheiten nicht für dieses heilige Erlebnis bereit machen wird. Als meine Frau und ich etwa fünf Jahre verheiratet waren, erlebten wir etwas, was uns geistig wachsen ließ. Unser geliebter zweijähriger Sohn Richard starb infolge einer Operation, bei der ein angeborener Herzfehler behoben werden sollte. Nur sechs Wochen später starb unsere Tochter Andrea bei der Geburt. Mein Vater, der damals kein Mitglied der Kirche war, liebte den kleinen Richard sehr. Er sagte zu meiner inaktiven Mutter: “Ich kann nicht begreifen, wie Richard und Jeanene den Verlust ihrer Kinder einfach so annehmen können.”

Meine Mutter hatte eine Eingebung und sagte: “Kenneth, sie sind im Tempel gesiegelt. Sie wissen, daß ihre Kinder in Ewigkeit bei ihnen sein werden, wenn sie rechtschaffen leben. Aber du und ich, wir werden unsere fünf Söhne nicht bei uns haben, weil wir diese Bündnisse nicht geschlossen haben.” Mein Vater dachte über diese Worte nach. Er begann sich mit den Pfahlmissionaren zu treffen und ließ sich bald darauf taufen. Etwas mehr als ein Jahr später wurden meine Mutter, mein Vater und wir Kinder im Idaho-Falls-Tempel gesiegelt. Später legte Präsident Kimball meinem Vater die Hände auf, verhieß ihm die Vitalität und Kraft der Jugend und übertrug ihm die Siegelungsvollmacht. Er arbeitete elf Jahre lang als Siegeler im Washington-Tempel, und meine Mutter war an seiner Seite. Tun Sie Ihren Teil. Geben Sie die Hoffnung auf eine Tempelehe niemals auf.

Wenn Sie alleinstehend sind und keine echte Aussicht auf eine celestiale Ehe haben, dann leben Sie so, daß Sie ihrer würdig sind. Beten Sie darum. Akzeptieren Sie den Zeitplan des Herrn. Weichen Sie in keiner Weise von Ihren Grundsätzen ab, denn das würde ausschließen, daß Sie diese Segnung auf dieser oder der anderen Seite des Schleiers empfangen. Der Herr kennt die Absichten Ihres Herzens. Seine Propheten haben erklärt, daß Sie diese Segnung erhalten werden, wenn Sie sich ständig darum bemühen, sich dafür bereit zu machen. Wir wissen nicht, ob das auf dieser oder auf der anderen Seite des Schleiers sein wird. Aber leben Sie entsprechend. Beten Sie darum.

Ich kenne die einzigartige Freude, die eine ewige Ehe mit sich bringt, die an einem Altar im Tempel durch die heilige Siegelungsvollmacht vollzogen wurde. Wenn wir rechtschaffen sind, entschlossen, von uns selbst zu geben, gehorsam gegenüber den Geboten Gottes und willens, gemeinsam in allem nach seinem Willen zu trachten, nimmt diese Freude zu. Mir fehlen die Worte, um die Erfüllung und den Frieden zu beschreiben, die wir durch diese überirdische Erfahrung erleben, selbst wenn das herrliche gemeinsame Leben auf der Erde eine Zeitlang unterbrochen wird. Diese Freude und dieses Glück wünsche ich mir so sehr für jeden von Ihnen. Noch viel wichtiger ist aber, daß es das ist, was sich der Vater im Himmel für Sie wünscht.

Kommen Sie zum Tempel, und zwar jetzt! Das wird ein großer Segen in Ihrem Leben sein und denen auf der anderen Seite des Schleiers die notwendigen heiligen Handlungen ermöglichen, die sie selbst nicht erlangen können.

Ich bezeuge, daß sich der Erretter mit unvorstellbarem Schmerz und Leiden und zu einem unermeßlichen Preis das Recht erworben hat, unser Mittler, unser Erlöser und schließlich unser Richter zu sein. Dadurch, daß Sie an ihn glauben und die notwendigen heiligen Handlungen und Bündnisse empfangen, erwerben Sie das Recht, die Segnungen einer ewigen Ehe zu empfangen, die durch sein unbegrenztes Sühnopfer ermöglicht werden. Im Namen Jesu Christi, amen.