Heilige Schriften
Lukas 11


Kapitel 11

Jesus spricht das Vaterunser – Er spricht über das Austreiben böser Geister – Er verkündet, dass er größer als Jona und Salomo ist – Er weist die Pharisäer zurecht und sagt, das Blut aller Propheten werde an ihrer Generation gerächt.

1 Jesus betete einst unterwegs an einem Ort, und als er damit zu Ende gekommen war, sagte einer seiner Jünger zu ihm: „Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat!“

2 Da sagte er zu ihnen: „Wenn ihr beten wollt, so sprecht: ‚Vater, geheiligt werde dein Name! Dein Reich komme!

3 Unser tägliches Brot gib uns Tag für Tag!

4 Und vergib uns unsere Sünden, denn auch wir vergeben jedem, der an uns schuldig wird! Und führe uns nicht in Versuchung!‘“

5 Dann fuhr er fort: „Wer unter euch hätte wohl einen Freund und ginge nicht mitten in der Nacht zu ihm und sagte zu ihm: ‚Freund, hilf mir mit drei Broten aus!

6 Denn ein Freund von mir ist auf der Reise zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts vorzusetzen‘,

7 und jener würde von drinnen antworten: ‚Belästige mich nicht! Die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder und ich liegen schon im Bett; ich kann nicht aufstehen und sie dir geben!‘

8 Ich sage euch: Wenn er auch nicht deshalb aufstehen und ihm das Gewünschte geben mag, weil jener sein Freund ist, so wird er doch wegen dessen Hartnäckigkeit aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf.

9 So sage denn auch ich euch: Bittet, so wird euch gegeben werden; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird man euch auftun!

10 Denn wer da bittet, empfängt, und wer da sucht, findet, und wer anklopft, dem wird man auftun.

11 Wo wäre aber unter euch ein Vater, der seinem Sohn, wenn er ihn um Brot bittet, einen Stein reichte? Oder wenn er ihn um einen Fisch bittet, wird er ihm statt des Fisches wohl eine Schlange reichen?

12 Oder auch einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?

13 Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht: Wie viel mehr wird der Vater vom Himmel her den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten!“

14 Er trieb dann einen bösen Geist aus, der stumm war; und als der böse Geist ausgefahren war, konnte der Stumme reden. Da geriet die Menschenmenge in Erstaunen.

15 Einige von ihnen aber sagten: „Im Bund mit Beelzebul, dem Obersten der bösen Geister, treibt er die bösen Geister aus.“

16 Andere wieder stellten ihn auf die Probe, indem sie von ihm ein Zeichen vom Himmel her verlangten.

17 Weil er jedoch ihre Gedanken kannte, sagte er zu ihnen: „Jedes Reich, das gegen sich selbst entzweit ist, wird verwüstet, und ein Haus stürzt auf das andere.

18 Wenn nun auch der Satan gegen sich selbst in Zwiespalt geraten ist, wie wird dann seine Herrschaft Bestand haben können? – Ihr behauptet ja, dass ich die bösen Geister im Bund mit Beelzebul austreibe.

19 Wenn ich aber die Geister im Bund mit Beelzebul austreibe, mit wessen Hilfe treiben eure Söhne sie aus? Darum werden diese eure Richter sein.

20 Wenn ich aber die bösen Geister durch Gottes Finger austreibe, dann ist ja das Reich Gottes schon zu euch gekommen.

21 Solange der Starke in voller Waffenrüstung sein Schloss bewacht, ist sein Besitz in Sicherheit;

22 wenn aber ein Stärkerer ihn überfällt und besiegt, so nimmt er ihm seine Waffenrüstung, auf die er sich verlassen hatte, und teilt die ihm abgenommene Beute aus.

23 Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.

24 Wenn der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist, durchwandert er wüste Gegenden und sucht eine Ruhestätte; und wenn er keine findet, so sagt er: ‚Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe.‘

25 Wenn er dann hinkommt, findet er es sauber gefegt und schön aufgeräumt.

26 Hierauf geht er hin und nimmt noch sieben andere Geister, die bösartiger sind als er selbst; und sie ziehen ein und bleiben dort wohnen; und das Ende wird bei einem solchen Menschen schlimmer, als der Anfang war.“

27 Als er so redete, erhob eine Frau aus der Menschenmenge ihre Stimme und rief ihm zu: „Seligzupreisen ist der Mutterschoß, der dich getragen, und die Brüste, die dich genährt haben!“

28 Er aber erwiderte: „Selig sind vielmehr diejenigen, die das Wort Gottes hören und beachten!“

29 Als dann immer noch mehr Menschenscharen sich versammelten, begann er folgende Rede: „Die gegenwärtige Generation ist eine böse Generation! Sie verlangt ein Zeichen, doch es wird ihr kein Zeichen gegeben werden als nur das Zeichen des Propheten Jona.

30 Denn wie Jona einst für die Bewohner von Ninive zu einem Zeichen geworden ist, so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein.

31 Die Königin aus dem Süden wird beim Gericht gegen die Männer dieser Generation als Zeugin auftreten und ihre Verurteilung herbeiführen; denn sie ist von den Enden der Erde gekommen, um die Weisheit Salomos zu hören; und hier steht Größeres als Salomo.

32 Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation als Zeugen auftreten und ihre Verurteilung herbeiführen; denn sie sind auf Jonas Predigt hin umgekehrt; und hier steht Größeres als Jona.

33 Niemand zündet ein Licht an und stellt es dann in einen verborgenen Winkel oder unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit die Eintretenden das Licht sehen.

34 Die Leuchte des Leibes ist dein Auge. Solange nun dein Auge gesund ist, hat auch dein ganzer Leib Licht; wenn es aber nichts taugt, so befindet sich auch dein ganzer Leib in Finsternis.

