Kapitel 15
Die Pharisäer und Schriftgelehrten streiten gegen Jesus – Er heilt die Tochter einer Heidin – Er speist die Viertausend.
1 Damals kamen Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus und fragten ihn:
2 „Warum übertreten deine Jünger die Satzungen, die uns die Alten überliefert haben? Sie waschen sich ja die Hände nicht, wenn sie Brot essen wollen.“
3 Da antwortete er ihnen mit den Worten: „Warum übertretet ihr selbst das Gebot Gottes euren überlieferten Satzungen zuliebe?
4 Gott hat doch geboten: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter‘ und: ‚Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben!‘
5 Ihr aber sagt: ‚Wer zum Vater oder zur Mutter sagt: „Ich will Gott als Opfergabe für den Tempelschatz das weihen, was du sonst als Unterstützung von mir empfangen hättest“,
6 der braucht seinen Vater oder seine Mutter nicht weiter zu ehren.‘ Damit habt ihr das Wort Gottes euren überlieferten Satzungen zuliebe außer Kraft gesetzt!
7 Ihr Heuchler! Treffend hat Jesaja von euch geweissagt mit den Worten:
8 ‚Dieses Volk ehrt mich nur mit den Lippen, ihr Herz aber ist weit entfernt von mir;
9 doch vergeblich verehren sie mich, weil sie Menschensatzungen als Lehren verkünden.‘“
10 Nachdem er dann die Menschenmenge herbeigerufen hatte, sagte er zu ihnen: „Hört zu und versucht, es zu verstehen!
11 Nicht das, was in den Mund hineingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.“
12 Hierauf traten die Jünger an ihn heran und sagten zu ihm: „Weißt du, dass die Pharisäer an dem Wort, das sie von dir haben hören müssen, Anstoß genommen haben?“
13 Er aber antwortete: „Jede Pflanze, die nicht mein himmlischer Vater gepflanzt hat, wird mit der Wurzel ausgerissen werden.
14 Lasst sie nur: Sie sind blinde Blindenführer! Wenn aber ein Blinder einem anderen Blinden Wegführer ist, werden beide in die Grube fallen.“
15 Da ergriff Petrus das Wort und sagte zu ihm: „Erkläre uns das Gleichnis von vorhin!“
16 Da antwortete er: „Seid auch ihr immer noch ohne Verständnis?
17 Begreift ihr nicht, dass alles, was in den Mund hineingeht, in den Leib gelangt und auf natürlichem Weg wieder ausgeschieden wird?
18 Was dagegen aus dem Mund herauskommt, geht aus dem Herzen hervor, und das ist es, was den Menschen unrein macht.
19 Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken hervor, Mordtaten, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Verleumdungen und Lästerungen.
20 Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen; dagegen das Essen mit ungewaschenen Händen macht den Menschen nicht unrein.“
21 Jesus ging dann von dort weg und zog sich in die Gegend von Tyrus und Sidon zurück.
22 Da kam eine kanaanäische Frau aus jenem Gebiet zu ihm und rief laut: „Erbarme dich meiner, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem bösen Geist schlimm geplagt!“
23 Er antwortete ihr aber mit keinem Wort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten ihn: „Schick sie doch weg! Sie schreit ja hinter uns her!“
24 Er aber antwortete: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“
25 Sie aber kam, warf sich vor ihm nieder und bat: „Herr, hilf mir!“
26 Doch er erwiderte: „Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hündchen hinzuwerfen.“
27 Darauf sagte sie: „Gewiss, Herr! Die Hündchen bekommen jedoch von den Brocken zu essen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“
28 Da antwortete ihr Jesus: „O Frau, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du es wünschst!“ Und ihre Tochter war von jener Stunde an gesund.
29 Jesus ging dann von dort wieder weg und kam an den See von Galiläa, und als er den Berg hinangestiegen war, setzte er sich dort nieder.
30 Da kamen große Menschenscharen zu ihm; sie brachten Lahme, Blinde, Krüppel, Stumme und viele andere Kranke mit, die sie ihm vor die Füße legten; und er heilte sie,
31 sodass die Menschenmenge sich verwunderte, als sie sah, dass Stumme redeten, Krüppel gesund wurden, Lahme umhergehen konnten und Blinde sehend wurden; und sie priesen den Gott Israels.
32 Jesus aber rief seine Jünger zu sich und sagte: „Mir tun die Leute leid, denn sie halten nun schon drei Tage bei mir aus, ohne dass sie etwas zu essen haben, und ich möchte sie nicht entlassen, ehe sie gegessen haben: Sie würden sonst unterwegs zusammenbrechen.“
33 Da erwiderten ihm die Jünger: „Woher sollen wir hier in der Einöde so viele Brote nehmen, dass wir eine solche Menschenmenge sättigen könnten?“
34 Doch Jesus fragte sie: „Wie viele Brote habt ihr?“ Sie antworteten: „Sieben, und ein paar kleine Fische.“
35 Da gebot er den Leuten, sich auf dem Boden zu lagern,
36 nahm dann die sieben Brote und die Fische, sprach den Lobpreis Gottes, brach die Brote und gab sie seinen Jüngern, die Jünger aber teilten sie an die Menschenmenge aus.
37 Und sie aßen alle und wurden satt; dann hob man die übriggebliebenen Brotstücke vom Boden auf: sieben Körbe voll;
38 die Zahl derer aber, die gegessen hatten, betrug etwa viertausend Männer, die Frauen und Kinder nicht mitgerechnet.
39 Er entließ dann die Menschenmenge, stieg ins Boot und kam in die Gegend von Magadan.