Andachten 2020
11christofferson


10:27

Der Herr wird uns helfen, sein Reich aufzubauen

Andacht für junge Erwachsene in aller Welt

12. Januar 2020

Danke, lieber Chor, für dieses schöne Lied. Es gehört zu unseren Lieblingsliedern. Danke für den wunderbaren Gesang. Meine lieben Brüder und Schwestern, ich freue mich sehr, heute Abend zu euch sprechen zu dürfen. Ich habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, was im Laufe meines Lebens meinen Glauben gestärkt hat. Eine Sache, die ich herausgefunden habe, ist, dass unser Vater im Himmel uns wirklich hilft – besonders wenn wir unser Bestes geben, seine Gebote zu halten und sein Reich hier auf der Erde aufzubauen.

Der Prophet Nephi hat sein Leben lang seinen Glauben bewiesen. Obwohl er viele Bedrängnisse und viel Widerstand erlebte, blieb er immer standhaft und dankte Gott immer für seine Segnungen. Nachdem er acht Jahre lang in einer öden Wüste umhergewandert war, sagte er:

„Wenn … die Menschenkinder die Gebote Gottes halten, nährt er sie und stärkt sie und bereitet Mittel, wodurch sie das vollbringen können, was er ihnen geboten hat; deshalb hatte er auch für uns Mittel bereitet, während wir in der Wildnis weilten.“1

Ich weiß, dass dieser Grundsatz wahr ist. Ich möchte gerne eine Geschichte aus der Anfangszeit der Kirche erzählen. Nach 1835 versammelten sich die meisten Mitglieder der Kirche im Staat Missouri, wo sie hofften, Zion gründen zu können. Doch 1839 zwang der Pöbel sie, den Staat zu verlassen. Ihre Häuser wurden zerstört und ihr Vieh und ihre Habseligkeiten wurden gestohlen, und sie zogen in den Nordosten nach Illinois, wo sie sich im Sumpfgebiet am Ufer des Mississippis niederließen. Sie legten den Sumpf trocken und gründeten eine schöne Stadt, die sie Nauvoo nannten. Aber die Anfeindungen gegen die Kirche bestanden noch immer, und nur fünf Jahre später sollte der Prophet Joseph Smith zusammen mit seinem Bruder Hyrum als Märtyrer sterben. Der Tempel war gerade fertiggestellt worden, da wurden die Mitglieder im Februar 1846 wieder vertrieben und flohen mitten im Winter über den Mississippi. Unter ihnen war ein Mann namens Benjamin F. Johnson, mein Ururgroßvater, mit seiner Familie. Die Kinder waren alle noch klein. In seiner Autobiografie schrieb er über diese Zeit:

„Da waren wir nun und begaben uns mitten im Winter ohne einen Dollar auf eine Reise, ohne zu wissen, wie weit sie ging und wie lange sie dauern würde; … wir hatten nur genug Proviant für höchstens ein paar Wochen und waren in schlechter gesundheitlicher Verfassung, die schon im Jahr zuvor oder noch länger recht ernst gewesen war. Ich litt oft unter akuten stechenden Bauchschmerzen, und manchmal trat deshalb aus jeder Pore Schweiß aus. … Wegen solcher und anderer Verdauungsprobleme konnte ich gar nicht solche anstrengenden Arbeiten verrichten. Allein die Aufgabe, die Tiere zu versorgen und andere Aufgaben im Lager zu erledigen, erschien mir gewaltig. …

