2010–2019
Damit eure Freude vollkommen wird
Herbst-Generalkonferenz 2017


11:23

Damit eure Freude vollkommen wird

Jesus Christus ist die Quelle aller Heilung, allen Friedens und allen ewigen Fortschritts.

Brüder und Schwestern, es ist eine Freude, bei Ihnen zu sein. Und genau darüber möchte ich heute Morgen zu Ihnen sprechen – wie man eine Fülle der Freude haben kann.

Vor kurzem las ich in der Zeitung die Schlagzeile: „Katastrophen erschüttern die Nation [und] die Welt.“ Ob Wirbelstürme oder Überschwemmungen, Hitzewellen oder Dürren, Flächenbrände oder Erdbeben, Kriege oder verheerende Krankheiten – „die ganze Erde [scheint] in Aufruhr [zu] sein“.

Millionen Menschen wurden vertrieben, bei Unzähligen haben diese Prüfungen den Lauf ihres Lebens durchkreuzt. Streit in der Familie oder in der Gesellschaft sowie der innere Kampf mit Angst, Zweifeln und unerfüllten Erwartungen wühlen uns ebenfalls auf. Es kann schwierig sein, die Freude zu empfinden, von der Lehi sagte, sie sei der Zweck unseres Lebens. Wir alle haben uns schon zuweilen gefragt: „Wo wird mir Trost zuteil, wo find ich Frieden?“ Wir fragen uns, wie wir trotz der Schwierigkeiten des irdischen Lebens Freude finden sollen.

Die Antwort erscheint vielleicht zu einfach, hat sich jedoch schon seit den Tagen Adams als wahr erwiesen. Anhaltende Freude finden wir, wenn wir den Blick auf unseren Erretter Jesus Christus richten und das Evangelium leben, wie er es uns vorgelebt und gelehrt hat. Je mehr wir über Jesus Christus erfahren, je mehr wir an ihn glauben und je mehr wir ihm nacheifern, desto klarer erkennen wir, dass er die Quelle aller Heilung, allen Friedens und allen ewigen Fortschritts ist. Er lädt jeden von uns ein, zu ihm zu kommen, eine Einladung, die Präsident Henry B. Eyring als „die wichtigste Einladung …, die jemand annehmen kann“, bezeichnet hat.

Mehr über Jesus Christus erfahren

Wie kommen wir zu ihm? Letzten April haben Präsident Russell M. Nelson und Elder M. Russell Ballard uns aufgerufen, uns eingehend mit der Erklärung „Der lebendige Christus“ zu befassen, um mehr über den Erretter zu erfahren. Viele sind diesem Aufruf gefolgt und gesegnet worden. Vor kurzem schenkte eine gute Freundin ihren erwachsenen Kindern eine mit Bildern zum Evangelium versehene Ausgabe dieser Erklärung, die jeden Satz darin veranschaulichten. Sie ermunterte ihre Kinder, ihren Enkelkindern dabei zu helfen, dieses Zeugnis der Apostel zu verstehen und auswendig zu lernen. Einige Zeit später zeigte mir meine Freundin ein Video von ihrer sechsjährigen Enkeltochter Laynie, die es auswendig gelernt hatte und begeistert und selbstsicher vortrug. Da wurde mir klar: Wenn eine Sechsjährige das kann, kann ich es auch!

Laynie hat die Erklärung „Der lebendige Christus“ auswendig gelernt

Seit ich mich bewusster mit dem Leben und den Lehren Jesu Christi beschäftige und die Erklärung ‚Der lebendige Christus‘ auswendig gelernt habe, empfinde ich noch mehr Dankbarkeit und Liebe für unseren Erretter. Jeder Satz dieser inspirierten Erklärung enthält eine Predigt und hat mein Verständnis von den göttlichen Aufgaben und der irdischen Mission Jesu erweitert. Was ich in dieser Zeit, in der ich lernte und nachdachte, erkannt und empfunden habe, hat mir bestätigt, dass Jesus wahrhaftig „das Licht, das Leben und die Hoffnung der Welt“ ist. Heilige Schrift aus alter Zeit sowie Worte neuzeitlicher Propheten, die zu seinem Lob geschrieben oder gesprochen wurden, legen Zeugnis dafür ab, dass „sein Weg … der Pfad [ist], der zu Glück hier auf der Erde und zu ewigem Leben im Jenseits führt“.

