Eine Checkliste für Lehrkräfte
„Auf die Weise des Erretters lehren“ – Übertragung mit Elder Uchtdorf
Sonntag, 12. Juni 2022
Meine Lieblingsmenschen!
Meine lieben Brüder und Schwestern, liebe Freunde, es ist wunderbar, dass wir heute versammelt sind und uns dieses wunderbare Video ansehen konnten, in dem uns gezeigt wurde, wie die Mitglieder der Kirche und die Menschen in aller Welt jede Altersgruppe, jede Generation auf die Weise des Erretters lehren können.
Meine lieben Freunde, ich bin so dankbar, heute unter meinen Lieblingsmenschen zu sein: Lehrerinnen und Lehrer – ehemalige, aktuelle und zukünftige! Da alle in der einen oder anderen Form Lehrer sind, finde ich, dass die Gruppe meiner Lieblingsmenschen eigentlich alle einschließt. Sie liegen mir am Herzen. In ihrer Gesellschaft fühle ich mich wohl. Den Lehrern in meinem Leben verdanke ich mehr, als ich je zurückgeben kann.
Seit hunderten von Jahren wird daran geforscht, was einen wirklich guten Lehrer ausmacht. Umfassende Theorien wurden aufgestellt, propagiert und veröffentlicht, die alle der Frage nachgehen, was erfolgreiches Lernen ausmacht.
Wir sind damit gesegnet, vom größten Lehrer aller Zeiten zu lernen, nämlich Jesus Christus. In den letzten zweitausend Jahren hat es wohl mit kaum einer Unterbrechung stets irgendwo auf der Welt Menschen gegeben, die die Lehren Christi wie einen Schatz gehütet, sie erforscht, über sie nachgedacht, sie weitergegeben und vorgelebt haben.
Ist das nicht das Ziel aller Lehrenden? Etwas nachhaltig Gutes zu bewirken? Das Leben ihrer Mitmenschen auf eine Weise zu segnen, die weit über Unterrichtsthema oder Unterrichtsort hinausreicht?
Jesus von Nazaret ist genau diese Art von Einfluss zu eigen – das war ehemals so, ist jetzt so und wird auch künftig so sein! Gibt es jemand Besseres, mit dem wir uns befassen könnten? Wer von ihm lernt, verbessert sich ungeachtet der Lebensumstände nicht nur als Lehrer, sondern in starkem Maße auch als Mensch.
Es ist mir also eine große Ehre, heute zu Ihnen über den Erretter zu sprechen, denn das beste Mittel, sich als Lehrer zu verbessern, besteht darin, ein besserer Jünger Jesu Christi zu werden.
Wofür die Vorflugkontrolle gut ist
In meiner Zeit als Berufspilot hatte ich jedes Mal, wenn ich als Kapitän im Cockpit Platz nahm, dieses eine Hauptziel: Ich wollte mich selbst, die Flugzeugbesatzung und die Passagiere sicher ans Ziel bringen. Dieses Ziel verlangte volle Konzentration und Wachsamkeit.
Damit diese Konzentration nicht verlorengeht, führen Pilot und Copilot vor dem Flug die Vorflugkontrolle durch. Hierbei werden Sicherheitsverfahren eingeübt und es werden die Funktionsfähigkeit der Instrumente und die mechanische Zuverlässigkeit überprüft. Jeden Punkt auf der Checkliste ist ein Pilot schon hunderte (wenn nicht tausende) Male durchgegangen.
Ein erfahrener Pilot lässt die Vorflugkontrolle niemals außer Acht oder führt sie nur oberflächlich durch, auch wenn er schon hunderte von Flügen erfolgreich absolviert hat.
Die Vorflugkontrolle zwingt den Piloten, sich auf das zu konzentrieren, was für einen sicheren Flug unerlässlich ist.
