2021
Die Sprache des Geistes lernen
Januar 2021


„Die Sprache des Geistes lernen“, Für eine starke Jugend, Januar 2021, Seite 16ff.

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Die Sprache des Geistes lernen

Offenbarung ist wie eine Sprache, die wir uns alle aneignen müssen

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Sprache

Illustration von Michael Mullan

Eine Fremdsprache erlernt man nicht einfach im Handumdrehen. Wenn du in der Schule eine Sprache gelernt oder gar versucht hast, dir selber eine Fremdsprache beizubringen, kennst du das sicherlich. Man muss hart arbeiten und dranbleiben. Auf Mission habe ich Spanisch gelernt. Am Anfang ist es mir schwergefallen, aber mit der Hilfe des Geistes hatte ich irgendwann den Dreh heraus.

Ich stelle mir Offenbarung gern als eine Art Sprache vor – die Sprache des Geistes –, die jeder von uns im Lauf seines Lebens lernen muss. Präsident Russell M. Nelson hat gesagt: „Es wird in künftigen Tagen nicht möglich sein, ohne den führenden, leitenden, tröstenden und steten Einfluss des Heiligen Geistes geistig zu überleben.“1

Im Grunde genommen haben das Erlernen einer Fremdsprache und das Erlernen der Sprache des Geistes viele Gemeinsamkeiten. Schau dir die folgenden Gemeinsamkeiten an. Sie können dir Näheres dazu vermitteln, wie du die Sprache des Geistes verstehen und Offenbarung empfangen kannst.

Lerntypen und -methoden

Wer eine Fremdsprache erlernt, greift je nach Lerntyp auf unterschiedliche Methoden zurück, um sich Verschiedenes zu merken. Mir hat beim Spanischlernen geholfen, dass ich mich mit der Grammatik befasst und mir Notizen gemacht habe. Andere Missionare haben lieber mit ihrem Mitarbeiter in der Fremdsprache drauflos gesprochen. Es gibt da unterschiedliche Herangehensweisen, und du musst herausfinden, was dir selber am meisten hilft.

Den Geist spüren oder hören wir auch nicht alle auf die gleiche Weise. So war das etwa bei meiner Mutter und mir. Als ich noch jünger war, machte ich mir eine Zeit lang Sorgen, dass ich den Geist vielleicht gar nicht verspüre – einfach weil ich Eingebungen nicht auf dieselbe Art empfing wie sie. Ihr kamen Eingebungen immer als Worte in den Sinn. Das war bei mir aber nie der Fall, also vermutete ich, ich könne den Geist nicht spüren. Aber mit der Zeit wurde mir klar, dass der Geist zu mir hauptsächlich durch Gefühle oder Eindrücke spricht und nicht durch Worte. Bei mir gehen Offenbarungen normalerweise mit einem Gefühl des Friedens, der Freude und der Liebe einher.

Genau wie bei den verschiedenen Lernmethoden ist die eine Art, den Geist zu verspüren, nicht besser als die andere. Wir alle sind unverwechselbar, und deshalb spricht der Geist zu jedem von uns auf eine andere Weise. In Lehre und Bündnisse erfahren wir etwas über ganz unterschiedliche Weisen, wie sich der Geist uns kundtun kann: Er kann uns – unter anderem – den Verstand erleuchten, unserem Sinn Frieden zusprechen, zu unserem Verstand und unserem Herzen sprechen, in unserem Herzen wohnen, oder wir verspüren ein Brennen in der Brust oder fühlen, dass etwas recht ist (siehe Lehre und Bündnisse 6:15,23; 8:2; 9:8).

Wenn wir uns in die Schriften vertiefen und uns darin üben, auf den Geist zu hören, können wir herausfinden, wie er zu uns persönlich spricht.

Bitte um Hilfe

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Hände

Wenn du eine Fremdsprache erlernst, kann es sehr nützlich sein, dir von jemandem helfen zu lassen, der die Sprache spricht. Bücher und anderes Material sind sicherlich auch eine Hilfe, aber man kommt schneller voran, wenn man sich mit jemandem austauscht, der die Sprache beherrscht.

Wer mehr über den Geist erfahren möchte, kann zusätzliche Hilfe erhalten, wenn er Menschen seines Vertrauens – Angehörige, Freunde oder jemanden mit einer Führungsaufgabe – fragt, wie sie es machen. Aber am wichtigsten ist, dass wir den Vater im Himmel fragen. Wir könnten ihn um mehr Gelegenheiten bitten, den Geist zu hören, oder darum, dass wir erkennen lernen, wann wir eine Eingebung haben. Wenn wir demütig sind, ihn um Hilfe bitten und Glauben haben, dass er uns den Weg weist, wie wir selber den Geist verspüren, dann hilft er uns auch.

Mach dir Notizen

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Notizbuch

Wenn du eine Fremdsprache lernst, kann es echt helfen, wenn du dir das eine oder andere aufschreibst. Ich hatte immer ein kleines Notizbuch bei mir, damit ich neue Vokabeln aufschreiben konnte. Außerdem probierte ich, abends auf Spanisch Tagebuch zu schreiben, damit ich Übung bekomme. Unser Gedächtnis ist ja nicht perfekt. Wenn wir also etwas aufschreiben, können wir es später nachlesen.

Unsere Führer haben uns aufgefordert, geistige Eingebungen aufzuschreiben, damit wir sie nicht vergessen.2 Wenn wir das tun, macht es uns auf verschiedene Weise mit dem Geist vertraut: 1.) Wir können uns später noch an Eingebungen und Gefühle erinnern. Vielleicht hilft dir eines Tages eine alte Eingebung, oder du erinnerst dich einfach an die Tatsache, dass der Geist wirklich schon zu dir gesprochen hat. 2.) Du kannst dank dieser Methode später gut nachvollziehen, auf welche Weise du den Geist in der Vergangenheit verspürt hast, sodass du ihn auch in Zukunft besser erkennen kannst. So kristallisiert es sich deutlicher heraus, wann der Geist zu dir spricht.

Gib nicht auf

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Schriftstudium

Und noch etwas Wichtiges: Gib nicht auf! Selbst mit der Gabe der Zungenrede ist es unwahrscheinlich, dass du eine Sprache von heute auf morgen perfekt beherrschst. Wenn du übst und hart arbeitest, kommt es eines Tages dazu, aber du brauchst Glauben und Ausdauer.

Zu lernen, wie man Offenbarung empfängt und mit dem Geist mehr in Einklang ist, stellt uns vor eine lebenslange Aufgabe. Ich bin sicher, wenn du deine Eltern oder kirchlichen Führer fragst, würden sie dir sagen, dass sie noch immer daran arbeiten. Lass dich also nicht entmutigen, wenn du merkst, dass es eine Weile dauert – das geht nicht allein dir so. Wir alle brauchen Zeit, um eine neue Sprache zu lernen. Sei also geduldig, gib nicht auf, und der Herr wird dir helfen, die Sprache des Geistes zu erlernen.

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