Podiumsdiskussion
Übertragung der jährlichen S&I-Schulung 2021
Dienstag, 19. Januar 2021
Chad H. Webb: Danke, dass Sie gekommen sind. Das ist Rory Bigelow, beigeordneter Administrator für den operativen Betrieb. Er kümmert sich um solche Verwaltungsaufgaben wie Personal, Finanzen und die Gebäude. Das ist Adam Smith, unser beigeordneter Administrator für den Unterricht. Er ist zuständig für Schulungen, den Lehrplan, Schülerbetreuung und so weiter.
Ich möchte Ihnen zu Beginn kurz darlegen, in welche Richtung wir uns hoffentlich entwickeln. Momentan sind wir beim Seminar und Institut wirklich gut darin, auf die Bedürfnisse viele unserer derzeitigen Schüler einzugehen. Doch in Wahrheit ist es doch so, dass diejenigen, die am Unterricht teilnehmen, für gewöhnlich aktive und überzeugte Mitglieder der Kirche sind. Die anderen erreichen wir meist nicht, und die Einschreibungen für die S&I-Programme in aller Welt nehmen immer mehr ab.
Unser größter Wunsch ist, das zu ändern. Wir hoffen, dass S&I eine größere Rolle bei der dringenden Aufgabe übernehmen kann, eine ganze Generation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu „sammeln“. Sie wissen sicher noch, dass Präsident Nelson gesagt hat, dass die Sammlung Israels das wichtigste Werk auf der Welt ist. Natürlich gehören dazu die Missionsarbeit und die Tempelarbeit, aber Präsident Nelson hat erklärt, dass dazu ebenfalls gehört, dass der Glaube und das Zeugnis im Herzen derer, denen wir dienen, gestärkt werden. Er hat auch gesagt: Jedes Mal, wenn wir irgendetwas tun, was irgendjemandem – auf dieser oder jener Seite des Schleiers – hilft, Bündnisse mit Gott zu schließen und zu halten, helfen wir mit, Israel zu sammeln.
Wir fürchten, dass wir einige unserer Jugendlichen und jungen Erwachsenen verlieren. In den heiligen Schriften ist nicht so oft die Rede davon, dass etwas verlorengeht und wiedergefunden wird, viel häufiger wird davon gesprochen, dass etwas zerstreut und wieder gesammelt wird. Manche kämpfen mit ihrem Glauben. Aber wir wissen, wo sie sind, sie sind für uns nicht verloren. Aber sie sind von den Einflüssen der Welt zerstreut worden und haben sich vielleicht von uns entfernt. Wir haben die beachtliche Gelegenheit und auch das große Bedürfnis, bei der „Sammlung“ dieses Teils von Israel mitzuhelfen.
Dies tun wir, indem wir Erfahrungen ermöglichen, die zu Bekehrung führen, für die Schüler von Bedeutung sind und Verbundenheit schaffen und auch, indem wir solche Erfahrungen so vielen Schülern wie es nur geht ermöglichen. Bei all dem bleiben wir aber auch dem Bisherigen treu. Wir wollen uns nicht nur um der Veränderung willen verändern. Wir werden weiterhin durch die Macht des Heiligen Geistes das Evangelium so lehren, wie es in den heiligen Schriften steht. Doch um solche Erlebnisse zu ermöglichen, müssen wir ein paar Sachen ändern.
Wir tauschen aus:
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reden und erzählen gegen Anteilnahme und einladen,
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den Schülern sagen, wo sie stehen sollten, gegen die Schüler dort abholen, wo sie gerade sind,
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nur das Ideal loben gegen ebenfalls lobende Worte für den Kämpfenden,
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gesellige Aktivitäten gegen sinnvolle Interaktion,
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das Ziel, bestimmte Leistungen zu erbringen und einen Abschluss zu schaffen, gegen das Ziel, dass alle in geistiger Hinsicht wachsen und sich weiterentwickeln,
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passive Lernende, auf die eingewirkt wird, gegen aktive Teilnehmende, die ein Werkzeug des Heiligen Geistes sind.
Wir werden uns mit den Programmadministratoren, unseren Seminarleitern, Institutsleitern und Koordinatoren zusammensetzen und ausarbeiten, welche Lehr- und Lernerfahrungen und -anforderungen es konkret geben soll, wir werden Schulungen und Mentoring anbieten und auch Bewertungsmaßstäbe erarbeiten, an denen wir sehen können, ob wir vorankommen.
Die Schulung und die Hilfsmittel, die Sie erhalten, und die Veränderungen, die vorgenommen werden, dienen alle dem Ziel, Israel zu sammeln – indem wir Erfahrungen ermöglichen, die den Bedürfnissen aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerecht werden, und indem wir all dies besser zugänglich machen. Auf dieses Ziel wollen wir uns mindestens die nächsten drei Jahre konzentrieren. Dann überprüfen wir, wie weit wir gekommen sind, und nehmen weitere Änderungen vor.
Ich möchte Sie alle auffordern, sich Präsident Nelson bei dem wichtigsten Werk der Welt anzuschließen – dem großen Bedürfnis und der Gelegenheit, Israel zu sammeln, jene zu sammeln, die Gott in ihrem Leben siegen lassen. Es werden erstaunliche Dinge geschehen, sogar Wunder! Was für ein Segen wird es doch sein, dabei mitzuwirken.
Bevor ich mich bei Ihnen nach den Änderungen bei S&I erkundige, darf ich vielleicht fragen, was unverrückbar fest bleibt?
Rory Bigelow: Was meiner Meinung nach gleich bleiben wird, ist unser übergeordnetes Ziel. Wir helfen den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Lehren und das Sühnopfer Jesu Christi zu verstehen und darauf zu vertrauen. Wir wollen ihnen helfen, dass sie sich auf die Segnungen vorbereiten, die auf sie warten, und sich dafür würdig machen. Das wird sich sicherlich nie ändern. Wir werden uns immer voll und ganz auf sie konzentrieren, sie werden uns immer am Herzen liegen. Auf sie kommt es an. Wir wollen jedem Einzelnen helfen, Seminar und Institut so zu erleben, wie er es braucht.
