Andachten 2022
Entscheidungen für die Ewigkeit


31:24

Entscheidungen für die Ewigkeit

Andacht für junge Erwachsene in aller Welt mit Präsident Nelson

Sonntag, 15. Mai 2022

Meine lieben Brüder und Schwestern, meine Frau und ich freuen uns schon seit Monaten auf diesen Abend! Meine Frau Wendy ist eine höchst gläubige und weise Frau, und ich empfehle euch daher, dass ihr euch ihre Worte zu Herzen nehmt.

Präsident Russell M.<nb/>Nelson und Wendy W.<nb/>Nelson

Es ist eine Freude für uns, am Jahrestag der Wiederherstellung des Aaronischen Priestertums zu euch sprechen zu dürfen. Wie ihr ja wisst, knieten sich am 15. Mai 1829 der Prophet Joseph Smith und Oliver Cowdery an einer abgeschiedenen Stelle unweit von Josephs und Emmas Zuhause in Harmony im Bundesstaat Pennsylvania zum Beten nieder. Meine Frau und ich haben dieses Ahornwäldchen besucht.

Johannes der Täufer überträgt Joseph Smith und Oliver Cowdery das Aaronische Priestertum

Dieser Hain wurde zu einer heiligen Stätte, als Johannes der Täufer dort Joseph Smith und Oliver Cowdery das Aaronische Priestertum übertrug.

Petrus, Jakobus und Johannes übertragen Joseph Smith und Oliver Cowdery das Melchisedekische Priestertum

Später stellten Petrus, Jakobus und Johannes in derselben Gegend das Melchisedekische Priestertum wieder her.

Im September 2015 weihte ich die Gedenkstätte für die Wiederherstellung des Priestertums. Von allen Aufträgen, die ich bis dahin erhalten hatte, war dieser für mich der bedeutsamste. Die Gedenkstätte erinnert daran, dass Vollmacht und Schlüssel des Priestertums auf Erden wiederhergestellt wurden. Diese und weitere Schlüssel waren erforderlich, um die wiederhergestellte Kirche Jesu Christi leiten und unerlässliche heilige Handlungen sowohl vollziehen als auch empfangen zu können, etwa die Siegelung der Familie für die Ewigkeit. Diese Weihung war für mich ein ganz außergewöhnliches Ereignis.

Für euch ist das Hier und Heute eine außergewöhnliche Zeit. Keine andere Zeit kommt ihr gleich. Ihr führt Prioritäten und Muster ein, die sich nicht nur maßgeblich auf euer irdisches, sondern auch auf euer ewiges Leben auswirken werden.

Reden wir also übers Leben! Damit habe ich ja schon ein wenig Erfahrung gesammelt. Herangewachsen bin ich während einer Weltwirtschaftskrise. Während des Zweiten Weltkriegs war ich Teenager. Mehrmals bin ich nur knapp dem Tod entronnen. Ich habe schon oft sämtliche Kontinente bereist und müsste erst noch ein Volk und eine Kultur kennenlernen, die mein Leben nicht bereichern.

Es gab aber auch Zeiten voller Kummer. Ich musste miterleben, wie zwei meiner lieben Töchter langsam und qualvoll ihrem Krebsleiden erlagen. Und ich habe meine liebe Frau Dantzel, die Mutter unserer zehn Kinder, zu Grabe getragen. Da ich wusste, dass es nicht gut ist, dass der Mensch alleine ist,1 entschloss ich mich dazu, erneut zu heiraten. Ich heiratete eine weitere bemerkenswerte Frau, meine liebe Wendy.

Ich erlebte mit, wie Bekannte und Verwandte tapfere Entscheidungen trafen und ein beispielhaftes Leben führten. Aber ich sah auch, wie manche durch katastrophale Entscheidungen ihr Potenzial entgleisen ließen.

