Andachten 2018
Das Abenteuer des Erdenlebens


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Das Abenteuer des Erdenlebens

Ein Abend mit Elder Dieter F. Uchtdorf

Andacht für junge Erwachsene in aller Welt • 14. Januar 2018 • Konferenzzentrum

Meine lieben jungen Freunde, meine lieben Brüder und Schwestern, ich überbringe euch die herzlichsten Grüße und den Segen des Kollegiums der Zwölf Apostel.

Ich vermisse Präsident Thomas S. Monson. Er war mir ein geschätzter und teurer Freund, mein Berater und Mentor. Doch ich kann euch versichern, dass der Herr selbst an der Spitze dieser seiner Kirche steht, ja, der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Der Herr hat einen göttlichen Plan bereitgestellt, sodass seine Kirche immer von Propheten, Sehern und Offenbarern geführt wird.

Wir sind in Gedanken stets bei euch. Wir beten für euch, und wir haben euch lieb und bewundern euch.

Die weltweite Veranstaltung, zu der ihr euch vorab zusammengefunden habt, über die ihr berichtet und die auch nach dieser Versammlung noch weitergeht, ist ein Beispiel dafür, wie gut ihr seid. Zehntausende von euch haben sich in bemerkenswerter Weise daran beteiligt, angefangen bei der Hilfe für Menschen in Not bis hin zur Erbauung anderer durch Gesang. Ihr seid dazu ausersehen, die frohe Botschaft des Evangeliums Jesu Christi durch die sozialen Medien und auf andere Art und durch euer eigenes Beispiel zu verbreiten. Danke, dass ihr eure Bereitschaft gezeigt habt, Gott und euren Mitmenschen zu dienen.

Es ist eine Freude, heute bei euch zu sein und euren Geist, eure Kraft und Energie zu spüren. Ich bin sehr froh, dass wir die Gelegenheit hatten, von meiner Frau zu hören. Ja, Harriet ist der Sonnenschein meines Lebens. Jeder, der sie kennt, liebt sie. Sie ist die Sorte Mensch, die alle anderen in ihrer Nähe besser und glücklicher macht. Auf mich hat sie jedenfalls ganz gewiss diesen Einfluss gehabt.

Wir haben gerade unseren 55. Hochzeitstag gefeiert. Wenn wir uns unsere beiden Kinder und ihre Ehepartner anschauen, unsere sechs Enkelkinder mit ihren Familien und unsere drei Urenkel, staunen wir darüber, was für ein großartiges Abenteuer unser Leben bislang gewesen ist.

Das Zeitalter der prompten Antworten

Als ich mich auf diese Veranstaltung vorbereitete, kam mir ein interessanter Gedanke. Es stimmt, meine Zeit, als ich zwischen 18 und 30 war, liegt doch schon eine ganze Weile zurück, aber trotz meines jetzigen Alters fühle ich mich innerlich noch jung. Eigentlich halten sich die meisten von uns Älteren für junge Menschen, die einfach schon recht lange leben.

Ältere Generationen haben weit mehr mit euch gemeinsam, als ihr vielleicht denkt. Ich glaube, die Unterschiede zwischen den Kindern des Vaters im Himmel sind – unabhängig von ihrem Alter – viel geringer als die Gemeinsamkeiten. Viele von euch haben beispielsweise Fragen zu Gott und zu euch selbst – tiefgreifende, grundsätzliche Fragen, die auch von Leuten gestellt werden, die viel älter sind als ihr:

„Gibt es Gott wirklich? Macht er sich etwas aus mir?“

„Bin ich auf dem richtigen Weg?“

„Warum fühle ich mich manchmal ausgebrannt, überfordert, ignoriert oder allein?“

„Warum hat Gott in meinem Leben nicht eingegriffen?“

„Warum hat er mein Gebet nicht erhört?“

„Warum hat er mich nicht vor Kummer, Krankheit oder Schicksalsschlägen bewahrt?“

Es kann sehr schwierig sein, diese Fragen zu beantworten.

