Wie es wirklich ist – 2.0
Andacht für junge Erwachsene in aller Welt
Sonntag, 3. November 2024
Susan und ich sind dankbar für diese Gelegenheit, gemeinsam mit euch Gott zu verehren und zu lernen. Wir haben euch lieb! Wo auch immer auf der Welt ihr seid – wir haben euch lieb!
Wir beten aufrichtig, dass der Heilige Geist jeden von uns segnen möge, das zu hören, was wir hören müssen, und das zu sehen, was wir sehen müssen, damit wir mit Glauben an den Erretter und dem verstärkten Wunsch, ihm nachzufolgen und zu dienen, vorwärtsgehen können.
Die Fülle der Zeiten
Es ist ein Segen, dass wir in einer bemerkenswerten Zeit leben: der letzten Evangeliumszeit, nämlich der Fülle der Zeiten. Die heiligen Schriften und die Worte der Propheten helfen uns, mehr über die wirklich besonderen Tage, in denen wir leben, zu erfahren und sie mehr schätzen zu lernen.
Der Prophet Joseph Smith hat verkündet: „Die Errichtung Zions ist eine Sache, die dem Gottesvolk zu allen Zeiten am Herzen gelegen hat, ein Gegenstand, von dem Propheten, Priester und Könige mit besonderer Freude gesprochen haben. Sie haben mit freudiger Erwartung nach dem Tag Ausschau gehalten, nämlich der Zeit, in der wir leben – angefeuert von himmlischer Vorfreude, haben sie unseren Tag besungen und beschrieben und davon prophezeit. Sie sind aber gestorben, ohne ihn erlebt zu haben. … Wir dürfen [die Herrlichkeit der Letzten Tage] erblicken, daran teilhaben und sie herbeiführen helfen.“
Bei einer anderen Gelegenheit offenbarte der Prophet: „Himmlische Priestertum[sträger werden] sich mit de[n] irdischen vereinigen, um dieses große Ziel zu verwirklichen, … ein Werk, das … Gott und die Engel seit Generationen voll Freude betrachtet haben; das die Seele der Patriarchen und Propheten in alter Zeit entflammt hat; ein Werk, das dazu bestimmt ist, den Untergang der finsteren Mächte ebenso herbeizuführen wie die Erneuerung der Erde, die Herrlichkeit Gottes und die Errettung der Menschheit.“
Bei den Propheten steht die geistige Bedeutung der Letzten Tage seit Jahrhunderten im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Und die besondere Zeit, in der wir leben, ist jetzt und wird auch in Zukunft von erstaunlichen geistigen Entwicklungen und Ereignissen erfüllt sein.
Die Bedeutung technischer Mittel in dieser besonderen Zeit der Welt
Ein wichtiger Aspekt dieser Fülle, die uns heutzutage zur Verfügung steht, ist die wunderbare Reihe an Innovationen und Erfindungen, die Gottes Werk der Errettung und Erhöhung möglich gemacht und beschleunigt haben: von der Eisenbahn über den Telegrafen, das Radio, Autos, Flugzeuge, das Telefon, Transistoren, das Fernsehen, Computer, Satellitenübertragungen, das Internet bis hin zu künstlicher Intelligenz – und einer beinahe endlosen Liste technischer Mittel und Geräte, die uns das Leben angenehmer machen. Dieser ganze Fortschritt ist Teil davon, dass der Herr sein Werk in den Letzten Tagen beschleunigt.
