Andachten 2016
Die Wahrheit wiederhergestellt


Die Wahrheit wiederhergestellt

Ein Abend mit Elder Richard J. Maynes

Andacht für junge Erwachsene in aller Welt • 1. Mai 2016 • Tabernakel in Salt Lake City

Brüder und Schwestern, ich höre gerne die Bekehrungsgeschichte meiner Frau Nancy und wie sehr Joseph Smiths erste Vision und das Buch Mormon ihr anfängliches Zeugnis und ihre Bekehrung beeinflusst haben. Ich bin stets dankbar dafür, dass ich ein paar Jahre nach meiner Vollzeitmission die Gelegenheit hatte, erneut Missionar zu spielen und ihr vom Evangelium Jesu Christi zu erzählen. Wie ihr euch vorstellen könnt, bin ich begeistert davon, wie sich seitdem alles für uns entwickelt hat. Unser Leben in der Kirche und in der Familie bedeutet uns alles.

Ich bin sehr dankbar für den Auftrag der Ersten Präsidentschaft, heute Abend zu euch zu sprechen. Ich habe das Gefühl, ich muss euch unbedingt sagen, dass ich mich bei der Vorbereitung auf diese Botschaft inspiriert gefühlt habe und vom Geist geführt wurde. Ich hoffe, dass euch meine Worte geistig Nutzen bringen.

Die Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums Jesu Christi in den Letzten Tagen ist zu allen Zeiten von Propheten vorausgesehen und vorhergesagt worden. Aufgrund dieser Tatsache dürfte niemand, der sich mit den heiligen Schriften befasst, von der Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi überrascht sein. In schier zahllosen prophetischen Aussagen im Alten Testament, im Neuen Testament und im Buch Mormon wird die Wiederherstellung des Evangeliums eindeutig vorhergesagt und darauf verwiesen. Im Alten Testament finden wir Beispiele in den Büchern Deuteronomium,1 Jesaja,2 Jeremia,3 Ezechiel,4 Daniel,5 Amos6 und Maleachi.7 Im Neuen Testament finden wir Beispiele in den Büchern Matthäus,8 Markus,9 Apostelgeschichte,10 Römer,11 Epheser,12 2 Thessalonicher13 und Offenbarung.14 Viele weitere Prophezeiungen, in denen auf die Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi hingewiesen wird, finden wir überall im Buch Mormon, etwa in den Büchern 1 Nephi,15 2 Nephi,16 Jakob17 und 3 Nephi.18

Eines meiner liebsten Beispiele für solche Prophezeiungen über die Wiederherstellung steht im Buch Daniel im Alten Testament. König Nebukadnezzar von Babylon belagerte und eroberte Jerusalem etwa 586 v. Chr. Nach der Eroberung Judas trug König Nebukadnezzar einem Knecht auf, einige Kinder Israel zu sammeln, die in seinem Palast als Berater dienen sollten. Der König erklärte, die auserwählten Männer müssten „in aller Weisheit unterrichtet und reich an Kenntnissen[,] einsichtig und verständig sein und geeignet, im Palast des Königs Dienst zu tun“19.

Zu den Auserkorenen gehörten auch Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja. Vielleicht wisst ihr noch, dass die jungen Männer während ihrer Gefangenschaft einen neuen, babylonischen Namen erhielten, um ihnen die babylonische Kultur mit Macht aufzudrängen: Beltschazzar, Schadrach, Meschach und Abed-Nego.

König Nebukadnezzar ließ sich von den vier jungen Judäern beraten. Aus den heiligen Schriften geht hervor: „Sooft der König in Fragen, die Weisheit und Einsicht erfordern, ihren Rat einholte, fand er sie allen Zeichendeutern und Wahrsagern in seinem ganzen Reich zehnmal überlegen.“20

Eines Nachts hatte der König einen Traum. Der Traum beunruhigte ihn, und er wollte wissen, wie er auszulegen war. Er beschloss, seine Berater zu testen, und forderte daher etwas sehr Ungewöhnliches: Er rief seine Zeichendeuter, Wahrsager und Beschwörer zusammen und befahl ihnen, ihm den Traum zunächst zu erzählen und erst dann zu deuten. König Nebukadnezzar meinte es mit seiner Forderung ziemlich ernst und drohte: „Wenn ihr mir nicht den Traum und seine Deutung sagen könnt, dann werdet ihr in Stücke gerissen.“21

Als die Weisen des Königs den Traum nicht wiedergeben und daher offensichtlich auch nicht deuten konnten, wurde er ungeheuer wütend. Er befahl, alle Weisen Babylons hinrichten zu lassen, auch Daniel und dessen Freunde. Daniel gelang es jedoch, eine Audienz beim König zu erhalten. Er überredete ihn, ihm noch etwas Zeit zu lassen, damit er ihm den Traum deuten konnte.

Dann eilte er nach Hause und überbrachte seinen Gefährten die Nachricht. Sie flehten den Herrn an, ihnen das Geheimnis zu offenbaren, was der König gesehen hatte, damit sie und die anderen Weisen Babylons nicht umkommen würden. Wir lesen in den heiligen Schriften, wozu diese Bitte führte: „Darauf wurde ihm das Geheimnis in einer nächtlichen Vision enthüllt und Daniel pries den Gott des Himmels dafür.“22

Daniel pries Gott, dankte ihm und suchte anschließend Arjoch auf, den Obersten der königlichen Leibwache. Er sagte ihm: „Bring die Weisen Babels nicht um! Führe mich vor den König! Ich werde dem König die Deutung seines Traumes geben.“23

In aller Eile brachte Arjoch Daniel vor den König und meldete ihm: „Ich habe unter den verschleppten Juden einen Mann gefunden, der dem König die Deutung des Traums geben will.“24

Als Daniel vor den König geführt wurde, fragte dieser ihn: „Bist du wirklich imstande, mir das Traumgesicht, das ich hatte, und seine Deutung zu sagen?“25

Daniel antwortete:

„Weise und Wahrsager, Zeichendeuter und Astrologen vermögen dem König das Geheimnis, nach dem er fragt, nicht zu enthüllen.