In der heutigen Zeit, in der wir prompte Antworten gewohnt sind und scheinbar allumfassendes und unanfechtbares Wissen nur eine Suche bei Google entfernt liegt, sind wir bisweilen enttäuscht, wenn sich die Antworten auf unsere intimsten, wichtigsten und dringendsten Fragen hinauszögern. Wir wenden unser Herz zum Himmel empor und bekommen offenbar nichts als einen ernüchternden, rotierenden Kringel auf unseren Bildschirm, der „bitte warten“ bedeutet.

Wir warten aber nicht gern.

Wenn wir länger als ein paar Sekunden warten müssen, bis eine Suchmaschine reagiert, meinen wir manchmal, die Verbindung sei unterbrochen oder gestört. In unserer Enttäuschung brechen wir womöglich sogar die Suche ab. Doch wenn es um ewige Fragen geht, Angelegenheiten, die unsere Seele betreffen, brauchen wir mehr Geduld.

Nicht alle Antworten sind gleich viel wert. Antworten, die auf der Weisheit der Welt oder populären Ansichten basieren, sind leicht zu finden, doch sie sind schnell überholt, wenn neue Theorien oder Trends entstehen. Antworten vom Himmel – Antworten für die Ewigkeit – sind unschätzbar. Um diese Antworten zu erhalten, muss man oft Opfer bringen, sich anstrengen und Geduld haben.

Diese Antworten jedoch sind es wert, dass man wartet.

Ich möchte euch heute mein sicheres Zeugnis geben, dass euer Vater im Himmel euch kennt, euch hört und sich niemals von euch abwenden wird. Wenn ihr ihm euer Herz zuneigt und euch bemüht, seinem Weg zu folgen, wird er in euer Leben eingreifen und eure Pfade auf der Reise durch das großartige und spannende Abenteuer dieses Erdenlebens ebnen.

Die Punkte verbinden

Einer der großen Innovatoren unserer Zeit, Steve Jobs von Apple, hat einmal gesagt: „Wir können einzelne Punkte nicht in Verbindung bringen, indem wir vorausblicken. Das geht erst, wenn wir zurückblicken. Wir müssen also darauf vertrauen, dass sich die Punkte in der Zukunft irgendwie in Verbindung bringen lassen.“1

Was hat er damit gemeint? Schauen wir uns dazu ein Beispiel an. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen Künstler wie Georges Seurat und Paul Signac in einem neuen Stil zu malen, der dann als Neo-Impressionismus bekannt wurde. Ihre Technik bestand darin, die Leinwand mit kleinen Farbtupfen zu überziehen. Wenn man direkt davor steht, scheinen die Tupfen keinen Zusammenhang zu haben und wirken wie zufällig verteilt. Doch wenn man das gesamte Bild betrachtet, sieht man, wie die Tupfen zu Farben zusammenfließen und wie die Farben schließlich Formen annehmen und ein wunderschönes Motiv offenlegen. Was zuvor willkürlich und gar verwirrend aussah, ergibt allmählich einen Sinn. Manchmal ist unser Leben wie neo-impressionistische Kunst. Die Farbtupfen, aus denen sich die Augenblicke und Ereignisse unserer Tage zusammensetzen, können zuweilen zusammenhanglos und chaotisch wirken. Wir können keine Ordnung darin erkennen. Wir können uns nicht vorstellen, dass sie irgendeinen Zweck haben.

Doch wenn wir es mit etwas Abstand und aus dem Blickwinkel der Ewigkeit betrachten, wenn wir unser Leben im Licht des Evangeliums Jesu Christi betrachten, erkennen wir nach und nach, wie die verschiedenen Tupfen in unserem Leben zusammenhängen. Wir erkennen vielleicht noch nicht das fertige Bild, aber wir erkennen zumindest genug, um darauf zu vertrauen, dass es einmal großartig aussehen wird. Wenn wir uns bemühen, Gott zu vertrauen und seinem Sohn, Jesus Christus, zu folgen, werden wir eines Tages das vollendete Werk sehen und wir werden erkennen, dass die Hand Gottes selbst unsere Schritte geführt und geleitet hat.

