Weihnachtsandachten
Vorbereitet, dem Erretter zu begegnen


11:46

Vorbereitet, dem Erretter zu begegnen

Weihnachtsandacht der Ersten Präsidentschaft 2024

Sonntag, 8. Dezember 2024

Zu Beginn der Weihnachtszeit sind meine Gedanken bei denen, die weit weg von zuhause sind, darunter auch die vielen derzeitigen Missionare.

Mein erstes Weihnachten weit weg von zuhause verbrachte ich im Dezember 1960 als Missionar in England. Ich war dort in Swindon tätig.

Etwa 90 Tage zuvor hatten wir Swindon für die Missionsarbeit geöffnet. Wir mieteten einen Raum für die Versammlungen am Sonntag an. Wir durften uns über einige Bekehrte freuen – die Anfänge eines Zweiges.

An Heiligabend beschlossen mein Mitarbeiter, Elder Noel Luke, und ich, die Menschen in der Gegend, in der wir unterwegs waren, zuhause aufzusuchen und ihnen eine kurze Weihnachtsbotschaft sowie einige Segensworte zu übermitteln. Es war ein herrlicher Abend. Der helle Mond durchschien den wolkenverhangenen Himmel und sorgte für eine himmlische Atmosphäre. Unversehens stellten wir fest, dass alle Leute in dem Viertel den Fernseher anhatten und sich eine Sendung mit dem beliebten Komiker und Sänger Harry Secombe ansahen. Er sang das schöne Lied „Bless This House“ – „Segne dieses Haus“. Bewegend trug er diese heiligen Worte vor:

Jeder hier gesegnet sei,

rein, von aller Sünde frei.

Segne uns, mach uns bereit,

Herr, bei dir zu wohnen einst.

Sein Gesang rührte uns zu Tränen. Dieses Lied, das aus nahezu jedem Haus drang, hallte nach oben und wurde von den Wolken reflektiert. Elder Luke und ich verspürten ganz deutlich, dass wir wahrhaftig Gesandte unseres Herrn und Erretters Jesus Christus waren, die versuchten, den Kindern unseres himmlischen Vaters zu dienen und ein Segen zu sein.

Als Missionar erlangte ich die Erkenntnis, dass wir alle, die wir auf dieser Erde leben, weit weg von zuhause sind – unserem himmlischen Zuhause. Eine Möglichkeit, die Behaglichkeit jenes Zuhauses zu verspüren, besteht darin, unserem Erretter zu dienen.

In den letzten Jahren hat uns die Kirche immer wieder ermuntert, das Licht hervorzuheben, das der Erretter der ganzen Welt schenkt, vor allem in der Weihnachtszeit. Mit der großartigen Initiative Der Welt ein Licht möchte die Kirche die Gedanken aller Menschen auf den Erretter lenken. Dies geht mit dem Bemühen einher, den Bedürftigen zu helfen und auf christliche Weise zu dienen.

Als die Kirche letztes Jahr mit der Initiative Der Welt ein Licht begann, nutzte sie die riesigen Digitalanzeigen am Times Square in New York.

Mary und ich waren zugegen, als auf den riesigen digitalen Werbeflächen eine bewegende Darstellung der Geburt des Erretters gezeigt wurde. Es war ein zutiefst geistiges Erlebnis. Dieses Jahr findet in vielen Städten der Welt so etwas statt wie letztes Jahr auf dem Times Square.

Als ich anlässlich der Aktion zur Initiative Der Welt ein Licht in New York war, fiel mir auf, wie fleißig und aufwändig man die Schaufenster der Kaufhäuser dekoriert hatte.

Ich erinnere mich an eine Sonntagsausgabe der New York Times mit einem ganzseitigen Artikel, der so übertitelt war: „Die weihnachtlich geschmückten Schaufenster sind wieder da – und damit auch die Kunden.“ Der Artikel berichtete über die Tradition, die Schaufenster der Kaufhäuser in der Fifth Avenue in New York üppig zu schmücken. Soweit ich dem Artikel entnehmen und bei meinem Besuch letztes Jahr sehen konnte, war in keinem dieser Schaufenster eine weihnachtliche Szene oder das Christuskind zu sehen.

