Stehen wir zu unseren Versprechen und Bündnissen
Ich bitte Sie, die Versprechen und Bündnisse, die Sie mit dem Herrn und mit anderen Menschen schließen, äußerst ernst zu nehmen – in dem Bewusstsein, dass Sie an Ihr Wort gebunden sind
Liebe Brüder und Schwestern, möge nun am Schluss dieser Versammlung jeder von uns das Zeugnis im Herzen bewahren, das heute für die Wahrheiten des Evangeliums Jesu Christi gegeben wurde. Wir dürfen in dieser gemeinsamen heiligen Zeit unser Versprechen gegenüber dem Herrn Jesus Christus bekräftigen, dass wir seine Diener sind und er unser Erretter ist.
Ich mache mir viele Gedanken darüber, wie wichtig es ist, Versprechen zu geben und Bündnisse zu schließen und eins wie das andere zu halten. Wie wichtig ist es Ihnen, Ihr Wort zu halten? Dass man Ihnen vertraut? Das zu tun, was Sie angekündigt haben? Bestrebt zu sein, Ihre heiligen Bündnisse in Ehren zu halten? Integer zu sein? Wenn wir unseren Versprechen gegenüber dem Herrn und anderen Menschen treu sind, gehen wir den Weg der Bündnisse, zurück zum Vater im Himmel, und spüren seine Liebe in unserem Leben.
Der Erretter Jesus Christus ist unser großes Vorbild darin, Versprechen zu geben und Bündnisse zu schließen und eins wie das andere zu halten. Er kam auf die Erde und versprach, den Willen des Vaters zu tun. Er lehrte Grundsätze des Evangeliums durch Wort und Tat. Er sühnte für unsere Sünden, damit wir wieder leben können. Er hält seit jeher jedes seiner Versprechen in Ehren.
Kann man über jeden von uns dasselbe sagen? Welche Gefahren sind damit verbunden, wenn wir ein wenig betrügen, ein wenig fehltreten oder unsere Verpflichtungen nicht ganz einhalten? Was passiert, wenn wir uns von unseren Bündnissen abkehren? Werden andere Menschen zu Christus kommen, wenn sie unser Beispiel sehen? Kann man auf unser Wort vertrauen? Versprechen zu halten ist keine Gewohnheit, vielmehr zeichnet es einen Jünger Jesu Christi aus.
Da dem Herrn unsere irdischen Schwächen stets bewusst sind, hat er versprochen: „Darum seid guten Mutes und fürchtet euch nicht, denn ich, der Herr, bin mit euch und werde euch beistehen.“ Ich habe seine Gegenwart verspürt, wenn ich Zuspruch, Trost oder mehr geistige Erkenntnis oder Stärke brauchte, und seine göttliche Begleitung stimmt mich sehr demütig und dankbar.
Der Herr hat gesagt: „Jede Seele, die von ihren Sünden lässt und zu mir kommt und meinen Namen anruft und meiner Stimme gehorcht und meine Gebote hält, wird mein Angesicht sehen und wissen, dass ich bin.“ Das ist vielleicht seine größte Verheißung.
Wie wichtig es ist, mein Wort zu halten, habe ich schon in jungen Jahren gelernt. Dazu trug beispielsweise der Moment bei, als ich stramme Haltung annahm, um den Pfadfindereid abzulegen. Unsere Zusammenarbeit mit den Boy Scouts of America, die ja nun zu Ende geht, wird für mich und auch die Kirche immer ein wichtiges Vermächtnis sein. Der Organisation der Pfadfinder, den zahlreichen Männern und Frauen, die eifrig als Scoutführer tätig waren, den Müttern – ihnen gilt meine aufrichtige Anerkennung – und den jungen Männern, die am Scoutprogramm teilgenommen haben, sagen wir: „Vielen Dank!“
In ebendieser Versammlung haben unser lieber Prophet, Präsident Russell M. Nelson, und Elder Quentin L. Cook Anpassungen angekündigt, durch die wir unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Jugendlichen richten und die unsere Organisationen mit offenbarter Wahrheit in Einklang bringen. Außerdem haben Präsident Nelson und Präsident M. Russell Ballard erst letzten Sonntag die neue Initiative für Kinder und Jugendliche der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage für die gesamte Kirche erläutert. Es ist eine weltweite Initiative, die auf unseren Herrn und Erretter, Jesus Christus, ausgerichtet ist. Die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel stehen vereint hinter dieser Neuausrichtung, und ich gebe Ihnen mein Zeugnis, dass der Herr uns bei jedem Schritt auf dem Weg dorthin geführt hat. Ich freue mich sehr für die Kinder und Jugendlichen der Kirche, dass sie nun zuhause und in der Kirche vermehrt einbezogen werden und ins Blickfeld rücken – indem sie das Evangelium lernen, dienen und Aktivitäten durchführen und sich persönlich entwickeln.