1862 hat Brigham Young gesagt: „Jede Entdeckung in Wissenschaft und Kunst, die wirklich wahr ist und der Menschheit etwas nützt, kommt durch direkte Offenbarung von Gott, auch wenn das kaum einer anerkennt. Das alles wird gegeben, damit der Weg für den endgültigen Triumph der Wahrheit und für die Erlösung der Erde von der Macht der Sünde und des Satans bereitet werde. Wir sollten alle diese großen Entdeckungen, die gesammelte Weisheit vergangener Zeiten, nutzen und unseren Kindern aus jedem nützlichen Wissenszweig etwas zukommen lassen, wovon sie profitieren. So bereiten wir sie darauf vor, nach vorn zu treten und in diesem großen Werk ihren Beitrag zu leisten.“
1966 prophezeite Präsident David O. McKay, dass es erstaunliche wissenschaftliche Entdeckungen geben werde, die es ermöglichen, dass das Evangelium jedem Geschlecht, jeder Sprache und jedem Volk gepredigt wird. Weiter sagte er, es würden Entdeckungen sein, „die so viel Macht in sich bergen – entweder zum Segen oder zur Zerstörung der Menschen –, dass sie zu beherrschen wohl die größte Verantwortung darstellt, die dem Menschen je übertragen wurde. … Diese Zeit steckt voller grenzenloser Gefahren sowie unermesslicher Möglichkeiten.“
Wie es wirklich ist
Vor fünfzehn Jahren sprach ich in einer weltweiten Andacht für junge Erwachsene über den großen Plan des Glücklichseins, den unser himmlischer Vater für seine Kinder aufgestellt hat. Ich betonte, wie wichtig unser physischer Körper im Plan des Vaters ist und dass Luzifer uns dazu verleitet, unseren physischen Körper herabzusetzen und zu missbrauchen, und warnte vor den potenziell schädlichen Auswirkungen digitaler Technik auf unsere Seele und unsere Beziehungen zu anderen Menschen.
Ich hob hervor, dass weder digitale Innovationen noch der schnelle Wandel an sich gut oder schlecht sind. Ich wies darauf hin, dass die eigentliche Schwierigkeit vielmehr darin liegt, sowohl Innovationen als auch Veränderungen im Kontext des ewigen Plans des Glücklichseins zu verstehen. Zudem stellte ich „zwei Fragen, über die ihr nachdenken und mit denen ihr euch gebeterfüllt befassen“ solltet, um diese technischen Mittel richtig einsetzen zu können.
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Lädt die Nutzung verschiedener technischer Mittel und Medien den Heiligen Geist als ständigen Begleiter ein, oder ist sie hinderlich?
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Vergrößert oder verringert die Zeit, die ich mit verschiedenen technischen Mitteln und Medien zubringe, meine Fähigkeit, zu leben, zu lieben und auf sinnvolle Weise zu dienen?
Meine Ansprache aus dem Jahr 2009 trug den Titel: „Wie es wirklich ist“. So war es damals.
Meine heutige Ansprache trägt den Titel: „Wie es wirklich ist – 2.0“. So ist es heute.
Seid weise
Der Ausgangspunkt meiner heutigen Botschaft findet sich im Schlusswort einer Andacht, die ich im Januar dieses Jahres an der Brigham-Young-Universität gehalten habe.
„Da ihr euch bemüht, das Evangelium Jesu Christi zu lernen und eure Arbeit zu verrichten, ermahne ich euch ausdrücklich, bei der Nutzung moderner technischer Hilfsmittel weise zu sein. Innovationen wie künstliche Intelligenz [können] sowohl 1.) dazu beitragen, dass uns großartige Segnungen zuteilwerden, als auch 2.) unsere sittliche Entscheidungsfreiheit einschränken und zunichtemachen. Bitte lasst nicht zu, dass euch die vermeintliche Genauigkeit, Schnelligkeit und Leichtigkeit im Umgang mit moderner Technik dazu verleitet, die rechtschaffene Arbeit zu vermeiden oder zu umgehen, die euch im Leben die Segnungen bringt, die ihr braucht. Meine lieben Brüder und Schwestern, es gibt keine geistigen Abkürzungen oder Schnelllösungen.“
Ich gehe nun auf die drei Themen ein, die ich in der vorherigen Erklärung hervorgehoben habe: künstliche Intelligenz, sittliche Entscheidungsfreiheit und rechtschaffene Arbeit.
Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz, oft auch als KI bezeichnet, ist eine Technologie, die es Computern und Maschinen ermöglicht, die menschliche Intelligenz und die Fähigkeit zur Problemlösung zu simulieren. In den letzten Jahren ist die Entwicklung und Anwendung der KI-Technologie außergewöhnlich schnell vorangeschritten und hat sich auf fast alle Bereiche menschlichen Schaffens ausgewirkt: Medizin, Wissenschaft, Bildung, Architektur und Bauwesen, Kommunikation, Handel und Produktion und viele weitere. Und in dem Maße, wie sich der Einsatz von KI immer weiter ausbreitet, werden die von Präsident McKay prophezeiten grenzenlosen Gefahren und unermesslichen Möglichkeiten immer deutlicher.
