2010–2019
Der Schlüssel zu geistigem Schutz
Oktober 2013


14:40

Der Schlüssel zu geistigem Schutz

Frieden kann in das Herz eines jeden einkehren, der sich den heiligen Schriften zuwendet und sich den Schutz und die Erlösung erschließt, die ihm verheißen sind.

Vor kurzem habe ich ein junges Paar im Tempel aneinander gesiegelt. Dieses Paar hat würdig gelebt, um an dem wunderbaren Tag anzugelangen, an dem ein Sohn und eine Tochter ihr jeweiliges Elternhaus verlassen und Mann und Frau werden. Bei diesem heiligen Ereignis waren sie rein. Zu gegebener Zeit werden sie selbst Kinder großziehen. Dieses Muster hat der Vater im Himmel vorgegeben. Ihr Glück und das Glück kommender Generationen hängt davon ab, ob sie nach den Grundsätzen leben, die der Heiland in den heiligen Schriften dargelegt hat.

Eltern fragen sich heutzutage, ob es einen sicheren Ort gibt, wo sie ihre Kinder großziehen können. Es gibt einen sicheren Ort, nämlich ein Zuhause, in dem das Evangelium im Mittelpunkt steht. In der Kirche steht die Familie im Mittelpunkt. Wir geben allen Eltern den Rat, ihre Kinder in Rechtschaffenheit großzuziehen.

Der Apostel Paulus prophezeite und warnte davor, dass „in den Letzten Tagen … schwere Zeiten anbrechen [werden].

Die Menschen werden selbstsüchtig sein, habgierig, prahlerisch, überheblich, bösartig, ungehorsam gegen die Eltern, undankbar, ohne Ehrfurcht, lieblos,

unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, rücksichtslos, roh, heimtückisch,

verwegen, hochmütig, mehr dem Vergnügen als Gott zugewandt.

Den Schein der Frömmigkeit werden sie wahren, doch die Kraft der Frömmigkeit werden sie verleugnen. Wende dich von diesen Menschen ab.“1

Er prophezeite auch: „Böse Menschen und Schwindler … werden immer mehr in das Böse hineingeraten; sie sind betrogene Betrüger.“2

Diese Verse sollen uns zur Warnung dienen, welche Verhaltensmuster wir vermeiden sollen. Wir müssen stets wachsam und eifrig sein. Wir können all diese Prophezeiungen betrachten und mit einem Häkchen bescheinigen, dass sie in der heutigen Welt präsent sind und uns Sorgen machen:

Schwere Zeiten – präsent. Wir leben in sehr gefährlichen Zeiten.

Habgierig, prahlerisch, überheblich – alles präsent und unter uns vorzufinden.

Bösartig, ungehorsam gegen die Eltern, undankbar, ohne Ehrfurcht, lieblos – für all dies gibt es genügend Belege.

Unversöhnlich, verleumderisch und so weiter – da können wir überall ein Häkchen setzen. Es gibt ja ausreichend Beweise dafür um uns herum.

Auch Moroni sprach von der Schlechtigkeit in unseren Tagen, als er mahnte:

„Wenn ihr so etwas unter euch entstehen seht, [sollt] ihr zum Bewusstsein eurer furchtbaren Lage [erwachen]. …

Darum ist mir, Moroni, geboten worden, dieses niederzuschreiben, sodass das Böse hinweggetan wird und dass die Zeit komme, da der Satan keine Macht über das Herz der Menschenkinder hat, sondern dass sie bewegt werden, beständig Gutes zu tun, damit sie zur Quelle aller Rechtschaffenheit kommen und errettet werden können.“3

Paulus und Moroni beschreiben unsere Zeit so treffend, dass man ihre Worte nicht von der Hand weisen kann. Für viele mag das ziemlich verstörend, sogar entmutigend sein. Dennoch bin ich bei Gedanken an die Zukunft von großem Optimismus und Zuversicht erfüllt.

Neben den Schwierigkeiten und Problemen, die Paulus aufzählt, erklärt er uns in seiner Offenbarung auch, was wir tun können, um uns zu schützen:

„Du aber bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt, von wem du es gelernt hast;

denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dir Weisheit verleihen können, damit du durch den Glauben an Christus Jesus gerettet wirst.“4

In den heiligen Schriften finden wir die Schlüssel zu geistigem Schutz. Sie enthalten die Lehre und Gesetze und Verordnungen, die jedem Kind Gottes ein Zeugnis von Jesus Christus als dem Erretter und Erlöser bringen.