Aber es gibt im Himmel einen Gott, der Geheimnisse offenbart; er ließ den König Nebukadnezzar wissen, was am Ende der Tage geschehen wird. Der Traum, den dein Geist auf deinem Lager hatte, war so.“26

Daraufhin offenbarte Daniel König Nebukadnezzar den Traum:

„Du, König, hattest eine Vision: Du sahst ein gewaltiges Standbild. Es war groß und von außergewöhnlichem Glanz; es stand vor dir und war furchtbar anzusehen.

An diesem Standbild war das Haupt aus reinem Gold; Brust und Arme waren aus Silber, der Körper und die Hüften aus Bronze.

Die Beine waren aus Eisen, die Füße aber zum Teil aus Eisen, zum Teil aus Ton.

Du sahst, wie ohne Zutun von Menschenhand sich ein Stein von einem Berg löste, gegen die eisernen und tönernen Füße des Standbildes schlug und sie zermalmte.

Da wurden Eisen und Ton, Bronze, Silber und Gold mit einem Mal zu Staub. Sie wurden wie Spreu auf dem Dreschplatz im Sommer. Der Wind trug sie fort und keine Spur war mehr von ihnen zu finden. Der Stein aber, der das Standbild getroffen hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.“27

Nachdem Daniel König Nebukadnezzar berichtet hatte, was in dem Traum geschehen war, tat er ihm die Bedeutung des Traumes kund:

„Du, König, bist der König der Könige; dir hat der Gott des Himmels Herrschaft und Macht, Stärke und Ruhm verliehen.

Und in der ganzen bewohnten Welt hat er die Menschen, die Tiere auf dem Feld und die Vögel am Himmel in deine Hand gegeben; dich hat er zum Herrscher über sie alle gemacht: Du bist das goldene Haupt.“28

Dann legte Daniel dem König die verschiedenen Reiche dar, die auf dessen Reich folgen sollten und die von der Brust und den Armen aus Silber, dem Körper und den Hüften aus Bronze, den Beinen aus Eisen und den Füßen aus Eisen und Ton symbolisiert wurden.

Nun folgt die Prophezeiung über die Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi und die Errichtung des Gottesreiches in den Letzten Tagen. Daniel fuhr fort:

„Zur Zeit jener Könige [also in den Letzten Tagen] wird aber der Gott des Himmels ein Reich errichten, das in Ewigkeit nicht untergeht; dieses Reich wird er keinem anderen Volk überlassen. Es wird alle jene Reiche zermalmen und endgültig vernichten; es selbst aber wird in alle Ewigkeit bestehen.

Du hast ja gesehen, dass ohne Zutun von Menschenhand ein Stein vom Berg losbrach und Eisen, Bronze und Ton, Silber und Gold zermalmte. Der große Gott hat den König wissen lassen, was dereinst geschehen wird. Der Traum ist sicher und die Deutung zuverlässig.“29

Brüder und Schwestern, die Wiederherstellung und das anschließende Wachstum der Kirche und des Evangeliums Jesu Christi in der heutigen Zeit bilden den Anfang der Erfüllung dieser ausführlichen Prophezeiung des Propheten Daniel.

Spulen wir einmal gut 2400 Jahre vor und gehen von der Herrschaft König Nebukadnezzars in die Zeit unmittelbar vor der Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi. Ich möchte ein wenig den historischen Kontext von Joseph Smiths erster Vision erläutern.

Joseph Smiths Großvater Asael Smith diente im Unabhängigkeitskrieg als Soldat der amerikanischen Armee und war Augenzeuge, wie eine neue Nation entstand.

Joseph Smiths Eltern, Joseph Smith Sr. und Lucy Mack Smith, waren noch Kinder, als 1788 die Verfassung der Vereinigten Staaten ratifiziert wurde und 1791 der erste Zusatzartikel, der garantierte, dass die Regierung keine Aufsicht über die Kirche und die Kirche keine Aufsicht über die Regierung ausüben würde.

Somit verlor die Religion in den Vereinigten Staaten ihre Monopolstellung. Da keine Religion vom Staat gefördert wurde, stand es den Amerikanern und Amerikanerinnen frei, sich für eine beliebige Kirche oder auch für gar keine zu entscheiden.

Asael Smith freute sich über die freie Religionsausübung in der neuen Nation und erklärte: „[Gott] hat uns durch eine herrliche Revolution geführt und uns in das verheißene Land des Friedens und der Freiheit gebracht.“30

Nach der amerikanischen Revolution machten Veränderungen im Transportwesen, in der Kommunikation und in der Industrie das neue Land zu einer Republik. Man gründete Banken und finanzierte in der freien offenen Marktwirtschaft neue Unternehmen.