So wie ein Pilot einen bestimmten Auftrag hat, haben wir als Lehrer des Wortes Gottes einen bestimmten Auftrag, nämlich Seelen näher zu Christus zu bringen. Wann immer eine Gelegenheit zur Unterweisung bevorsteht, müssen wir dieses Ziel vor Augen haben.
Haben wir auch als Lehrkräfte eine Checkliste, die uns hilft, uns auf unser heiliges Ziel zu konzentrieren? Ja!
Auf die Weise des Erretters lehren
Diesen Monat bringt die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage eine überarbeitete Fassung des Hefts Auf die Weise des Erretters lehren heraus. Es ist eine Anleitung für alle, die das Evangelium verkünden – in der Familie oder in der Kirche. Sie wird in der App Archiv Kirchenliteratur in 70 Sprachen verfügbar sein. Die gedruckte Ausgabe folgt in den kommenden Monaten.
Diese Anleitung stützt sich auf das Leben und die Lehren Jesu Christi und dient uns Lehrenden als Orientierung und Inspirationsquelle. So können wir uns darauf konzentrieren, so zu lehren, wie er lehrte.
Das Heft Auf die Weise des Erretters lehren hilft allen, die unterweisen. Es kann Eltern, Nachbarn, betreuenden Brüdern und Schwestern, Missionaren und letztlich allen Jüngern Jesu Christi Richtschnur und Anleitung sein. Wer ein wahrer Jünger ist, liebt seinen Nächsten, kümmert sich um ihn, hilft ihm, richtet ihn auf und wird so zum Lehrenden.
Mit anderen Worten: Wenn Sie bestrebt sind, so zu lieben und zu dienen, wie Jesus es vorgelebt hat, sind Sie ein Lehrer, und das Heft Auf die Weise des Erretters lehren ist für Sie und mich gedacht. Ich hoffe, Sie hüten es wie einen Schatz, ganz gleich, ob Sie ganz neu dabei sind oder schon seit vielen Jahren.
In Teil 3 der Anleitung Auf die Weise des Erretters lehren finden Sie einen Fragebogen zur Selbsteinschätzung – sozusagen eine Checkliste für die Vorflugkontrolle. Sie kann uns Lehrenden dabei helfen, zielgerichteter vorzugehen. Der Fragebogen regt uns an, in uns zu gehen und eigene Schwachstellen aufzudecken. Auch kann er uns Anstöße geben, wie wir uns verbessern können. Für Lehrkräfte kann er genauso nützlich sein wie für Piloten die Checkliste zur Vorflugkontrolle.
Darf ich in diesem Sinne nun neben Ihnen im Cockpit Platz nehmen? Ich würde gerne mit Ihnen die Vorflugkontrolle fürs Unterrichten durchführen. Nehmen Sie also – bildlich gesprochen – Ihr Klemmbrett zur Hand und überlegen Sie zu jedem einzelnen Punkt, wie Sie sich selbst einschätzen. Aus dieser Selbsteinschätzung können wir großen Nutzen ziehen – nicht nur heute, sondern jedes Mal bei unserer Vorbereitung darauf, auf die Weise des Erretters zu lehren.
Jesus Christus in den Mittelpunkt stellen
Der erste Punkt unserer Vorflugkontrolle ist überschrieben mit „Jesus Christus in den Mittelpunkt stellen“. Dies gibt uns Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob der Erretter in unserem Unterricht wahrhaftig im Mittelpunkt steht. Fragen Sie sich bitte:
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Spreche ich bei jedem Thema über Jesus Christus?
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Hebe ich das Beispiel Jesu Christi hervor?
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Helfe ich den Lernenden, die Liebe, Macht und Barmherzigkeit des Herrn in ihrem Leben zu erkennen?
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Helfe ich den Lernenden, sich bewusst darum zu bemühen, mehr wie Jesus Christus zu sein?
Das sind tiefgründige Fragen!