Jahrelang wurde Vorarbeit geleistet und enorme Anstrengungen wurden unternommen, um die heiligen Schriften in jeder Sprache mit Fußnoten und Querverweisen bereitzustellen. Wir möchten sie allen verfügbar machen, die den Wunsch haben zu lernen. Sie lehren uns, wohin wir gehen und was wir tun sollen. Sie geben uns Hoffnung und Erkenntnis.

Vor Jahren hat Elder S. Dilworth Young von den Siebzigern mir etwas über das Lesen in den heiligen Schriften beigebracht. Ein Pfahl hatte mit Spannungen und Problemen zwischen den Mitgliedern zu kämpfen, und es musste Rat erteilt werden.

Ich fragte Präsident Young: „Was soll ich sagen?“

Er antwortete schlicht: „Sagen Sie ihnen, sie sollen in den heiligen Schriften lesen.“

Ich fragte: „Welches Buch?“

Er sagte: „Das ist eigentlich egal. Sagen Sie ihnen, sie sollen zum Beispiel das Buch Mormon aufschlagen und anfangen zu lesen. Schon bald wird sich ein Gefühl von Frieden und Inspiration einstellen und eine Lösung wird sich auftun.“

Machen Sie das Schriftstudium zu einem festen Bestandteil Ihres Tagesablaufs. Die Segnungen werden folgen. In den heiligen Schriften finden wir eine Stimme der Warnung, aber auch viel Stärkung.

Wenn die Sprache in den heiligen Schriften Ihnen zunächst auch befremdlich erscheint, lesen Sie weiter. Bald werden Sie die Schönheit und Kraft auf diesen Seiten erkennen.

Paulus hat gesagt: „Jede von Gott eingegebene Schrift ist auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.“5

Sie können diese Verheißung auf die Probe stellen.

Wir leben in gefährlichen Zeiten. Dennoch können wir für uns persönlich sowie als Familie Hoffnung und Frieden finden. Wer Kummer hat und über der Frage beinahe verzweifelt, ob es möglich ist, Kinder von dort zu retten, wo die Welt sie hingeführt hat, darf niemals aufgeben. „Sei ohne Furcht; glaube nur!“6 Rechtschaffenheit ist mächtiger als Schlechtigkeit.

Kinder, denen man schon früh ein Verständnis der heiligen Schriften vermittelt, werden wissen, welchen Weg sie gehen sollen, und werden eher auf diesem Weg bleiben. Diejenigen, die vom Weg abkommen, können umkehren und mit der Hilfe anderer den Weg zurück finden.

Die Söhne Mosias bekämpften die Kirche eine Zeit lang, kehrten aber später um und erlebten eine drastische Wandlung. In Alma lesen wir: „Diese Söhne Mosias … waren in der Erkenntnis der Wahrheit stark geworden; denn sie waren Männer mit gesundem Verständnis, und sie hatten eifrig in den Schriften geforscht, um das Wort Gottes zu kennen.“7

Präsident Joseph F. Smith war fünf Jahre alt, als sein Vater Hyrum im Gefängnis zu Carthage umgebracht wurde. Später überquerte er mit seiner verwitweten Mutter die Prärie.

Mit fünfzehn Jahren wurde er nach Hawaii auf Mission berufen. Er fühlte sich verloren und allein und sagte: „Ich war sehr niedergeschlagen. … Ich fühlte mich minderwertig, weil ich arm, dumm und unwissend war, bloß ein Junge, der es kaum wagte, [jemandem] ins Gesicht zu blicken.“

Während er eines Nachts über seine Not nachdachte, träumte der junge Joseph, dass er sich auf einer Reise befände und sich eilte, so rasch er nur konnte. Er hatte ein kleines Bündel bei sich. Schließlich kam er an seinem Ziel, einem herrlichen großen Haus, an. Er ging darauf zu. Da sah er ein Schild, auf dem „Bad“ stand. Rasch ging er hinein und wusch sich. Er machte sein kleines Bündel auf und fand darin saubere, weiße Kleidung – „etwas“, so sagte er, „was ich schon lange nicht mehr gesehen hatte“. Er zog sie an und eilte zur Tür des großen Hauses.

Er erzählte weiter: „Ich klopfte und die Tür ging auf, und der Mann, der dort stand, war der Prophet Joseph Smith. Er sah mich ein bisschen vorwurfsvoll an, und als Erstes sagte er: ‚Joseph, du kommst spät.‘ Aber ich fasste Mut und erwiderte:

‚Ja, aber ich bin rein – ich bin rein!‘“8

So kann es für uns alle sein.