Mit dem Wandel in der amerikanischen Gesellschaft und Kultur einhergehend, kam es kurz vor Anbruch des 19. Jahrhunderts zu einer religiösen Erweckungsbewegung, die jahrzehntelang anhielt. Historiker sprechen von der zweiten großen Erweckung. Sie war geprägt von religiösen Zusammenkünften im Freien, feurigen Gefühlsausbrüchen bei Predigten sowie Massenbekehrungen. Insbesondere die Baptisten und die Methodisten profitierten von der zweiten großen Erweckung, da sie die beliebte calvinistische Lehre der Vorherbestimmung ablehnten, die damals in den Freikirchen verkündet wurde. Die Calvinisten stellten sich Gott als Alleinherrscher vor, der bestimmte Menschen auf willkürliche, gar mysteriöse Weise für die Errettung vorherbestimmte. Sie sahen im Menschen einen verdorbenen Sünder, der aufgrund des Falls außerstande ist, die Errettung durch Christus zu wählen.

Während der zweiten großen Erweckung predigten die Baptisten und Methodisten hingegen von einem gütigeren Gott und dass die Errettung eine persönliche Entscheidung sei. Die Idee einer persönlichen Errettung stammte größtenteils aus dem Arminianismus, den Lehren des niederländischen Theologen Jacobus Arminius. Arminius und später auch weitere religiöse Führer in Amerika waren überzeugt, dass Gottes Gnade jemanden dazu befähigt, sich für Christus zu entscheiden, und dass dieser die Macht hat, alle zu erretten, die errettet werden wollen.31

Inmitten dieser gegensätzlichen Meinungen, was die Errettung betraf, wollte Joseph Smiths Familie erkennen, welcher Kirche sie sich anschließen solle. Joseph Smiths Großvater Asael und sein Vater Joseph Smith Sr. stimmten der arminianischen Lehre zu, dass Gott gütig und liebevoll ist. Asael Smith schrieb später: „Jesus Christus kann jeden beliebigen und auch alle Menschen retten.“32 Asael und Joseph Smith Sr. bezeichneten sich als Universalisten und glaubten, Gott würde alle Menschen ohne Ausnahme erlösen – im Grunde vertraten sie das Gegenteil des selektiven Errettungskonzepts der Calvinisten.

Lucy Mack Smiths religiöser Hintergrund ist erst ab 1802 bekannt. In diesem Jahr wurde sie schwer krank und gelobte Gott, ihm nach besten Kräften zu dienen, wenn er ihr Leben bewahrte. Nach ihrer Genesung schrieb Lucy Mack Smith: „Ich sprach nur wenig über Religion, doch ich dachte Tag und Nacht darüber nach.“33 Joseph Smith Sr. und Lucy Mack Smith zogen schließlich auf der Suche nach zeitlicher und geistiger Errettung von Ort zu Ort.

In dieser unruhigen Zeit, da sich die Familie ständig woanders niederließ, erblickte am 23. Dezember 1805 Joseph Smith Jr. in Sharon in Vermont das Licht der Welt. Irgendwann ließ sich Familie Smith in Palmyra in New York und dann im nahe gelegenen Manchester nieder. In der unmittelbaren Umgebung stieß sie auf großen Religionseifer. Die Baptisten, Presbyterianer und Methodisten verzeichneten dort zwischen 1816 und 1821 bedeutenden Zuwachs, woraufhin eine neue presbyterianische Gemeinde gegründet und ein neues methodistisches Gemeindehaus gebaut wurden. Hunderte Menschen bekehrten sich.

Lucy Mack Smith untersuchte den Presbyterianismus, erklärte jedoch, sie spüre dort bloße Leere. Dann befasste sie sich mit den Methodisten. Joseph Smith Sr. brachte sie jedoch davon ab, da er und sein Vater Asael wenig von deren Lehre hielten. Also schloss sich die Familie zwar keiner Kirche an, war jedoch bemüht, den Kindern daheim christliche Grundsätze zu vermitteln, wozu gehörte, dass man in der Bibel las und ein persönliches Gebet sprach.34

Als Kind besuchte Joseph Smith Jr. mit seiner Familie verschiedene Treffen der Erweckungsbewegung. Er war sehr geprägt von den Ansichten und Gesprächen seines Vaters. Dieser suchte nämlich nach einer Kirche, die nach der alten Ordnung Jesu Christi und seiner Apostel aufgebaut war, und konnte sie unter den Erweckungsgemeinschaften nicht finden. Wenn die Familie in der Bibel las, war Joseph aufmerksam und machte sich Gedanken. Mit zwölf Jahren war er wegen seiner Sünden zunehmend beunruhigt und um das Wohl seiner unsterblichen Seele besorgt, weshalb er selbst in der Heiligen Schrift forschte.

Über sein fünfzehntes Lebensjahr schrieb er:

„Eines Tages [las ich] im Jakobusbrief den fünften Vers im ersten Kapitel, der lautet: Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, so erbitte er sie von Gott, der allen gern gibt und keine Vorwürfe macht; dann wird sie ihm gegeben werden.

Nie ist einem Menschen eine Schriftstelle mit mehr Macht ins Herz gedrungen als diese damals mir. Es war so, als ergieße sie sich mit großer Stärke in jede Regung meines Herzens. Wieder und wieder dachte ich darüber nach, denn ich wusste, wenn überhaupt jemand Weisheit von Gott brauchte, so war ich es.“35

Schließlich beschloss Joseph, Gott zu fragen.

Er schrieb oder diktierte vier heute bekannte Schilderungen seiner ersten Vision. Außerdem hielten seine Zeitgenossen ihre Erinnerungen an das fest, was sie Joseph über die Vision hatten sagen hören. Fünf solcher Berichte sind bekannt. Es ist ein Segen, dass wir diese Berichte haben. Dank ihnen ist Josephs erste Vision die am besten dokumentierte Vision in der Menschheitsgeschichte. Ich schlage vor, dass ihr euch auf history.lds.org über diese Berichte näher informiert und seht, wie sie gemeinsam ein vollständigeres Bild ergeben.

