2011
Ein Bund gilt für immer
April 2011


Ein Bund gilt für immer

Wenn es um Entscheidungen geht, die ich im Zusammenhang mit einem Bund mit meinem liebevollen Vater im Himmel getroffen habe, spielt die Meinung der Welt keine Rolle.

Als ich zu den Jungen Damen gehörte, gab unsere JD-Leiterin uns allen ein Geschenk: ein Bild vom Tempel. Sie sprach mit uns über Bündnisse und darüber, wie wichtig es war, ein reines Leben zu führen. Dann forderte sie uns auf, uns das Ziel zu setzen, eines Tages in den Tempel zu gehen.

Ich nahm mir den Rat dieser Schwester zu Herzen und beschloss, auf diese Vorbereitung großen Wert zu legen. In Costa Rica gab es damals keinen Tempel, aber ich wusste durch meine Taufe, die noch nicht lange zurücklag, was ein Bund war, und freute mich auf die Gelegenheit, weitere Bündnisse mit dem Herrn zu schließen.

Ich war damals die Einzige in meiner Familie, die der Kirche angehörte, und so erfuhr ich zu Hause nichts über das Evangelium. Doch ich nahm mir vor, mich selbst mit den Evangeliumsgrundsätzen zu befassen und sie zu befolgen. Zu meiner Vorbereitung gehörte, dass ich am Seminar teilnahm, obwohl es sehr früh jeden Morgen stattfand. Dazu gehörte auch, dass ich mich nicht mit einem Jungen verabredete, bevor ich sechzehn war. Und es bedeutete, nach dem Gesetz der Keuschheit zu leben – nicht gerade etwas, was bei meinen Altersgenossen üblich oder weit verbreitet war. Ich wusste aber, dass ich mich daran halten konnte, weil ich es dem Herrn versprochen hatte.

Das Schriftstudium im Seminar und mein eigenes Schriftstudium festigten meinen Entschluss, ein keusches, reines Leben zu führen. Vor allem das Beispiel der zweitausend jungen Soldaten machte mir Mut. Wie es in Alma 53:20,21 heißt, waren diese jungen Männer „wegen ihres Mutes und auch ihrer Stärke und Regsamkeit überaus tapfer; aber siehe, dies war nicht alles – es waren Männer, die zu allen Zeiten und in allem, was ihnen anvertraut war, treu waren. … Ja, es waren Männer der Wahrheit und Ernsthaftigkeit, denn man hatte sie gelehrt, die Gebote Gottes zu halten und untadelig vor ihm zu wandeln.“ Auch ich wollte dem, was mir anvertraut war, treu sein – auch meinem Taufbund.

Ich wurde berufen, als Missionarin in der El-Salvador-Mission San Salvador Ost zu dienen, und dabei lernte ich noch mehr über die Bedeutung von Bündnissen. Als ich im Tempel das Endowment empfing, kam mir Lehre und Bündnisse 82:10 in den Sinn: „Ich, der Herr, bin verpflichtet, wenn ihr tut, was ich sage; tut ihr aber nicht, was ich sage, so habt ihr keine Verheißung.“ Während meiner ganzen Mission motivierte mich der Gedanke an einen solchen Bund – dass wir unseren Teil tun und der Herr seinen Teil beiträgt –, mein Bestes zu geben. Wenn ich mich daran hielt, wurden meine Mitarbeiterinnen und ich bei unserer Arbeit gesegnet.

Meine Mission liegt nun schon viele Jahre zurück, aber mir gibt es nach wie vor Kraft, wenn ich meine Bündnisse einhalte. Schon seit sieben Jahren bin ich Tempelarbeiterin im San-José-Tempel in Costa Rica. Durch meine Arbeit als Tempelarbeiterin werde ich regelmäßig an die Bündnisse erinnert, die ich geschlossen habe. Auch in meiner Berufung bei den Jungen Damen bin ich immer wieder daran erinnert worden, wenn ich mich bemüht habe, den Jungen Damen zu vermitteln, wie wichtig Bündnisse sind, so wie es mir damals vermittelt wurde.

Es ist nicht immer leicht, unsere Bündnisse einzuhalten. Beispielsweise betrachten viele Menschen das Gesetz der Keuschheit (oder manchmal Religiosität überhaupt) als altmodisch. Zum Glück bedrückt es mich nicht über die Maßen, wenn andere meine Ansicht nicht teilen oder die Zeit verstreicht. Ich denke zurück an das, was ich als Junge Dame empfunden habe, als unsere JD-Leiterin uns aufforderte, uns vorzubereiten und so zu leben, dass wir die Bündnisse im Tempel schließen können. An die Entscheidung, die ich damals getroffen habe, habe ich mich bis zum heutigen Tag gehalten.

Ich stehe zu meinen Entscheidungen, weil ich diese nicht allein und nur für mich getroffen habe. Vielmehr sind diese Entscheidungen Teil eines Bundes, den ich mit meinem Vater im Himmel eingegangen bin, der mich liebt. Die Meinung der Welt spielt dabei keine Rolle. Ich habe dem Herrn versprochen, dass ich seine Gebote befolgen werde. Es ist eine Frage der Ehre. Die Bündnisse, die ich mit der Taufe geschlossen habe, und die Bündnisse, die ich im Tempel geschlossen habe, sind heute genau so gültig wie an dem Tag, als ich diese Bündnisse eingegangen bin. Ein Bund mit Gott gilt für immer.

So zu leben, wie Gott es von uns erwartet, ist nicht immer leicht, aber ich bezeuge, dass es möglich ist. Wir gewinnen Zuversicht und Kraft, wenn wir unsere Bündnisse einhalten, und wir können sicher sein, dass der Vater im Himmel uns nie alleine lässt. Mit ihm an unserer Seite können wir alles schaffen (siehe Moroni 7:33).

Die Bündnisse, die ich mit der Taufe geschlossen habe, und die Bündnisse, die ich im Tempel geschlossen habe, sind heute genau so gültig wie an dem Tag, als ich diese Bündnisse eingegangen bin.

Illustrationen von Scott Greer