Ich lebe also schon lange, und mittlerweile kaufe ich lieber keine grünen Bananen mehr! Ich vergeude auch keine Zeit mehr mit Unwichtigem. Aber ihr seid mir wichtig! Eure Zukunft liegt mir sehr am Herzen. Ich fühle mich geehrt, dass so viele von euch heute Abend gekommen sind. Und ich danke den Musikern, die uns so schön eingestimmt haben.

Heute Abend möchte ich zu euch über eure Zukunft sprechen. Meine Frau und ich waren unlängst zur Amtseinführung eines neuen Rektors anwesend. Während der vorzüglichen Veranstaltung dachte ich an die zahllosen Lehrkräfte in aller Welt, denen es ein Anliegen ist, junge Männer und Frauen eures Alters zu unterrichten. Bildung und Ausbildung haben einen hohen Stellenwert. In meinen Augen ist es eine religiöse Pflicht. Die Herrlichkeit Gottes ist Intelligenz.2

Doch einen wesentlichen Unterschied gibt es zwischen Lehrkräften auf weltlichem Gebiet und meinen Aufgaben als dienstältester Apostel auf Erden: Ihre Arbeit ist es, euch für euer irdisches Leben zu bilden und euch darauf vorzubereiten – also euch beizubringen, wie ihr bei eurer Lebensaufgabe Erfolg habt. Meine Aufgabe ist es, euch für euer unsterbliches Leben zu bilden und darauf vorzubereiten – also euch zu lehren, wie ihr ewiges Leben erlangt.

Selbst die Lehre an den namhaftesten Universitäten leidet an gewissen Einschränkungen, da im weltlichen Ausbildungsformat im Allgemeinen drei wesentliche Wahrheiten meist außer Acht gelassen werden:

  1. Erstens: Eines Tages werden wir alle sterben.3

  2. Zweitens: Dank Jesus Christus werden wir alle auferstehen und sind dann unsterblich.4

  3. Und drittens: Eines Tages stehen wir alle vor dem Jüngsten Gericht.5

Auf diese drei unbedingten Evangeliumswahrheiten gründet sich eure geistige Bildung.

Da das Evangelium Jesu Christi in seiner Fülle wiederhergestellt worden ist, wissen wir einiges über die Möglichkeiten, die uns nach diesem Erdenleben erwarten. Wir wissen, dass es im Haus unseres Vaters viele Wohnungen gibt.6 Wir wissen, dass Gott seine Kinder so sehr liebt, dass – in den Worten von Präsident Dallin H. Oaks – „alle Kinder Gottes“ – mit ganz wenigen Ausnahmen – „schlussendlich in ein Reich der Herrlichkeit gelangen werden“7. Stellt euch das bloß vor! Unser Vater hat Reiche der Herrlichkeit erschaffen – telestial, terrestrial und celestial – als herrliche Wohnstätte für seine Kinder.

Meine Absicht ist es heute Abend, euch die Augen weit für die Tatsache zu öffnen, dass dieses Leben in der Tat die Zeit ist, wo ihr festlegt, welche Art Leben ihr für immer wollt. Jetzt ist für euch die Zeit, euch „bereitzumachen, Gott zu begegnen“8.

Das Erdenleben währt, verglichen mit der Ewigkeit, kaum eine Nanosekunde. Und doch, liebe Brüder und Schwestern – was für eine ausschlaggebende Nanosekunde ist es doch! Wir entscheiden hier, welchem Gesetz wir gehorchen wollen – dem des celestialen Reichs oder des terrestrialen oder des telestialen9 – und bestimmen somit, in welchem Reich der Herrlichkeit wir für immer leben werden.

Jede rechtschaffene Entscheidung, die ihr hier trefft, bringt schon jetzt großen Gewinn. Doch welch unglaublichen Gewinn bringen rechtschaffene Entscheidungen im Erdenleben dann für die Ewigkeit! Wenn ihr mit Gott Bündnisse schließt und diesen Bündnissen treu bleibt, habt ihr die Verheißung, ihr werdet „Herrlichkeit auf [euer] Haupt hinzugefügt bekommen für immer und immer“10.