In dem Artikel „Berichte über die erste Vision“ auf der Seite „Evangeliumsthemen“ steht: „Die verschiedenen Berichte über die erste Vision stimmen im Wesentlichen überein. Was den Schwerpunkt der Aussage und die Einzelheiten betrifft, weichen sie natürlich voneinander ab. Wie jeder Historiker weiß, betont jemand, der über viele Jahre hinweg bei verschiedenen Gelegenheiten ein Erlebnis vor einer immer wieder anderen Zuhörerschaft erzählt, in jedem Bericht unterschiedliche Aspekte und führt andere Einzelheiten auf. Die Unterschiede in den Berichten über die erste Vision ähneln sogar denen in den Schilderungen der Vision, die Paulus auf dem Weg nach Damaskus hatte, und des Erlebnisses, das die Apostel auf dem Berg der Verklärung hatten. Trotz aller Unterschiede stimmen jedoch sämtliche Berichte über die erste Vision im Grunde überein. Wer meint, dass jede Abweichung in den einzelnen Fassungen der Geschichte ein Beweis dafür sei, dass sie erfunden wurde, täuscht sich. Im Gegenteil: Durch den reichhaltigen historischen Bericht können wir mehr über dieses bemerkenswerte Ereignis erfahren, als wenn es weniger gut dokumentiert wäre.“36

Ich möchte gerne kurz mit euch die vier Berichte durchgehen, die Joseph Smith aufgeschrieben oder diktiert hat.

Der Bericht aus dem Jahr 1832 ist die älteste Niederschrift der ersten Vision. Er gehört zu einer sechsseitigen Autobiografie, die Joseph zum Großteil selbst verfasste. Das Dokument befindet sich seit seiner Erstellung im Besitz der Kirche. Nach dem Zug in den Westen blieb es mehrere Jahre lang in einer Truhe verwahrt und war dann allgemein unbekannt, bis es 1965 in einer Masterarbeit veröffentlicht wurde. Seitdem ist es mehrfach veröffentlicht worden, auch auf LDS.org und in den Joseph-Smith-Papieren. In dem Dokument bekundet Joseph seinen Unmut darüber, dass er nicht wusste, wie er beim Erretter Vergebung finden konnte. Er bezeugte: „Der Herr öffnete die Himmel über mir und ich sah den Herrn.“37 Manche legen dies so aus, dass er nur ein göttliches Wesen sah; angesichts der anderen Dokumente kann man den Satz jedoch so deuten, dass Gottvater den Himmel öffnete und ihm, Joseph, seinen Sohn Jesus Christus offenbarte.

In diesem Bericht wird auf schöne Weise herausgestellt, dass der Erretter das Sühnopfer vollbracht hat und dass er Joseph die Erlösung anbot. Wir lesen dort unter anderem: „Der Herr öffnete die Himmel über mir und ich sah den Herrn und er sagte zu mir: ‚Joseph, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. … Ich bin für die Welt gekreuzigt worden, damit alle, die an meinen Namen glauben, ewiges Leben haben können.‘“ Joseph bezeugte, er sei von Freude und Liebe erfüllt worden, habe jedoch niemanden finden können, der ihm Glauben schenkte: „Meine Seele war von Liebe erfüllt und viele Tage lang spürte ich große Freude und dass der Herr bei mir ist, jedoch konnte ich niemanden finden, der die himmlische Vision glaubte. Und doch dachte ich über alles, was geschehen war, im Herzen nach.“38

Im Bericht von 1835 erläutert Joseph seine Vision Robert Matthews, der in dem Jahr Kirtland besuchte. Josephs Schreiber notierte den Bericht in dessen Tagebuch. Er wurde nicht in die ersten Ausgaben von Josephs Lebensgeschichte aufgenommen und erst in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts in den BYU Studies veröffentlicht. In diesem Bericht bezeugt Joseph, dass Gott ihm zuerst erschien und dass er dann auch den Erretter sah: „Ich rief den Herrn in machtvollem Gebet an. Eine Feuersäule erschien direkt über meinem Haupt. Sie kam sogleich auf mich herab und erfüllte mich mit unaussprechlicher Freude. Ein Wesen erschien inmitten dieser Säule aus Flammen, die mich gänzlich umschlossen, jedoch nichts verzehrten. Ein weiteres Wesen erschien, welches dem ersten gleich war. Es sagte mir: ‚Deine Sünden sind dir vergeben.‘“ Joseph erklärte in dem Bericht außerdem: „Ich sah in dieser Vision viele Engel.“39

Der Bericht aus dem Jahr 1838 ist der bekannteste. Er stammt aus Smiths handschriftlich verfasster Lebensgeschichte. Joseph schrieb den ersten Entwurf nach der Flucht aus Kirtland Anfang 1838, den zweiten kurz nach der Flucht aus Missouri 1839. Als er den Bericht verfasste, sah er sich also gerade großen Widerständen ausgesetzt. Der Bericht wurde erstmals 1842 in der Zeitung Times and Seasons veröffentlicht. Außerdem wurde er 1851 in die Köstliche Perle aufgenommen, die ursprünglich als Broschüre für die Mitglieder in Großbritannien verfasst worden war und erst 1880 für alle Mitglieder als heilige Schrift verbindlich wurde.