Wir werden wissen, dass der große Künstler mit all diesen zusammenhanglos erscheinenden Tupfen einen Plan verfolgt hat. Wir werden erkennen, dass er unsere Talente erweitert, uns Chancen verschafft und uns Möglichkeiten eröffnet hat, die weit herrlicher sind, als wir es uns jemals hätten vorstellen oder alleine erreichen können.

Das habe ich in meinem Leben ganz klar sehen können.

Mein Abenteuer des Erdenlebens

Viele von euch wissen, dass meine Familie zweimal gezwungen war, ihre Heimat zu verlassen und alles zurückzulassen, als ich noch klein war. Beide Male wurde uns recht deutlich bewusst, dass die Leute an unseren neuen Wohnorten uns als „minderwertig“ ansahen. Wegen meines Dialekts war ich bei den Kindern in meinem Alter ein Außenseiter und bot ihnen viel Anlass zu Spott und Häme.

Meine Eltern mühten sich ab, für unsere Familie zu sorgen. Meine Mutter eröffnete eine Wäscherei und ich betätigte mich mit meinem Fahrrad und einer Karre nach der Schule als „Hauslieferant“ für dieses Unternehmen.

Die beiden radikalen und traumatischen Ortswechsel führten dazu, dass ich in der Schule nicht mehr mitkam und ein ganzes Jahr verlor.

In Ostdeutschland hatte ich Russisch als erste Fremdsprache gelernt. Das war schwierig, aber ich kam zurecht. Als wir dann in Westdeutschland waren, musste ich Englisch lernen.

Mir erschien das unmöglich. Ich war mir sicher, dass mein Mund einfach nicht für das Englische geschaffen war.

Als Teenager hatte ich mich in ein ganz erstaunliches Mädchen mit schönen, großen, braunen Augen verguckt. Leider schien sich Harriet kein bisschen für mich zu interessieren. Was ich auch anstellte – ich hatte offenbar keine Chance. Ihr habt ihre Schilderung der Geschichte ja bereits gehört.

Da war ich nun: ein ziemlich unbedeutender junger Mann mit Schwierigkeiten, der im Nachkriegsdeutschland lebte und nicht allzu viele Erfolgsaussichten zu haben schien.

Es gab aber auch Gutes zu berichten.

Ich wusste, dass meine Familie mich liebte. In der Schule und in der Kirche hatte ich Lehrer, die mich anspornten, mir stets hohe Ziele zu setzen. Ich weiß noch, wie ein junger Missionar aus Amerika einmal über diesen Grundsatz aus den heiligen Schriften sprach: „Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?“2

Das hatte etwas an sich, was ich ungeheuer überzeugend fand. Wenn dem so ist, so dachte ich, wovor sollte ich dann Angst haben?

Also glaubte ich daran. Und ich vertraute auf Gott.

Damals machte ich auch eine Lehre. Einer meiner Ausbilder redete mir zu, mich an etwas Besserem zu versuchen und an der Abendschule Maschinenbau zu studieren. Das brachte eine Unmenge zusätzliche Arbeit mit sich, aber ich entdeckte dadurch meine große Leidenschaft für die Fliegerei. Ich war völlig schockiert, als ich erfuhr, dass ich Englisch können musste, wenn ich Pilot werden wollte. Aber ich wollte Pilot werden, und wie durch ein Wunder schien sich meine Zungenfertigkeit zu ändern und Englisch fiel mir nicht mehr so unglaublich schwer.

Mit neu erwachter Motivation, dem neu erstarkten Vorsatz, hart zu arbeiten, und mit Vertrauen in meinen himmlischen Vater machte ich kleine Schritte, die mir halfen, die Zuversicht zu erlangen, dass ich es schaffen konnte.

Das heißt natürlich nicht, dass alles immer glatt lief.

Als 19-Jähriger war ich auf dem Weg nach San Antonio in Texas, um meine Ausbildung als Luftwaffenpilot zu beginnen. Im Flugzeug saß ich neben einem Mann, der mit einem breiten texanischen Akzent sprach. Voller Entsetzen stellte ich fest, dass das Englisch, mit dem ich mich so verzweifelt abgemüht hatte, nicht das Englisch war, das man in Texas sprach.