Diese bemerkenswerte Technologie bietet das Potenzial, das Wissen zu erweitern, unsere Lebensqualität zu verbessern, die Kommunikation und Vernetzung zu erleichtern, zu verstärktem Lernen und Wachstum anzuregen und Kreativität und Innovation zu fördern.
KI hat auch das Potenzial, unsere wahre Identität als Söhne und Töchter eines liebenden himmlischen Vaters zu verschleiern, uns von den ewigen Wahrheiten und der rechtschaffenen Arbeit abzulenken, die für geistiges Wachstum notwendig sind, Stolz und ein verringertes Bewusstsein unserer Abhängigkeit von Gott zu erzeugen und sinnvolle menschliche Interaktion zu verzerren oder zu ersetzen.
„Sind sie gelehrt, so denken sie, sie seien weise, und sie hören nicht auf den Rat Gottes, denn sie schieben ihn beiseite und meinen, sie wüssten aus sich selbst; deshalb ist ihre Weisheit Narrheit, und sie nützt ihnen nicht. Und sie werden zugrunde gehen.
Aber es ist gut, gelehrt zu sein, wenn man auf Gottes Ratschläge hört.“
Stellt euch die folgende gefährliche Möglichkeit vor: Ein von der KI entwickelter Partner, eine Freundin oder ein Freund, kann „exakt so ausgestaltet werden, dass er fesselnde und süchtig machende Erfahrungen [bietet], die ein breites Spektrum an emotionalen und sozialen Bedürfnissen ansprechen“.
„Durch diese Personalisierung entsteht ein Gefühl der Verbundenheit und des Verständnisses, was die Interaktion mit diesem virtuellen Partner sehr attraktiv macht. Die Anziehungskraft wird noch dadurch verstärkt, dass er rund um die Uhr verfügbar ist und die Komplexität [echter] menschlicher Beziehungen entfällt. Von der Erinnerung an wichtige Termine bis hin zu einer durchweg verständnisvollen Reaktion sind diese KI[-Gefährten] darauf programmiert, idealisierte Rollen in der Partnerschaft zu [erfüllen], was sie [besonders] suchtgefährdend macht“ und die Wahrnehmung dessen, wie es in menschlichen Beziehungen wirklich ist, verzerrt.
Darüber hinaus können virtuelle Partner, die speziell darauf ausgerichtet sind, die emotionalen Bedürfnisse eines Menschen anzusprechen und sich entsprechend zu entwickeln, in zuvor sicheren Beziehungen verheerende Schäden anrichten. Wie Kohlenmonoxid können solche virtuellen Beziehungen zum „unsichtbaren Mörder“ von realen Beziehungen werden. Vorgetäuschte emotionale Intimität kann echte emotionale Intimität verdrängen – das, was zwei Menschen zusammenschweißt. Ein Mensch kann bei einem virtuellen Partner Trost und Geborgenheit in einer Art und Weise finden, die die beiderseitige Abhängigkeit von Mann und Frau in der Ehe untergräbt. Und manche Menschen tappen in diese Falle, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass dies eine Verletzung der alleinigen Bindung an den Ehepartner darstellt, denn der virtuelle Gefährte ist ja nicht „echt“ und zählt nicht als weiterer Mensch.
Vergesst nie, dass ein KI-Partner nur ein mathematischer Algorithmus ist. Er mag euch nicht. Ihr seid ihm völlig egal. Er weiß nicht wirklich, ob ihr existiert oder nicht. Um es noch einmal zu sagen: Es handelt sich um eine Reihe von Gleichungen, die euch wie ein Objekt behandeln, auf das man einwirken kann, wenn ihr es zulasst. Bitte lasst euch von dieser Technologie nicht dazu verleiten, ein Objekt zu werden.
Dieses Beispiel ist nur eines von Millionen potenzieller Gefahren durch künstliche Intelligenz.