Wenn Sie sich auf dem Weg des Glaubens befinden und in der Kirche aktiv sind, bleiben Sie auf diesem Weg und halten Sie Ihre Bündnisse. Gehen Sie weiter vorwärts, bis die Zeit kommt, zu der Ihnen die Segnungen des Herrn zuteilwerden und der Heilige Geist sich als eine treibende Kraft in Ihrem Leben offenbart.

Wenn Sie im Moment auf einem Weg sind, der von dem in den heiligen Schriften beschriebenen abweicht, so versichere ich Ihnen, dass es einen Weg zurück gibt.

Jesus Christus hat klar dargelegt, wie wir umkehren und Heilung finden. Das Heilmittel für die meisten Verfehlungen besteht darin, dass man im persönlichen Gebet um Vergebung bittet. Doch gibt es bestimmte geistige Leiden, vor allem im Zusammenhang mit der Verletzung des Sittengesetzes, die zweifellos Unterstützung und Behandlung durch einen qualifizierten geistigen Arzt erfordern.

Vor Jahren kamen eine junge Frau und ihr betagter Vater in mein Büro. Sie war mit ihm mehrere Hundert Kilometer gefahren, um ein Mittel gegen die Schuld zu finden, die er empfand. Als junger Mann hatte er einen schwerwiegenden Fehler begangen, und im Alter kehrte die Erinnerung daran wieder zurück. Er konnte seine Schuldgefühle nicht abschütteln. Er konnte nicht zurückgehen und ganz allein das Problem aus seiner Jugend ungeschehen machen, aber er konnte dort anfangen, wo er sich gerade befand, und mit der Hilfe anderer die Schuld auslöschen, die er all die Jahre mit sich herumgetragen hatte.

Ich erläuterte ihm Grundsätze aus dem Buch Mormon, und ich war dankbar, dass es so aussah, als ob eine enorme Last von seinen Schultern genommen werde. Als er und seine Tochter die vielen Kilometer wieder nach Hause fuhren, hatte der alte Mann die Schuld der vergangenen Übertretung hinter sich gelassen.

Wenn Sie zum Bewusstsein Ihrer furchtbaren Lage erwachen9 und zu voller geistiger Gesundheit zurückkehren möchten, sprechen Sie mit Ihrem Bischof. Er hat die Schlüssel inne und kann Sie auf dem Weg der Umkehr unterstützen.

Umkehr ist ein individueller Vorgang, ebenso die Vergebung. Der Herr verlangt nur, dass man sich von der Sünde abwendet, und „[er verzeiht] ihnen die Schuld, an ihre Sünde [denkt er] nicht mehr“10.

Wenn die Umkehr abgeschlossen ist, werden Sie die Bedeutung von Jesajas Verheißung in Hinblick auf das Sühnopfer verstehen: „Kommt her, wir wollen sehen, wer von uns Recht hat, spricht der Herr. Wären eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee. Wären sie rot wie Purpur, sie sollen weiß werden wie Wolle.“11

So wie Kreide von einer Tafel entfernt werden kann, können durch aufrichtige Umkehr die Folgen unserer Übertretung mittels des Sühnopfers Jesu Christi ausgelöscht werden. Diese Verheißung trifft in jedem Fall zu.

Das Evangelium hält uns dazu an, glücklich zu sein, Glauben zu haben statt Angst, Hoffnung zu finden und Verzweiflung zu überwinden, die Dunkelheit zu verlassen und uns dem Licht des immerwährenden Evangeliums zuzuwenden.

Paulus und andere haben vor den Herausforderungen unserer Zeit und denen zukünftiger Tage gewarnt. Jedoch kann Friede in das Herz eines jeden einkehren, der sich den heiligen Schriften zuwendet und sich den Schutz und die Erlösung erschließt, die ihm verheißen sind. Wir laden alle ein, sich dem Heiland Jesus Christus und seinen Lehren zuzuwenden, die im Alten Testament, im Neuen Testament, im Buch Mormon, im Buch Lehre und Bündnisse und in der Köstlichen Perle zu finden sind.

Ich bezeuge mit Gewissheit, dass die heiligen Schriften ein Schlüssel zu unserem geistigen Schutz sind. Ich gebe auch Zeugnis von der heilenden Macht des Sühnopfers Jesu Christi. „Durch ihn [können] alle errettet werden“12, die errettet werden wollen. Die Kirche des Herrn wurde wieder auf der Erde errichtet. Ich gebe Zeugnis von der Wahrheit des Evangeliums. Ich bin ein Zeuge für Jesus Christus. Im Namen Jesu Christi. Amen.