Mehrere Entwürfe dieses Berichts sind in den Joseph-Smith-Papieren veröffentlicht worden. Wie schon in dem Bericht von 1835 steht die Frage im Mittelpunkt, welche Kirche die richtige ist. Da es ein Geschichtsbericht der Kirche ist und nicht nur ein Bericht über Joseph Smith, geht es schwerpunktmäßig darum, dass mit der ersten Vision „die Entstehung und der Fortschritt“ der Kirche einsetzte.40 Daher fehlt darin auch, was in den vorigen beiden Berichten erwähnt wurde – nämlich dass Joseph Vergebung empfing.

Schließlich haben wir noch den Bericht von 1842. Er entstand nach einer Anfrage von John Wentworth, dem Herausgeber der Zeitung Chicago Democrat. Joseph schrieb ihm in einem Brief nicht nur die Glaubensartikel, sondern schilderte auch die erste Vision. Der Brief wurde 1842 in den Times and Seasons veröffentlicht. Mit Josephs Erlaubnis wurde er 1843 von dem Historiker Israel Daniel Rupp in dessen Buch über christliche Religionen in den Vereinigten Staaten erneut veröffentlicht. Dieser Bericht war für Leser gedacht, die sich mit den Ansichten der Mormonen nicht auskannten. Er entstand, als die Widerstände gegen den Propheten endlich einmal etwas nachgelassen hatten.

Wie schon in anderen Berichten schilderte Joseph auch hier seine Verwirrung und dass ihm als Antwort aufs Gebet zwei Wesen erschienen waren: „Es ergriff mich eine Vision des Himmels, in der ich zwei herrliche Wesen sah. Sie glichen einander genau in ihren Zügen und in ihrer Gestalt und waren von strahlendem Licht umhüllt, das selbst die Leuchtkraft der Mittagssonne übertraf. Sie sagten mir, keine Glaubensgemeinschaft glaube an die wahre Lehre und Gott erkenne keine von ihnen als seine Kirche und sein Reich an. Mir wurde ausdrücklich geboten, keiner von ihnen beizutreten, wobei mir zugleich verheißen wurde, dass mir die Fülle des Evangeliums zu einem späteren Zeitpunkt kundgetan werden solle.“41

Es ist ein Segen, diese Berichte über Josephs erste Vision zu haben. So wie im Neuen Testament die Evangelien gemeinsam eine vollständigere Beschreibung des Lebens und Wirkens Christi enthalten, ergänzt jeder Bericht über Josephs erste Vision das Gesamtbild mit besonderen Einzelheiten und Gesichtspunkten. Zusammen ergeben sie einen in sich stimmigen Bericht über Josephs Erlebnis. In allen wird betont, dass es unter den christlichen Kirchen Verwirrung und Streit gab, dass Joseph wissen wollte, welche Recht hatte (wenn denn eine Recht hätte), dass er in den heiligen Schriften forschte und betete, dass ein Licht vom Himmel herabkam und dass ihm göttliche Wesen erschienen und sein Gebet erhörten.

Ich möchte nun näher auf Joseph Smiths Bericht über die erste Vision aus dem Jahr 1838 eingehen, der als heilige Schrift anerkannt wird. Aus keinem anderen Erlebnis kann man so viel lernen. Die erste Vision veränderte Josephs Leben, sie hat mein Leben verändert, und ich weiß, sie wird euer Leben verändern, wenn ihr den Herrn um eine Bestätigung bittet, ob sie tatsächlich stattgefunden hat.

„Endlich kam ich zu dem Schluss, dass ich entweder in Finsternis und Verwirrung bleiben müsse oder dass ich das tun müsse, was Jakobus sagt, nämlich Gott bitten. Ich fasste also endlich den Entschluss, Gott zu bitten, denn ich sagte mir: Wenn er denen Weisheit gibt, denen es an Weisheit fehlt, und wenn er gern gibt und keine Vorwürfe macht, dann durfte ich es wohl wagen.

Also zog ich mich gemäß diesem meinem Entschluss, Gott zu bitten, in den Wald zurück, um den Versuch zu machen. Es war an einem strahlend schönen Morgen in den ersten Frühlingstagen achtzehnhundertundzwanzig. Zum ersten Mal in meinem Leben unternahm ich so einen Versuch, denn bei all meiner Unruhe hatte ich doch noch nie versucht, laut zu beten.

Nachdem ich mich an den Ort zurückgezogen hatte, den ich vorher dazu ausersehen hatte, und mich umblickte und sah, dass ich allein war, kniete ich nieder und fing an, Gott die Wünsche meines Herzens vorzutragen. Kaum hatte ich das getan, wurde ich sogleich von einer Macht gepackt, die mich gänzlich überwältigte und eine so erstaunliche Wirkung auf mich hatte, dass sie mir die Zunge lähmte und ich nicht sprechen konnte. Dichte Finsternis zog sich um mich zusammen, und ich hatte eine Zeit lang das Gefühl, als sei ich plötzlicher Vernichtung anheimgegeben.

Ich nahm aber alle Kraft zusammen und rief Gott an, er möge mich aus der Macht dieses Feindes befreien, der mich gepackt hatte; und gerade in dem Augenblick, wo ich in Verzweiflung versinken und mich der Vernichtung preisgeben wollte – und nicht etwa einem eingebildeten Verderben, sondern der Macht eines wirklichen Wesens aus der Welt des Unsichtbaren, das eine so unglaubliche Macht hatte, wie ich sie nie zuvor bei irgendeinem Wesen verspürt hatte – eben in diesem Augenblick höchster Angst sah ich gerade über meinem Haupt, heller als das Licht der Sonne, eine Säule aus Licht, die allmählich herabkam, bis sie auf mich fiel.