Der Leitgedanke für die Jugendlichen für das Jahr 2020 greift Nephis edles Versprechen auf, hinzugehen und zu tun. Er schrieb: „Und es begab sich: Ich, Nephi, sprach zu meinem Vater: Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat; denn ich weiß, der Herr gibt den Menschenkindern keine Gebote, ohne ihnen einen Weg zu bereiten, damit sie das vollbringen können, was er ihnen gebietet.“ Obwohl dieses Versprechen vor langer Zeit geäußert wurde, stehen wir in der Kirche heute dazu.
„Hingehen und tun“ heißt, sich über die Wege der Welt erheben, persönliche Offenbarung empfangen und danach handeln, rechtschaffen leben und dabei voller Hoffnung und Glauben in die Zukunft sehen, Bündnisse eingehen und halten, um Jesus Christus nachzufolgen, und dadurch ihn, den Erretter der Welt, noch mehr lieben.
Ein Bündnis ist ein gegenseitiges Versprechen zwischen uns und dem Herrn. Als Mitglieder der Kirche verpflichten wir uns bei der Taufe mit einem Bund, den Namen Jesu Christi auf uns zu nehmen und so zu leben, wie er gelebt hat. Wie diejenigen, die in den Wassern Mormon getauft wurden, verpflichten wir uns mit einem Bund, Gottes Volk zu werden, „des anderen Last zu tragen, damit sie leicht sei, … mit den Trauernden zu trauern, … diejenigen zu trösten, die des Trostes bedürfen, und allzeit und in allem und überall … als Zeugen Gottes aufzutreten“. Wie sich jeder in der Kirche um den andern kümmert, spiegelt wider, inwieweit er sich verpflichtet hat, ebendiese Versprechen in Ehren zu halten.
Wenn wir vom Abendmahl nehmen, erneuern wir den Bund, den Namen Jesu auf uns zu nehmen, und geben weitere Versprechen, uns zu bessern. Was wir tagtäglich denken und tun, im Kleinen wie im Großen, spiegelt wider, wie sehr wir uns dem Herrn verpflichtet haben. Das heilige Versprechen, das er uns im Gegenzug gibt, lautet: „Wenn ihr immer an mich denkt, wird mein Geist mit euch sein.“
Meine Frage heute ist, ob wir zu unseren Versprechen und Bündnissen stehen oder ob wir uns ihnen manchmal nur halbherzig verpflichten, sie beiläufig geben oder eingehen und somit leicht brechen. Wenn wir jemandem sagen, dass wir für ihn beten werden, tun wir das dann auch? Wenn wir uns bei irgendetwas zum Helfen verpflichten, sind wir dann auch zur Stelle? Wenn wir uns verpflichten, eine Schuld abzuzahlen, tun wir das dann auch? Wenn wir die Hand dafür heben, ein Mitglied in Pfahl oder Gemeinde in einer neuen Berufung zu unterstützen, tun wir das dann auch?
Als ich ein Junge war, saß meine Mutter eines Abends mit mir am Fußende ihres Bettes und sprach sehr eindringlich darüber, wie wichtig es ist, sich an das Wort der Weisheit zu halten. Sie sagte: „Ich weiß durch die Erlebnisse anderer vor Jahren, dass man seine geistige Gesinnung und die Empfänglichkeit für Geistiges verliert, wenn man das Wort der Weisheit nicht beachtet.“ Sie sah mir direkt in die Augen und ich spürte, wie mir ihre Worte ins Herz drangen: „Versprich mir heute, Ronnie (so nannte sie mich), dass du das Wort der Weisheit immer halten wirst.“ Ich versprach es ihr feierlich und habe seit damals über all die Jahre an diesem Versprechen festgehalten.
Diese Verpflichtung half mir sehr, schon in meiner Jugend und auch in späteren Jahren in Geschäftskreisen, wo reichlich Alkohol floss. Ich traf somit die Entscheidung, Gottes Gesetze zu beachten, im Voraus und brauchte nie mehr darüber nachzudenken. Der Herr hat betont: „Ich, der Herr, bin verpflichtet, wenn ihr tut, was ich sage; tut ihr aber nicht, was ich sage, so habt ihr keine Verheißung.“ Was sagt er denjenigen, die sich an das Wort der Weisheit halten? Dass uns Gesundheit, Stärke, Weisheit und Erkenntnis verheißen sind und Engel uns schützen werden.
