Ich war erst seit einigen Tagen Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, als ein lockeres Gespräch unter Freunden sich meiner vor Kurzem stattgefundenen Bekehrung zuwandte.
Einige waren sehr interessiert, gar fasziniert. Andere fanden es eher uninteressant. Eine junge Frau meines Alters weigerte sich schlicht und einfach, zu glauben, dass ich Christ sei.
Das war meine erste Kostprobe davon, wie es ist, anderen, die meine Glaubensansichten nicht teilen, diese zu erklären. Ich erinnere mich daran, wie frustriert ich war, als ich versuchte, zu jemandem vorzudringen, an dem auch die besten Argumente abprallten.
Je größer die Kirche wird, desto kritischer wird sie beäugt – wie jede große Glaubensgemeinschaft –, wodurch es zu mehr Gesprächen, sowohl persönlich als auch im Internet, zwischen unseren Mitgliedern und ihrer Familie, ihren Freunden und Bekannten kommt, die nicht unserem Glauben angehören.
Wenn die Mitglieder einige Grundsätze beachten, können sie auf Fragen oder Bemerkungen sicherer reagieren.
Leben Sie gemäß Ihrer Religion
Einer der großen Pluspunkte davon, ein treues Mitglied der Kirche zu sein, ist es, dass uns unser Glaube dazu anspornt, unserer Religion gemäß zu leben. Wenn Freunde und Bekannte die Verbindung zwischen dem sehen, was wir sagen und dem, was wir tun, entwickelt sich ein Gespür für Glaubwürdigkeit.
Wenn die beste Predigt eines Mitglieds der Kirche sein Lebenswandel ist, dann sollten unsere Gespräche offen, ehrlich und vom Geist der Güte erfüllt sein, auch wenn Menschen unangebrachte Fragen stellen oder einen zynischen Ton anschlagen. Unser Anspruch, Nachfolger Jesu Christi zu sein, ist erst dann wirklich glaubhaft, wenn unsere Taten mit unserem Glauben übereinstimmen. Wenn wir auf Fragen oder gar Kritik antworten, brauchen wir bisweilen ein dickes Fell. Wir brauchen wohl auch etwas Sinn für Humor.
2007 sagte Elder M. Russell Ballard von Kollegium der Zwölf Apostel bei einer Abschlussfeier für Absolventen der BYU Hawaii: „Wenn Sie nach den Grundsätzen des Evangeliums leben, anstatt diese nur zu theoretisch zu lernen, dann fühlen Sie sich durch diese besondere Verbindung von Erkenntnis jederzeit bereit dafür, von dem zu erzählen, wovon Sie wissen, dass es wahr ist.“
Sorgen Sie für den richtigen Zusammenhang
Wenn wir auf Fragen oder Bemerkungen über unseren Glauben eingehen, ist es wichtig, von Anfang an einen Zusammenhang zu schaffen.
Anstatt einfach auf eine Reihe unzusammenhängender Fragen zu antworten, ist es hilfreich, sich zuerst kurz Zeit zu nehmen, um eine Gesprächsgrundlage zu schaffen. Man kann zum Beispiel einfach erklären, dass wir Jesus Christus als unseren Heiland ansehen und an die Lehren der Bibel hinsichtlich seiner Geburt, seines Lebens und Wirkens, seiner Kreuzigung und Auferstehung glauben. Auch glauben wir, dass sich das Christentum von den Wahrheiten, die Jesus in der Bibel lehrt, entfernt hatte und dass die Kirche, die er aufgerichtet hatte, wiederhergestellt werden musste.
Wenn man zu Beginn eines Gesprächs die grundlegenden Glaubensansichten der Kirche auf diese Weise erläutert, hat man einen Bezugspunkt, wenn das Gespräch zu anderen Evangeliumslehren übergeht.
Die Punkte verbinden
Wenn sich die Mitglieder Fragen anhören, können sie den Evangeliumsgrundsatz erkennen, um den es im Wesentlichen bei der Frage geht, und dann bei ihrer Antwort auf den Heiland verweisen.
Warum senden wir zum Beispiel Missionare in christliche Länder? Weil Jesus zu seiner Zeit seine Boten zu zweit „in die ganze Welt“ entsandte. Und wir tun heutzutage dasselbe. Warum heißen wir es nicht gut, wenn man in wilder Ehe zusammenlebt? Weil Jesus und seine Apostel lehrten, dass die Ehe und alles, was damit einhergeht, heilig ist.