Beim Lesen des Artikels dachte ich an meine Kinderzeit zurück und dass dort in den Schaufensterauslagen in den Kaufhäusern Salt Lake Citys auch das Christuskind zu sehen gewesen war. Ich erinnerte mich auch an einen Bericht aus dieser Zeit über ein Einkaufszentrum im Mittleren Westen, das das Thema Weihnachten besonders herausstellen wollte, um eine weihnachtliche Atmosphäre zu schaffen und Kunden anzulocken. Man hängte ein großes Banner mit diesen Worten auf: „Wenn Christus heute Abend käme, zu wem würde er dann kommen?“ In den Schaufenstern unter dem Banner waren mehrere Szenen ausgestellt. Wenn ich die Szenen richtig in Erinnerung habe, waren es die folgenden:

  • Eine zeigte eine ältere Frau in einem Bett, die von einer Krankenschwester versorgt wurde. Sie schien sehr krank zu sein.

  • Eine zweite Szene zeigte eine junge Mutter mit einem Neugeborenen. Sie strahlte vor Freude.

  • Die dritte zeigte eine Familie mit weinenden Kindern. Es war nicht zu übersehen, dass sie nicht genug zu essen hatten und es, wenn überhaupt, nur wenige Weihnachtsgeschenke geben würde.

  • Die vierte Szene zeigte eine offensichtlich wohlhabende Familie, die eine Menge Geschenke auspackte.

  • Die fünfte zeigte eine einträchtige, aber nicht wohlhabende Familie mit vielen Kindern, die gemeinsam fröhlich Lieder sang.

Als ich die fünf Szenen und das Banner mit den Worten „Wenn Christus heute Abend käme, zu wem würde er dann kommen?“ betrachtete, kamen mir zwei Gedanken in den Sinn.

Erstens: Wir wissen, dass wir weder den Tag noch die Stunde kennen, wenn der Erretter zum zweiten Mal kommt.

Zweitens: Wie ja Präsident Russell M. Nelson bei der letzten Generalkonferenz erklärt hat, kehrt Jesus Christus bei seinem Kommen „als der Messias des Millenniums auf die Erde zurück“. Um darauf vorbereitet zu sein, fordert Präsident Nelson uns auf, „[unser] Leben erneut Jesus Christus zu weihen“. Dementsprechend hätte die Frage auf dem Banner wohl eher lauten sollen: „Wenn Christus heute Abend käme, wer wäre dann vorbereitet, ihn zu empfangen?“

Als ich mir die Szenen in den Schaufenstern erneut vor Augen geführt habe, ist mir bewusst geworden, dass es darin ausschließlich um die körperliche und finanzielle Lage dieser Menschen ging, jedoch nicht im Geringsten um ihre geistige Lage. In den Schaufenstern wurden sowohl alte und kranke als auch gesunde und gerade erst zur Welt gekommene Menschen dargestellt. Auch wurden Reiche und Arme gezeigt. Aber Alter, Gesundheitszustand und wirtschaftlicher Status sagen nichts über das aus, was wirklich wichtig ist, nämlich der Zustand des Geistes.

Im Buch Lehre und Bündnisse lesen wir, welche Voraussetzungen man für die Taufe in der Kirche Christi erfüllen muss. Die Kriterien dafür basieren vor allem darauf, dass man sich demütigt, ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist hat, umkehrt und Jesus Christus bis ans Ende dient. Das Ziel ist, „ein ergebener Jünger Jesu Christi zu werden“ und auf dem Weg der Bündnisse voranzukommen. Dies macht uns für die Segnungen seines Sühnopfers bereit.

Christus ist in allem das Vorbild. Er hat verkündet: „Siehe, ich bin das Licht; ich habe euch ein Beispiel gesetzt.“ Wenn wir uns mit dem Zustand unseres Geistes befassen, tun wir gut daran, auf sein vollkommenes Beispiel zu blicken. Der Erretter hat uns gezeigt, wie wir in diesem Leben und in der Ewigkeit Glück, Sinn und Freude finden können. Glück und Freude sind die prägenden Elemente des Geistes der Weihnacht.

In Johannes 19:5 lesen wir, dass Pilatus Jesus vor diejenigen brachte, die seine Kreuzigung wollten. „Er trug die Dornenkrone und den purpurroten Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: Seht, der Mensch!“

Betrachten wir in dieser Weihnachtszeit kurz den Menschen Christus und die Geschenke, die er uns gemacht hat.