Seien wir ehrlich: Das Evangelium ist ein so weites Feld, dass wir uns ein Leben lang damit befassen können und doch gerade erst an der Oberfläche kratzen. Stellen Sie sich eine überdimensionale Zielscheibe vor, die auf die Seite eines riesigen Holzgebäudes aufgemalt ist. Sie soll die ganze Bandbreite des Evangeliums symbolisieren.
Wir alle haben sozusagen unser Lieblingshobby im Evangelium – das, was uns interessiert. Bestimmte Epochen in der Geschichte der Kirche, bestimmte Programme, Punkte der Lehre oder sogar einzelne Verse in den heiligen Schriften. Und wir könnten versucht sein, uns vor allem auf diese unsere Lieblingsthemen zu konzentrieren.
Aber so groß die Zielscheibe, das Verkünden des Evangeliums, auch ist, das Bullseye – das Zentrum, auf das wir uns stets konzentrieren müssen – ist klein. Und dieses Ziel in der Mitte wird nicht von Äußerungen, Meinungsumfragen oder Debatten bestimmt. Der Erretter selbst hat uns das Ziel vorgegeben.
Was also steht im Zentrum?
Gott lieben und den Nächsten lieben.
Das ist der zentrale Punkt.
Vielleicht haben wir weitere Interessen. Auch diese sind vielleicht wichtig. Aber sie stehen nicht im Mittelpunkt.
Sie spielen eine Nebenrolle. Sie sind die Beilage auf dem Teller, vielleicht der Salat zum Hauptgericht. Sie bringen Würze und Abwechslung, vielleicht auch jede Menge Vitamine, sind aber nicht das Hauptgericht.
Was bedeutet das für die Zielsetzung im Unterricht?
Unser Ziel ist es, den Lernenden zu helfen, Christus näherzukommen, ihre Erkenntnis von Gott und ihre Liebe zu ihm zu vertiefen und Gott zu dienen, indem sie mitfühlend auf all seine Kinder zugehen.
Das ist der zentrale Punkt.
Und wo finden wir unser bestes Beispiel für die Liebe zu Gott und zu unserem Nächsten?
Im Leben und in den Lehren unseres Erretters und Erlösers.
Wenn wir Seelen näher zu Christus bringen, helfen wir ihnen, ihren Glauben und ihre Liebe zu Gott zu stärken. Und wir unterstützen sie dabei, Mitgefühl und Liebe für andere zu entwickeln.
Sollten wir versucht sein, abzuschweifen und uns von anderen Themen, die wir interessant finden, ablenken zu lassen, müssen wir uns ernsthaft fragen:
„Stelle ich – gleich, um welches Thema es geht – den Erretter in den Mittelpunkt?“
„Tragen meine Worte als Lehrender dazu bei, dass die Lernenden ihre Liebe zu Gott vertiefen und dies dadurch zeigen, dass sie liebevoll und hilfsbereit sind und die Lehren des Erretters im Leben anwenden?“
Als Lehrer mögen wir mit Engelszungen sprechen; wir mögen unterhalten, erfreuen, amüsieren und verblüffen. Wenn wir uns aber nicht auf Jesus Christus ausrichten, haben wir das Ziel verfehlt.1 Dann ist unser Unterricht nur ein Schatten dessen, was er eigentlich sein sollte.
Stellen Sie stets unseren Erretter und Erlöser, Jesus Christus, in den Mittelpunkt.
Die Unterrichtsteilnehmer lieben
Die zweite Rubrik der Checkliste widmet sich dem Thema „Die Unterrichtsteilnehmer lieben“. Diese Rubrik lässt uns über unsere Motive als Lehrende nachdenken, und sie erinnert uns daran, die Lernenden zu lieben und wertzuschätzen. Hier sind ein paar Denkanstöße:
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Bemühe ich mich, die Lernenden so zu sehen, wie der Erretter sie sieht?
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Versuche ich, die Menschen, die ich unterweise, kennenzulernen und ihre Lebensumstände, Bedürfnisse und Stärken zu berücksichtigen?
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Bete ich namentlich für die Lernenden?
