Liahona
Einfach ist die Lehre Jesu Christi
November 2024


16:6

Einfach ist die Lehre Jesu Christi

Ich gebe Zeugnis für das heilige Werk, den Kindern des himmlischen Vaters die einfache Lehre Jesu Christi zu vermitteln

Wir alle haben liebe Angehörige, die derzeit durch die anscheinend unablässigen Kräfte des Satans versucht und geprüft werden – jenes Zerstörers, der zu gern alle Kinder Gottes elend machen möchte. Viele von uns haben deswegen schlaflose Nächte. Wir sind bestrebt, diejenigen, die der Gefahr ausgesetzt sind, mit sämtlichen Kräften des Guten zu umgeben. Wir beten immer für sie. Wir lieben sie. Wir sind ihnen so gut wie möglich ein Vorbild.

Alma, ein weiser Prophet aus alter Zeit, stand vor ähnlichen Prüfungen. Das Volk, an dessen Spitze er stand und das ihm am Herzen lag, wurde häufig von einem grimmigen Feind angegriffen, und dennoch waren die Menschen bemüht, in einer Welt voller Schlechtigkeit rechtschaffene Kinder großzuziehen. Alma sah in einer Kraft, die wir bisweilen unterschätzen und daher zu selten einsetzen, seine einzige Hoffnung auf Sieg: Er flehte um Gottes Hilfe.

Alma war überzeugt: Wenn Gott zu Hilfe eilen sollte, war es notwendig, dass diejenigen, die er anführte, ebenso umkehrten wie auch ihre Widersacher. Er entschied sich infolgedessen für einen anderen Ansatz als die Schlacht.

Im Buch Mormon heißt es: „Und nun, da das Predigen des Wortes sehr dazu führte, dass das Volk das tat, was gerecht war – ja, es hatte eine mächtigere Wirkung auf den Sinn des Volkes … als das Schwert oder sonst etwas, was ihm zugestoßen war –, darum dachte Alma, es sei ratsam, dass sie die Kraft des Gotteswortes erprobten.“

Das Gotteswort ist jene Lehre, die durch Jesus Christus und seine Propheten verkündet wird. Alma wusste, dass den Worten dieser Lehre große Macht innewohnt.

Im 18. Abschnitt des Buches Lehre und Bündnisse offenbart der Herr die Grundlage seiner Lehre:

„Denn siehe, ich gebiete allen Menschen überall, umzukehren, …

denn siehe, der Herr, euer Erlöser, erlitt den Tod im Fleische; darum hat er die Schmerzen aller Menschen gelitten, damit alle Menschen umkehren und zu ihm kommen können.

Und er ist von den Toten wieder auferstanden, damit er alle Menschen zu sich führe, unter der Bedingung, dass sie umkehrten.“

„Und ihr sollt niederfallen und den Vater in meinem Namen anbeten. …

Ihr müsst umkehren und euch taufen lassen, im Namen Jesu Christi.“

„Bittet den Vater voll Glauben in meinem Namen, darauf vertrauend, dass ihr empfangen werdet, dann werdet ihr den Heiligen Geist haben.“

„Und nun, nachdem ihr dies empfangen habt, müsst ihr in allem meine Gebote halten.“

„Nehmt den Namen Christi auf euch, und redet die Wahrheit mit Ernsthaftigkeit.

Und alle, die umkehren und sich in meinem Namen, nämlich Jesus Christus, taufen lassen und bis ans Ende ausharren, die werden errettet werden.“

In diesen wenigen Versen gibt uns der Erretter das vollkommene Beispiel dafür, wie wir seine Lehre vermitteln sollen. Die Lehre lautet: Glaube an den Herrn Jesus Christus, Umkehr, Taufe, das Empfangen der Gabe des Heiligen Geistes und das Ausharren bis ans Ende sind für jedes Kind Gottes ein Segen.

Wenn wir denen, die uns am Herzen liegen, diese Grundsätze nahebringen, lässt uns der Heilige Geist die Wahrheit erkennen. Und da wir ja die Eingebungen des Heiligen Geistes brauchen, müssen wir Mutmaßungen und eigene Deutungen vermeiden, die über das Verkünden der wahren Lehre hinausgehen.