Adam Smith: Sie sagten ja schon, dass wir uns immer darauf konzentrieren werden, was die Schüler brauchen und wir uns überlegen müssen, wie wir das für sie im Unterricht umsetzen. Die Schriften sind hierbei unser wichtigstes Hilfsmittel, und der Erretter steht bei allem im Mittelpunkt.
Die Propheten und Apostel geben immer die Richtung vor, und wir folgen ihnen und übernehmen die von ihnen gesetzten Schwerpunkte. Auch das wird sich nie ändern. Wir werden stets bestrebt sein, den Heiligen Geist bei uns zu haben, sowohl im Alltag als auch bei der Unterrichtsvorbereitung und ganz besonders beim eigentlichen Unterricht.
Chad Webb: Danke, dass Sie das erwähnen. Ich finde das wirklich entscheidend. Was wirklich wichtig ist, wird sich niemals ändern. Unser Wesenskern – das, was uns ausmacht – wird sich nie ändern.
Apropos Veränderung: Diese Übertragung unterscheidet sich von den früheren. Sie ist ab jetzt nicht mehr als Abend mit einer Generalautorität zu Jahresbeginn angelegt, sondern als weltweit ausgestrahlte Schulung. Kann jemand von Ihnen erläutern, wie es zu dieser Änderung kam?
Rory Bigelow: Da gibt es eine Menge Gründe, aus denen aber zwei besonders hervorstechen. Zum Ersten: Als das Seminar 1912 im Pfahl Granite seinen Anfang nahm, hat sich unser Ausbildungszyklus lange Zeit überwiegend am Ablauf eines US-amerikanischen Hochschulstudiums ausgerichtet. 1991 änderte sich dann einiges. Ab da hatten wir erstmals mehr Institutsschüler außerhalb der USA als innerhalb.
Da die Kirche weltweit wächst, war es einfach nicht sinnvoll, den Lehrplan weiterhin am Studienablauf amerikanischer Universitäten auszurichten. Wir wollten also zu einem Lehrplan überwechseln, der sich eher am Kalenderjahr ausrichtet als am Ablauf des akademischen Jahrs an einer Hochschule auf der Nordhalbkugel.
Zweitens gibt es da noch einen Wandel, was unsere Einstellung und die Art und Weise angeht, wie wir das Thema Schulung angehen wollen. Lange Zeit war es fast so, als würden wir an einem Staffellauf teilnehmen. Am Hauptsitz wurden etwa Schulungen geplant und Prioritäten gesetzt, und bei der nächsten Tagung wurde dann der Staffelstab an die Gebietsdirektoren übergeben. Die haben den Stab dann ihrerseits in einer Gebietsschulung an ihre Gebiete weitergeben.
Jetzt finden wir eher, wir sollten uns mit den Gebietsdirektoren auf Tagungen oder bei Schulungen beraten und die gewünschte Ausrichtung gemeinsam ausarbeiten. Dazu haben wir unsere Tagung für Gebietsdirektoren von April auf Oktober verlegt, und im Januar sind wir dann ideal gerüstet für die weltweite Übertragung einer Schulung, wie wir sie jetzt erleben.
Chad Webb: Hier wird eine weitere Veränderung ersichtlich. Wir haben jetzt nur noch halb so viele Gebietsdirektoren wie früher, und diese können wir jetzt viel mehr in unsere Räte einbeziehen. So wird das, was in jedem einzelnen Gebiet der Welt gebraucht wird, besser in den Räten abgebildet, wir kommunizieren untereinander im Sinne eines Rates viel freier. Das empfinde ich als sehr wichtig.
Nun zu einer weiteren Änderung, zu der uns viele Fragen erreichen. Es geht um den neuen Lehrplan Komm und folge mir nach!, der sich nun am Kalenderjahr und nicht mehr am Schuljahr orientiert. Herzlichen Dank Ihnen allen, die Sie sich dieser Änderung bereitwillig gefügt haben. Adam, möchten Sie zu dieser Änderung vielleicht etwas sagen?
Adam Smith: Ja, sehr gerne. Etwa im März 2019 fiel der Beschluss, den Lehrplan von S&I an den Lehrplan von Komm und folge mir nach! anzugleichen, der sich jedes Jahr einer der heiligen Schriften widmet. Elder Clark hat bei der Bekanntgabe des Beschlusses etwas für mich sehr Eindrucksvolles gesagt.
Ich zitiere: „Der Prophet des Herrn erhob sich in der Generalkonferenz und sagte: ‚Wir brauchen einen auf das Zuhause ausgerichteten, von der Kirche unterstützten Evangeliumsunterricht.‘1 Mit diesen Worten hat sich alles verändert.“
Im Herbst 2019 sind wir dann, wie Sie sicher noch wissen, zum Neuen Testament übergegangen und im Januar 2020 zum Buch Mormon. Um den Herbst 2019 herum kamen einige Religionslehrer, die das Seminar an der Schule unterrichteten, auf uns zu und baten uns, etwas ausprobieren zu dürfen. Sie wollten versuchen, den Seminarlehrplan enger an den Leseplan des Leitfadens Komm und folge mir nach! anzulehnen. Wir dachten, daraus würden sich bestimmt einige interessante Ergebnisse ableiten lassen, also stimmten wir zu.
Wir beauftragten auch ein Umfrageteam damit, Schüler, Eltern, Seminarlehrer und Administratoren zu befragen und deren Erfolge und Erfahrungen mit dem Lehrplan zu vergleichen, der dem eher traditionellen Ansatz mit neunmonatigem Turnus folgt und in dem die jeweilige heilige Schrift dann behandelt wird.