Auch an der Pilotenschule war es schwierig. Jeder kämpfte nur für sich und war darauf aus, der beste Absolvent zu werden. Mir wurde schnell klar, dass ich im Nachteil war, weil die meisten meiner Klassenkameraden Englisch als Muttersprache hatten.

Meine Fluglehrer machten mich noch auf einen weiteren möglichen Nachteil aufmerksam: Ich verbrachte sehr viel Zeit in der Kirche. Die Mitglieder dort hießen mich in ihrem Zweig und auch bei sich daheim willkommen. Wir bauten sogar gemeinsam ein Gemeindehaus in Big Spring. Meine Lehrer fürchteten, dass diese Aktivitäten meine Aussichten auf einen sehr guten Abschluss beeinträchtigen könnten. Ich sah das nicht so. Ich vertraute auf Gott und gab mein Bestes.

Letzten Endes lernte ich Englisch (und ich bin immer noch dabei). Ich schloss meine Pilotenausbildung ab (und zwar als Klassenbester). Ich wurde Kampfpilot und später Flugkapitän. Und das schöne Mädchen mit den brauen Augen, von dem ich geträumt habe? Sie ist hier bei mir.

Kleine Aufgaben vollendet ausführen

Verbirgt sich hierin eine Lehre? Sogar mehrere!

Eine könnte lauten: Lasst euch nicht von den vielen großen, schwierigen Aufgaben im Leben entmutigen. Wenn ihr euch entschließt, die „leichten“ Sachen zu machen, die „kleinen“ Dinge, die Gott von euch möchte, und wenn ihr diese so gut wie es euch möglich ist erfüllt, wird Großes folgen.

Zu diesen „leichten und kleinen“ Aufgaben, die ihr gut erfüllen könnt, gehören das tägliche Beten, das Schriftstudium, dass man sich an das Wort der Weisheit hält, in die Kirche geht, mit wirklichem Vorsatz betet und den Zehnten und die Opfergaben entrichtet.

Macht das selbst dann, wenn ihr es mal nicht wollt. Diese „Opfer“ mögen gering erscheinen, aber sie sind wichtig, denn Opfern bringt die Segnungen des Himmels hervor3.

In gewisser Weise sind eure „kleinen und leichten“ Opfer die alltäglichen Tupfen, aus denen das meisterhafte Gemälde eures Lebens besteht. Vielleicht erkennt ihr jetzt noch nicht, wie die Tupfen zusammenhängen, aber das ist auch nicht nötig. Habt nur einfach genügend Glauben für den Augenblick, den ihr gerade erlebt. Vertraut auf Gott und „aus etwas Kleinem [wird] das Große hervor[gehen]“4.

Auf Gott vertrauen

Jetzt denkt ihr vielleicht: „Ja, Elder Uchtdorf, das ist ja schön für Sie. Aber Sie sind ein Apostel. Ich bin das nicht. Ich bin für Gott nicht wichtig. Meine Gebete werden nicht erhört. Ich werde in meinem Leben nicht geführt. Falls es für mein Leben einen Plan gibt, ist das nur eine Billigausgabe. Ein gebrauchter Plan. Ein Tätschel-den-Kopf-sei-zufrieden-mit-dem-was-du-hast-Plan.“

Meine lieben Freunde, denkt an das, was Steve Jobs gesagt hat: „Wir können einzelne Punkte nicht in Verbindung bringen, indem wir vorausblicken. Das geht erst, wenn wir zurückblicken.“

Als ich in eurem Alter war, hatte ich keine Ahnung, wohin mein Leben mich führen würde. Ich habe ganz gewiss nicht gesehen, wie irgendwelche Punkte zusammenpassen sollen.

Aber ich vertraute auf Gott, hörte auf den Rat liebevoller Angehöriger und kluger Freunde und ging kleine Schritte voller Glauben, dass ich nur im jeweiligen Moment mein Bestes geben musste, dann würde sich Gott des großen Ganzen annehmen.