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Schaffe ich ein sicheres Umfeld, in dem alle respektiert werden und wissen, dass ihre Beiträge wertgeschätzt werden?
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Finde ich geeignete Wege, meine Liebe zum Ausdruck zu bringen?
Ich möchte Ihnen ein Beispiel von einer fachlich sehr kompetenten Highschool-Lehrerin erzählen. Sie hatte jahrelang an ihren Lehrmethoden gefeilt und einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung ihrer Schüler geleistet. Sie konnte hervorragend mit dieser Altersgruppe umgehen.
In einem Jahr nahm sie an einem Sommerschulprogramm teil und unterrichtete dort viel jüngere und völlig andere Schüler, nämlich Fünfjährige. Natürlich waren die Kleinen aufgeregt und platzten vor Energie, als sie in ihr Klassenzimmer liefen. Sie waren sehr laut, lachten, schrien, rannten zwischen den Tischen hin und her und spielten Fangen. Um die Klasse zur Ordnung zu rufen, benutzte die Lehrerin ihre „Lehrerstimme“, die bei den Jugendlichen gut funktionierte und sie dazu brachte, ruhig zu sein und sich hinzusetzen. Doch was geschah hier?
Es herrschte sofort Stille im Klassenzimmer. Die meisten der Kleinen rannten mit weit aufgerissenen Augen zum nächsten freien Schreibpult. Nur zwei Kinder nicht.
Ein kleines Mädchen warf sich auf den Boden und begann zu schluchzen. Obwohl die Lehrerin nicht wütend gewesen war, hatte die Kleine das Gefühl, etwas wirklich Schlimmes getan zu haben, und versank in einem Meer von Tränen.
Das zweite Kind, ein kleiner, aber kräftiger Junge, warf einen verängstigten Blick auf die Lehrerin, raste zur Tür hinaus und verschwand in Warp-Geschwindigkeit im Schulflur. Die Lehrerin fragte sich, ob er jemals wiederkommen würde.
An diesem Tag lernte sie eine wichtige Lektion: Techniken, die sie bei Jugendlichen anwandte, funktionierten nicht bei Vorschulkindern.
Auch wir, auch Sie und ich, können daraus eine Lehre ziehen.
Jeder, den wir unterrichten, ist ein Kind Gottes mit einer eigenen Persönlichkeit.
Sehen wir sie alle so, wie unser Vater im Himmel sie sieht? Nämlich als einzigartige Individuen mit eigenen Gedanken, Gefühlen, Prüfungen und Problemen? Schaffen wir ein sicheres Lernumfeld – einen Ort, an dem sich jeder Einzelne geborgen und angenommen fühlt?
Wissen unsere Schüler, dass wir die universelle Sprache der Liebe sprechen, was auch immer unsere Muttersprache sein mag? Wissen Sie, dass wir sie schätzen, Mitgefühl haben und sie respektieren?
Der Erretter verbrachte einen großen Teil seines Lebens mit den Geächteten und Verstoßenen der Gesellschaft.
Er hätte ihnen eine Strafpredigt halten und sie verurteilen können. Stattdessen nahm er sich ihrer an, heilte und tröstete sie.
Ja, er wies sie an: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.“2 Aber er sprach und handelte stets aus Liebe, Mitgefühl und Respekt, wenn er es mit Kranken, Sündern oder Menschen mit Behinderungen zu tun hatte.
Er sieht jeden als Sohn oder Tochter des allmächtigen Gottes – nicht ihm untergeordnet, vielmehr mit dem ewigen Potenzial, neben ihm in Herrlichkeit zu wandeln.