Was wir aus dieser Umfrage gelernt haben, fand ich wirklich inspirierend, aber auch ein bisschen überraschend. Offenbar empfanden die Schüler Wiederholungen nicht als sonderlich störend. Es stellte sich auch heraus, dass die Schüler die behandelte heilige Schrift so oder so gleich gut verinnerlicht hatten.
Eigentlich dachten wir, sie würden dadurch, dass sie dem Lehrplan Komm und folge mir nach! folgen, einiges vom Seminarstoff verpassen, weil ja Sommer-, Frühjahrs- und Herbstferien dazwischenkommen. Aber die Schüler wussten über die behandelte heilige Schrift gleich gut Bescheid.
Einen Unterschied gab es jedoch, der sofort ins Auge fiel. Es gab – und das war statistisch signifikant! – deutlich mehr Schüler, die vorbereitet im Unterricht saßen und genau wussten, was am jeweiligen Tag durchgenommen werden sollte, deutlich mehr, die sich mit sinnvollen Beiträgen aktiv am Unterrichtsgeschehen beteiligten.
Am spannendsten fand ich, dass es auch weitaus mehr Schüler gab, die sich außerhalb des Seminars zuhause mit den Schriften befassten. Als wir die Umfrageergebnisse auswerteten, wurde uns klar, dass von einer solchen Umstellung Schüler und Familien gleichermaßen profitieren würden. Das deckte sich mit dem, was Elder Clark als für uns zuständiger Beauftragter des Bildungswesens uns häufig nahelegte.
Er sagte, wir sollten den Schülern in ihrer Zeit bei S&I tiefergehendes Lernen und echte Bekehrung ermöglichen. Ich finde, die Angleichung an den Lehrplan Komm und folge mir nach! nimmt uns ein wenig den Druck, was die Lehrinhalte betrifft. Ab jetzt sind die Schriften immer unsere Richtschnur und stehen im Mittelpunkt. Dank des Lehrplans Komm und folge mir nach! können wir eine der heiligen Schriften von Anfang bis Ende durchgehen. Die Zeit reicht nie für den ganzen Stoff, dennoch geben wir den Lernenden, was sie brauchen, und schlagen mithilfe der Schriften und des Heiligen Geistes die Brücke zum Erretter.
Wir dürfen aber nicht ausblenden, dass hier ein Problem lauert. In jedem Schulsystem weltweit gibt es Ferien, die zusammengenommen etwa zwei bis drei Monate dauern. Zwei bis drei Monate im Jahr werden den Schülern die Schriften also nicht im Seminar vermittelt. Uns als Religionslehrern gibt das Anlass zur Sorge.
Die Initiative Beherrschen der Lehre war ja schon seit ihrer Einführung wichtig, und jetzt steht sie umso mehr im Rampenlicht und gewinnt an Bedeutung. Wenn die Lehrer die zu dieser Initiative gehörenden Lektionen losgelöst vom Schuljahr Woche für Woche unterrichten, bekommen die Schüler das Wichtigste mit. Manchmal denken wir, ein guter Lehrer schafft den Stoff locker, und wir heben uns das Beherrschen der Lehre für den Schluss auf, wofür dann aber nie Zeit bleibt. Der Stoff ist so umfangreich.
Manchmal wird das Beherrschen der Lehre im Seminar etwas stiefmütterlich behandelt. Dabei ist das Beherrschen der Lehre doch genau das, was wir vermitteln sollen. Beherzigen wir das, erreichen wir unser Ziel und tun, was uns die Propheten aufgetragen haben. Konzentrieren wir uns auf das Beherrschen der Lehre, gelingt es uns, die Lücke zu schließen, die sich in den Ferien auftut, und wir können uns an den Lehrplan Komm und folge mir nach! so anlehnen, dass Schüler und Familien davon profitieren.
Chad Webb: Ich weiß noch, wie wir Elder Johnson die Umfrageergebnisse gezeigt und dieses Thema angeschnitten haben. Er zog das Angleichen an den Lehrplan Komm und folge mir nach! von Anfang an vor, weil es den Familien zugutekommt und synchron zu ihrem Studium zuhause abläuft. Genau wie wir war er aber auch sehr besorgt über die je nach Schulsystem unterschiedlichen Lücken, die sich aufgrund der Schulferien ergeben würden. Wichtige Ereignisse und Evangeliumsgrundsätze – die letzte Woche im Leben des Erretters oder die erste Vision etwa – kämen vielleicht unter die Räder.
Wir waren uns also einig, die zum Beherrschen der Lehre nötigen Lektionen unbedingt hinzuzunehmen, selbst wenn das in den Ferien ausfallen muss. Es würden sogar zusätzliche Lektionen als Überbrückung hinzukommen, um nach den Ferien den Anschluss an den Lehrplan Komm und folge mir nach! wiederzufinden und Versäumtes nachzuholen und dann zum Leseplan für Komm und folge mir nach! überzugehen. So hätten wir den Vorteil, uns am Lehrplan Komm und folge mir nach! zu orientieren, ohne Bedenken haben zu müssen, dass wichtige Inhalte verlorengehen. Wir müssen auch den Familien und dem Einzelnen zutrauen, beim Studium dieser Abschnitte ohne uns gute Erfahrungen machen und durch den Heiligen Geist all das lernen zu können, was sie brauchen. Das haben Sie jedenfalls sehr gut erklärt. Vielen Dank!
Ich möchte auf eine weitere Frage eingehen, die viele stellen. Sie betrifft die Änderung bei den Leseaufträgen. Es geht nicht mehr darum, das zum Kurs gehörende Buch komplett zu lesen, sondern ums tägliche Schriftstudium. Was können Sie uns zu dieser Entscheidung sagen?