Das tat er.

Er kannte das Ende von Anfang an, ich nicht.

Ich konnte nicht in die Zukunft blicken, er schon.

Selbst in kummervollen Zeiten, als ich mir verlassen vorkam, war er bei mir – das erkenne ich jetzt.

In den Sprichwörtern steht diese großartige Verheißung: „Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit; such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade.“5

Soweit ich weiß, hört dieser Satz nicht mit einem Fragezeichen auf.

Vielmehr sollte da ein Ausrufezeichen stehen!

Ihr müsst euch also fragen: „Kann ich genügend Glauben aufbringen, um auf Gott zu vertrauen? Bin ich bereit, mich darauf zu verlassen, dass er mich liebt und mir meine Pfade ebnen will?“

Bei vielen Sachen kommt ihr bestimmt auch allein ganz gut zurecht. Doch ich lege euch ans Herz: Glaubt daran, dass euer Leben unendlich besser verläuft, wenn ihr darauf baut, dass Gott eure Schritte lenkt. Er weiß Dinge, die ihr gar nicht wissen könnt, und er hat eine Zukunft für euch im Sinn, die ihr nicht einmal erahnen könnt. Der großartige Apostel Paulus hat bezeugt: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist[, ist] das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“6

Möchtet ihr, dass euer himmlischer Vater euch leitet, euch segnet und euch stützt?

Dann glaubt.

Liebt ihn.

Sucht ihn mit ganzem Herzen.

Wandelt auf seinen Pfaden, das heißt: Haltet die Gebote, haltet eure Bündnisse in Ehren, folgt den Lehren der Propheten und beachtet die Eingebungen des Geistes.

Macht das und Gott wird euch um das Tausendfache wachsen lassen und euch segnen, wie er es versprochen hat!7

Wir schulden Gott Rechenschaft

Ich weiß, das scheint einigen von euch leichter gesagt als getan. Mir ist klar, dass man in der heutigen Kultur nicht weit suchen muss, um auf Gegenstimmen zu stoßen, die vom Glauben an Gott ganz allgemein und von unserer Religion ganz konkret abraten oder sich gar darüber lustig machen.

Solche Stimmen werden heutzutage durch die unvergleichlichen Fortschritte im Bereich Kommunikation immer lauter.

Darin liegt für euch eine Herausforderung, aber auch ein Vorzug.

Ich bin davon überzeugt, dass ihr einen Weg finden werdet, auf die Weise des Herrn damit zurechtzukommen.

Das gehört zu eurem Abenteuer des Erdenlebens dazu. Wie ihr euch dabei schlagt, wirkt sich erheblich auf eure Zukunft und die Rolle, die ihr hier auf Erden in Gottes Werk spielt, aus.

Was ihr im Leben erfahrt, ist aber gar nicht so ungewöhnlich. Eure Generation ist nicht die einzige, deren Glaube an Gott gefordert und verspottet wird. Das scheint sogar ein Teil der irdischen Bewährungsprobe für alle Kinder Gottes zu sein.

„Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben“, sagte Jesus seinen Jüngern. „Aber weil ihr nicht von der Welt stammt, sondern weil ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt.“8

Ihr könnt es als gegeben voraussetzen, dass in dem Augenblick, in dem ihr euch verpflichtet, dem Erretter zu folgen, die Bewohner des großen und geräumigen Gebäudes nicht damit einverstanden sein werden – und dies zuweilen recht lautstark kundtun werden.9 Sie werden euch sogar einschüchtern und beschämen wollen.

Doch denkt daran, dass ihr ihnen keine Rechenschaft schuldet. Ihr schuldet Gott Rechenschaft. Eines Tages werdet ihr vor Gott stehen und ihm für euer Leben Rechenschaft ablegen.

Er wird euch fragen, was ihr getan habt, um die Versuchungen der Welt zu überwinden und dem Weg der Rechtschaffenheit zu folgen. Er wird euch fragen, ob ihr dem Erretter gefolgt seid, ob ihr euren Nächsten geliebt habt, ob ihr euch ernstlich bemüht habt, auf dem Weg eines Jüngers zu bleiben.