Damit will ich nicht sagen, dass künstliche Intelligenz an sich schlecht ist, denn das stimmt nicht. Ich sage auch nicht, dass wir die vielen Möglichkeiten der KI nicht auf geeignete Weise nutzen sollen, um zu lernen, zu kommunizieren, andere aufzurichten und ihnen das Leben zu erhellen und die Kirche aufzubauen und stark zu machen; natürlich sollen wir das. Wir sollten keine Angst vor KI haben oder versuchen, uns vor ihr zu verstecken. Die nutzbringenden Möglichkeiten dieses erstaunlichen technischen Mittels können jedoch nur dann voll ausgeschöpft werden, wenn wir uns seiner Gefahren bewusst sind und uns vor ihnen schützen.
Um sich in der komplexen Schnittmenge von Spiritualität und Technik zurechtzufinden, sollten die Heiligen der Letzten Tage demütig und gebeterfüllt 1.) feststellen, welche Evangeliumsgrundsätze ihren Umgang mit künstlicher Intelligenz leiten können, und 2.) sich aufrichtig um die Begleitung des Heiligen Geistes und die geistige Gabe der Offenbarung bemühen.
Ich empfehle euch, die von der Kirche zu Beginn dieses Jahres entwickelten und veröffentlichten Richtlinien für den Umgang mit KI aufmerksam durchzugehen. In diesen Richtlinien wird abgesteckt, wie die Kirche künstliche Intelligenz nutzt, und sie bieten eine solide Grundlage, auf der ihr eure persönlichen Schutzmaßnahmen gegen die Gefahren einer unangemessenen Nutzung technischer Mittel aufbauen könnt.
Bei seiner ersten Generalkonferenzansprache als Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hob Präsident Russell M. Nelson die Bedeutung persönlicher Offenbarung in unserem Leben hervor. Er sagte: „Unser Erretter und Erlöser, Jesus Christus, wird zwischen dem heutigen Tag und seiner Wiederkehr einige seiner mächtigsten Werke vollbringen. Wir werden Wunder sehen, die uns erkennen lassen, dass Gottvater und sein Sohn, Jesus Christus, in Herrlichkeit und Majestät über diese Kirche präsidieren. Aber es wird in künftigen Tagen nicht möglich sein, ohne den führenden, leitenden, tröstenden und steten Einfluss des Heiligen Geistes geistig zu überleben.“
Wir danken, o Gott, für den Propheten, und heute Abend danken wir für die Warnungen von Präsident David O. McKay und Präsident Russell M. Nelson.
Sittliche Entscheidungsfreiheit
Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass künstliche Intelligenz das Potenzial hat, unsere sittliche Entscheidungsfreiheit einzuschränken und zunichtezumachen. Was bedeutet diese Aussage, und wie kann eine solche Wirkung eintreten?
Der übergeordnete Zweck von Gottes großem Plan des Glücklichseins besteht darin, seinen Geistkindern die Gelegenheit zu verschaffen, einen physischen Körper zu erhalten, durch Erfahrungen im Erdenleben „Gut von Böse“ unterscheiden zu lernen, geistig zu wachsen und ewig Fortschritt zu machen. Und die sittliche Entscheidungsfreiheit ist ein wesentliches Element in Gottes Plan, die Unsterblichkeit und das ewige Leben seiner Söhne und Töchter zustande zu bringen.
Der Begriff sittliche Entscheidungsfreiheit ist aufschlussreich. Synonyme für das Wort sittlich können auch „gut“, „ehrlich“, „tugendhaft“ und „ehrenhaft“ sein. Synonyme für das Wort Entscheidungsfreiheit können „Handlungsfähigkeit“, „Tätigkeit“ und „Einwirkung“ sein. Der Begriff der sittlichen Entscheidungsfreiheit kann daher als die Fähigkeit und das Vorrecht verstanden werden, eine Wahl zu treffen und in einer Weise zu handeln, die gut, ehrlich, tugendhaft und ehrenhaft ist.
Gott hat „sowohl das, was handelt, als auch das, worauf eingewirkt wird“, erschaffen. Und vor allem ist die sittliche Entscheidungsfreiheit die von Gott verliehene Macht des selbständigen Handelns, die uns als Kinder Gottes befähigt, uns eigenverantwortlich zu betätigen und nicht nur ein Objekt zu sein, auf das man einwirkt.