Adam Smith: Wir kennen ja die Voraussetzungen für den Seminarabschluss und den Erhalt der Urkunde: Die Anwesenheit wird notiert, außerdem sollen die Schüler das zum Kurs gehörende Buch lesen. Zusätzlich gibt es die Lernauswertungen. Durch die leicht abgeänderte Voraussetzung müssen die Schüler die vier Standardwerke bis zum Seminarabschluss nicht vollständig gelesen haben, vielmehr sollen sie sich das Schriftstudium zur täglichen Gewohnheit machen.
Wir haben weltweit lange mit unseren Gebietsdirektoren – auch mit etlichen Regionsdirektoren – besprochen, was die in Seminar und Institut gewonnenen Erfahrungen im Leben der Schüler, in deren Herz und Verstand, bewirken sollen.
Wegen der Hoffnungen, die wir da hegen, haben wir im Verlauf unserer Gespräche überlegt, ob es für den Abschluss nicht wieder eine Voraussetzung bei den Leseaufträgen geben sollte. Bald war uns klar: Was wir wirklich betonen wollten, worauf es wirklich ankam, war die Frage, ob wir den Schülern zu einer täglichen Gewohnheit verhelfen können, die sie ihr ganzes Leben lang beibehalten.
Hier habe ich noch ein Zitat. Es ist unserem Handbuch Das Evangelium lehren und lernen entnommen und fasst das Gesagte sehr gut zusammen, finde ich. Es heißt darin: „Es gibt kaum etwas, wie ein Lehrer seine Schüler machtvoller und nachhaltiger zum Guten beeinflussen kann, als wenn er dazu beiträgt, dass sie die heiligen Schriften schätzen lernen und täglich darin lesen.“2 Wenn die Abschlussurkunde also dafür stehen soll, dass jemand vier Jahre lang bedeutsame, tiefe und bekehrende Erfahrungen gemacht hat, gehört das Schriftstudium dazu.
Es gäbe viele Möglichkeiten, wie man misst, ob sich ein Schüler den Schriften verpflichtet fühlt. Wir wollten aber das messen, worauf es ankommt – ob es uns gelungen ist, den Schülern das tägliche, persönliche Schriftstudium als Gewohnheit zu vermitteln. Wir haben daher einiges wirklich gutes Material für Weiterbildungsverantwortliche auf den Weg gebracht und hoffen, dass sie und die Lehrer es nutzen. Es ergänzt die Abschlussvoraussetzung ideal, da die Schüler angeregt werden, sich Fähigkeiten anzueignen, Ziele zu setzen und zu lernen, wie sie wirklich mit dem Vater im Himmel und dem Erretter durch den Heiligen Geist mithilfe der Schriften in Verbindung treten können. Wir finden, diese Anforderung umfasst, was wesentlich ist und was wir mit der Abschlussurkunde zum Ausdruck bringen wollen.
Chad Webb: Das jeweilige Standardwerk soll also nach wie vor gelesen werden. Zum Kurs gehört jetzt aber, dass tägliches Schriftstudium vorausgesetzt wird.
Wir hoffen, dass das zum Kurs gehörende Buch nach wie vor von allen Seminarschülern gelesen wird. Wir hoffen, sie setzen sich weiterhin dafür Ziele, damit es seinen Sinn und Zweck erfüllt. Doch um den Kurs abzuschließen, müssen sie an 75 Prozent der Kalendertage des Semesters gelesen haben. Wir legen nicht fest, was genau unter „täglichem Lesen“ zu verstehen ist. Doch wenn sich die Schüler täglich in irgendeiner Weise dem Schriftstudium für den Kurs widmen – zumindest zu 75 Prozent –, dient dies als Anreiz und sie werden diese Erfahrung in ihrer Seminarzeit nicht missen wollen.
Rory Bigelow: Ich bin wirklich froh, dass – wie Sie es erwähnt haben – mehrere Wege nach Rom führen können. Unser Wunsch ist, dass jeder täglich die Schriften zur Hand nimmt. In manchen Teilen der Welt gibt es zwar das Seminar, aber noch nicht einmal die heiligen Schriften in gedruckter Form zu lesen. Auf diese Weise schaffen wir also einen Standard, der weltweit anwendbar ist. Somit können wir sagen: „Wir wollen, dass sich eure Beziehung zum Vater im Himmel durch das geschriebene Wort verbessert.“ Wer gewohnt ist, sich täglich mit dem Wort Gottes zu befassen, wird das auch erleben.
Chad Webb: Wir sollen also jeden Tag die Gelegenheit ergreifen, die Stimme des Herrn zu hören.
Rory Bigelow: Ganz genau.
Chad Webb: Damit legen wir auch großes Vertrauen in die Lehrer, richtig? Sie sollen auf jeden Einzelnen eingehen, sodass dieser das Lernen an seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten ausrichtet. Wir vertrauen Ihnen. Deshalb werden wir keine genaueren Definitionen festlegen.
Rory Bigelow: Genau.
Chad Webb: Danke! Diese Änderungen wurden natürlich bereits angekündigt und werden umgesetzt. Wir schätzen sehr, dass Sie bestrebt sind, sie bestmöglich zu verwirklichen, damit die Schüler davon profitieren. Eine weitere Veränderung – besser gesagt, eine offensichtliche Herausforderung – ist die Pandemie. Unglaublich, was sich in den letzten Monaten im Unterricht alles geändert hat. Es gab viele Unterbrechungen und den Umstieg auf Online-Unterricht. Das ist wohl noch gar nicht alles, was sich im Zuge der Pandemie verändert hat. Rory, was haben wir Ihrer Meinung nach aus der Pandemie gelernt, und was wird sich dadurch in Zukunft ändern?