Der berühmte christliche Schriftsteller C. S. Lewis bezieht sich auf diese Sichtweise. Er schrieb: „Es ist eine ernste Angelegenheit, in einer Welt von möglichen Göttern und Göttinnen zu leben und sich ständig vor Augen zu halten, dass auch der langweiligste und uninteressanteste Mensch, mit dem wir hier zu tun haben, eines Tages ein Geschöpf sein könnte, das wir, wenn wir es jetzt schon wüssten, ernsthaft versucht wären zu verehren.“ Und er fügte hinzu: „Es gibt keine gewöhnlichen Menschen. Du hast noch nie mit einem gewöhnlichen Sterblichen gesprochen. Unsterbliche sind es, mit denen wir scherzen, arbeiten, die wir heiraten, brüskieren und ausnutzen – unsterbliche, ewige Herrlichkeiten.“3
Wenn wir anderen mit solchem Respekt begegnen, spiegeln wir das Beispiel Jesu Christi wider. Wie er geliebt hat, so lieben wir. Wie er Menschen aufgerichtet hat, so richten wir sie auf. Wie er lehrte, so lehren wir.
Denken wir daran, diejenigen, die wir unterweisen, zu lieben, zu respektieren und aufzurichten.
Durch den Geist lehren
Die dritte Rubrik der Checkliste widmet sich dem Thema „Durch den Geist lehren“. Fragen Sie sich bitte:
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Bereite ich mich geistig aufs Unterrichten vor?
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Folge ich geistigen Eingebungen, um auf die Bedürfnisse der Lernenden einzugehen?
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Schaffe ich für die Lernenden Rahmenbedingungen und Gelegenheiten, durch den Heiligen Geist unterwiesen zu werden?
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Helfe ich den Lernenden, nach persönlicher Offenbarung zu streben, sie zu erkennen und entsprechend zu handeln?
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Lege ich oft Zeugnis ab und ermuntere die Lernenden, dies ebenfalls zu tun?
Ich mache mir immer wieder bewusst, dass ich trotz all meiner Bemühungen, das Evangelium zu verkünden und Menschen zu Jesus Christus zu führen, niemanden bekehren kann.
Das kann nur der Heilige Geist.
Wir mögen vielleicht die Worte sprechen, doch Bekehrung ist Sache des Geistes. Sie tritt ein, wenn der Heilige Geist das Herz berührt und dieser Mensch aufgrund dieses Einflusses dem Erretter folgt.
Wird jemand durch beredte Worte oder einleuchtende Argumente zur Nachfolge Jesu Christi „überzeugt“, kann diese Überzeugung so flüchtig sein wie die Saat, die auf felsigen Boden fällt.4
Es ist nicht unsere Aufgabe, zu bekehren. Das liegt nicht in unserer Verantwortung.
Aber worin besteht unsere Aufgabe dann? Wir verbreiten die frohe Botschaft von Jesus Christus und seinem Evangelium, das in unserer Zeit wiederhergestellt wurde! Und es ist unsere Aufgabe, unsere Worte mit ehrlichen und aufrichtigen Taten zu bestätigen und zu untermauern – mit unserem Leben, der Art und Weise, wie wir leben und handeln!
Ob jemand auf unsere Worte reagiert, ist eine Sache zwischen ihm und Gott. Aber wir können die Brücke sein, die ihn mit dem Heiligen Geist verbindet. Wir können das Fenster sein, durch das der Heilige Geist in sein Leben tritt. Unsere Worte und unser Handeln können die Lehre Christi so vermitteln, dass die Schüler die Einflüsterungen des Heiligen Geistes erfahren.
Der damalige Elder Dallin H. Oaks hat gesagt: „Studium und Verstand können die Wahrheit finden, … aber nur Offenbarung kann sie bestätigen.“5
Ich wiederhole diesen Satz: „Studium und Verstand können die Wahrheit finden, … aber nur Offenbarung kann sie bestätigen.“
Manchmal gehen wir doch wie Schlafwandler durchs Leben. Wir sehen vieles, erinnern uns aber kaum daran. Werbespots, Pinterest-Zitate, sogar Straßenschilder. Das meiste fließt an uns ab, ohne in unser Herz vorzudringen.
