2010–2019
Zugehörigkeit durch Bündnisse
Herbst-Generalkonferenz 2019


15:14

Zugehörigkeit durch Bündnisse

Zu Gott zu gehören und mit anderen auf seinem Weg der Bündnisse zu gehen heißt den Segen der Zugehörigkeit durch Bündnisse genießen

Liebe Brüder und Schwestern, es gibt eine kleine Geschichte von einem PV-Kind, das beten lernt: „Danke für den Buchstaben A, danke für den Buchstaben B, … den Buchstaben G.“ Das Kind betet weiter: „Danke für die Buchstaben X, Y und Z. Lieber Vater im Himmel, danke für die Zahl 1, die Zahl 2.“ Die PV-Lehrerin ist besorgt, wartet aber klugerweise ab. Das Kind sagt: „Danke für die Zahlen 5 und 6. Und danke für meine PV-Lehrerin. Sie ist der einzige Mensch, der mich zu Ende beten lässt.“

Der Vater im Himmel hört sich wirklich die Gebete eines jeden Kindes an. Mit unendlicher Liebe fordert er uns auf, Glauben zu entwickeln und uns durch Bündnisse an ihn zu binden.

Die Welt ist voller Trugbilder, Täuschungen und Tricks. Vieles scheint vergänglich und oberflächlich. Wenn wir die Masken und die Heuchelei ablegen und nichts mehr darauf geben, ob andere auf „gefällt mir“ klicken, sehnen wir uns nach mehr als einer vergänglichen Fassade, flüchtigen Bekanntschaften oder dem Streben nach weltlichem Eigennutz. Glücklicherweise gibt es für derlei nämlich ein Gegenmittel.

Wenn wir Gottes große Gebote, ihn und unsere Mitmenschen aufgrund von Bündnissen zu lieben, halten, machen wir dies nicht als Fremde oder Gäste, sondern als Gottes Kind, das zuhause ist. Der uralte Widerspruch gilt noch immer: Wenn wir infolge der Zugehörigkeit durch Bündnisse unser weltliches Ich verlieren, finden und werden wir unser bestes ewiges Ich – frei, lebendig, echt – und definieren unsere wichtigsten Beziehungen. Zugehörigkeit durch Bündnisse bedeutet, dass man Gott und einander feierliche Versprechen gibt und einhält, und zwar in Form heiliger Verordnungen, mit denen wir die Macht des Göttlichen einladen, sich kundzutun. Wenn wir mit einem Bund alles weihen, was wir sind, können wir mehr werden, als wir jetzt sind. Zugehörigkeit durch Bündnisse verschafft uns Raum, Gelegenheiten und die Fähigkeit, uns weiterzuentwickeln. Sie bringt Glauben hervor, der zu Leben und Erlösung führt.

Bündnisse mit Gott lassen uns Liebe zu und von Gott spüren und somit auch für einander. Gott, unser Vater im Himmel, liebt uns mehr und kennt uns besser als wir uns selbst. Wenn wir Glauben an Jesus Christus ausüben und uns ändern (umkehren), bringt das Barmherzigkeit, Gnade und Vergebung mit sich. Das schenkt uns Trost bei Verletzungen, Einsamkeit und Ungerechtigkeit in diesem Leben. Da unser Vater im Himmel ein Gott ist, möchte er, dass wir seine größte Gabe empfangen – seine Freude, sein ewiges Leben.

Unser Gott ist ein Gott der Bündnisse. Es liegt in seiner Natur, dass er „den Bund häl[t] und … Barmherzigkeit erzeig[t]“. Seine Bündnisse haben Bestand, „solange die Zeit noch andauert oder die Erde noch steht oder es auf deren Antlitz noch einen Menschen gibt, der errettet werden soll“. Gott will nicht, dass wir unser Erdenleben voller Unsicherheit und Zweifel durchstreifen, sondern uns an kostbaren Bündnisbeziehungen erfreuen, die „stärker [sind] als die Fesseln des Todes“.