Rory Bigelow: Sie haben es anfangs ja schon angemerkt. Ich finde, uns ist in erster Linie klargeworden, dass bei uns wunderbare, dienstbeflissene Menschen arbeiten. Zusammen mit den von der Kirche betriebenen Schulen und Unis, allen Missionaren, berufenen Lehrern sowie Vollzeit- und Teilzeitkräften dürften es mehr als 60.000 Menschen weltweit sein. Und sie sind unglaublich gut. Die Pandemie hat uns wohl ein wenig wachgerüttelt, und uns wurde bewusst, dass uns vielleicht noch manche Fähigkeiten fehlen.
Dazu etwas aus meinem Leben: Vor etwa sieben Jahren wurden meine Frau und ich berufen, einer Mission in Brasilien vorzustehen. Wir lernten also Portugiesisch und machten uns auf die Reise. Für uns war das zwar eine neue Sprache, da ich als junger Mann aber auf Mission Spanisch gelernt hatte, meinten wir, bereits gewisse Vorkenntnisse mitzubringen.
Bei unserer Ankunft am allerersten Tag unserer Mission brachte uns der scheidende Missionspräsident in unser zukünftiges Heim. Der Gebäudemanager war da, und als wir in die Küche gingen, sagte er: „Schauen Sie her, Sie müssen Wasser bestellen.“ Er legte seine Hand auf den leeren Wasserbehälter und meinte dann: „Hier gehört ein voller Wasserbehälter hin.“ Das versetzte mich in Panik, denn ich hatte keine Ahnung, was Wasserbehälter auf Portugiesisch heißt. Natürlich hatte ich viel anderes gelernt. Wir hatten die Sprache gelernt und dachten, wir kämen zurecht. Ich fragte den Manager: „Könnten Sie bitte einen neuen Behälter für mich bestellen?“ „Klar“, meinte er.
Als er die Bestellung am Telefon aufgab, wandte ich ihm den Rücken zu, zog unbemerkt ein Kärtchen heraus und schrieb genau mit, wie man Wasser bestellt. Ich dachte, meine Familie und ich werden in zwei Wochen verdurstet sein, wenn ich kein Wasser herbeischaffen kann.
Durch diese Erfahrung wurde mir schlagartig klar, dass ich etwas nicht wusste, von dem ich glaubte, es zu wissen. Ich glaube, die Pandemie hat bei uns allen etwas Ähnliches bewirkt. Unsere Kompetenz in Sachen Online-Religionsunterricht hat sich als nicht so groß herausgestellt, wie sie sein müsste. Einige haben sich schnell angepasst und waren sofort handlungsfähig. Ihre Fähigkeiten waren sozusagen angeboren. Bei anderen war das weniger der Fall.
Daraus haben wir gelernt, dass wir unsere Fertigkeiten kontinuierlich ausbauen müssen. Vielleicht kann man das so sagen. Wir müssen herausfinden, wie wir unsere Fähigkeiten verbessern können.
In Ihren einleitenden Worten haben Sie etwas angesprochen. Ich komme wieder darauf zurück, aber ich denke, es ist wirklich wichtig. Elder Clark hat gesagt: „Wie viel Gehorsam, Hoffnung oder Nächstenliebe wir auch haben, welche beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten wir uns angeeignet haben mögen: All dies wird für die Arbeit, die vor uns liegt, nicht ausreichen.“3
In mir selbst hat die Pandemie das tiefe Verlangen geweckt, mich zu verbessern und sicherzustellen, dass ich die steigenden Erwartungen des Herrn in unserer jetzigen, sich rasch verändernden Welt erfülle. Was bedeutet das jetzt für den Online-Unterricht? Ich weiß es nicht. Adam, was bedeutet das für unseren Online-Unterricht? Sie können diese Frage bestimmt viel besser beantworten.
Adam Smith: Ich greife Ihre Worte gerne auf. Ich denke, wir haben zweierlei wirklich Wichtiges aus der Pandemie gelernt, was uns in Zukunft voranbringt. Zum einen arbeiten wir wie schon erwähnt mit den besten Leuten zusammen. Unsere fest angestellten und ehrenamtlich tätigen Lehrer sind wunderbar, bereitwillig, voll und ganz dabei. Sie hatten plötzlich eine Herkulesaufgabe und haben Tolles geleistet.
Auch wir haben gelernt, wie wir uns verbessern können. Wir wissen jetzt besser, welche Fragen wir stellen müssen, um die benötigten Antworten zu erhalten.
Am Hauptsitz der Kirche haben wir unter anderem eine Abteilung ins Leben gerufen, die mit digitalem Lernen betraut ist. Darin arbeiten Fachleute, die uns bei der Entwicklung von Online-Angeboten für Seminar und Institut unterstützen. Wir sprechen vom digitalen Lernen, weil der Begriff online sehr viel Unterschiedliches bedeuten kann. Hier geht es um jede Art von Übertragung, bei der Technik im Spiel ist, seien es nun Hybrid-Events, Videokonferenzen oder zeitversetzt übertragene Veranstaltungen. Da ist vieles möglich.
Wie ich finde, haben wir aber auf jeden Fall gelernt, welche Fragen wir stellen müssen. Die Antworten helfen uns, begleitendes Material, die Infrastruktur und ein Programm bereitzustellen, um das wachsende digitale Angebot an Kursen für Seminar und Institut zu fördern.
Wenn COVID – hoffentlich eher früher als später – Geschichte ist, wird die Dringlichkeit sicherlich nicht mehr so hoch sein, aber der Bedarf wird dennoch steigen, denn wir haben jetzt einige Schüler hinzugewinnen können, deren Tür vorher verschlossen war. In gewisser Weise wurden wir zu den Online-Angeboten gezwungen, wovon Einzelne und Familien profitieren, die wir vorher nicht erreichen konnten. Wir sehen jetzt, welche Vorteile das bringt. Nun kennen wir die Fragen, die wir stellen müssen, um uns zu verbessern, und wir setzen alles daran, die Antworten zu erhalten. Es bleibt also sicherlich spannend.