Das kann allerdings schwierig sein, wenn man die Menschen liebhat, auf die man Einfluss nehmen will. Sie haben die Lehre, die sie ja zuvor schon gehört haben, vielleicht unberücksichtigt gelassen. Da ist man leicht versucht, sich etwas Neues oder Aufsehenerregendes einfallen zu lassen. Doch der Heilige Geist tut die Wahrheit nur dann kund, wenn wir umsichtig darauf bedacht sind, nicht über die wahre Lehre hinauszugehen. Eine der sichersten Methoden, nicht einmal in die Nähe falscher Lehre zu geraten, besteht darin, die Sache einfach zu halten. Einfachheit schenkt uns Sicherheit, und wir verlieren dabei so gut wie nichts.

Einfachheit beim Lehren versetzt uns in die Lage, die errettende Lehre bereits frühzeitig zu vermitteln, solange die Kinder von des Täuschers Versuchungen noch unberührt sind, mit denen sie später in Berührung kommen – lange vorher also, ehe die Wahrheiten, die sie lernen müssen, im Lärm der sozialen Medien, der Gleichaltrigen und ihrer eigenen inneren Kämpfe untergehen. Wir sollten jede Gelegenheit beim Schopf ergreifen, mit Kindern über die Lehren Jesu Christi zu sprechen. Solche Lehrmomente sind kostbar und weitaus seltener im Vergleich zu dem unaufhörlichen Bemühen entgegengesetzter Kräfte. Für jede Stunde, in der man einem Kind die Lehre nahebringt, gibt es auf der Gegenseite zahllose Stunden mit Botschaften oder Bildern, die die errettenden Wahrheiten in Frage stellen oder einfach ausblenden.

So manche unter Ihnen fragen sich vielleicht, ob es nicht besser sei, mit dem Kind dadurch eine enge Beziehung aufzubauen, dass man etwas Nettes unternimmt, oder Sie fragen sich, ob sich das Kind von Ihrer Unterweisung im Evangelium vielleicht erdrückt fühlt. Stattdessen sollten Sie Folgendes überlegen: „Angesichts von so wenig Zeit und so wenigen Gelegenheiten – welche Worte der Lehre kann ich weitergeben, um das Kind gegen die unvermeidlichen Angriffe auf seinen Glauben zu wappnen?“ Die Worte, die Sie heute sprechen, sind vielleicht gerade die, an die es sich später erinnert, und der heutige Tag verfliegt ja so rasch.

Ich habe immer bewundert, wie viel meiner Urgroßmutter Mary Bommeli daran lag, die Lehre Jesu Christi weiterzugeben. Als sie 24 war, besuchten Missionare ihre Familie in der Schweiz und erzählten vom Evangelium.

Nach der Taufe wollte sich Mary den Heiligen in Amerika anschließen und begab sich zunächst auf die lange Reise nach Berlin. Dort fand sie eine Anstellung bei einer Frau, wo sie Stoff für die Kleidung der Familie weben sollte. Sie wohnte in einer Dienstbotenkammer und stellte den Webstuhl im Wohnzimmer der Familie auf.

Damals war es in Berlin nicht erlaubt, die Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu verbreiten. Doch Mary war es schlichtweg unmöglich, für sich zu behalten, was sie in der Schweiz erfahren hatte. Die Hausfrau und deren Freundinnen saßen also um den Webstuhl herum und hörten Mary zu. Sie sprach darüber, wie der Vater im Himmel und Jesus Christus Joseph Smith erschienen waren, erzählte vom Erscheinen von Engeln und vom Buch Mormon. Aus ihrer Erinnerung an die Aufzeichnungen Almas heraus verkündete sie die Lehre von der Auferstehung. Sie bezeugte, dass Familien im celestialen Reich wieder zusammen sein können.

Marys Begeisterung bei der Verkündigung der Lehre des wiederhergestellten Evangeliums führte schon bald zu Ärger. Nicht lange danach wurde sie von der Polizei ins Gefängnis abgeführt. Unterwegs fragte sie den Polizisten nach dem Namen des Richters, dem sie am nächsten Vormittag vorgeführt werden sollte. Sie wollte auch wissen, ob er Familie habe und ein guter Ehemann und Vater sei. Der Polizist bezeichnete den Richter als weltlich gesinnt.