Gottes Verordnungen und Bündnisse stellen an alle die gleichen Anforderungen und erfüllen sich doch für jeden ganz individuell. Da Gott gerecht ist, kann jeder Mensch, ganz gleich, wann und wo er lebt, die errettenden heiligen Handlungen empfangen. Die Entscheidungsfreiheit bleibt bestehen: Jeder kann entscheiden, ob er diese heiligen Handlungen annimmt. Gottes heilige Handlungen sind wie Wegweiser auf dem Weg der Bündnisse. Wir nennen Gottes Plan, wie er seine Kinder wieder nach Hause bringt, den Plan der Erlösung, den Plan der Errettung, den Plan des Glücklichseins. Erlösung, Errettung und celestiale Freude sind möglich, weil Jesus Christus „dieses vollkommene Sühnopfer bewirkt hat“.

Zu Gott zu gehören und mit anderen auf seinem Weg der Bündnisse zu gehen heißt den Segen der Zugehörigkeit durch Bündnisse genießen.

Erstens ist Dreh- und Angelpunkt der Zugehörigkeit durch Bündnisse Jesus Christus, der „Mittler des neuen Bundes“. Alles kann zu unserem Guten zusammenwirken, wenn wir „in Christus geheiligt [werden,] im Bund des Vaters“. Jede gute und verheißene Segnung empfangen diejenigen, die bis ans Ende treu bleiben. Der „glücklich[e] Zustand derjenigen …, die die Gebote Gottes halten“, besteht darin, dass sie „gesegnet [sind] in allem, sowohl zeitlich als auch geistig“, und „mit Gott in einem Zustand nie endenden Glücks weilen.“

Wenn wir unsere Bündnisse ehren, haben wir manchmal vielleicht das Gefühl, dass uns Engel umgeben. Und so ist es auch: Bei uns sind Menschen, die wir lieben und die für uns da sind – auf dieser und auf der anderen Seite des Schleiers.

Vor kurzem erlebten meine Frau und ich in einem Krankenhauszimmer ein hervorragendes Beispiel für die Zugehörigkeit durch Bündnisse. Ein junger Vater brauchte dringend eine Nierentransplantation. Seine Familie hatte geweint, gefastet und gebetet, dass er eine Niere bekommen möge. Als sie erfuhren, dass eine passende Niere gefunden worden war, sagte seine Frau leise: „Hoffentlich geht es der anderen Familie gut.“ Zugehörigkeit durch Bündnisse hat der Apostel Paulus so beschrieben: „Damit wir, wenn ich bei euch bin, miteinander Zuspruch empfangen durch den gemeinsamen Glauben, euren und meinen.“

Im Laufe des Lebens können wir den Glauben an Gott verlieren, aber er verliert nie den Glauben an uns. Das Licht vor seiner Haustür bleibt sozusagen immer eingeschaltet. Er lädt uns ein, zu den Bündnissen, die seinen Weg säumen, zu kommen oder zurückzukommen. Er erwartet uns und will uns in die Arme schließen, auch wenn wir noch weit entfernt sind. Wenn wir mit gläubigem Auge nach Mustern, dem roten Faden oder Verbindungspunkten in unserem Leben suchen, erkennen wir die große, liebevolle Barmherzigkeit und den Zuspruch des Herrn, vor allem bei Prüfungen, Leiden und Herausforderungen, aber auch in den glücklichen Momenten. Wie oft wir auch stolpern oder fallen mögen: Wenn wir weiter in seine Richtung gehen, hilft er uns Schritt für Schritt weiter.

Zweitens ist das Buch Mormon ein greifbarer Beweis für die Zugehörigkeit durch Bündnisse. Das Buch Mormon ist das verheißene Mittel für die Sammlung von Gottes Kindern, die als ein neuer Bund verheißen worden war. Wenn wir im Buch Mormon lesen – allein oder mit anderen, still oder laut –, können wir Gott „mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz frag[en] und Glauben an Christus hab[en]“ und von Gott durch die Macht des Heiligen Geistes die Bestätigung empfangen, dass das Buch Mormon wahr ist. Dazu gehört auch die Bestätigung, dass Jesus Christus unser Erretter ist, dass Joseph Smith der Prophet der Wiederherstellung ist und dass die Kirche des Herrn seinen Namen trägt: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Das Buch Mormon spricht durch den alten und den neuen Bund zu Ihnen, den Kindern Lehis, den „Kinde[rn] der Propheten“. Ihre Vorväter erhielten die mit einem Bund einhergehende Verheißung, dass Sie, ihre Nachkommen, durch das Buch Mormon eine Stimme aus dem Staube hören würden. Diese Stimme, die Sie beim Lesen spüren, bezeugt Ihnen, dass Sie „Kinder des Bundes“ sind und dass Jesus Ihr guter Hirt ist.