Der Herr belehrte Henoch in genau diesem Punkt der Lehre:
„Sieh diese deine Brüder; sie sind das Werk meiner eigenen Hände, und ich gab ihnen ihre Erkenntnis an dem Tag, da ich sie erschuf; und im Garten von Eden gab ich dem Menschen seine Entscheidungsfreiheit;
und deinen Brüdern habe ich gesagt und auch das Gebot gegeben, dass sie einander lieben sollen und dass sie mich, ihren Vater, erwählen sollen.“
Beachtet bitte: Die Entscheidungsfreiheit ist uns im Grunde dazu gegeben, dass wir einander lieben und uns für Gott entscheiden. Bedenkt, dass uns geboten wird – wir werden nicht nur ermahnt, aufgefordert oder angehalten, sondern uns wird geboten –, unsere Entscheidungsfreiheit zu nutzen, um uns anderen zuzuwenden, einander zu lieben und uns für Gott zu entscheiden.
Nicht umsonst heißt ein bekanntes Kirchenlied „Wähle recht!“. Wir sind nicht mit sittlicher Entscheidungsfreiheit gesegnet, um zu tun, was wir wollen und wann wir es wollen. Vielmehr haben wir nach dem Plan des Vaters die sittliche Entscheidungsfreiheit erhalten, um nach ewiger Wahrheit zu streben und in Übereinstimmung mit ihr zu handeln. Als Menschen, die „für sich selbst handeln können“, sollen wir uns „voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus [unserem] eigenen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen“.
Die zentrale Bedeutung der sittlichen Entscheidungsfreiheit wird im Bericht über den vorirdischen Rat hervorgehoben. Luzifer lehnte sich gegen den Plan des Vaters auf, und bezeichnenderweise richtete sich seine Auflehnung direkt gegen den Grundsatz der sittlichen Entscheidungsfreiheit.
„Darum, weil jener Satan sich gegen mich auflehnte und danach trachtete, die Entscheidungsfreiheit des Menschen zu vernichten, … ließ ich ihn … hinabwerfen.“
Der selbstsüchtige Plan des Widersachers bestand darin, den Söhnen und Töchtern Gottes die Gabe zu nehmen, in Rechtschaffenheit „für sich selbst handeln“ zu können. Seine Absicht war, dass alle Kinder des himmlischen Vaters zu Objekten werden, auf die lediglich eingewirkt wird.
Die Erde wurde als Ort erschaffen, wo man die Kinder des himmlischen Vaters prüfen konnte, um zu sehen, „ob sie alles tun werden, was auch immer der Herr, ihr Gott, ihnen gebietet“. Der wahre Zweck der Schöpfung und unseres irdischen Daseins besteht darin, zu sehen, ob ihr und ich uns so entscheiden und so handeln, dass wir das werden, was der Herr uns werden lassen möchte. Wie Präsident Nelson erklärt hat: „Gott, unser Vater im Himmel, möchte, dass Sie sich dazu entschließen, zu ihm nach Hause zurückzukehren. Sein Plan des ewigen Fortschritts ist nicht kompliziert; Ihrer Entscheidungsfreiheit wird Rechnung getragen.“
Unsere Hoffnung und unser Bestreben richten sich auf die celestiale Herrlichkeit mit unserer Familie in der Gegenwart des himmlischen Vaters und seines geliebten Sohnes, des Herrn Jesus Christus. Aus diesem und vielen anderen Gründen hat uns Präsident Nelson aufgefordert, „celestial zu denken“.
Aber Vorsicht! Die einfache Handhabung, die vermeintliche Korrektheit und die schnelle Reaktionszeit, die künstliche Intelligenz auszeichnen, können einen potenziell verführerischen, süchtig machenden und vernichtenden Einfluss auf die Ausübung unserer sittlichen Entscheidungsfreiheit haben. Da sich die KI in Glaubwürdigkeit und Verheißungen eines wissenschaftlichen Fortschritts hüllt, könnten wir dazu verführt werden, unsere kostbare sittliche Entscheidungsfreiheit naiverweise einer Technologie zu überlassen, die nur telestial denken kann. Auf diese Weise können wir uns allmählich von Menschen, die selbständig handeln, in Objekte verwandeln, auf die nur eingewirkt wird. Und wir können Luzifer unwissentlich helfen, im irdischen Dasein das zu erreichen, was er im vorirdischen Dasein nicht zu erreichen vermochte.