Chad Webb: Einige haben gefragt, wann es wohl so weit sein wird, dass die ersten Lehrkräfte ausschließlich online unterrichten. Was das angeht, sind wir uns heute noch nicht sicher. Es ist sehr gut möglich, dass wir eines Tages festangestellte Seminarlehrer nur für den Online-Unterricht haben werden. Es stimmt aber auch, dass wir alle zunächst einmal grundlegend verstehen müssen, wie man online effektiv unterrichtet. Zu gegebener Zeit kann die entsprechende Aufforderung an jeden von uns ergehen. Wenn es dann so weit ist, wollen wir darin natürlich so gut wie möglich sein. Einige unserer Lehrer bekommen das schon richtig gut hin. Manche haben es geschafft, dass sich die Einschreibungen für das Institut vervierfacht haben, weil ihr Online-Unterricht einfach überzeugt. Doch wichtiger als die Organisationsstruktur ist die Frage, ob wir uns die notwendigen Fähigkeiten aneignen können, guten Online-Unterricht durchzuführen, der sich für die Schüler als segensreich erweist.
Wir lernen in diesem Bereich weiter hinzu und werden das Gelernte bei Schulungen weitergeben, damit alle den Religionsunterricht so gut und effektiv wie möglich gestalten können. Hervorragende Beiträge, vielen Dank!
Rory Bigelow: Ich glaube nicht, dass wir das, was wir vor Einführung des Online-Unterrichts gemacht haben, völlig aufgeben müssen. Aber wir müssen uns anpassen und vielleicht sogar mehr Teilzeit-Institutslehrer und Teilzeit-Seminarlehrer einstellen. Online-Unterricht eröffnet auch einem Lehrer in Teilzeit gute Unterrichtsmöglichkeiten.
Chad Webb: Diese Änderungen werden aber niemandem aufgezwungen. Wir nehmen sie sachte vor, wenn wir voranschreiten und sich neue Möglichkeiten auftun. Lassen Sie mich hierzu kurz ein Beispiel anführen. Der Anteil der Frauen in unserer Belegschaft nimmt zu. Wir sind überaus dankbar für das, was sie beitragen. Manche von ihnen entscheiden sich aus familiären oder sonstigen Gründen dafür, in Teilzeit oder online tätig zu sein.
Außerdem haben sich mit dem zunehmendem Anteil an Frauen auch deren Möglichkeiten verbessert, Führungsaufgaben zu übernehmen. Zum Beispiel sind von den derzeit zehn Abteilungsleiterposten im Verwaltungsgebäude der Kirche jetzt drei mit Frauen besetzt. Hier gibt es keinerlei Quotenregelung. Diese Frauen waren für die fraglichen Positionen am besten qualifiziert. Ihr Beitrag zu der Arbeit, die wir leisten, ist phänomenal.
Das sind keine Einzelfälle. Da unsere Organisation weiterwächst, lässt sich diese Entwicklung auch bei Stellen für Regionsdirektoren, den Lehrkörper und Programmadministratoren beobachten. Das erwähne ich deshalb, weil sich unsere Belegschaft verändert. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Die Programmadministratoren müssen sich auf mehr unterschiedliche Sichtweisen einstellen, sich beraten und die Erfahrungen anderer nutzen und von deren Blickwinkel profitieren.
Wir müssen uns das einfach vor Augen führen, wenn wir von einer vielfältigeren Belegschaft profitieren wollen. Das mag zwar insbesondere für Büroangestellte gelten, lässt sich aber auch auf Lehrer und Lehrerinnen mit unterschiedlichstem Hintergrund übertragen. All unsere berufenen Lehrer haben viel zu bieten. Wir müssen ihnen Gehör verschaffen, uns ihre Sichtweise und Erfahrung zunutze machen, damit es unseren Schülern zugutekommt.
Rory Bigelow: Viele wissen das vielleicht noch nicht, aber wir bilden jetzt internationale Teams. So können Verfasser für unsere Lehrpläne, Schulungsmitarbeiter, ja ganze Schulungsteams, aus und in unterschiedlichen Teilen der Welt für uns tätig sein. Das ermöglicht uns auch eine viel bessere Sicht auf das, was weltweit vor sich geht, es erweitert unseren Horizont enorm.
Chad Webb: Danke! Kommen wir zurück zu Ihnen, Adam. Bei der Initiative „Innovate Institute“ hat sich viel getan. Viele haben Interesse gezeigt und dazu beigetragen. Was gibt es aus Ihrer Sicht Neues zu dieser Initiative?
Adam Smith: Wir haben eine Menge Zeit und Mittel investiert. Etliche fleißige Institutsleiter und -lehrer haben Verbesserungsvorschläge erarbeitet: Verschönern der Unterrichtsräume, neue Kursangebote, manchmal auch nur ein anderer Kursname – durch die Bank tolle Vorschläge! Für mich ist es am wichtigsten, dass wir unseren Institutsschülern zuhören, wobei es vor allem um die gehen muss, die bei uns sein könnten, es aber nicht sind. Manche waren vielleicht schon einmal da und haben nicht weitergemacht, andere waren vielleicht noch nie im Institut. Wir wollen mit ihnen sprechen und auf sie eingehen.
Ich denke, die wichtigste Neuerung betrifft die Art und Weise, wie wir unterrichten. Wie Sie sagten, Rory, geht es hier nicht um eine Generalüberholung, sondern um kleine Anpassungen dessen, was wir oft tun. In Ihrer Ansprache im letzten Juni haben Sie betont, Bruder Webb, wie wichtig es ist, im Unterricht eine Atmosphäre der Bekehrung, der Zugehörigkeit und des Gefühls zu schaffen, dass hier etwas Bedeutsames vermittelt wird. Genau so erneuern wir das Institut.
Ich würde gern erzählen, was mir der Gebietsdirektor von einem Institutslehrer berichtet hat. Der bereitete gerade die erste Online-Unterrichtsstunde für den Kurs „Die ewige Familie“ vor. Hierzu bat er jeden seiner Schüler, sich mit einem kleinen, selbst gedrehten Video den anderen vorzustellen.