Diese Wahrheiten sollten euch letztlich am meisten zu denken geben, wenn es um FOMO geht, die Angst, etwas zu verpassen. Ihr habt das Potenzial, ins celestiale Reich zu gelangen. Das Schlimmste, was man verpassen könnte, wäre das celestiale Reich – dass man sich mit einem geringeren Reich zufriedengibt, weil man sich hier dafür entschieden hat, nach dem Gesetz eines geringeren Reichs zu leben.

Natürlich will der Widersacher nicht, dass ihr überhaupt an morgen denkt – geschweige denn an das ewige Leben. Verschließt deshalb bitte nicht naiverweise die Augen vor den Prüfungen und Herausforderungen des Erdenlebens. Daher solltet ihr drei grundlegende Wahrheiten begreifen, die euch auf euren künftigen Lebensweg vorbereiten:

  1. Erstens: Ihr müsst wissen, wer ihr in Wahrheit seid.

  2. Zweitens: Ihr müsst wissen, was euch der Vater im Himmel und Jesus Christus in Wahrheit alles anbieten.

  3. Drittens: Ihr müsst wissen, inwieweit ihr in Wahrheit bekehrt seid.

Ich werde jeden dieser Punkte ansprechen.

Erstens: Ihr müsst wissen, wer ihr in Wahrheit seid. Würde der Herr heute Abend direkt zu euch sprechen, würde er euch, so meine ich, als Erstes vor Augen führen, wer ihr wirklich seid.11 Liebe Freunde, jeder von euch ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Geistkind Gottes. Seit ihr das Lied „Ich bin ein Kind von Gott“ gelernt habt, singt ihr ja diese Worte.12 Aber ist euch diese ewige Wahrheit auch ins Herz eingeprägt? Rettet diese Wahrheit euch in der Stunde der Versuchung?13

Ich fürchte, ihr habt diese Wahrheit schon so oft gehört, dass sie eher nach einem Slogan klingt als nach göttlicher Wahrheit. Und doch – wie ihr darüber denkt, wer ihr wirklich seid, wirkt sich auf so gut wie jede eurer Entscheidungen aus.

Als ich 2006 Wendy geheiratet habe, hatte sie für mich einige Überraschungen parat, und fast alle waren herzerwärmend. Eine Überraschung etwa war die Vielzahl ihrer Kleidungsstücke mit irgendeinem Logo: das einer Universität, an der sie studiert hatte, oder das eines Landes, das sie bereist hatte, und so weiter. Und wenn sie dann solch ein Stück mit Logo trug, neckte ich sie oft mit der Frage: „Für wen wirbst du denn heute schon wieder?“ Sie meinte bloß, ich solle es ihr doch gleichtun!

Präsident Russell M.<nb/>Nelson und Wendy W.<nb/>Nelson

Etiketten können ja nett sein und stehen für vielerlei Gutes, wofür wir uns einsetzen möchten. Manche Etiketten verändern im Lauf der Zeit ihren Wert in unseren Augen. Und nicht alle Etiketten sind gleich viel wert. Aber wenn so ein Etikett unsere wichtigsten Erkennungsmerkmale ersetzt, kann das geistig lähmen.

Wenn ich sämtliche Bezeichnungen, die auf mich zutreffen, der Wichtigkeit nach ordnen wollte, würde ich sagen: Erstens bin ich ein Kind Gottes – ein Sohn Gottes –, dann ein Sohn des Bundes, dann ein Jünger Jesu Christi und ein engagiertes Mitglied seiner wiederhergestellten Kirche.

Danach kämen meine ehrenvollen Titel als Ehemann und Vater und danach als Apostel des Herrn Jesus Christus.

Alle weiteren Bezeichnungen, die auf mich zutreffen oder zugetroffen haben – Arzt, Chirurg, Wissenschaftler, Professor, Leutnant, Hauptmann, akademischer Doktor, Amerikaner und so weiter – befänden sich weiter unten auf der Liste.

Nun stelle ich euch diese Frage: Wer seid ihr?

In erster Linie seid ihr ein Kind Gottes.