Nach ein paar Tagen im Lager begannen einige über die Schwierigkeiten und die schlechte Kost zu klagen, aber Präsident Brigham Young antwortete darauf wie mit dem Brüllen eines Löwen: Er sagte, alle, die nicht von gekochten Bohnen und Mais leben wollten, sollten auf Gott vertrauen und dankbar sein für das, was sie haben, oder sie sollten sich lieber gleich auf den Rückweg machen, denn sonst wäre das Lager der Heiligen nicht der richtige Ort für sie. Mir war klar, dass dies das Wort des Herrn war, aber was sollte ich tun? Lange Zeit konnte ich weder Maisbrot noch Bohnen essen, da ich davon diese unerträglichen Magenschmerzen bekam. Wie sollte ich nur weitergehen, wo wir doch fast nur Mais und Bohnen zu essen hatten? Für mich ging es hier um Leben und Tod.“

Ich unterbreche an dieser Stelle, um zu sagen, dass seine 22-jährige Schwester wenige Jahre zuvor an ähnlichen Magenproblemen gestorben war. Also waren seine Ängste wohl nicht übertrieben. Er schreibt weiter:

„Ich besprach die Angelegenheit mit meiner Familie. Ich sagte ihnen, dass ich bereit war, auf den Herrn zu vertrauen, und wenn er nicht bei uns war, dann war er sicherlich auch nicht hinter uns, also würde ich nicht zurückkehren. Ich war bereit, das zu essen, was wir hatten, und dankbar dafür zu sein. Und wenn der Herr jetzt nicht für uns sorgte, wäre es umso besser, sogleich zu sterben, denn wir waren nicht in der Lage, für uns selbst zu sorgen oder unser Leben auf dieser Reise zu schützen.“

Einen Monat später schrieb er in sein Tagebuch:

„Die Bohnen und der Mais, die ich früher nicht vertragen hatte, aß ich nun mit Genuss, und so blieb es während der ganzen Reise. Ich sagte dem Herrn, was sein Knecht gesagt hatte – nämlich dass ich mit seiner Hilfe jede Anforderung würde erfüllen können, und wenn es der Wille des Herrn sei, dass ich lebe und sein Knecht sei, müsse er bitte dafür sorgen, dass meine Nahrung sich mit dem Zustand meines Magens vertrage. Und ich weiß, dass er das getan hat.“

Der Glaube meiner Vorfahren und das Beispiel der Propheten haben mich immer gestärkt und mir geholfen, auch in schwierigen Zeiten auf den Herrn zu vertrauen. Ich erinnere mich an die Zeit zu Beginn unserer Ehe, als das Geld besonders knapp war. Wir hatten während der drei Jahre, in denen mein Mann noch studierte, zwei kleine Kinder. Wir hatten beschlossen, dass ich, nachdem wir eine Familie gegründet hatten, nicht mehr außer Haus arbeiten würde, also versuchte ich zuhause alles Mögliche, um ein wenig Geld zu verdienen und zum Unterhalt beizutragen. Mein Mann hatte auch ein paar Teilzeit- und Sommerjobs, die den größten Teil unseres Einkommens ausmachten. Trotzdem hatten wir nicht viel. Wir sagten uns immer: Wenn es keine Lebensmittel, Miete oder Benzin für unser altes Auto seien, brauchten wir es nicht zu kaufen.

An einem Sonntag, nur ein paar Monate vor dem Studienabschluss meines Mannes, stellte unser Bischof einen Plan für einen Baufonds zur Renovierung unseres alten Gemeindehauses vor. Darin war vorgesehen, dass jede Familie einen Beitrag zur Kostendeckung leistete. Heute gibt es solche Baufonds nicht mehr, aber damals übernahmen die Gemeinden und Pfähle einen Teil der Kosten für den Bau oder die Renovierung von Gemeindehäusern, und zwar zusätzlich zum Zehnten, den wir ebenfalls zahlten.