Doch wenn der Heilige Geist unserer Seele etwas zuflüstert, können wir es nicht vergessen, denn es verändert uns. Denken Sie an das, was Joseph Smith erlebte, als er Jakobus 1:5 las: „Nie ist einem Menschen eine Schriftstelle mit mehr Macht ins Herz gedrungen als diese damals mir.“6
Der Heilige Geist kann einen gewöhnlichen Gedanken, der auf gewöhnliche Weise ausgesprochen wird, wie Feuer brennen lassen.
Ob sich jemand bekehrt, hängt nicht von unserer Beredsamkeit oder unserer Kenntnis der heiligen Schriften ab. Auch nicht davon, wie gut wir unterweisen oder die Lehre verteidigen. Es hängt nicht einmal von unserer Intelligenz, unserem Charisma oder unseren Sprachkenntnissen ab.
Wir müssen lediglich darauf hinarbeiten, selbst Gewissheit zu haben. Dann sind wir vom Vater im Himmel aufgefordert, dass wir allezeit unseren „Mund auftun und [sein] Evangelium mit dem Ton der Freude verkünden“7. Tun wir das, wird der Heilige Geist die Wahrheit bezeugen.
Wir müssen nicht mehr oder weniger „sein“ als das, was wir wirklich sind, nämlich Kinder Gottes und Nachfolger Jesu Christi.
Können Sie Ihre Liebe zum Erretter, zu seinem Evangelium und zu seiner Kirche voller Freude zum Ausdruck bringen?
Wenn wir unseren Teil tun, trägt der Geist seinen Teil bei. Das ist die Art und Weise, wie wir „durch den Geist lehren“.
Die Lehre darlegen
Der vierte Punkt unserer Vorflugkontrolle lautet: „Die Lehre darlegen“. Natürlich nicht irgendeine Lehre, sondern die Lehre, die Jesus Christus von seinem Vater empfangen hat. Der Erretter hat gesagt: „Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat.“8 Um einzuschätzen, wie gut Sie dem Beispiel Jesu folgen, stellen Sie sich folgende Fragen:
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Lerne ich die Lehre auch selbst?
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Lehre ich aus den heiligen Schriften und den Worten der neuzeitlichen Propheten?
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Helfe ich den Lernenden, in den heiligen Schriften Wahrheiten zu erkennen und zu verstehen?
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Konzentriere ich mich auf Wahrheiten, die den Glauben an Jesus Christus stärken?
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Helfe ich den Lernenden, in der Lehre persönliche Offenbarung zu finden?
Der Herr hat in unserer Evangeliumszeit gesagt: „Ich gebe euch das Gebot, einander die Lehre des Reiches zu lehren. Lehrt eifrig, und meine Gnade wird mit euch sein.“9
Worin besteht die Lehre, die wir vermitteln sollen?
Es geht um das Wort, das von den heiligen Schriften und dem Munde der Apostel und Propheten ausgeht. Sie sind es, die das Recht und die Vollmacht haben, die Lehre zu erläutern und klarzustellen. Auf diese Weise hat Gott schon immer sein Wort verkündet und seinen Kindern Führung und Erkenntnis gegeben.
Die zentrale und errettende Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist, dass Jesus Christus der Erretter und Erlöser aller Menschen ist. Der Apostel Paulus, der den auferstandenen Erretter gesehen und mit ihm gesprochen hatte, schrieb an die Korinther: „Ich erinnere euch … an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. [Jesus der] Christus ist für unsere Sünden gestorben … und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden … und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.“10
Uns ist geboten, „das Wort Gottes [zu] ergreifen …, welches lebendig und machtvoll ist … und den Christenmenschen auf einer engen und schmalen Bahn [führt und] seine unsterbliche Seele zur rechten Hand Gottes ins Himmelreich [bringt]“11.
Als Lehrer dürfen wir uns des Evangeliums Jesu Christi nicht schämen.12 Vielmehr müssen wir freudig unsere Stimme erheben, um Gottes Lehre zu verkünden – auch wenn sie für manch einen ein Ärgernis und für andere eine Torheit sein mag.13 Denn diese Lehre ist „eine Kraft Gottes zur Rettung für jeden, der glaubt“14.
