2000–2009
Warten Sie nicht bis morgen, wenn Sie heute noch Zeit haben
Oktober 2007


2:3

Warten Sie nicht bis morgen, wenn Sie heute noch Zeit haben

Jetzt ist es an der Zeit, unsere gottgegebenen Pflichten gegenüber der Familie zu erfüllen.

Am 23. September 1995 stellten die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel der Kirche und der Welt ein Dokument mit dem Titel „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“ vor. Ich zitiere aus dem Absatz, in dem es heißt: „Mann und Frau tragen die feierliche Verantwortung, einander und ihre Kinder zu lieben und zu umsorgen.“1 Wir leben in einer Zeit, in der dieser Rat tatsächlich sehr wichtig ist. Viele Eltern behaupten, dass sie keine Zeit für ihre Familie hätten. Die hektische Lebensweise der heutigen Zeit und die extreme Menge an Arbeit beeinträchtigen die Aufmerksamkeit der Eltern für das, was am wichtigsten ist: der eigenen Familie Zeit zu widmen und von sich selbst zu geben.

Der Herr hat uns gesagt, dass jeder Mann die Verantwortung trägt, für seine Familie zu sorgen2, aber es bedeutet nicht nur, dass man das Haus mit Lebensmitteln und anderem, was benötigt oder gewünscht wird, füllt. Wir müssen auch Zeit haben, unsere Familie zu unterweisen. Was sollen wir lehren?

Der himmlische Vater hat gesagt, dass Eltern verpflichtet sind, ihre Kinder das Evangelium zu lehren.3 Der Prophet Lehi hat die Aufgabe, seine Kinder zu lehren, gut verstanden. Nephi erklärt, ihm sei „von allem Wissen [seines] Vaters etwas beigebracht worden“.4

Der Herr hat uns erklärt, wie wir für unsere Familie sorgen sollen, als er uns durch seine Propheten in der Proklamation zur Familie sagte: „Die Eltern haben die heilige Pflicht, ihre Kinder in Liebe und Rechtschaffenheit zu erziehen, für ihre physischen und geistigen Bedürfnisse zu sorgen, sie zu lehren, dass sie einander lieben und einander dienen, die Gebote Gottes befolgen und gesetzestreue Bürger sein sollen, wo immer sie leben.“5

Wir wissen, dass Gott uns seit Jahrhunderten gelehrt hat, wie wir unsere Familie schützen und für sie sorgen sollen. Wir wissen und sehen auch, dass der Widersacher die Familie angreift. Jetzt ist es an der Zeit, all diese Lehren anzuwenden. Jetzt ist es an der Zeit, unsere gottgegebenen Pflichten gegenüber der Familie zu erfüllen.

Präsident James E. Faust hat uns drei wichtige Maßnahmen genannt, mit denen wir unsere Familie schützen und stärken können:

  1. Das Familiengebet. Die Eltern müssen ihre Kinder lehren, dass sie Gottes Kinder sind und deshalb jeden Tag zu ihm beten sollen.

  2. Der Familienabend. Präsident Faust hat uns darauf hingewiesen, dass der Familienabend für uns alle da ist, ganz gleich, in welchem Lebensabschnitt wir uns befinden. Wir müssen den Montagabend von allen anderen Aktivitäten freihalten, die uns davon abhalten, als Familie zusammenzukommen.

  3. Schriftstudium – allein und als Familie. Wir müssen unseren Kindern helfen, ihren Glauben und ihr Zeugnis durch diese wichtige Gewohnheit zu stärken.6

Wenn wir den weisen Rat von Präsident Faust befolgen, schützen wir alle in der Familie gegen die Angriffe des Satans und stärken gleichzeitig ihren Glauben und ihr Zeugnis vom Herrn Jesus Christus.

In der Proklamation zur Familie erfahren wir auch: „Gott hat es so vorgesehen, dass der Vater in Liebe und Rechtschaffenheit über die Familie präsidiert und dass er die Pflicht hat, dafür zu sorgen, dass die Familie alles hat, was sie zum Leben und für ihren Schutz braucht. Die Mutter ist in erster Linie für das Umsorgen und die Erziehung der Kinder zuständig. Vater und Mutter müssen einander in diesen heiligen Aufgaben als gleichwertige Partner zur Seite stehen.“7

Zu Hause lernt die Familie die Evangeliumsgrundsätze und wendet sie an. Um eine Familie zu unterweisen und zu führen, ist große Liebe notwendig. Liebevolle Väter und Mütter lehren ihre Kinder, Gott zu Hause zu verehren. Wenn das Zuhause vom Geist der Gottesverehrung durchdrungen ist, wirkt sich diese Haltung auf das Leben eines jeden in der Familie aus. Dies bereitet sie darauf vor, jedes Opfer zu bringen, das notwendig ist, um einmal in die Gegenwart Gottes zurückzukehren und in alle Ewigkeit als Familie zusammenzubleiben.

Durch die Proklamation zur Familie können wir besser verstehen, von welcher Art Liebe der Erlöser sprach, als er sagte: „Liebt einander!“8 Er gab uns das größte Beispiel für Liebe, als er erklärte: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“9 Er sühnte später für alle unsere Sünden und gab schließlich für uns alle sein Leben.

Wir können unser Leben für diejenigen niederlegen, die wir lieben – nicht indem wir für sie sterben, sondern für sie leben, indem wir von unserer Zeit geben, immer für sie da sind, ihnen dienen, höflich und herzlich sind und unserer Familie und allen Menschen wahre Liebe zeigen, so wie Christus es gelehrt hat.