35 Darum gib wohl acht, dass das Licht in dir sich nicht verfinstert!

36 Ist nun dein ganzer Leib voll Licht und kein Teil an ihm im Finsteren geblieben, dann wird er ganz voll Helligkeit sein, wie wenn die Lampe dich mit ihrem hellen Schein bestrahlt.“

37 Im Anschluss an diese Rede bat ihn ein Pharisäer, bei ihm zu speisen; er ging auch zu ihm ins Haus und setzte sich ohne weiteres zu Tisch.

38 Als der Pharisäer das sah, äußerte er seine Verwunderung darüber, dass Jesus sich vor der Mahlzeit nicht zunächst gewaschen habe.

39 Da sagte der Herr zu ihm: „Nun ja, ihr Pharisäer haltet die Außenseite des Bechers und der Schüssel rein, euer Inneres aber ist voll von Raubgier und Bosheit.

40 Ihr Toren! Hat nicht derjenige, der das Auswendige geschaffen hat, auch das Inwendige geschaffen?

41 Gebt nur das, was sich darin befindet, als Almosen: Seht, dann habt ihr sofort alles rein.

42 Aber wehe euch Pharisäern! Ihr entrichtet den Zehnten von Minze, Raute und jedem anderen Gartengewächs, lasst aber das Recht und die Liebe zu Gott außer Acht. Vielmehr sollte man diese beiden üben und jenes nicht unterlassen.

43 Wehe euch Pharisäern! Ihr liebt den Ehrenplatz in den Synagogen und wollt auf den Märkten gegrüßt werden.

44 Wehe euch! Ihr seid wie die unkenntlich gewordenen Gräber, über welche die Leute, ohne es zu wissen, hingehen.“

45 Da ergriff einer von den Gesetzeslehrern das Wort und sagte zu ihm: „Meister, mit diesen Worten beleidigst du auch uns!“

46 Er aber entgegnete: „Wehe auch euch Gesetzeslehrern! Denn ihr bürdet den Menschen schwer zu ertragende Lasten auf, rührt aber selbst die Lasten mit keinem Finger an.

47 Wehe euch! Ihr erbaut den Propheten Grabmäler, während eure Väter sie getötet haben.

48 Damit tretet ihr als Zeugen für die Taten eurer Väter auf und zollt ihnen Beifall; denn jene haben sie getötet und ihr errichtet ihnen Bauwerke.

49 Darum hat auch die Weisheit Gottes gesagt: ‚Ich will Propheten und Apostel zu ihnen senden, von denen sie einige töten und verfolgen werden,

50 damit das Blut aller Propheten, das seit Grundlegung der Welt vergossen worden ist, an dieser Generation gerächt werde,

51 vom Blut Abels an bis zum Blut Zacharias, der zwischen dem Brandopferaltar und dem Tempelhaus den Tod erlitten hat.‘ Ja, ich sage euch: Es wird an dieser Generation gerächt werden!

52 Wehe euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel zur Erkenntnis des Heils weggenommen; ihr selbst seid nicht hineingegangen, und diejenigen, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert.“

53 Als er dann von dort weggegangen war, begannen die Schriftgelehrten und Pharisäer ihm mit Erbitterung zuzusetzen und ihn über vieles auszufragen,

54 wobei sie ihn belauerten, um ein unbedachtes Wort aus seinem Mund erhaschen.

      • d.h. irgendwo.

      • SF Vergeben.

      • SF Schuld.

      • JSÜ, Lk 11:4 … Und lass uns nicht in Versuchung geführt werden, sondern befreie uns vom Bösen; denn dein ist das Reich und die Macht. Amen.

      • JSÜ, Lk 11:5,6 Dann fuhr er fort: Euer himmlischer Vater wird euch nicht das versagen, worum auch immer ihr ihn bittet. Und er erzählte ein Gleichnis mit den Worten: Wer …

      • JSÜ, Lk 11:14 … gute Gaben durch den Heiligen Geist …

      • JSÜ, Lk 11:15 … einen bösen Geist aus einem Mann aus, der stumm war; …

      • LuB 6:16.

      • oder: in sich selbst uneinig.

      • oder: mit.

      • Mk 9:38-40.

      • oder: eigenen Leute.

      • d.h. euch das Urteil sprechen.

      • JSÜ, Lk 11:26,27 Wenn er dann hinkommt, findet er das Haus sauber gefegt und schön aufgeräumt. Hierauf geht der böse Geist hin und nimmt noch sieben andere Geister …

      • SF Ninive.

      • oder: haben … sich bekehrt; vgl. Mt 3:2.

      • d.h. einer, der größer ist.

      • oder: ins Licht getreten.

      • JSÜ, Lk 11:42 Wenn ihr aber das, was sich darin befindet, lieber als Almosen gebt; und alles befolgt, was ich euch geboten habe, dann wäre auch euer Inneres rein.

      • SF Almosen, Almosen geben.

      • oder: die Gerechtigkeit; das Gericht.

      • GR stimmt (ihren) Taten zu, stimmt mit (ihren) Taten überein. Mt 23:31-36.

      • Gen 4:8.

      • 2 Chr 24:20-22.

      • d.h. Es wird von dieser Generation gefordert werden.

      • JSÜ, Lk 11:53 … Erkenntnis (des Heils), die Fülle der heiligen Schriften, weggenommen; ihr selbst geht nicht ins Reich hinein; und diejenigen, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert. Lk 1:76,77.

      • d.h. beseitigt.

      • GR waren erzürnt, außer sich über ihn.

      • GR mit Fragen zuzusetzen, zu befragen, eine Antwort zu entlocken.