Wahrheit ist die Kenntnis von etwas, wie es wirklich ist. Künstliche Intelligenz kann den Einfluss des Heiligen Geistes in unserem Leben nicht simulieren, nachahmen oder ersetzen. Ganz gleich, wie ausgefeilt und raffiniert die KI-Technologie letztendlich sein mag, sie kann einfach niemals Zeugnis für den Vater und den Sohn ablegen, alle Wahrheit offenbaren oder diejenigen heiligen, die umkehren und sich taufen lassen.
Wahrheit ist die Kenntnis von etwas, wie es wirklich sein wird. Wenn wir weise sind, unsere sittliche Entscheidungsfreiheit bewahren und ausüben, um Gott zu lieben und unseren Brüdern und Schwestern zu dienen, und uns vom Heiligen Geist leiten lassen, können wir Täuschungen vermeiden und in diesen anspruchsvollen und gesegneten Zeiten in geistiger Hinsicht gedeihen.
Rechtschaffene Arbeit
Wenn wir Gottes Plan des Glücklichseins verstehen, können wir erkennen, dass rechtschaffene Arbeit eine Voraussetzung für geistigen Fortschritt ist.
Als Söhne und Töchter Gottes haben wir alle „ein göttliches Wesen und eine göttliche Bestimmung“ und haben von ihm geistige Fähigkeiten geerbt. Unser himmlischer Vater und sein geliebter Sohn sind Schöpfer, und sie haben uns im irdischen Dasein etwas von ihrer schöpferischen Kraft anvertraut. Unsere besondere Fähigkeit, zu arbeiten und etwas zu erschaffen, ist gerade deshalb geistig bedeutsam, weil sie im Plan des Vaters eine zentrale Rolle spielt und eine der höchsten Ausdrucksformen unseres göttlichen Potenzials darstellt.
Präsident Thomas S. Monson hat erklärt: „Gott hat die Welt unvollendet gelassen, damit der Mensch sein Können einsetzt und auf ihr arbeitet. Er hat die Elektrizität in den Wolken und das Öl in der Erde gelassen. Er hat keine Brücken gebaut, keine Bäume gefällt, keine Städte erbaut. Gott fordert uns mit dem Rohmaterial und macht es uns nicht mit dem Endprodukt bequem. Die Bilder sind noch nicht gemalt, die Lieder noch nicht gesungen und die Probleme noch nicht gelöst, damit wir die Freude und Herrlichkeit des Erschaffens erleben mögen.“
Sittliche Entscheidungsfreiheit, also die Fähigkeit, zu handeln, und rechtschaffene Arbeit sind in wirklich beeindruckender Weise miteinander verknüpft. Nehmen wir zum Beispiel die Definition des Glaubens an den Herrn Jesus Christus, wie sie in den Lectures on Faith dargelegt wird:
„Glaube [an Christus ist] der erste Grundsatz offenbarter Religion, … die Grundlage aller Rechtschaffenheit … und bei allen intelligenten Wesen der Grundsatz allen Handelns.“
Die geistige Gabe des Glaubens an Christus bringt es mit sich, dass wir unsere Entscheidungsfreiheit ausüben, um ihm nachzufolgen, nach seinen Lehren zu leben, seine Gebote zu halten, uns durch Bündnisse an ihn zu binden, auf seine Verheißungen zu vertrauen und seinen Willen und seinen Zeitplan für unser Leben sanftmütig anzunehmen. Es ist wichtig, nach der Lehre und den richtigen Grundsätzen zu handeln, die der Erlöser verkündet hat, denn „Glaube ohne Werke [ist] nutzlos“.
In den Lectures on Faith erfahren wir außerdem: „Glaube ist nicht nur der Grundsatz, auf dem das Handeln beruht, sondern er verleiht auch Macht, … im Himmel wie auf Erden.“ Der Glaube an Jesus Christus veranlasst uns zu rechtschaffenem Handeln, und dies vermehrt unsere geistigen Fähigkeiten und unsere geistige Macht.