An Jesus Christus glauben

Wenn Sie sich auf vielfältige Weise mit dem Leben und den Lehren Christi befassen, nimmt Ihr Glaube an ihn zu. Sie werden erkennen, dass er Sie persönlich liebt und Sie voll und ganz versteht. Im Laufe der 33 Jahre seines Erdenlebens erlitt er Ablehnung, Verfolgung, Hunger, Durst und Erschöpfung, Einsamkeit, verbale und körperliche Misshandlung und schließlich durch die Hand von Sündern einen qualvollen Tod. Im Garten Getsemani und am Kreuz auf Golgota durchlitt er alle unsere Schmerzen, Bedrängnisse, Versuchungen, Krankheiten und Schwächen.

Was wir auch erlitten haben, er ist die Quelle der Heilung. Jeder, der in irgendeiner Form Misshandlung oder Missbrauch, erschütternde Verluste, chronische Krankheiten oder beschwerliche Leiden, falsche Anschuldigungen oder boshafte Verfolgung erlebt hat oder aufgrund von Sünde oder Missverständnissen geistig Schaden genommen hat, kann durch den Erlöser der Welt geheilt werden. Der Erlöser jedoch tritt nicht unaufgefordert ein. Wir müssen zu ihm kommen und ihm erlauben, seine Wunder zu vollbringen.

Eines schönen Frühlingstages ließ ich die Tür offen, um die frische Luft zu genießen. Ein kleiner Vogel flog durch die offene Tür herein und bemerkte dann, dass er gar nicht dort war, wo er sein wollte. Verzweifelt flog er im Zimmer umher und beim Versuch, zu entkommen, wiederholt auch gegen die Fensterscheibe. Ich wollte ihn vorsichtig in Richtung Tür lenken, aber er hatte Angst und flatterte jedes Mal davon. Schließlich landete er verwirrt und erschöpft auf der Gardinenstange. Ich nahm einen Besen und schob diesen langsam mit den Borsten voran an die Stelle, wo der Vogel angespannt saß. Als ich den Besenkopf neben seine Füße hielt, stieg der Vogel zaghaft auf die Borsten. Langsam, ganz langsam ging ich zur offenen Tür und hielt den Besen so ruhig wie möglich. Sobald wir die offene Tür erreicht hatten, flog der Vogel flink in die Freiheit.

So wie dieser Vogel haben wir manchmal Angst, zu vertrauen, weil wir Gottes uneingeschränkte Liebe und seinen Wunsch, uns zu helfen, nicht verstehen. Wenn wir uns jedoch mit dem Plan des himmlischen Vaters und mit der Mission Jesu Christi befassen, erkennen wir, dass es ihnen allein um unser ewiges Glück und unseren ewigen Fortschritt geht. Sie helfen uns nur zu gern, wenn wir bitten, suchen und anklopfen. Wenn wir Glauben ausüben und uns demütig ihren Antworten öffnen, werden wir von den Beschränkungen befreit, die uns unsere Missverständnisse und falschen Annahmen auferlegen, und können uns den Weg nach vorn zeigen lassen.

Jesus Christus ist auch die Quelle des Friedens. Er ermuntert uns, uns „auf seinen starken Arm zu stützen“, und verheißt den Frieden, „der alles Verstehen übersteigt“ und den wir empfinden, wenn der Heilige Geist „unserer Seele Frieden [zuspricht]“, ganz gleich, welche Schwierigkeiten uns umgeben. Ob es sich um persönliche Kämpfe, Probleme in der Familie oder Krisen in der Gesellschaft handelt, wir erfahren Frieden, wenn wir darauf vertrauen, dass Gottes einziggezeugter Sohn die Macht hat, unsere schmerzende Seele zu trösten.

Snježana Podvinski, ein Mitglied aus Kroatien

Snježana Podvinski, die zu der kleinen Anzahl Mitglieder in Karlovac in Kroatien gehört, stützte sich auf den Erretter, als ihr Mann und ihre Eltern letztes Jahr innerhalb von sechs Monaten starben. Sie trauerte, aber sie hatte ein Zeugnis davon, dass die Familie ewig bestehen kann, und verwendete daher ihre gesamten Ersparnisse auf eine Fahrt zum Tempel, wo sie an ihren Mann und ihre Eltern gesiegelt wurde. Sie sagt, dass diese Tage im Tempel ein Höhepunkt in ihrem Leben waren. Wegen ihres festen Zeugnisses von Jesus Christus und seinem Sühnopfer verspürte sie Frieden und erfuhr Heilung, wodurch sie auch den Menschen in ihrem Umfeld Kraft geben konnte.