Einer der Schüler outete sich nun in seinem Vorstellungsvideo als homosexuell und meinte, er habe Probleme mit dem Standpunkt der Kirche in Bezug auf Ehe und Familie. Dem Lehrer war bewusst, dass genau dieser Standpunkt – die Lehren und Grundsätze zur Familie – der zentrale Lehrinhalt war. Er wollte rücksichtsvoll sein, behutsam vorgehen und betete darüber. Dann ging er auf den jungen Mann zu und sagte ihm, er wolle im Unterricht nicht nur klar vermitteln, was die Propheten und Apostel gelehrt haben, sondern auch eine Atmosphäre schaffen, in der die Schüler sicher vor Verurteilung sind und sich frei zu ihren Sorgen, Problemen und Fragen äußern können.
In dem Gespräch verriet ihm der junge Mann, er habe eigentlich vorgehabt, im Unterricht den Mund zu halten. So habe er es immer getan. Immer wenn in der Kirche jemand anfing, über den Wert der Familie zu dozieren, habe er einfach abgeschaltet und nichts gesagt. Doch weil besagter Lehrer derart taktvoll auf den Schüler zugegangen war, war dieser bereit, sich am Unterricht zu beteiligen. Alle Schüler machten echt tolle Erfahrungen, denn der junge Mann brachte sich sehr gut ein, und seine Bedenken und Fragen führten zu wirklich fruchtbaren Gesprächen, denn dort herrschte eine Atmosphäre des Glaubens, wo Wahrheit vermittelt wurde und offene, aufrichtige Fragen gestellt werden konnten.
Nach diesem Erlebnis schrieb der Schüler dem Lehrer eine Nachricht, die ich auch zu lesen bekam. Ich finde, sie zeigt, was wir uns für die Erneuerung des Instituts wirklich wünschen. Er schrieb:
„Danke dafür, dass der Unterricht so gut gelaufen ist. Anfangs war ich nervös und wollte mich gar nicht zu Wort melden, aber am Ende war ich nahe dran, laut ‚Danke!‘ zu rufen. Der Unterricht war echt stark. Etwas Ähnliches habe ich erlebt, als ich mich in der Highschool meinem Seminarlehrer gegenüber als schwul geoutet hatte. Er unterstützte mich sehr, nachdem ich ihm erzählt hatte, wie es mir in einer anderen Klasse ergangen war. In seinem und Ihrem Unterricht konnte ich spüren, dass ich geliebt und unterstützt werde. Das hat mein Leben verändert. In mir ist wieder der Wunsch geweckt, im Evangelium zu verbleiben. Ich will mein Bestes geben, entsprechend zu leben. Mein Leben hat sich zum Besseren gewendet. Danke. Danke auch dafür, dass Sie meine Fragen beantwortet haben, mich kennenlernen wollten und mir geholfen haben. Ich habe den Heiligen Geist gespürt … überreichlich. Deswegen habe ich all meine Gefühle festgehalten. In meinem Studientagebuch steht, wie dankbar und glücklich ich bin. Auch jetzt kommen mir Freudentränen. Herzlichst, Ihr Bruder – ein Sohn Gottes.“
Dieser Lehrer hat eine echte Beziehung zu einem Schüler hergestellt, der dadurch Hoffnung und Mut schöpfen konnte, zum Erretter zu kommen und auf dem Weg der Bündnisse zu bleiben. Es wurde eine Atmosphäre der Bekehrung, der Zugehörigkeit und des Gefühls geschaffen, dass Wichtiges vermittelt wird.
Chad Webb: Diese Frage haben Sie ganz wunderbar beantwortet. Wir wollen also am Umfeld, an der Kursgestaltung und allem möglichen anderen arbeiten. Neue, praktische Methoden zur Erneuerung des Instituts führen dazu, dass mehr Schüler angesprochen werden, die sonst fernbleiben. Wenn sie dann kommen und solche Erfahrungen machen, bleiben sie und es entsteht eine Verbindung zum Vater im Himmel. Genau das ist der Zweck dieser Initiative. Danke also.
Jetzt möchte ich noch eine letzte Frage an Sie beide stellen. Wir haben bisher über vieles gesprochen, was bereits bekannt ist. Der eine oder andere weiß aber vielleicht noch nicht, dass gerade das Handbuch Das Evangelium lehren und lernen überarbeitet wird. Außerdem gibt es Änderungen am Schulungskonzept im Zusammenhang mit den neuen Handbüchern. Was möchten Sie uns denn zu den Neuerungen sagen, die beim Schulungskonzept auf uns zukommen?
Adam Smith: Vereinfachung, Vereinheitlichung und Konzentration aufs Wesentliche lautet die Devise. Wir freuen uns, zusammen mit der Sonntagsschulpräsidentschaft in der Abteilung Priestertum und Familie ein einheitliches Handbuch für Lehrkräfte in der Kirche auf den Weg bringen zu können. Das Heft Auf die Weise des Erretters lehren wird mit dem Handbuch Das Evangelium lehren und lernen zusammengeführt. Vieles wird vereinfacht, vereinheitlicht und besser veranschaulicht. Wir legen klar dar, was gutes Lehren ausmacht, wie man für eine gute Unterrichtserfahrung sorgt, was ein Lernender von uns erwarten kann. Das neue Handbuch gilt für berufene Lehrer wie für Lehrkräfte bei S&I.