Deshalb sind treue Jünger Christi fleißig arbeitende Menschen, denn „die Macht ist in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln können“. Eifrige Jünger handeln im Rahmen ihrer individuellen Fähigkeiten und Umstände gewissenhaft und ohne Unterlass, um sowohl in den zeitlichen als auch in den geistigen Aspekten ihres Lebens und in ihrem Dienst am Nächsten etwas zu bewirken.
Die Erkenntnis, dass der Glaube an den Erretter ein Grundsatz des Handelns und der Macht ist, legt ein durchgehendes Muster rechtschaffenen Handelns nahe, das ein grundlegender Ausdruck der Abhängigkeit von Gott und des Vertrauens in ihn sowie eine Quelle des Lernens und Wachstums ist. Aus diesen wichtigen Gründen ist Arbeit für unseren geistigen Fortschritt unerlässlich.
Präsident Ezra Taft Benson hat gesagt: „Arbeit steht im Mittelpunkt unseres Evangeliums – sinnvoll, selbstlos und geleistet im Geiste der wahren Liebe Christi. Nur dadurch können wir in göttlichen Eigenschaften wachsen. Nur dadurch können wir würdige Werkzeuge in den Händen Gottes … sein.“
Eine meiner größten Sorgen ist, dass ein übermäßiges Vertrauen in die KI-Technologie dazu führt, dass wir geistig träge und oberflächlich werden – und die Segnungen verspielen, die durch rechtschaffene Arbeit möglich sind.
Ich frage mich, wie viele Ansprachen in der Abendmahlsversammlung und wie viele Lektionen in der Sonntagsschule, im Priestertum und in der FHV am nächsten Sonntag von KI erstellt worden sein werden. Man spricht einen einfachen Befehl in sein Digitalgerät, wartet ein paar Sekunden oder Minuten und hat, was man braucht. Aber hat man wirklich, was man braucht?
Ich glaube, dass uns KI durchaus dabei helfen kann, Informationen zu sammeln, unser Denken zu hinterfragen, unseren Schreibstil zu bewerten und einen fortschreitenden Lernprozess zu beschleunigen – „Zeile um Zeile [und] Weisung um Weisung“. Aber die göttlichen Fähigkeiten, etwas zu erschaffen und zu arbeiten, stehen jedem von uns als Söhnen und Töchtern Gottes in einzigartiger Weise offen. Zweifellos können wir mit KI fabelhafte Ansprachen für eine Abendmahlsversammlung erstellen und verfassen. Aber es geht nicht allein darum, beeindruckende Inhalte zu erstellen oder vorzutragen; vielmehr geht es darum, das zu tun und zu werden, was sich Gott sehnlichst für uns wünscht.
Ich persönlich verwende diese Technologie nicht, um meine Ansprachen, Artikel oder Inhalte für andere Projekte zu erstellen oder zu verfassen. Vielmehr muss ich mich selbst eifrig abmühen, schöpferisch tätig werden und vor allem bestrebt sein, offen zu sein für Inspiration durch den Heiligen Geist.
Ich nutze diese Technologie jedoch, um meine Arbeit zu bewerten. Nachdem ich zum Beispiel die heutige Ansprache niedergeschrieben hatte, ließ ich eine KI-App den Ton der Ansprache analysieren und für ein weltweites Publikum junger Erwachsener, die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sind, beschreiben. Folgende Rückmeldung habe ich erhalten:
„Der Ton dieser Ansprache ist feierlich und lehrreich, denn der Autor stützt sich auf Schriftstellen und persönliche Erfahrungen, um zu zeigen, wie wichtig es ist, geistige Tatsachen von weltlichen Illusionen zu unterscheiden. Die Ansprache ist zudem hoffnungsvoll und ermutigend, da der Autor junge Erwachsene dazu einlädt, Offenbarung zu erlangen und dem Beispiel des Erretters in ihrem täglichen Leben zu folgen. Ziel der Ansprache ist es, die Zuhörer zum Glauben und zum Handeln anzuregen und sie vor der Gefahr zu warnen, dass der Satan sie mit seinen Lügen täuscht.“
Auf Grundlage dieser Bewertung habe ich mehrere Änderungen vorgenommen, die die Gesamtaussage hoffentlich verbessert haben.