Meine lieben jungen Freunde, meine lieben Brüder und Schwestern, ihr könnt nicht beide Wege einschlagen. Ihr könnt nicht die unfassbaren Segnungen eines Jüngers empfangen und gleichzeitig Mitglied in der Gemeinde Babylon 1 bleiben. Meine lieben Brüder und Schwestern, jetzt ist die Zeit gekommen, da ihr euch Christus verpflichten und seinem Weg folgen müsst.

Eines Tages werden alle Kinder Gottes wissen, was richtig ist – auch diejenigen, die jetzt die Wahrheit verspotten. Sie werden das Knie beugen und bekennen, dass Jesus der Messias ist, der Erlöser, der Erretter der Welt.10 Sie werden wissen, dass er für sie gestorben ist.

An dem Tag wird es ganz klar sein, dass seine Stimme die einzige ist, auf die es jemals wirklich ankam.

Ihr werdet mit Bestimmtheit wissen, wie gesegnet ihr seid, weil ihr dem Glauben treu geblieben seid, Gottes Gebote gehalten habt, euren Mitmenschen gedient und das Reich Gottes hier auf Erden aufgebaut habt. Meine lieben Freunde, glaubt – und Gott wird mit euch sein. Neigt ihm euer Herz zu, und er wird euch auf eurer Reise durch das großartige und spannende Abenteuer des Erdenlebens leiten.

Darauf kommt es nicht an

Wir sprechen ja gerade darüber, dass wir uns von Gott in unserem Leben leiten lassen sollen. Ich möchte da eine Sache klarstellen. Es mag euch vielleicht nicht gefallen, was ich euch jetzt sage. Wenn ihr Gott zu Entscheidungen in eurem Leben befragt – einschließlich einiger bedeutsamer Entscheidungen –, kann es sein, dass er euch keine klare Antwort gibt. Es ist tatsächlich so, dass es dem Herrn manchmal einfach nicht darauf ankommt, wofür ihr euch entscheidet, solange ihr nur innerhalb der grundlegenden Bündnisse und Grundsätze des Evangeliums bleibt.

In vielen Fällen mag es nicht so wichtig sein, welche Wahl ihr trefft. Es zählt vielmehr, was ihr tut, nachdem ihr eine Wahl getroffen habt.

Beispielsweise könnte ein Paar entscheiden, zu heiraten, obwohl einige Angehörige meinen, sie würden nicht so gut zueinander passen. Doch ich habe große Hoffnung für so ein Paar, wenn beide nach dieser Entscheidung einander und dem Herrn mit ganzem Herzen und ganzer Seele verpflichtet bleiben. Indem sie einander liebevoll und freundlich behandeln und sich auf die seelischen, geistigen und zeitlichen Bedürfnisse des anderen konzentrieren – indem sie die „kleinen“ Dinge beständig tun –, werden sie zum idealen Partner.

Das Gegenteil dazu ist ein Paar, das meint, es habe den „perfekten“ Partner gefunden, und nun glaubt, die ganze schwere Arbeit sei getan. Wenn die beiden damit aufhören, einander zu umwerben und von Angesicht zu Angesicht miteinander zu reden, wenn sie in Egoismus und ein selbstsüchtiges Leben zurückfallen, beschreiten sie einen Weg, der zu Kummer und Bedauern führt.

Das gleiche Prinzip gilt für die Berufswahl. Ich habe große Hoffnung für diejenigen, die nicht gerade einen Traumberuf ergreifen, dafür dann aber ihr Bestes geben und ihre Arbeit interessant und anspruchsvoll gestalten.

Ich habe weniger Hoffnung für diejenigen, die einen Beruf mit einer beeindruckenden Bezeichnung wählen, dann aber auf ihrem Weg jenes innere Feuer verlieren, das man braucht, um darin erfolgreich zu sein. Sich gut an Veränderungen im Berufsleben anpassen zu können, ist sogar eine der wichtigsten Fähigkeiten, die eure Generation entwickeln muss, um in Zukunft zu bestehen.