Im Buch Mormon wird jeder von uns aufgefordert, wie Alma es sagt, „mit [dem Herrn] den Bund [einzugehen], ihm zu dienen und seine Gebote zu halten, damit er seinen Geist reichlicher über [uns] ausgieße“. Wenn wir uns zum Besseren wandeln wollen, damit wir, wie jemand es formuliert hat, „aufhören, unglücklich zu sein, und uns an unserem Glück erfreuen“, können wir für Führung, Hilfe und Kraft empfänglich werden. Wir können dahin gelangen, dass wir durch Bündnisse Gott und einer Gemeinschaft von Glaubenstreuen zugehören und die Segnungen empfangen, die in der Lehre von Christus verheißen sind – und das schon jetzt.

Die wiederhergestellte Macht und Vollmacht des Priestertums zum Wohle aller Kinder Gottes ist ein dritter Aspekt der Zugehörigkeit durch Bündnisse. In dieser Evangeliumszeit erschienen Johannes der Täufer sowie die Apostel Petrus, Jakobus und Johannes als verherrlichte Boten Gottes und stellten die Priestertumsvollmacht Gottes wieder her. Das Priestertum und die heiligen Handlungen Gottes versüßen die Beziehungen auf der Erde und können Bündnisbeziehungen auch im Himmel siegeln.

Das Priestertum kann uns buchstäblich von der Wiege bis zur Bahre ein Segen sein – von der Kindessegnung bis zur Weihung des Grabes. Ein Priestertumssegen kann heilen, trösten und Rat geben. Ein Vater war einmal wütend auf seinen Sohn, bis vergebende Liebe einzog, als der Vater seinem Sohn liebevoll einen Priestertumssegen gab. Eine nette junge Frau war in ihrer Familie das einzige Mitglied der Kirche und war nicht sicher, ob Gott sie liebte, bis sie einen inspirierten Priestertumssegen bekam. Überall auf der Welt bereiten sich edle Patriarchen geistig darauf vor, den Patriarchalischen Segen zu spenden. Wenn der Patriarch Ihnen die Hände auflegt, spürt er die Liebe, die Gott für Sie hegt, und bringt dies zum Ausdruck. Er sagt, zu welchem Stamm im Haus Israel Sie gehören. Er nennt Segnungen vom Herrn. Die Frau eines Patriarchen erzählte mir einmal, wie sie und die ganze Familie sich um den Heiligen Geist bemühen, insbesondere an Tagen, an denen ihr Mann einen Patriarchalischen Segen gibt.

Zu guter Letzt zeigen sich die Segnungen der Zugehörigkeit durch Bündnisse, wenn wir dem Propheten des Herrn folgen und mit Freude gemäß der im Tempel geschlossenen Bündnisse leben, auch in der Ehe. Die Ehe im Bund wird beseligend und ewig, wenn wir Tag für Tag das Glück unseres Partners und das der Kinder über unser eigenes stellen. Wenn aus dem „Ich“ ein „Wir“ wird, wachsen wir zusammen. Wir werden zusammen alt und bleiben dabei jung. Wenn wir ein Leben lang füreinander da sind und uns selbst vergessen, finden wir unsere Hoffnung und Freude in dieser Zeit und in Ewigkeit geheiligt.