Keiner weiß, was morgen mit ihm ist, und darum ist heute der Tag, an dem wir beginnen müssen, durch kleine Gesten unsere Liebe zu zeigen, etwa durch eine Umarmung oder indem wir unserem Ehepartner, den Kindern oder unseren Mitmenschen sagen, dass wir sie lieb haben.

Ich habe vor kurzem einen Text gelesen, der zum Ausdruck bringt, wie wichtig es ist, nicht bis morgen zu warten, wenn man heute noch Zeit hat. Im Juli dieses Jahres ereignete sich das schlimmste Flugzeugunglück in der Geschichte Brasiliens. 199 Menschen starben, Passagiere, Mitarbeiter der Fluggesellschaft, Mitglieder der Crew und andere, die am Ort waren, als das Unglück geschah. Der erwähnte Text soll vom Ehemann einer Flugbegleiterin, die bei dem Unglück starb, ans Schwarze Brett der Fluggesellschaft geheftet worden sein. Er trägt den Titel: „Wenn es kein Morgen gibt“ und basiert auf einem Gedicht von Norma Cornett Marek.

Wüsste ich, dass ich dich jetzt zum letzten Mal sehe, würde ich dich im Schlaf betrachten.

Ich würde dich fester umarmen und den Herrn bitten, dich zu beschützen.

Wüsste ich, dass ich jetzt zum letzten Mal sehe, wie du durch die Tür gehst,

würde ich dich umarmen und küssen und dich zurückrufen, um dich noch einmal zu umarmen und zu küssen.

Wüsste ich, dass ich jetzt zum letzten Mal deine Stimme beim Beten höre,

würde ich jede Geste, jeden Blick, jedes Lächeln, jedes deiner Worte aufnehmen,

damit ich später lauschen könnte, Tag für Tag.

Wüsste ich, dass dies das letzte Mal ist,

würde ich mir ein, zwei Minuten Zeit nehmen und dir „ich liebe dich“ sagen, statt anzunehmen, dass du es ja schon weißt.

Wüsste ich, dass dies das letzte Mal ist, unser letzter Augenblick,

wäre ich an deiner Seite, würde den Tag mit dir verbringen, statt zu denken:

„Ach, es gibt sicher noch mehr Möglichkeiten, ich kann diesen Tag ruhig verstreichen lassen.“

Natürlich wird es einen Tag geben, an dem wir es anders machen können,

an dem wir eine zweite Chance bekommen, alles richtig zu machen.

Natürlich wird es einen weiteren Tag geben, an dem wir „ich liebe dich“ sagen können.

Und natürlich werden wir eine weitere Gelegenheit haben, einander zu fragen: „Kann ich dir irgendwie helfen?“

Doch für mich gibt es das nicht!

Ich habe dich nicht hier bei mir, und heute ist der letzte Tag, den wir haben – unser Abschied.

Darum möchte ich dir sagen, wie sehr ich dich liebe,

und ich hoffe, du wirst es nie vergessen.

Niemandem ist ein Morgen versprochen, weder Alt noch Jung.

Heute könnte deine letzte Möglichkeit sein, die Hand eines geliebten Menschen zu halten und all deine Gefühle zu zeigen.

Wenn du auf morgen wartest, warum es nicht heute tun?

Denn wenn es kein Morgen gibt, wirst du es den Rest deines Lebens bedauern,

nicht ein wenig mehr Zeit für ein Lächeln, ein Gespräch, eine Umarmung, einen Kuss gegeben zu haben,

nur weil du zu beschäftigt warst, diesem Menschen das zu geben, was sich als sein letzter Wunsch herausstellt.

Darum umarme heute ganz fest die, die du liebst, deine Freunde, deine Familie, und flüstere ihnen ins Ohr, wie sehr du sie liebst, dass du sie bei dir haben möchtest.

Nutze deine Zeit, um zu sagen:

„Es tut mir leid.“

„Bitte.“

„Vergib mir.“

„Danke.“

Oder sogar:

„Das macht nichts.“

„Ist schon in Ordnung.“

Denn wenn es kein Morgen gibt, brauchst du dann das Heute nicht zu bedauern.

Die Vergangenheit kehrt nicht zurück, und die Zukunft gibt es vielleicht nicht.10

Lassen Sie uns heute unserem Ehepartner und unseren Kindern, unseren Brüdern und Schwestern sagen, dass wir sie lieben. Ich weiß, dass Gott lebt. Ich weiß, dass Jesus der Messias ist, unser Erretter und Erlöser. Ich weiß, dass Joseph Smith ein Prophet des Herrn ist und dass Gordon B. Hinckley der lebende Prophet Gottes auf Erden ist. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Liahona, Oktober 2004, Seite 49

  2. Siehe LuB 75:28

  3. Siehe LuB 68:25

  4. 1 Nephi 1:1

  5. Liahona, Oktober 2004, Seite 49

  6. Siehe „Herausforderungen, vor denen die Familie steht“, Weltweite Führerschaftsschulung, 10. Januar 2004, Seite 2f.

  7. Liahona, Oktober 2004, Seite 49

  8. Johannes 13:34

  9. Johannes 15:13

  10. Siehe www.heartwhispers.net; Abdruck mit freundlicher Genehmigung