Wie möchte der Herr nun, dass ihr wichtige Entscheidungen trefft?

Seine Anleitung für Oliver Cowdery und Joseph Smith ist für mich sehr hilfreich gewesen. Der Herr hat ihnen gesagt: „Du musst es mit deinem Verstand durcharbeiten; dann musst du mich fragen, ob es recht ist.“11

Der Vater im Himmel hat euch mit einem Verstand und einem Herzen ausgestattet. Wenn ihr ihm vertraut, wird er euch helfen, beides richtig zu gebrauchen, wenn ihr Entscheidungen trefft.

Bei vielen Entscheidungen habt ihr mehr als eine gute Möglichkeit zur Auswahl. Als Joseph und seine Mitstreiter dies einmal erlebten, sagte der Herr einen interessanten Satz, als sie ihn um Führung baten. Dieser Satz lautet: „Darauf kommt es nicht an.“12

Doch gleich danach sagte der Herr noch: „Seid nur treu.“13

Eure Aufgabe besteht darin, die beste Entscheidung zu treffen, die euch anhand der vorhandenen Informationen möglich ist und die auf den Werten und Grundsätzen des Evangeliums beruht. Und dann strebt mit aller Macht bei euren Unternehmungen den Erfolg an – und seid treu.

Macht das, und ihr werdet die Punkte miteinander verbinden.

Vielleicht seid ihr enttäuscht zu hören, dass Gott euch nicht unbedingt einen detaillierten Plan für eure Reise durchs Leben an die Hand gibt. Aber wollt ihr wirklich für jede Kleinigkeit in eurem Leben eine Anweisung?

Wollt ihr wirklich, dass euch jemand Abkürzungen im Leben verrät, bevor ihr eine Chance habt, selbst herauszufinden, wie die Dinge liegen? Was wäre das denn für ein Abenteuer?

Meine lieben jungen Freunde, ihr durchlauft das Abenteuer des Erdenlebens nur einmal. Würde eine individuell zurechtgeschnittene Komplettlösung mit Spoilern und Antworten auf alle großen Fragen des Lebens euch nicht des großartigen Gefühls berauben, etwas erreicht zu haben, und eures wachsenden Vertrauens14 in Gott und in euch selbst?

Weil Gott euch eure Entscheidungsfreiheit gegeben hat, gibt es viele Richtungen, die ihr einschlagen könnt, und ihr könnt dennoch ein erfüllendes Leben haben. Das Erdenleben ist eine Geschichte, deren Ausgang offen ist, und ihr könnt das Abenteuer selbst wählen. Ihr habt Gebote, ihr habt Bündnisse, ihr habt inspirierten Rat von den Propheten und ihr habt die Gabe des Heiligen Geistes. Das ist mehr als genug, um euch zu Glück in diesem Leben und zu ewiger Freude zu führen. Verzweifelt aber nicht, wenn ihr ein paar Entscheidungen trefft, die alles andere als vollkommen sind. Auf diese Weise lernt ihr. Das ist Teil des Abenteuers!

Nein, Abenteuer verlaufen nie von Anfang bis zum Ende reibungslos. Doch wenn ihr treu bleibt, ist euch ein glückliches Ende gewiss. Denkt einmal an Josef in Ägypten. In vielerlei Hinsicht war sein Leben eine Katastrophe. Er wurde von seinen Brüdern in die Sklaverei verkauft. Er wurde für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte, ins Gefängnis geworfen. Doch trotz aller widrigen Umstände, die ihm auferlegt wurden, behielt er seinen Glauben. Er vertraute auf Gott. Er machte das Beste daraus. Jahr für Jahr, auch als es so aussah, als hätte man ihn übergangen oder aufgegeben, glaubte Josef. Er hatte sein Herz immer Gott zugeneigt. Und Gott zeigte, dass er in der Lage ist, etwas Negatives in etwas Positives zu verwandeln.15

Heute, gut 4000 Jahre danach, inspiriert uns Josefs Geschichte noch immer.