Zu eifrigem Lernen anregen
Der letzte Punkt unserer Checkliste für die Vorflugkontrolle lautet: „Zu eifrigem Lernen anregen“. Dieser Schritt soll daran erinnern, dass unser Eifer, den wir für das Lehren aufbringen, nur ein Teil der Gleichung ist. Der andere, auf lange Sicht vielleicht wichtigere Teil, ist das eifrige Lernen unserer Schülerinnen und Schüler. Hier sind einige Fragen, anhand derer wir einschätzen können, ob unser eifriges Lehren zu eifrigem Lernen führt:
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Helfe ich den Lernenden, Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen?
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Ermuntere ich die Lernenden, sich täglich mit dem Evangelium zu befassen?
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Ermuntere ich die Lernenden, die erkannten Wahrheiten weiterzugeben?
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Lege ich den Lernenden ans Herz, nach dem Gelernten zu leben?
Unser Geist braucht ständig Nahrung, um zu dem Wesen des Lichts und der Herrlichkeit werden zu können, zu dem Gott uns bestimmt hat, als er uns erschuf. Wenn wir uns mit den Worten der Propheten Gottes befassen und über sie nachsinnen, trinken wir vom lebendigen Wasser und weiden uns am Wort Christi.
Es reicht nicht aus, die Worte einfach nur zu lesen. Wir müssen auf sie hören, wir müssen über sie nachdenken und sie verinnerlichen.15
Um ein Sprichwort abzuwandeln: „Lehre einen Menschen das Evangelium, und es gereicht ihm einen Tag lang zum Segen. Lehre ihn, wie er sich am Wort Gottes weidet und zum Heiligen Geist Verbindung aufnimmt, und es gereicht ihm sein Leben lang zum Segen.“
Durch diesen Vorgang der Inspiration und persönlichen Offenbarung bauen wir unser Leben auf den Fels, der unser Erlöser ist.16 Dann kann das Evangelium Jesu Christi zu einem „Anker der Seele“17 werden.
Es ist wichtig, das Evangelium zu lehren. Mindestens ebenso wichtig ist es, andere zu lehren, wie man sich ins Gebet vertieft, sich um den Geist bemüht und das Gelernte anwendet.
Verheißung und Segnung
Meine lieben Brüder und Schwestern, liebe Freunde, verehrte Lehrerinnen und Lehrer – und Sie alle sind Lehrer, wir alle sind Lehrer –, ich danke Ihnen für Ihre Treue und Ihren Wunsch, Gutes zu tun. Vielen Dank für die vielen Stunden, die Sie damit verbringen, sich vorzubereiten, geistlich zu dienen und das Evangelium mit Freude zu verkünden.
Ich möchte Sie auffordern, sich mit der neuen Anleitung Auf die Weise des Erretters lehren zu befassen und die Selbsteinschätzung zu nutzen, um sich Ihren Auftrag vor Augen zu führen.
Wenn wir auf die Weise des Erretters lehren, ergreifen wir das Wort Gottes und bringen anderen bei, dies ebenfalls zu tun. So zeigen wir unsere Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen. Entlang dieses engen und schmalen Wegs erfüllen wir die heiligste aller Berufungen: unsere eigene unsterbliche Seele und die Seele anderer „zur rechten Hand Gottes ins Himmelreich [zu bringen], sodass [sie] sich da mit Abraham und Isaak und mit Jakob und mit allen unseren heiligen Vätern niedersetze[n], um nie mehr hinauszugehen“18.
Gott segne Sie, meine lieben Weggefährten, liebe Freunde, die Sie mit mir dienen, für Ihre aufrichtigen Bemühungen, im Namen des Erretters zu lehren. Im heiligen Namen des größten Lehrers aller Zeiten, im Namen unseres Meisters, ja, im Namen Jesu, des Messias. Amen.