Begleitend bauen wir auch eine Sammlung an Schulungsmaterial auf. Der Lehrer wählt eine bestimmte Fertigkeit aus und weiß dann, wohin er sich wenden kann, um diese Fertigkeit erklärt zu bekommen und zu entwickeln, um geschult zu werden und sie in der Praxis zu erproben. Wir hoffen, dass unsere Lehrer sich überlegen, an welcher Fertigkeit sie arbeiten wollen, und dann das Hilfsmaterial zur Umsetzung nutzen. In Verbindung damit wollen wir herausfinden, wie sich messen lässt, was wir zu erreichen hoffen. Erreichen wir unser Ziel, im Leben der jungen Leute etwas zu bewirken?
Auch suchen wir nach effektiven und aussagekräftigen Methoden, wie ein Lehrer sich selbst beurteilen kann, wir wollen die Betreuung der Lehrer durch den für sie zuständigen Bildungsbeauftragten verbessern, der sie in ihrer Entwicklung unterstützen soll, und wir wollen die Schüler zu ihren Erfahrungen befragen und herausfinden, wie es tatsächlich um sie bestellt ist. Wir hoffen, dass alle Beteiligten auf diese Weise Zuspruch erhalten, Fortschritt machen und sich weiterentwickeln und wir jedes sich bietende Hilfsmittel nutzen, um uns als Lehrer zu verbessern.
Wie wir alle wissen, leben wir in der Zeit vor dem Zweiten Kommen des Erretters, und die jungen Leute, die unseren Unterricht besuchen, zählen zu den besten, die es jemals gab. Wir müssen gut sein, weil sie so ungemein gut sind. Arbeiten wir also daran, uns einfach zu verbessern.
Rory Bigelow: Was Adam gerade erläutert hat, finde ich interessant. Was soll hoffentlich geschehen? Können wir diese Erwartungen definieren? Können wir so schulen, dass die Erwartungen erfüllt werden? Entscheidend ist dann, ob sich die Resultate messen lassen. Wir haben auch schon beraten, wie man das grafisch umsetzen und sich dann je nach Istzustand und angestrebtem Sollzustand individuelle Ziele setzen kann.
Chad Webb: Wenn wir über Leistungsmanagement reden – nehmen wir ruhig mal diesen Fachbegriff –, denken die Leute: „Also, ich lehre hier das Evangelium, und das jagt mir Angst ein.“ Sie alle wollen das Beste für Ihre Schüler, weil sie Ihnen am Herzen liegen. Da ist jemand an Ihrer Seite, der Sie in Ihrem Wunsch unterstützt, den Schülern Gutes zu tun, der Ihnen Rückmeldung dazu gibt, wie der Unterricht ankommt, der Ihnen hilft, hierin voranzukommen – nicht, weil Sie als Lehrer vollkommen sein wollen, sondern weil Sie Ihren Schülern die bestmögliche Lernerfahrung bieten wollen.
Das alles ist doch wirklich äußerst spannend. Bestimmt empfinden Sie das auch so, wenn Sie sehen, was auf uns zukommt – das neue Handbuch, die Sammlung an Schulungsmaterial, selbst alles, was mit dem Beurteilen zusammenhängt. All das Neue ist wirklich positiv und hilfreich und wird Ihre Begeisterung wecken. Zumindest hoffen wir das, stimmtʼs?
Adam Smith: Ja.
Chad Webb: Möchten Sie noch etwas sagen, bevor ich schließe?
Rory Bigelow: Ja, es gibt noch einen – meiner Meinung nach entscheidenden – weiteren Aspekt. Oft schauen wir nur aufs Lehren und darauf, wie man es verbessern kann, schieben aber die Führungsverantwortung und die Verwaltungsaufgaben beiseite, die man als Seminarleiter, Koordinator, Regionsdirektor, Gebietsdirektor oder dergleichen hat. Das wollen wir künftig besser machen. Der richtige Ansatz war da die Idee mit der Rollenbeschreibung. Dadurch weiß ein Seminarleiter, was von ihm erwartet wird. Reden wir also vom „Messen“, ist nicht nur die Beurteilung des Unterrichts gemeint, sondern auch die Beurteilung der Führungsqualitäten. Als ich vor ein paar Jahren Seminarleiter wurde, wäre ich über solche Hilfen froh gewesen.
Dann hätte ich den Mitarbeitern, dem Lehrkörper, den Verwaltungsassistenten zeigen können, wie und woran sie sich selbst beurteilen und was sie tun können, um sich zu verbessern. Als Führungskraft möchte ich mein Bestes geben. Das kann ich nur, wenn ich weiß, wo ich stehe, wo ich sein soll und was ich tun kann, um dorthin zu gelangen. Es hängt also alles zusammen. Wir wollen den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu einer tollen Erfahrung verhelfen, und das gilt gleichermaßen für unsere Führungsqualitäten.
Chad Webb: Manche der angesprochenen Änderungen kommen übrigens relativ schnell – im Verlauf der kommenden Monate –, andere erst später.
Vielen Dank! Bevor wir diesen Teil der Übertragung abschließen, möchte ich noch etwas über Veränderungen im Allgemeinen sagen. Wir können allerlei Programme und neues Material entwickeln, doch nichts davon ist wirklich bedeutsam oder bringt uns voran, solange wir nicht vereint und im Einklang mit dem Willen des Vaters im Himmel sind. Das erfordert das Beste, was wir zu bieten haben. Es erfordert, dass wir Gott in unserem Leben siegen lassen. Es erfordert unsere Bereitschaft, Veränderungen freudig anzunehmen. Um andere kraftvoll zum Guten führen zu können, muss unsere Herzenswandlung in unserem Unterricht und unserem Zeugnis spürbar sein.
Mögen wir uns eines Herzens voll und ganz für die Sache Christi einsetzen. Mögen wir noch mehr auf den Herrn vertrauen. Wenn wir das tun, können wir uns an alles anpassen, was noch kommt. Der Heilige Geist wird uns helfen, das zu erkennen und zu ändern, was wir im eigenen Leben und im Unterricht ändern müssen. Dann werden wir selbst erleben, dass unser Gott Wunder wirkt. Im Namen Jesu Christi. Amen.