Vor ein paar Jahren waren meine Frau und ich anlässlich der Siegelung einer unserer Töchter beim Salt-Lake-Tempel. Als wir mit einer jüngeren Tochter, die noch nicht alt genug war, um an der Zeremonie teilzunehmen, vor dem Tempel standen, sprachen wir darüber, wie wichtig es ist, im heiligen Tempel Gottes gesiegelt zu werden. So wie meine Mutter es mir Jahre zuvor beigebracht hatte, sagten wir zu unserer Tochter: „Wir möchten, dass du sicher im Tempel gesiegelt wirst. Versprich uns deshalb bitte, dass du dir, wenn du deinen Partner für die Ewigkeit findest, mit ihm gemeinsam fest vornimmst, im Tempel gesiegelt zu werden.“ Sie gab uns ihr Wort.
Mittlerweile hat sie bestätigt, dass unser Gespräch und ihr Versprechen sie beschützt und daran erinnert haben, „was am wichtigsten war“. Später ging sie heilige Bündnisse ein, als sie sich im Tempel an ihren Mann siegeln ließ.
Präsident Nelson hat erklärt: „[Wir] vergrößern … die Macht des Erretters in unserem Leben, wenn wir heilige Bündnisse eingehen und diese Bündnisse präzise einhalten. Unsere Bündnisse binden uns an den Erretter und verleihen uns göttliche Macht.“
Wenn wir Versprechen gegenüber unseren Mitmenschen halten, halten wir eher auch Versprechen gegenüber dem Herrn. Denken Sie daran, was der Herr gesagt hat: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Betrachten wir doch gemeinsam einige Beispiele für Versprechen in den heiligen Schriften: Ammon und die Söhne Mosias aus dem Buch Mormon verpflichteten sich, „das Wort Gottes … zu predigen“. Als Ammon von lamanitischen Soldaten gefangen genommen worden war, brachte man ihn vor Lamoni, den König der Lamaniten. Er verpflichtete sich gegenüber dem König: „Ich will dein Knecht sein.“ Als Räuber die Schafe des Königs stehlen wollten, hieb Ammon ihnen die Arme ab. Der König war so erstaunt, dass er sich Ammons Botschaft über das Evangelium anhörte und sich bekehrte.
Rut aus dem Alten Testament versprach ihrer Schwiegermutter: „Wohin du gehst, dahin gehe auch ich.“ Sie blieb ihrem Wort treu. Der barmherzige Samariter aus einem Gleichnis im Neuen Testament versprach dem Wirt, sofern dieser für den verletzten Reisenden sorgen würde: „Wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.“ Zoram aus dem Buch Mormon versprach, mit Nephi und dessen Brüdern in die Wildnis zu ziehen. Nephi berichtete: „Als Zoram uns den Eid geschworen hatte, da verließ uns die Furcht seinetwegen.“
Was ist mit dem in den heiligen Schriften beschriebenen Versprechen, das „den Vätern gemacht worden“ ist, nämlich dass „das Herz der Kinder [sich] ihren Vätern zuwenden“ wird? Als wir uns im vorirdischen Leben für Gottes Plan entschieden, gaben wir das Versprechen, bei der Sammlung Israels auf beiden Seiten des Schleiers mitzuhelfen. Elder John A. Widtsoe hat das vor Jahren erläutert: „Wir sind Partner des Herrn geworden. Die Durchführung des Plans ist nicht allein das Werk des Vaters und des Erretters, sondern auch unser Werk.“
Präsident Nelson hat bei seinen Reisen in alle Welt gesagt: „[Die] Sammlung ist das Wichtigste, was heute auf der Erde stattfindet.“ „Wenn wir von der Sammlung sprechen, bringen wir schlichtweg diese grundlegende Wahrheit zum Ausdruck: Jedes einzelne Kind unseres Vaters im Himmel auf beiden Seiten des Schleiers verdient es, die Botschaft des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi zu hören.“
Als Apostel des Herrn Jesus Christus schließe ich mit einer Aufforderung und einer Verheißung. Zunächst die Aufforderung: Ich fordere Sie auf, die Versprechen und Bündnisse, die Sie mit dem Herrn und mit anderen Menschen schließen, äußerst ernst zu nehmen, in dem Bewusstsein, dass Sie an Ihr Wort gebunden sind. Nun die Verheißung: Wenn Sie dies tun, wird der Herr Ihr Wort untermauern und Ihr Tun billigen, während Sie mit unermüdlichem Eifer bestrebt sind, sich selbst, Ihre Familie und die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage stark zu machen. Der Herr wird mit Ihnen sein, meine lieben Brüder und Schwestern, und Sie können sich voll Zuversicht darauf freuen, „in den Himmel aufgenommen [zu werden], sodass [Sie] dadurch mit Gott in einem Zustand nie endenden Glücks weilen[,] denn der Herr, Gott, hat es gesprochen“.
Dies bezeuge und verheiße ich im Namen Jesu Christi. Amen.