„Wir machen das gemeinsam“ , Unser Freund, November 2023, Seite 40f.
Wir machen das gemeinsam
Annie hatte Angst davor, zu den Jungen Damen zu kommen.
Diese Geschichte spielt in den USA.
Annie fummelte an ihrem Kleid herum. Sie versuchte, bei den Ansprachen zuzuhören. Aber sie war nervös und hatte ein mulmiges Gefühl im Magen.
Heute war Annies erster Tag bei den Jungen Damen. Gleich nach der Abendmahlsversammlung sollte sie in die JD-Klasse gehen. Alle sagten Annie, sie solle sich doch freuen, aber sie hatte Angst.
Sie sah zu Tami, ihrer älteren Schwester. Tami war schon seit drei Jahren bei den Jungen Damen und fand es toll dort. Sie sagte Annie immer, wie großartig es dort sei. „Du wirst viele neue Freundinnen finden“, sagte Tami. „Es ist anders als in der PV. Man fühlt sich schon fast erwachsen.“
Aber Annie war nicht wie ihre Schwester. Tami lernte gern neue Leute kennen. Es fiel ihr leicht, Freundschaften zu schließen. Annie war ruhiger. Sie las oder malte lieber, anstatt sich mit jemandem zu unterhalten.
Annie hatte außerdem Akne und schämte sich dafür. Sie benutzte zwar eine besondere Salbe, die auch half, aber die roten Pickelchen wollten einfach nicht verschwinden.
Nach der Abendmahlsversammlung schleppte sich Annie in den Flur. „Ich kann heute nicht zu den Jungen Damen gehen“, sagte sie zu Mutti und Tami.
Mutti war besorgt. „Aber du hast dich doch auf die Jungen Damen gefreut! Was ist denn los?“
„Ich kenne die alle gar nicht.“ Annie berührte ihr Gesicht. „Und bestimmt lachen sie mich aus, wenn sie mich sehen.“
Mutti nahm Annie fest in den Arm. „Aber Tami ist doch auch da.“
„Ich bin nicht so wie Tami“, sagte Annie. Sie sah zu ihrer Schwester. „Dir fällt es nicht schwer, auf andere zuzugehen.“
„Ich weiß, dass es schwer ist, in eine neue Klasse zu gehen“, sagte Tami. „Aber wir machen das gemeinsam. Als ich zu den Jungen Damen gekommen bin, hatte ich auch Angst.“
Annie sah Tami mit großen Augen an. Tami war immer so mutig! Sie hatte sogar für ein Theaterstück in ihrer Schule vorgesprochen und die Hauptrolle bekommen. So etwas konnte Annie nicht. Sie versuchte einfach, nicht aufzufallen.
„Aber du hast doch nie Angst“, sagte Annie.
Tami lächelte. „Natürlich habe ich Angst! Ich hatte Angst, als ich für das Theaterstück vorgesprochen habe. Und weißt du, was ich gemacht habe?“
Annie schüttelte den Kopf.
„Ich habe gebetet und mein Bestes gegeben. Und ich hab auch den anderen geholfen, die vorgesprochen haben. Viele hatten nämlich genauso großen Bammel. Und den anderen Mut zu machen, hat wiederum mir Mut gemacht.“
Annie dachte darüber nach. Konnte sie so wie Tami handeln und den anderen neuen Jungen Damen helfen, keine Angst zu haben?
„Und?“, fragte Mutti. „Gehst du heute zu den Jungen Damen? Schaffst du das?“
Annie atmete tief durch. Dann nickte sie. Sie packte das!
Annie und Tami gingen zum Klassenzimmer der Jungen Damen. Annie sah zu den anderen Mädchen. Einige sahen ebenfalls nervös aus. Julie zwirbelte eine Haarsträhne um ihren Finger, Erica kaute an ihren Fingernägeln.
Annie überlegte, wie sie ihnen helfen konnte. Dann setzte sie sich neben Julie. „Bist du auch aufgeregt?“, flüsterte Annie. „Alles wird gut.“
Julie lächelte und Annie lächelte zurück. Annie hatte jetzt weniger Angst. Vielleicht würde es bei den Jungen Damen doch noch richtig toll werden!