Wie die anderen Gemeindemitglieder setzten wir uns mit dem Bischof zusammen und besprachen, was wir angesichts unseres Einkommens spenden konnten. Unser Beitrag war nicht hoch, aber nun hatten wir nur noch sehr wenig Geld übrig. Einige Studenten, die in der gleichen Lage waren und die Gemeinde sowieso bald wieder verlassen würden, fanden es nicht gerecht, in den Baufonds einzahlen zu müssen, da sie ja am Ende der Renovierung nicht mehr da sein würden. Trotzdem beschlossen wir, unseren Betrag für den Baufonds zu zahlen, obwohl wir nicht wussten, wie wir es bis zum Ende des Studienjahres schaffen sollten. Ihr denkt jetzt vielleicht, dass wir einfach die Kreditkarte herausholten und unsere monatlichen Ausgaben damit zahlten und das dann im Laufe der Zeit abzahlten, aber so war das damals nicht. Damals bekam man nämlich keine Kreditkarte, wenn man keinen Nachweis über eine Vollzeitstelle und das Einkommen nicht eine bestimmte Höhe hatte. Wir konnten also gar keine Kreditkarte beantragen. Das mag einem streng vorkommen, aber auch heutzutage würden etwas strengere Auflagen für die Vergabe von Kreditkarten viele Menschen vor ihrer Schuldenlast bewahren.

Jedenfalls fuhren wir nur ein paar Wochen später eines Nachts eine ruhige Straße entlang und hielten an einem Stoppschild an. In dem Moment hörten wir hinter uns quietschende Bremsen und jemand fuhr uns hinten ins Auto. Mein Mann stieg aus, um sich den Schaden anzusehen, während ich im Auto sitzen blieb. Nach einiger Zeit stieg er wieder ins Auto und ich fragte ihn, was passiert sei. Er meinte, nur die Stoßstange sei beschädigt worden. Der Mann, der uns angefahren hatte, sei ein Geschäftsreisender aus einer anderen Stadt. Ihm sei wohl bewusst gewesen, dass er schlechte Bremsen hatte, aber nicht, dass sie so schlecht waren. Der Mann brauchte sein Auto für die Arbeit und hoffte, er könne sich privat mit uns einigen, damit seine Autoversicherung nicht die Beiträge erhöht. Auch würde dann gegen ihn keine Geldbuße verhängt werden. Immerhin war ja niemand verletzt. Ich glaube, er hatte selbst nicht allzu viel Geld. Er sagte, wenn wir uns einen schriftlichen Kostenvoranschlag für die Reparatur besorgen und diesen zu seinem Motel am Stadtrand bringen, würde er uns auszahlen.

Ich bin ja nicht von gestern. Ich fand, mein lieber Mann, dem ich voll und ganz vertraue, war in diesem Fall ziemlich leichtgläubig gewesen. Dachte er wirklich, dieser Mann würde sein Versprechen einhalten? Wie standen die Chancen, dass er nicht einfach die Stadt verließ? Mein Mann holte sich also einen Kostenvoranschlag für die Reparatur und brachte ihn zu dem Mann im Motel. Der Mann stellte einen Scheck über den Betrag aus, und wisst ihr was? Der Scheck war wirklich gedeckt!

Und nun komme ich zum Ende der Geschichte. Dieser Scheck entsprach fast der Summe für den Baufonds, die wir bezahlt hatten. Mit der Reparatur konnten wir problemlos warten, bis mein Mann ein festes Gehalt hatte, und bis dahin kamen wir über die Runden, woran wir wirklich gezweifelt hatten. Das war ein Zeugnis für uns, dass der Herr, wie Nephi sagte, „Mittel [bereitet], wodurch [wir] das vollbringen können, was er … geboten hat“2. Ich habe gelernt, dass Glaube oft bedeutet, ein, zwei Schritte in die Dunkelheit zu gehen. Doch wenn wir das tun, wird der Herr den Weg vor uns erhellen, das weiß ich. Ich bin dankbar für einen liebevollen Vater im Himmel, der über uns wacht und für uns sorgt. Ich weiß, dass dies seine Kirche ist und dass der Erretter lebt. Ich danke dem Herrn für die Segnungen, die das Evangelium in unser Leben gebracht hat. Im Namen Jesu Christi. Amen.