Die Gegebenheiten mögen verschieden sein, aber wenn wir alles tun, was wir können und so gut wir es können, und den Herrn dabei aufrichtig um Hilfe bitten und uns um diese Hilfe bemühen, wird er uns nach seinem Zeitplan und auf seine Weise durch den Heiligen Geist führen. Der Ehebund ist bindend für diejenigen, die sich gemeinsam dafür entscheiden. Dies erinnert uns daran, dass Gott und auch wir die Entscheidungsfreiheit achten, und daran, dass er uns hilft, wenn wir uns vereint darum bemühen.

Die Früchte der Zugehörigkeit durch Bündnisse spüren wir über Generationen hinweg in unserer Familie und in unserem Herzen. Ich möchte dafür ein paar Beispiele aus meinem Leben anführen.

Als meine Frau und ich uns ineinander verliebten und auf die Ehe zubewegten, lernte ich mehr über die Entscheidungsfreiheit und Entscheidungen. Eine Weile besuchten wir jeder eine andere Universität, in zwei verschiedenen Ländern auf zwei verschiedenen Kontinenten. Daher kann ich ehrlichen Herzens sagen, dass ich einen Doktortitel in Auslandsbeziehungen verdient habe.

Als ich fragte: „Vater im Himmel, soll ich Susan heiraten?“, spürte ich Frieden. Doch als ich gelernt hatte, mit wirklichem Vorsatz zu beten, und sagte: „Vater im Himmel, ich liebe Susan und möchte sie heiraten. Ich verspreche dir, ich werde der beste Ehemann und Vater sein, der ich sein kann“ – als ich also handelte und die bestmögliche Entscheidung traf, da kam die deutlichste geistige Bestätigung.

Sowohl auf der Gong- als auch auf der Lindsay-Seite helfen uns der Stammbaum, die Geschichten und die Fotos auf FamilySearch beim Entdecken. Wir verbinden uns mit Angehörigen und erleben die Zugehörigkeit durch Bündnisse über Generationen hinweg. Hier ein paar unserer beispielhaften Vorfahren:

Alice Blauer Bangerter

Uroma Alice Blauer Bangerter, der einmal an einem Tag drei Heiratsanträge gemacht wurden, bat später ihren Mann, an ihrem Butterfass ein Pedal anzubringen, damit sie gleichzeitig Butter schlagen, stricken und lesen konnte.

Loy Kuei Char

Uropa Loy Kuei Char lud seine Kinder auf seinen Rücken und die paar Habseligkeiten der Familie auf einen Esel und überquerte so die Lavafelder auf der hawaiianischen Insel Big Island. Noch heute profitiert unsere Familie vom Einsatz und der Opferbereitschaft vieler Generationen der Familie Char.

Mary Alice Powell Lindsay

Oma Mary Alice Powell Lindsay blieb mit fünf kleinen Kindern zurück, als ihr Mann und ihr ältester Sohn überraschend innerhalb weniger Tage starben. 47 Jahre lang lebte sie als Witwe und zog ihre Kinder mit liebevoller Unterstützung der örtlichen Führer und Mitglieder auf. In all den Jahren versprach Oma dem Herrn, dass sie sich niemals beschweren würde, solange er ihr nur half. Der Herr half ihr. Und sie beschwerte sich nie.

Liebe Brüder und Schwestern, der Heilige Geist bestätigt: Alles, was gut und ewig ist, fußt darauf, dass Gott, unser ewiger Vater, und sein Sohn Jesus Christus und dessen Sühnopfer lebendige Wirklichkeit sind. Unser Herr Jesus Christus ist der Mittler des neuen Bundes. Als Zeuge für Jesus Christus soll das Buch Mormon einen Bund festigen. Durch einen Eid und Bund soll das wiederhergestellte Priestertum Gottes ein Segen für alle Kinder Gottes sein, unter anderem durch die Ehe im Bund, eine Familie über Generationen hinweg und individuelle Priestertumssegen.

Unser Erretter verkündet uns: „Ich bin Alpha und Omega, Christus, der Herr; ja, ich bin es selbst, der Anfang und das Ende, der Erlöser der Welt.“

Er war von Anfang an bei uns, und er bleibt bis zum Ende bei uns durch die Zugehörigkeit durch Bündnisse. Dies bezeuge ich im hochheiligen Namen Jesu Christi. Amen.