Zweitens seid ihr als Mitglied der Kirche ein Kind des Bundes. Und drittens seid ihr ein Jünger Jesu Christi.

Ich bitte euch heute Abend dringend, diese drei wichtigsten und unveränderlichen Bezeichnungen nicht durch etwas anderes zu ersetzen, denn das könnte euren Fortschritt behindern oder euch in eine Schublade stecken, die eure ewige Weiterentwicklung hemmt.

Wenn sich jemand etwa vorrangig als Amerikaner sieht, könnte ein anderer, der kein Amerikaner ist, denken, „Ich weiß alles über dich“, und ihm ganz falsche Ansichten unterstellen.

Wenn ihr euch als Vertreter der von euch gewählten politischen Partei seht, steckt man euch sofort in diese Schublade und weist euch eine bestimmte Meinung zu – auch wenn ich niemanden kenne, der alles glaubt, wofür die von ihm bevorzugte Partei derzeit steht.

So könnten wir immer weitermachen, die Einschränkungen der verschiedenen Etiketten aufzuzählen, die wir uns selbst aufdrücken oder die andere uns aufdrücken.

Mich könnte man etwa „alter Mann“ nennen. Aber ich bin doch weitaus jünger als Adam oder auch Noach!14 Altersdiskriminierung, Rassismus, Nationalismus, Sexismus und zahllose weitere „ismusse“ sind allesamt einschränkend.

Wie traurig, wenn jemand dem Etikett glaubt, das ihm ein anderer verpasst hat. Stellt euch bloß vor, wie einem Kind zumute ist, dem man sagt: „Du bist ein Dummkopf!“ Solche Bezeichnungen und Etiketten haben große Macht!

Der Widersacher freut sich an diesen Schubladen, denn sie führen zu Spaltungen und schränken ein, was wir von uns selbst und von anderen halten. Es ist traurig, wenn wir solches Schubladendenken wichtiger nehmen als unseren Nächsten.

Etiketten können zu Verurteilung und Anfeindungen führen. Missachtung und Vorurteile einem anderen gegenüber aufgrund dessen Nationalität, Ethnie, sexueller Orientierung, Geschlecht, Bildung, Kultur oder sonst einem wesentlichen Merkmal sind unserem Schöpfer ein Gräuel! Eine solche schlechte Behandlung führt dazu, dass wir unterhalb unseres Anspruchs als Gottes Bundessöhne und -töchter leben.

Natürlich gibt es so manches Etikett, auf das ihr großen Wert legt. Bitte versteht mich also nicht falsch. Ich behaupte nicht, dass sonstige Bezeichnungen keine Aussagekraft hätten. Ich sage nur, dass keine Bezeichnung diese drei dauerhaften wie „Kind Gottes“, „Kind des Bundes“ und „Jünger Jesu Christi“ verdrängen, ersetzen oder ihnen den Vorrang abspenstig machen sollte.

Jede Bezeichnung, die mit diesen drei grundlegenden unvereinbar ist, endet für euch letztlich in Enttäuschung. Andere Etiketten werden euch letztlich ebenfalls enttäuschen, weil sie nicht die Macht haben, euch in Richtung ewiges Leben im celestialen Reich zu führen.

Weltliche Bezeichnungen vermitteln euch niemals eine Vision dessen, was am Ende aus euch werden kann. Sie untermauern nie eure göttliche DNA oder euer grenzenloses, göttliches Potenzial.

Da der große Erlösungsplan ja vom Vater im Himmel stammt, ist es da nicht auch logisch, dass ihr eine göttliche Bestimmung habt?15

Lasst euch nicht beirren. Euer Potenzial ist von göttlicher Natur. Und wenn ihr eifrig danach strebt, gewährt euch Gott Einblicke darauf, wer ihr werden könnt.

Wer seid ihr also? Vor allem seid ihr ein Kind Gottes, ein Kind des Bundes und Jünger Jesu Christi. Wer diese Wahrheiten annimmt, dem hilft der Vater im Himmel, das höchste Ziel zu erreichen und auf ewig in seiner heiligen Gegenwart zu leben.