Kaum war sie erschienen, da fand ich mich auch schon von dem Feind befreit, der mich gebunden gehalten hatte. Als das Licht auf mir ruhte, sah ich zwei Personen von unbeschreiblicher Helle und Herrlichkeit über mir in der Luft stehen. Eine von ihnen redete mich an, nannte mich beim Namen und sagte, dabei auf die andere deutend: Dies ist mein geliebter Sohn. Ihn höre!

Der Grund, warum ich den Herrn befragen wollte, war der, dass ich wissen wollte, welche von allen Glaubensgemeinschaften Recht hätte, damit ich wisse, welcher ich mich anschließen sollte. Sobald ich mich soweit gefasst hatte, dass ich imstande war zu sprechen, fragte ich daher die über mir im Licht stehenden Personen, welche von allen Glaubensgemeinschaften die richtige sei (denn bisher war es noch nie in mein Herz gedrungen, dass alle Unrecht hätten) – und welcher ich mich anschließen solle.

Ich bekam die Antwort, ich dürfe mich keiner von ihnen anschließen, denn sie seien alle im Unrecht.“42

Wie es in dem Artikel „Berichte über die erste Vision“ auf LDS.org heißt, bezeugte „Joseph Smith … wiederholt, dass er eine außergewöhnliche Vision von Gottvater und seinem Sohn, Jesus Christus, gesehen hatte. Weder die Wahrheit der ersten Vision noch die Argumente dagegen können durch historische Nachforschung allein bewiesen werden. Jeder, der aufrichtig nach Wahrheit sucht und wissen möchte, ob Joseph Smiths Zeugnis wahr ist, muss sich eingehend mit dem Bericht befassen und dann genügend Glauben an Christus ausüben, um Gott in aufrichtigem, demütigem Gebet zu fragen, ob der Bericht wahr ist. Wenn er sucht, Gott fragt und sich fest vornimmt, gemäß der vom Heiligen Geist offenbarten Antwort zu handeln, dann wird ihm kundgetan werden, dass Joseph Smiths Vision wahr ist. Auf diese Weise kann jeder wissen, dass Joseph Smith die Wahrheit sagte, als er erklärte: ‚Ich hatte eine Vision gesehen, das wusste ich; und ich wusste, dass Gott es wusste; und ich konnte es nicht leugnen.‘ [Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:25.]“43

Präsident Joseph F. Smith hat gesagt: „Das bedeutendste Ereignis, das es seit der Auferstehung des Gottessohns aus dem Grab und seiner Himmelfahrt in der Welt je gegeben hat, war das Erscheinen Gottes des Vaters und des Sohnes bei jenem Jungen Joseph Smith.“44

Brüder und Schwestern, eine genaue Analyse dessen, was man aus Joseph Smiths heiligem, eindrucksvollem Erlebnis lernen kann, es ist ebenso erstaunlich wie erhellend. Ich möchte ein paar Grundsätze nennen, die wir Joseph Smiths erster Vision entnehmen – hinsichtlich der ewigen Natur des himmlischen Vaters, seines Sohnes Jesus Christus, der Tatsache, dass es den Satan gibt, des Kampfes zwischen Gut und Böse sowie weiterer wichtiger Aspekte des großen Erlösungsplans.

Wir lernen, dass die heiligen Schriften wahr sind und dass wir sie wörtlich nehmen und auf unser Leben beziehen können.

Wir lernen, dass wir Macht und Verständnis empfangen, wenn wir über die heiligen Schriften nachdenken.

Wir lernen, dass Wissen allein nicht genügt, um Gottes Segnungen erlangen zu können, sondern dass wir gemäß der Erkenntnis handeln müssen.

Wir lernen, unser Vertrauen in Gott zu setzen und uns mit den wichtigsten Fragen im Leben an ihn zu wenden, anstatt auf andere Menschen zu bauen.

Wir lernen, dass Gebete gemäß unserem unerschütterlichen Glauben und dem Willen des himmlischen Vaters erhört werden.

Wir lernen, dass es den Satan wirklich gibt und dass er die Macht hat, die physische Welt zu beeinflussen – und damit auch uns.

Wir lernen, dass die Macht des Satans begrenzt und der Macht Gottes unterlegen ist.

Wir lernen, dass der Satan unaufhörlich versucht, das Werk Gottes zu zerstören, und dass er gewusst haben muss, welch wichtige Rolle Joseph Smith als Prophet der Wiederherstellung spielen würde.

Wir lernen, dass wir den Satan besiegen können, wenn wir Gott anrufen und unseren Glauben und unser Vertrauen voll und ganz in ihn setzen.

Wir lernen, dass da, wo Licht ist, die Finsternis weichen muss.

Wir lernen, dass Gottvater und sein Sohn Jesus Christus zwei getrennte und eigenständige Wesen sind, die einander in ihren Zügen und in ihrer Gestalt ähneln.

Wir lernen, dass wir als Abbild Gottes erschaffen worden sind.

Wir lernen, dass Christus auferstanden ist.

Wir lernen, dass Gott uns persönlich kennt und genau weiß, was wir brauchen und was uns beschäftigt. Er nannte Joseph beim Namen.

Wir erfahren, welche Beziehung Gottvater zu seinem Sohn hat, dem Herrn Jesus Christus. Jesus fügt sich seinem Vater, und der Vater spricht mit den Menschen hier auf Erden durch seinen Sohn Jesus Christus.

Wir lernen, dass der Vater Jesus Christus liebt, denn er bezeichnet ihn ja als seinen geliebten Sohn.