Wir brauchen keine komplizierten, aufgefeilten weltlichen Argumente, wenn die Grundsätze, nach denen wir uns bemühen zu leben, vom Sohn Gottes stammen.
Berichten Sie über eigene Erfahrungen
Wenn wir die Fragen unserer Freunde beantworten, geht es nicht darum, auswendig gelernte Antworten wiederzugeben. Wenn Sie von echten, persönlichen Erfahrungen berichten, kann der Geist Zeugnis geben und dem Zuhörer die Botschaft ins Herz tragen.
Eins der größten Hindernisse dabei, anderen von unserem Glauben zu erzählen, ist unsere Angst, keine Antwort parat zu haben. Wenige Menschen in anderen Kirchen sind Experten, was ihre eigene Kirchengeschichte oder Lehre betrifft, und Studien zeigen, dass Heilige der Letzten Tage sich im Vergleich unglaublich gut mit ihrem eigenen Glauben auskennen.
Wenn jemand eine Frage über die Lehre oder Geschichte der Kirche stellt, auf die wir keine Antwort haben, dann ist es in Ordnung zu sagen: „Ich weiß es nicht.“ Doch wir alle können von persönlichen Erfahrungen berichten, um zu erklären, wie wir über unseren Glauben denken.
Wenn wir von unseren eigenen Erfahrungen mit dem Gebet oder dem Fasten oder darüber, wie wir mit unserer Familie gut kommunizieren, erzählen, dann kann niemand diese Erfahrungen in Frage stellen. Wir hatten sie, und niemand versteht sie besser als wir selbst.
Seien Sie sich Ihrer Zuhörer bewusst
Einige Menschen gehen deshalb nicht mit Fragen auf Mitglieder zu, weil sie befürchten, dass sie eine halbe Stunde lang belehrt werden. Wenn sie eine beiläufige Frage stellen, stellen Sie sich darauf ein, wie viel Interesse sie haben, womit sie sich wohl fühlen und wie viel sie verstehen können. Wenn man diese Sensibilität von Anfang an signalisiert, dann fühlen sich interessierte Personen gleich wohler.
Man kann nicht mit jedem dasselbe Gespräch führen, weil nicht jeder denselben Hintergrund hat, was Religion, weltliches Wissen und dergleichen betrifft.
Erzählen Sie davon, woran wir glauben
Mitglieder der Kirche haben eine noch nie dagewesene Gelegenheit, viel Gutes zu bewirken, indem sie irrige Ansichten über uns richtigstellen können, und anderen besser verständlich machen, wer wir sind und woran wir glauben.
Wenn jemand mehr über den Glauben der Heiligen der Letzten Tage erfährt, werden vielleicht einige Unterschiede klarer, man findet jedoch auch einige Gemeinsamkeiten, die man nicht erwartet hätte, auf denen man aufbauen kann.
Hilfreiche Hinweise
Gehen Sie vom Besten aus
Man fühlt sich mitunter eingeschüchtert, wenn jemand bohrende Fragen zu unserem Glauben stellt. Normalerweise sind die Menschen jedoch einfach nur neugierig. Streiten Sie nicht.
Hören Sie gut zu
Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darüber gesprochen, dass die Gabe des Erkennens am besten funktioniert, wenn wir zuhören. Um die Frage und auch den Beweggrund wirklich zu verstehen, sollten Sie klärende Fragen stellen und genauso viel zuhören, wie Sie selbst sprechen.
Respektieren Sie die Entscheidungsfreiheit
Gott hat allen Menschen Entscheidungsfreiheit gegeben. Wir können die Menschen einladen oder auch überzeugen, aber wir sollten sie nicht unter Druck setzen oder zu etwas zwingen.
Vermeiden Sie Kirchenjargon
Vermeiden Sie kircheninterne Begriffe oder einen Jargon, der anderen seltsam erscheinen könnte, wie zum Beispiel „Pfahl“, „Familienabend“ oder „Wort der Weisheit“. Wenn Sie diese Begriffe benutzen, erklären Sie sie und warten Sie nicht darauf, dass andere nachfragen.
Verwenden Sie den vollständigen Namen der Kirche
Wenn möglich, benutzen Sie mindestens einmal den vollständigen Namen der Kirche, und zwar zu Beginn des Gesprächs. Im Namen der Kirche steckt Kraft, also erklären Sie, was er bedeutet. Der Name sagt viel darüber aus, wer wir sind.