2022
Abwechselnd in die Kirche
Mai 2022


Abwechselnd in die Kirche

girl waving to mom and daughter

Erzähl mir nachher, welche Lieder ihr in der PV gesungen habt, okay?“, bat Jenny.

„Na klar!“, rief ihre Schwester Miriam, während sie sich die Schuhe anzog.

Nicht jeder aus Jennys Familie konnte jeden Sonntag in die Kirche gehen. In Jennys Familie waren sie zu sechst. Ihre Mama hatte aber nur genug Geld, um jede Woche zwei Busfahrscheine zu kaufen. Daher wechselten sie sich damit ab, wer sonntags zur Kirche fahren konnte.

Jenny wünschte sich, sie könne jede Woche gehen! Sie lernte gern etwas über Jesus Christus. Sie sang gern in der PV. Sie wollte ihre Freunde sehen. Vor allem wollte sie das warme Glücksgefühl verspüren, das sie immer in der Kirche hatte. Aber heute musste sie zuhause bleiben.

„Wir müssen los.“ Mama umarmte Jenny und ihren Bruder und ihre Schwestern zum Abschied.

Jenny wollte lächeln, als Miriam und Mama losgingen, aber sie spürte einen Kloß im Hals, als sie ihnen hinterherschaute. Wenn ich doch bloß an der Reihe wäre!, dachte Jenny. Es fiel ihr immer schwer, zuhause bleiben zu müssen.

„Wollen wir malen?“ Jennys kleiner Bruder Marco hielt Buntstifte und Papier hoch.

Jenny nickte.

In den nächsten Stunden las Jenny mit Marco und ihren älteren Schwestern Geschichten und sie malten Bilder. Das machte Spaß, aber immer wieder kam Jenny die Kirche in den Sinn. Lernten die Kinder in der PV gerade ein neues Lied? Worüber sprachen sie in der PV-Klasse?

Schließlich hörte Jenny, wie die Wohnungstür aufging. Mama und Miriam waren heimgekommen!

„Mama! Miriam!“ Jenny rannte zur Tür und umarmte sie.

Mama legte ihre Handtasche ab. „Kommt, sprechen wir über das, was wir in der Kirche gelernt haben.“

Alle setzten sich zusammen. Mama holte das kleine Gesangbuch aus ihrer Handtasche hervor. Die Familie sang das Lied „Immer und ewig vereint“. Jenny konnte den Text schon auswendig.

Dann fragte Jenny Miriam, was sie in der PV gemacht hatten. Miriam schlug ihr Buch Mormon auf und zog einen zusammengefalteten Zettel hervor. Sie öffnete ihn und hielt ihn für alle hoch. Es war ein Ausmalbild, das Jesus mit ein paar Kindern zeigte.

drawing of Jesus with two children

„Wir haben ein Bild gemalt und ‚Ich möchte so sein wie Jesus‘ gesungen. Dann haben wir darüber gesprochen, wie Jesus jedem helfen kann.“

„Darüber haben wir auch in der FHV gesprochen“, erzählte Mama. „Jesus Christus kann uns helfen, wenn wir Angst haben oder einsam sind.“ Mama holte einen Zettel aus ihrer Handtasche hervor. „Unsere Lehrerin hat dieses Zitat vom Propheten verteilt: ,Wenn Sie sich dafür entscheiden, auf der Seite des Herrn zu stehen, sind Sie niemals allein.‘“*

mom and children sitting on floor in circle

„Sogar zuhause!“, rief Jenny.

Mama lächelte. „Ja, sogar zuhause. Wir können immer spüren, dass der Erretter uns nahe ist.“

Jenny strahlte über das ganze Gesicht. Sie konnte zwar nicht jede Woche in die Kirche gehen, aber sie konnte sich Jesus zuhause nahe fühlen. Und sie freute sich darauf, dass sie bald wieder an der Reihe war, in die Kirche zu gehen.

  • Russell M. Nelson, „Jugend von edler Herkunft: Wofür entscheiden Sie sich?“, CES-Andacht für junge Erwachsene, 6. September 2013, broadcasts.ChurchofJesusChrist.org

Page from the May 2022 Friend Magazine.

Illustrationen von Laura Catrinella