Zweitens: Ihr müsst wissen, was euch der Vater im Himmel und Jesus Christus in Wahrheit alles anbieten.

Kurz gesagt: Sie bieten euch alles an!

Der Plan des himmlischen Vaters für seine Kinder macht es uns möglich, dort zu leben und so zu leben, wie er lebt, und letztlich immer mehr wie er zu werden. Sein Plan stellt uns buchstäblich die reichsten Segnungen der Ewigkeit zur Verfügung, darunter auch die Möglichkeit, dass wir „Miterben Christ“16 werden.

Gott weiß alles und sieht alles. Auf ewig kennt euch keiner besser als er und es liegt niemandem mehr an euch als ihm. Niemand ist euch jemals näher als er es ist. Ihr könnt ihm euer Herz ausschütten und euch darauf verlassen, dass er euch den Heiligen Geist und Engel schickt, die euch Beistand leisten. Seine allergrößte Liebe hat er dadurch gezeigt, dass er seinen einziggezeugten Sohn sandte, für euch zu sterben, um euer Erretter und euer Erlöser zu sein.

Durch sein Sühnopfer hat der Herr Jesus Christus die Welt überwunden.17 Er hat infolgedessen „die Macht, [euch] von allem Unrecht zu säubern“18. Auf seine Weise und zu seiner Zeit wird er euch auch aus den allerschlimmsten Umständen befreien.19 Wenn ihr euch im Glauben an ihn wendet, leitet, bewahrt und beschützt er euch. Er heilt euer gebrochenes Herz und tröstet euch in eurer Bedrängnis.20 Er verschafft euch Zugang zu seiner Macht. Und Unmögliches macht er für euch möglich.

Jesus Christus ist für euch der einzige dauerhafte Quell der Hoffnung, des Friedens und der Freude. Nie vermag der Satan das nachzuahmen. Und der Satan steht euch auch nie bei.

Im Gegensatz dazu bestehen Gottes Werk und seine Herrlichkeit darin, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“21. Gott tut, was er nur kann, um euch beizustehen, damit ihr die größten Segnungen der Ewigkeit nicht verpasst. Nur eines macht er nicht: Er nimmt euch nicht die Entscheidungsfreiheit.

Gott hegt eine besondere Liebe zu einem jeden, der im Wasser der Taufe einen Bund mit ihm schließt.22 Und diese göttliche Liebe verstärkt sich mit jedem weiteren Bündnis, das geschlossen und treu gehalten wird. Und am Ende des Erdenleben steht dann jenes kostbare Wiedersehen eines jeden Kindes des Bundes mit unserem Vater im Himmel.23

Ihm liegt auch sehr daran, dass alle seine Kinder die Gelegenheit erhalten, die frohe Nachricht vom wiederhergestellten Evangelium zu vernehmen. Der Vater im Himmel schickt nun schon seit mehr als sechstausend Jahren seine Kinder zur Erde. Die meisten davon haben noch nicht die heiligen Handlungen empfangen, die sie in die Lage versetzen, ewiges Leben erlangen zu können. Daher ist der Tempel so wichtig. Daher ist die Sammlung Israels auf beiden Seiten des Schleiers heute das wichtigste Werk auf Erden. Ihr, meine lieben Mitstreiter in diesem heiligen Werk, übernehmt bei der Sammlung eine ganz entscheidende Rolle, und ich danke euch dafür.

Damit komme ich zu meinem dritten Punkt.

Ihr müsst wissen, inwieweit ihr in Wahrheit bekehrt seid. Tatsache ist, dass ihr für eure Bekehrung selbst zuständig seid. Das kann euch niemand abnehmen.

Ich möchte euch gern ein paar Fragen zum Nachdenken stellen. Wollt ihr inneren Frieden verspüren angesichts der Fragen, die euch derzeit plagen? Möchtet ihr Jesus Christus gern besser kennenlernen? Möchtet ihr wissen, wie seine göttliche Macht eure Wunden und Schwächen zu heilen vermag? Wollt ihr im Alltag die süße, tröstliche Macht des Sühnopfers Jesu Christi verspüren?