Meinen lieben Brüder und Schwestern, denkt bitte immer daran: Wir dürfen unser geistiges Erstgeburtsrecht, „die Freude und Herrlichkeit des Erschaffens [zu] erleben“, nicht für ein wild zusammengerührtes technisches „Linsengericht“ verkaufen.
„Täuscht euch nicht: Gott lässt seiner nicht spotten; denn was der Mensch sät, wird er auch ernten.
Denn wer auf sein eigenes Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.“
Das Gesetz der Ernte ist wahr – gestern, heute und immerdar.
Die anhaltende Bekehrung zum Herrn erfordert permanent gezielte und rechtschaffene Arbeit. Wir müssen uns bemühen, im Glauben an den Erretter selbständig zu handeln, und dürfen nicht zu Objekten werden, auf die lediglich eingewirkt wird.
Denkt immer daran, dass ein hingebungsvoller Jünger zu werden, permanent gezielte und rechtschaffene Arbeit erfordert. Wir müssen uns bemühen, im Glauben an den Erretter selbständig zu handeln, und dürfen nicht zu Objekten werden, auf die lediglich eingewirkt wird.
Persönliche Offenbarung erfordert permanent gezielte und rechtschaffene Arbeit. Wir müssen uns bemühen, im Glauben an den Erretter selbständig zu handeln, und dürfen nicht zu Objekten werden, auf die lediglich eingewirkt wird.
Die Gaben des Geistes in angemessener Weise anzustreben, erfordert permanent gezielte und rechtschaffene Arbeit. Wir müssen uns bemühen, im Glauben an den Erretter selbständig zu handeln, und dürfen nicht zu Objekten werden, auf die lediglich eingewirkt wird.
Es ist freilich klar, dass wir uns Gottes Segnungen nicht allein durch unsere eigenen Werke verdienen oder uns dafür qualifizieren. Gottes Wille und Zeitplan bestimmen, wie und wann wir seine liebevolle Barmherzigkeit empfangen. Aber ihr und ich haben die geistige Verpflichtung, zu arbeiten, Neues zu erschaffen und selbst zu lernen.
Verheißung und Zeugnis
Die Warnung, die ich 2009 aussprach, war ernst, nachdrücklich und dringlich, weil die technischen Gefahren und Möglichkeiten, über die wir hier sprechen, gerade erst aufkamen. So war es damals.
Die Warnung, die ich heute ausspreche, ist ernster, nachdrücklicher und noch dringlicher, weil die technischen Gefahren und Möglichkeiten, über die wir hier sprechen, immer und überall präsent sind. So ist es heute.
Der Heilige Geist gibt Zeugnis für die Wahrheit. Ihr und ich sind dafür verantwortlich, dass der Heilige Geist immer die Wahrheit und Wahrhaftigkeit all dessen bezeugen kann, was wir sagen und weitergeben, sowohl der Form als auch dem Inhalt nach. Die Verheißung für jeden von uns lautet, dass wir lernen können, diese Technologie in angemessener Weise zu nutzen, und zwar mit der Führung, dem Schutz und den Warnungen, die durch die Macht des Heiligen Geistes kommen.
Ich segne euch und verheiße, dass wir, wenn wir in jedem Gedanken auf den Erretter blicken und uns um die Begleitung des Heiligen Geistes bemühen, damit gesegnet sein werden, in der Sanftmut des Geistes des Herrn zu wandeln und Frieden in ihm zu haben. Und wir werden nicht zweifeln und uns nicht fürchten und die Wahrheit von allem erkennen, ja von allem, „wie es wirklich ist“.
Ich bezeuge, dass der Vater im Himmel lebt und der Urheber des großen Plans des Glücklichseins ist. Ich bezeuge, dass Jesus Christus der einziggezeugte und geliebte Sohn des Vaters ist. Und ich bezeuge, dass er auferstanden ist. Er lebt. Er ist unser Erlöser und Erretter. Und ich bezeuge, dass es ein Segen für uns ist, in einer bemerkenswerten Zeit zu leben, nämlich in der Fülle der Zeiten. Ich gebe freudig für diese Wahrheiten Zeugnis im heiligen Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.