Wir lernen, dass die wahre Kirche Jesu Christi, so wie er sie einst gegründet hatte, zur Zeit Joseph Smiths nicht auf Erden zu finden war. Damit wird wiederum bestätigt, dass der Abfall vom Glauben, den der Apostel Paulus vorhergesagt hatte, wirklich eingetreten ist.

Wir lernen: Wenn uns genug daran liegt, von Gott geleitet zu werden, offenbart er uns einen Kurs, auf dem wir uns weiterentwickeln. Zu Josephs Zeit waren alle Religionen und Glaubensgemeinschaften im Unrecht.

Wir lernen, dass uns Gott in jeder Evangeliumszeit Visionen, Segnungen und Herrlichkeit zuteilwerden lässt.

Wir lernen, wie Gott seine Propheten erwählt.

Wir lernen, dass Gott diejenigen erwählt, sein Werk zu verrichten, die im Herzen rein und rechtschaffen sind und rechtschaffene Wünsche haben. Damit wird auch bekräftigt, was wir in der Bibel lesen, nämlich dass Gott auf das Herz sieht und jemanden nicht wegen seiner äußeren Erscheinung, seines sozialen Status oder seiner Stellung erwählt.

Brüder und Schwestern, die erste Vision ist der Schlüssel, viele Wahrheiten zu erschließen, die jahrhundertelang verborgen waren. Wir dürfen die vielen kostbaren Wahrheiten, die wir Joseph Smiths erster Vision verdanken, nicht vergessen oder für selbstverständlich halten.

Als Gottvater und sein Sohn, der Herr Jesus Christus, Joseph Smith erschienen, wurde damit die Evangeliumszeit der Fülle eingeläutet. Wir müssen mit all denjenigen, die uns am Herzen liegen, über dieses heilige Ereignis sprechen und was wir daraus gelernt haben.

Hier sind zwei Fragen, über die ihr nachdenken könnt. Beantwortet sie doch und tauscht euch in den sozialen Netzwerken über #LDSdevo darüber aus:

  • Was habt ihr aus Joseph Smiths erster Vision gelernt?

  • Wie hat der Herr euch geantwortet, als ihr nach Wahrheit und nach Antwort auf Fragen gesucht habt?

Ich freue mich schon darauf, nachzulesen, was ihr über dieses bedeutende Thema und diese wichtigen Fragen zu sagen habt.

Zum Schluss möchte ich einen weiteren Grundsatz nennen, den ich erkannte, als ich mich im Unterricht bei Vollzeitmissionaren eingehend mit der ersten Vision befasste.

Vor einigen Jahren hatte ich die Ehre, der Präsidentschaft des Gebiets Philippinen anzugehören. Die Mitglieder der Gebietspräsidentschaft sprachen abwechselnd bei Andachten an der Missionarsschule in Manila. Neu berufene Vollzeitmissionare kamen aus etwa 14 Ländern in Asien und im Pazifikraum nach Manila.

Gegen Ende dieser Berufung hatten wir ein letztes Mal die Gelegenheit, bei der Andacht an der Missionarsschule zu den Missionaren zu sprechen. Ich werde nie vergessen, wie ich auf dem Podium saß und auf diese wunderbaren Vollzeitmissionare blickte. Ich betete um Inspiration, damit ich ihnen etwas sagen konnte, was ihnen die ungeheure Bedeutung des Werkes vermitteln würde, das sie bald verrichten sollten. Als ich darüber nachdachte, fiel mein Blick auf ein Gemälde an der Wand der Aula. Ihr kennt es vermutlich aus eurem Gemeindehaus: Es war Del Parsons bekanntes Gemälde von Joseph Smiths erster Vision. Darauf ist der 14-jährige Joseph Smith abgebildet, der im heiligen Hain kniet und vom Vater im Himmel und Jesus Christus unterwiesen wird.

Zu Beginn meiner Ansprache zeigte ich auf das Gemälde und erklärte den Missionaren, dass Joseph Smith, wie er damals im heiligen Hain kniete und um Führung für sein Leben betete, für jeden steht, der je nach Wahrheit gesucht hat, gegenwärtig danach sucht oder dereinst danach suchen wird. Weshalb? Weil er die gleiche Frage hatte wie jeder, der sich ehrlich und aufrichtig mit der Kirche befasst. Als er den Herrn befragte, welche Kirche denn Recht habe, suchte er schließlich nach Wahrheit. Er suchte nach dem Sinn in seinem Leben. Er suchte nach dem großen Erlösungsplan des himmlischen Vaters.

Gab es zu diesem Zeitpunkt, als Joseph innig betete, bevollmächtigte Missionare auf Erden, die seine Frage hätten beantworten können? Nein, die gab es nicht. Daher erschienen in diesem heiligen Augenblick der Vater im Himmel und sein geliebter Sohn Jesus Christus. Sie beantworteten die Frage des jungen Joseph und läuteten die Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums Jesu Christi ein.

Wie im Falle Joseph Smiths werden Verpflichtungen am ehesten von denjenigen Freunden der Kirche eingegangen und gehalten, die tatkräftig nach Wahrheit und einem Sinn im Leben suchen. Sie lassen sich schließlich taufen. Und das müssen nicht nur die Vollzeitmissionare unbedingt verstehen, sondern auch wir, wenn wir mit anderen über das Evangelium sprechen. Es darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass viele, die nach Führung und einem Sinn im Leben suchen, in eurem Alter sind. Es sind eure Freunde und Bekannten. Als meine Frau Nancy nach Wahrheit und einem Sinn im Leben suchte, war sie ebenfalls in eurem Alter.