Der Glaube an Jesus Christus bringt neben Heilung und Frieden noch weiteren Segen mit sich. Präsident Henry B. Eyring sagte: „Wie Sie bin ich dankbar dafür, dass der Herr mir auf vielerlei Weise den Beistand und Tröster gesandt hat, wenn ich Frieden brauchte. Unserem Vater im Himmel geht es jedoch nicht nur darum, uns beizustehen und zu trösten, sondern noch viel mehr um den Fortschritt, der uns emporführt.“

Dem Sühnopfer Jesu Christi, das die Gabe der Erlösung und die Gabe der Auferstehung umfasst, verdanken wir, dass wir umkehren, uns ändern und ewig Fortschritt machen können. Der Kraft, die er uns gibt, wenn wir gehorsam sind, verdanken wir, dass wir mehr werden können, als wir jemals aus eigener Kraft werden könnten. Wie das geht, verstehen wir vielleicht nicht ganz. Aber jeder von uns, der verspürt, wie sein Glaube an Christus wächst, versteht auch seine eigene göttliche Herkunft und Bestimmung besser, was wiederum dazu führt, dass wir Entscheidungen treffen, die mit dieser Erkenntnis in Einklang stehen.

Einer Welt zum Trotz, die uns auf das Niveau eines Tieres herabsetzen will, gibt uns die Erkenntnis, dass Gott unser Vater ist, die Gewissheit, dass wir ein göttliches Potenzial und königliche Anlagen haben. Einer Welt zum Trotz, die uns sagt, dass das Leben eine Sackgasse sei, schenkt uns die Erkenntnis, dass Gottes einziggezeugter Sohn uns die Erlösung und die Auferstehung ermöglicht hat, Hoffnung auf ewigen Fortschritt.

Jesus Christus nacheifern

Wenn wir mehr über Jesus Christus erfahren, entwickeln wir größeren Glauben an ihn und wollen ganz selbstverständlich seinem Beispiel folgen. Seine Gebote zu halten wird zu unserem größten Wunsch. Unser Herz sehnt sich danach, das Leid anderer zu lindern, so wie er es getan hat. Wir wollen, dass auch sie den Frieden und das Glück erfahren, das wir gefunden haben.

Warum hat es so große Auswirkungen, wenn wir versuchen, so zu handeln wie er? Weil der Heilige Geist für ewige Wahrheit Zeugnis ablegt, wenn wir unseren Glauben in die Tat umsetzen. Jesus weist seine Jünger an, seine Gebote zu halten, weil er weiß, dass wir nach und nach Freude erfahren, wenn wir seinem Beispiel folgen, und schließlich, wenn wir weiter seinem Weg folgen, eine Fülle der Freude erlangen. Er erklärte: „Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.“

Gründet sich unser Zeugnis auf eine felsenfeste Grundlage, nämlich Jesus Christus und sein Evangelium? Oder halten wir verzweifelt nach einem Selbsthilfebuch oder einem Internetpost Ausschau, wenn uns die Stürme des Lebens bedrängen? Wenn wir uns Zeit nehmen, unsere Erkenntnis und unser Zeugnis von Jesus Christus aufzubauen und zu stärken, zahlt sich das in Zeiten der Prüfung und der Bedrängnis vielfältig aus. Täglich in den Schriften lesen und über die Worte der lebenden Propheten nachdenken, persönlich innig beten, jede Woche bewusst vom Abendmahl nehmen, dem Nächsten so dienen, wie der Erretter es tun würde – das alles sind einfache Bausteine, mit denen man ein Leben voller Freude aufbauen kann.

Was bringt Ihnen Freude? Am Ende eines langen Tages Ihre Lieben zu sehen? Eine Arbeit zufriedenstellend erledigt zu haben? Das Leuchten in den Augen eines Menschen, dessen Last Sie mitgetragen haben? Der Text eines Kirchenliedes, der Sie tief berührt? Der Händedruck eines guten Freundes? Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, über Ihre Segnungen nachzudenken, und überlegen Sie, wie Sie sie weitergeben können. Wenn Sie sich anderen zuwenden und Ihre Brüder und Schwestern in Ihrer Nachbarschaft oder auf der ganzen Welt, die ja so sehr in Aufruhr ist, aufrichten, werden Sie mehr Frieden verspüren, mehr Heilung erfahren, ja, und größeren Fortschritt machen.

Kommen Sie zu Christus. Ich bezeuge: Wenn Sie Ihr Leben auf Jesus Christus ausrichten, werden Sie Freude finden, wie Ihre Lebensumstände auch aussehen mögen. Ja, der „Herr, mein Freund“, ist die Antwort. Schaffen Sie Zeit und nehmen Sie sich Zeit dafür, Jesus Christus kennenzulernen, indem Sie sich eingehend mit ihm befassen, größeren Glauben an ihn entwickeln und danach streben, immer mehr wie er zu werden. Dann werden auch wir uns dazu angeregt fühlen, wie die kleine Laynie zu sagen: „Gott sei gedankt für diese unvergleichliche Gabe, nämlich dafür, dass er uns seinen Sohn geschenkt hat.“ Im gesegneten und heiligen Namen Jesu Christi. Amen.