Die Antwort auf diese Fragen herauszufinden, erfordert Mühe – viel Mühe. Ich bitte euch daher inständig: Übernehmt die Verantwortung für euer Zeugnis! Arbeitet daran. Fühlt euch dafür zuständig. Kümmert euch darum. Nährt es, sodass es wächst. Füttert es mit Wahrheit. Verschmutzt es nicht mit falschen Philosophien ungläubiger Männer und Frauen, andernfalls braucht ihr euch nicht zu wundern, weshalb euer Zeugnis schwächer wird.

Betet täglich, ernsthaft und demütig. Labt euch an den Worten der Propheten von einst und von heute. Bittet den Herrn, euch zu zeigen, wie ihr ihn besser hören könnt. Verbringt mehr Zeit im Tempel und mit der familiengeschichtlichen Forschung.

Wenn ihr euer Zeugnis ganz in den Vordergrund rückt, könnt ihr Wunder erwarten.

Wenn ihr Fragen habt – und ich hoffe, ihr habt welche –, dann forscht nach Antworten im innigen Wunsch, glauben zu können. Lernt so viel, wie ihr könnt, über das Evangelium und wendet euch um Führung an Quellen, die die Wahrheit enthalten. Wir leben in der Evangeliumszeit, „da nichts vorenthalten werden wird“24. Mit der Zeit wird der Herr also all unsere Fragen beantworten.

Vertieft euch in der Zwischenzeit in den reichhaltigen Vorrat an Offenbarung, der uns an die Hand gegeben ist. Ich verheiße euch: Dann wird euer Zeugnis stärker, selbst wenn einige Fragen noch nicht beantwortet wurden. Ehrliche Fragen, im Glauben gestellt, führen immer zu größerem Glauben und größerer Erkenntnis.

Falls Freunde oder Angehörige der Kirche den Rücken zukehren, dann liebt sie weiterhin. Euch steht kein Urteil über die Entscheidungen eines anderen zu, so wie auch ihr nicht dafür kritisiert werden solltet, dass ihr der Kirche treu bleibt.

Bitte hört mir jetzt genau zu: Lasst euch nicht von denen auf Abwege führen, deren Zweifel von etwas genährt werden, was ihr nicht seht. Und lasst eure skeptischen Freunde vor allem merken, wie sehr ihr den Herrn und sein Evangelium liebt. Überrascht ihr zweifelndes Herz mit eurem glaubensvollen Herzen!

Wenn ihr die Verantwortung für euer Zeugnis übernehmt und dafür sorgt, dass es wächst, werdet ihr in den Händen des Herrn ein machtvolleres Werkzeug. Ihr werdet dann nämlich „durch eine bessere Sache angefeuert“25 – die Sache Jesu Christi!

Nichts, was im Moment auf der Erde geschieht, ist wichtiger als dass wir Israel für ihn sammeln. Lasst euren Vater im Himmel wissen, dass ihr euch einbringen möchtet. Bittet ihn, euch in diesem herrlichen Werk einzusetzen. Und dann seht staunend zu, was geschieht, wenn ihr Gott in eurem Leben siegen lasst.

Meine lieben Freunde, ich habe euch lieb. Ich danke euch. Ich glaube an euch. Als Prophet des Herrn segne ich euch damit, zu erkennen, wer ihr in Wahrheit seid, und zu schätzen, was in Wahrheit in euch steckt. Ich segne euch damit, dass ihr für euer Zeugnis die Verantwortung übernehmt. Und ich segne euch mit dem Wunsch und der Kraft, eure Bündnisse zu halten.