Meine jungen Freunde, es ist doch ein unglaublicher Segen, zu einer Zeit geboren zu sein, in der das Evangelium Jesu Christi auf Erden in seiner Fülle wiederhergestellt worden ist. Ich lege euch dafür Zeugnis ab, dass Gottvater und sein Sohn, der Herr Jesus Christus, Joseph Smith an jenem schönen Frühlingstag im Jahr 1820 erschienen. Ich bezeuge, dass mit der heiligen Botschaft, die sie überbrachten und die Joseph voller Demut annahm, die Prophezeiungen erfüllt wurden, die die heiligen Propheten im Laufe der Geschichte immer wieder gemacht hatten. Ich bezeuge auch, dass die Religionsfreiheit, die durch die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika ermöglicht wurde, der Wiederherstellung den Weg ebnete. Ferner bezeuge ich, dass diese Worte von Präsident Gordon B. Hinckley in Bezug auf die erste Vision wahr sind: „Joseph Smith hat in diesen Minuten – wie kurz oder lang sie auch gewesen sein mögen – mehr über das Wesen Gottes erfahren, als alle gelehrten Theologen der damaligen Zeit je gelernt hatten.“45 Welch unglaubliche Chance wir doch haben, für die Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums Jesu Christi in diesen Letzten Tagen Zeugnis abzulegen.

Brüder und Schwestern, die Wahrheit ist wiederhergestellt worden. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Siehe Deuteronomium 4:27–31

  2. Siehe Jesaja 60 bis 62

  3. Siehe Jeremia 30 bis 33

  4. Siehe Ezechiel 37:15–28

  5. Siehe Matthäus 2:44

  6. Siehe Amos 9:11

  7. Siehe Maleachi 3:1

  8. Siehe Matthäus 17:11

  9. Siehe Joseph-Smith-Übersetzung, Markus 9:12

  10. Siehe Apostelgeschichte 3:19–21

  11. Siehe Römer 11:25–27

  12. Siehe Epheser 1:9,10

  13. Siehe 2 Thessalonicher 2:1–3

  14. Siehe Offenbarung 14:6

  15. Siehe 1 Nephi 13:34–42

  16. Siehe 2 Nephi 26:14–17

  17. Siehe Jakob 6:1–4

  18. Siehe 3 Nephi 21

  19. Daniel 1:4

  20. Daniel 1:20

  21. Daniel 2:5

  22. Daniel 2:19

  23. Daniel 2:24

  24. Daniel 2:25

  25. Daniel 2:26

  26. Daniel 2:27,28

  27. Daniel 2:31–35

  28. Daniel 2:37,38

  29. Daniel 2:44,45

  30. Asael Smith, in Steven C. Harper, Joseph Smith’s First Vision: A Guide to the Historical Accounts, 2012, Seite 13f.

  31. Siehe Harper, Joseph Smith’s First Vision, Seite 15f.; Richard Lyman Bushman, Joseph Smith: Rough Stone Rolling, 2005, Seite 197

  32. Siehe Harper, Joseph Smith’s First Vision, Seite 16–22; Bushman, Joseph Smith, Seite 14–29

  33. Lucy Mack Smith, „Lucy Mack Smith, History, 1844–1845“, Buch 2, Seite 4; josephsmithpapers.org

  34. Siehe Harper, Joseph Smith’s First Vision, Seite 16–22; Bushman, Joseph Smith, Seite 14–29

  35. Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:11,12

  36. „Berichte über die erste Vision“, Evangeliumsthemen, topics.lds.org

  37. Joseph Smith, in Karen Lynn Davidson, David J. Whittaker, Mark Ashurst-McGee und Richard L. Jensen, Hg., Histories, Volume 1: Joseph Smith Histories, 1832–1844, Band 1 der Reihe „Histories“, The Joseph Smith Papers, Hg. Dean C. Jessee, Ronald K. Esplin und Richard Lyman Bushman, Church Historian’s Press, Salt Lake City 2012, Seite 12f.; siehe auch Dean C. Jessee, „The Earliest Documented Accounts of Joseph Smith’s First Vision“, in Opening the Heavens: Accounts of Divine Manifestations, 1820–1844, Hg. John W. Welch und Erick B. Carlson, 2005, Seite 1–33; „Berichte über die erste Vision“, Evangeliumsthemen, topics.lds.org

  38. Joseph Smith, in Histories, Volume 1: Joseph Smith Histories, 1832–1844, Seite 12; siehe auch „Berichte über die erste Vision“, Evangeliumsthemen, topics.lds.org

  39. Joseph Smith, in Dean C. Jessee, Mark Ashurst-McGee und Richard L. Jensen, Hg., Journals, Volume 1: 1832–1839, Band 1 der Reihe „Journals“, The Joseph Smith Papers, Hg. Dean C. Jessee, Ronald K. Esplin und Richard Lyman Bushman, Church Historian’s Press, Salt Lake City 2008, Seite 88; siehe auch „Berichte über die erste Vision“, Evangeliumsthemen, topics.lds.org

  40. „Berichte über die erste Vision“, Evangeliumsthemen, topics.lds.org

  41. Joseph Smith, in Histories, Volume 1: Joseph Smith Histories, 1832–1844, Seite 494; siehe auch „Berichte über die erste Vision“, Evangeliumsthemen, topics.lds.org

  42. Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:13–19

  43. „Berichte über die erste Vision“, Evangeliumsthemen, topics.lds.org

  44. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph F. Smith, Seite 14f.

  45. Gordon B. Hinckley, „Inspirierende Gedanken“, Der Stern, August 1997, Seite 5

Drucken