Erstens: Befassen wir uns mit dem Wunder seiner Geburt.

Wir wissen, dass dieses kostbare Kind, dessen wir in dieser Weihnachtszeit feierlich gedenken, der einziggezeugte Sohn des Vaters ist. Er ererbte von seinem Vater die Macht des ewigen Lebens – die Macht, zu leben. Und von seiner sterblichen Mutter ererbte er die Macht, zu sterben. Er war von Anfang an für seine heilige Mission auserwählt.

In Matthäus 1:23 heißt es: „Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“

Zweitens: Denken wir über sein vollkommenes und sündenfreies Leben und sein Beispiel nach. Obwohl er Schmerzen, Bedrängnisse und Versuchungen jeder Art litt, erfüllte er seine Mission. Er ist unser Vorbild und hat den Weg geebnet, dem wir folgen sollen. Er widmete sein Leben den Armen, den Bedürftigen, den Kranken und den Bedrängten sowie der Ausführung des ewigen Plans, zu der nur er allein in der Lage war.

Drittens: Befassen wir uns mit seinem Tod, seiner Auferstehung und seinem Sühnopfer.

In der Anleitung Verkündet mein Evangelium! lesen wir diese klaren und schlichten Worte über sein Sühnopfer: „Zum Sühnopfer des Erretters gehören sein Leiden in Getsemani, sein Leiden und Tod am Kreuz und seine Auferstehung. Er hat unfassbar gelitten – so sehr, dass er aus jeder Pore blutete.“

In Lehre und Bündnisse 76:41 heißt es, „dass er in die Welt gekommen ist, nämlich Jesus, um für die Welt gekreuzigt zu werden und um die Sünden der Welt zu tragen und um die Welt zu heiligen und um sie von allem Unrecht zu säubern“.

Das Sühnopfer Jesu Christi ist das bedeutendste Ereignis und Geschenk in der Geschichte der Menschheit. Wir alle haben gesündigt, und nur durch das Sühnopfer Jesu Christi können wir Erbarmen finden und bei Gott leben.

Viertens: Bereiten wir uns auf sein Zweites Kommen vor.

Im Alten Testament sagt Ijob: „Als Letzter erhebt er sich über dem Staub.“ Wie Präsident Russell M. Nelson eindrucksvoll verkündet hat, regiert Jesus Christus nach seiner Wiederkehr „vom alten Jerusalem wie vom Neuen Jerusalem aus“. Jetzt ist die Zeit, uns auf dieses Ereignis vorzubereiten. In den heiligen Schriften heißt es: „Macht euch bereit für den großen Tag des Herrn.“

Abschließend gebe ich Ihnen den Rat, den Herrn zu lieben und ihm zu dienen. Wenn wir über unseren geistigen Zustand und unsere Vorbereitung darauf, den Erretter zu empfangen, nachdenken, sollten wir erstens „den Herrn, [unseren] Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit [unserem] ganzen Denken“ und zweitens „[unseren] Nächsten lieben wie [uns] selbst“.

Unsere Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen ist der wichtigste Gradmesser für den Zustand unseres Geistes. Wenn wir Gott lieben, halten wir seine Gebote. Und wenn wir unsere Mitmenschen lieben, dienen wir ihnen und sind gewissermaßen der verlängerte Arm des Erretters.

Im Buch Lehre und Bündnisse sagt der Erretter Folgendes: „Ja, ich werde den Menschen das Herz öffnen, und … ich werde durch deine Hand eine Gemeinde aufrichten.“

Die wichtigste Art und Weise, wie wir dem Erretter in dieser Weihnachtszeit unsere Dankbarkeit zeigen können, besteht darin, ihm zu dienen – also sozusagen sein verlängerter Arm hier auf Erden zu sein.

In dieser schönen Zeit, in der wir die Geburt unseres Herrn und Erretters Jesus Christus feiern, bezeuge ich Ihnen, dass er lebt. Er ist unser Vorbild, unser Fürsprecher beim Vater, und er hat alles vollbracht, was notwendig ist, damit wir in die Gegenwart des Vaters und des Sohnes zurückkehren können. Wir täten gut daran, Jesus Christus nachzufolgen und die Geschenke zu empfangen, die er für uns bereitet hat.

Mögen Sie herrliche Weihnachten mit Jesus Christus im Mittelpunkt verleben.

Im Namen Jesu Christi. Amen.