Ich verheiße euch: Dann erlebt ihr geistiges Wachstum, dann werdet ihr eure Ängste los und gewinnt ein Selbstvertrauen, wie ihr es euch jetzt noch kaum vorstellen könnt. Ihr habt dann über eure natürlichen Fähigkeiten hinaus Energie, um ein Einfluss zum Guten zu sein. Und ich verheiße euch: Eure Zukunft wird weitaus beglückender sein, als ihr euch das derzeit überhaupt vorstellen könnt.

Dies ist mein Segen für euch, voll Dankbarkeit und Liebe zu euch. Im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Siehe Genesis 2:18; Mose 3:18; Abraham 5:14

  2. Siehe Lehre und Bündnisse 93:36

  3. Siehe 1 Korinther 15:22

  4. Siehe Johannes 11:25

  5. Siehe Mormon 3:20

  6. Siehe Johannes 14:2; 1 Korinther 15:40; Joseph-Smith-Übersetzung von 1 Korinther 15:40 in den Studienhilfen; Lehre und Bündnisse 76:89-98; 131:1

  7. Dallin H. Oaks, „Göttliche Liebe im Plan des Vaters“, Liahona, Mai 2022, Seite 101

  8. Siehe Alma 12:24; 34:32

  9. Siehe Lehre und Bündnisse 88:22-24

  10. Abraham 3:26

  11. Das hat der Herr ja auch zu den Menschen im alten Amerika gesagt. Nachdem er sich vorgestellt und gesagt hatte, wer er war, sagte er seinen Zuhörern, wer sie waren: „Und siehe, ihr seid die Kinder der Propheten; und ihr seid vom Haus Israel; und ihr seid von dem Bund.“ (3 Nephi 20:25; Hervorhebung hinzugefügt.) Genau dieselben Wahrheiten wurden dem Volk auch in biblischen Zeiten kundgetan (siehe Apostelgeschichte 3:25).

  12. „Ich bin ein Kind von Gott“, Gesangbuch, Nr. 202

  13. Als Junge Damen und als Junge Männer sagt ihr euren Leitgedanken auf, der wie folgt beginnt: „Ich bin eine geliebte Tochter himmlischer Eltern und habe ein göttliches Wesen und eine ewige Bestimmung“ beziehungsweise „Ich bin ein geliebter Sohn Gottes und er hat eine Arbeit für mich“ (Allgemeines Handbuch: Wie man in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage dient, 11.1.2, 10.1.2, ChurchofJesusChrist.org).

  14. Adam starb im Alter von 930 Jahren (siehe Genesis 5:5) und Noach im Alter von 950 (siehe Genesis 9:29)

  15. Orson Pratt (1805–1878), Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, hat festgestellt: „Im [vorirdischen Dasein] haben wir vieles besser begriffen als jetzt in dieser tiefer gelegenen Welt.“ Zu den Versprechen, die wir dort aller Wahrscheinlichkeit nach gegeben haben, stellte er folgende Vermutung auf: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir dort schon eigenhändig einen Vertrag unterschrieben haben, der in den Archiven des Himmels aufliegt und uns vorgelegt wird, wenn wir von den Toten auferstehen, auf dass wir nach unserem eigenen Wort gerichtet werden gemäß dem, was in den Büchern steht.“ („Remarks“, Deseret News, 21. Dezember 1859, Seite 322.)

  16. Römer 8:17

  17. Siehe Johannes 16:33; Lehre und Bündnisse 50:41

  18. Alma 7:14

  19. Der Herr hat die Macht, uns zu befreien, wie er auch Nephi aus den Fängen Labans befreit hat (siehe 1 Nephi 4:3)

  20. Siehe Lukas 4:18; Alma 7:10-12

  21. Mose 1:39

  22. Im Alten Testament lautet das Wort für Gottes Bundesliebe auf Hebräisch hesed

  23. Siehe Psalm 116:15

  24. Lehre und Bündnisse 121:28

  25. Alma 43:45: „Sie kämpften nicht um Monarchie oder Macht, sondern sie kämpften um ihre Häuser und ihre Freiheitsrechte, um ihre Frauen und ihre Kinder, um ihr alles, ja, um die Gebräuche ihrer Gottesverehrung und um ihre Kirche.“