Im Gefängnis bat Mary um einen Stift und Papier. Die Nacht verbrachte sie damit, dem Richter zu schreiben. Sie gab Zeugnis für die Auferstehung Jesu Christi, wie sie im Buch Mormon geschildert wird, schrieb über die Geisterwelt und erklärte die Umkehr. Sie brachte zum Ausdruck, der Richter werde vor dem Jüngsten Gericht wohl Zeit brauchen, sein Leben zu überdenken. Sie schrieb, sie wisse, dass er von vielem, was seine Familie traurig stimme und auch ihm großen Kummer bereite, umzukehren habe. Am Morgen war der Brief fertig. Sie ersuchte den Polizisten, ihn dem Richter zu überbringen.

Später wurde der Polizist zum Richter bestellt. Der Brief, den Mary geschrieben hatte, war geradezu ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass sie die Lehre des wiederhergestellten Evangeliums verkündete und somit gegen das Gesetz verstieß. Nichtsdestotrotz kehrte der Polizist binnen kurzem in Marys Zelle zurück. Er richtete ihr aus, alle Anklagepunkte seien fallengelassen worden und sie könne gehen. Weil sie die Lehre des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi verkündet hatte, war sie ins Gefängnis gesteckt worden. Und weil sie dem Richter die Lehre von der Umkehr dargelegt hatte, wurde sie aus dem Gefängnis entlassen.

Mary Bommelis Verkündigung der Lehre Christi war durch ihre Entlassung nicht zu Ende. Durch die Niederschrift ihrer Worte wird selbst künftigen Generationen die wahre Lehre weitergegeben. Ihr Glaube, dass selbst eine Neubekehrte die Lehre Jesu Christi verkünden könne, sorgt nun dafür, dass ihre Nachkommen bei ihren eigenen Kämpfen gestärkt werden.

Auch wenn wir unser Bestes geben, um unseren Lieben die Lehre Jesu Christi zu vermitteln, bleiben manche vielleicht abweisend. Und dann befallen Sie möglicherweise Zweifel. Sie fragen sich, ob Sie die Lehre des Erretters auch gut genug kennen und wirkungsvoll weitergeben können. Und wenn Sie es schon versucht haben, fragen Sie sich vielleicht, wieso sich die positive Wirkung nicht deutlicher zeigt. Lassen Sie diese Zweifel nie die Oberhand gewinnen! Bitten Sie Gott um Hilfe.

„Ja, und rufe Gott an um alles, was du brauchst; … lass die Zuneigungen deines Herzens immerdar auf den Herrn gerichtet sein.“

„Und nun möchte ich, dass ihr demütig seid und fügsam und sanft seid; leicht zu bewegen; voller Geduld und Langmut; maßvoll seid in allem; eifrig seid im Halten der Gebote Gottes zu allen Zeiten; um alles bittet, dessen ihr bedürft, sowohl geistig als auch zeitlich; und immer Gott Dank zurückgebt für alles, was ihr empfangt.“

Wenn Sie im Gebet mit Gott sprechen und ihn um Hilfe anflehen um eines Angehörigen willen, und wenn Sie Gott nicht nur für seine Hilfe danken, sondern auch für die Geduld und die Sanftmut, die Sie entwickeln, weil Sie nicht alles, was Sie sich wünschen, sogleich – oder manches gar nie – erhalten, dann kommen Sie Gott näher. Das verheiße ich Ihnen. Dann werden Sie eifrig und langmütig. Und dann können Sie wissen, dass Sie alles tun, was in Ihrer Macht steht, um Ihre Lieben sowie alle diejenigen, für die Sie beten, dabei zu unterstützen, dass sie den Versuchen des Satans, sie aus der Bahn zu werfen, standhalten.

„Die aber auf den Herrn hoffen, empfangen neue Kraft, wie Adlern wachsen ihnen Flügel. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.“

Aufzeichnungen über Familien in den heiligen Schriften schenken uns gleichfalls Hoffnung. Wir lesen von denen, die sich von dem abgewandt haben, was ihnen beigebracht wurde, oder die mit Gott um Vergebung ringen – etwa Alma der Jüngere, die Söhne Mosias oder Enos. In einer Krisensituation fielen ihnen die Worte ihrer Eltern ein – die Worte der Lehre Jesu Christi. Und gerade das rettete sie. Auch Ihre Worte über die heilige Lehre bleiben in Erinnerung.

Ich gebe Zeugnis für das heilige Werk, den Kindern des himmlischen Vaters die einfache Lehre Jesu Christi zu vermitteln, wodurch wir geistig gereinigt werden können und letztlich in Gottes Gegenwart aufgenommen werden, um bei ihm und seinem Sohn für immer in Herrlichkeit zu leben. Im Namen Jesu Christi. Amen.