Euer Abenteuer ist vielleicht nicht ganz so dramatisch, aber auch bei euch wird es Höhen und Tiefen geben. Denkt also an das Beispiel von Josef: Bleibt treu. Glaubt. Seid ehrlich. Werdet nicht verbittert. Schüchtert niemanden ein. Liebt Gott. Liebt eure Mitmenschen. Vertraut Gott, auch wenn alles ganz trostlos aussieht.

Es mag noch sehr lange dauern, bis ihr es erkennt, aber irgendwann werdet ihr zurückblicken und wissen, dass Gott tatsächlich eure Pfade geebnet hat.

Die Punkte sind dann verbunden.

Fünf Vorschläge zum Merken

Was wünsche ich mir, was ihr aus dieser Versammlung mitnehmt?

Erstens: Ihr sollt wissen, dass Gottes Antworten auf eure innigsten Fragen ein wenig auf sich warten lassen mögen und manchmal auf eine Weise kommen, die ihr nicht erwartet habt. Gottes Antworten sind von ewigem Wert. Es lohnt sich, auf sie zu warten.

Zweitens: Habt ein wenig Glauben. Neigt euer Herz Gott zu. Glaubt daran, dass ihr Gott wichtig seid, und vertraut darauf, dass er mehr aus euch machen wird, als ihr jemals aus euch selbst machen könntet. Lernt von ihm. Liebt ihn. Glaubt ihm. Sprecht regelmäßig mit ihm, ernsthaft. Achtet auf seine Stimme.

Drittens: Beschreitet den Weg eines Jüngers so gut ihr könnt. Fühlt euch nicht überfordert. Macht einfach die kleinen Sachen so gut ihr könnt, dann ergeben sich die großen von allein.

Viertens: Lasst euch nicht von entmutigenden Stimmen von eurer Reise des Glaubens abbringen. Vergesst nicht: Ihr legt nicht euren Kritikern Rechenschaft ab. Ihr legt eurem Vater im Himmel Rechenschaft ab. Seine Werte zählen.

Fünftens: Trefft dadurch, dass ihr die Eingebungen befolgt, die ihr in Herz und Verstand erhaltet, die bestmöglichen Entscheidungen. Gebt euer Bestes, die Sache zu Ende zu bringen. Habt Glauben und Gott wird eure aufrichtigen Bemühungen zu eurem ewigen Wohl weihen.16

Macht das, und am Ende wird alles gut ausgehen.

Ich gebe euch heute, zu Beginn dieses neuen Jahres, meinen Segen, dass euer Glaube wachsen wird, wenn ihr euch ernsthaft bemüht, euren Gott kennenzulernen. Wenn ihr danach strebt, eurem Erretter zu folgen, wird euer Vertrauen wachsen.17 Und wenn ihr glaubenstreu wandelt und euer Herz dem Licht Christi öffnet, wird eure Liebe zu Gott reifer und eure Fähigkeit, euren Nächsten zu lieben, verfeinert.

All dies wird euch Freude und Glück bringen.

Es wird euch Frieden bringen.

Eines Tages wird es euch ewige Herrlichkeit bringen.

An diesem künftigen Tag werdet ihr auf dieses kostbare und spannende Abenteuer des Lebens zurückblicken. Und dann werdet ihr alles verstehen. Ihr werdet sehen, dass die Farbtupfen sich tatsächlich zu einem herrlichen Muster zusammenfügen, schöner als ihr es zu träumen gewagt habt. Mit unsäglicher Dankbarkeit werdet ihr erkennen, dass Gott mit seiner großen Liebe, Gnade und seinem großen Mitgefühl immer über euch gewacht hat, euch gesegnet hat und eure Schritte gelenkt hat, während ihr auf ihn zugegangen seid.

Das bezeuge ich, und ich gebe euch meinen Segen als ein Apostel des Herrn. Im heiligen Namen unseres Meisters, im Namen unseres Erlösers und Erretters Jesus Christus. Amen.