2010–2019
Zwei wichtige Gebote
Herbst-Generalkonferenz 2019


12:47

Zwei wichtige Gebote

Wir müssen uns bemühen, die beiden wichtigen Gebote zu halten, und bewegen uns dabei auf einem schmalen Grat zwischen Gesetz und Liebe

Meine lieben Schwestern im Evangelium Jesu Christi, ich grüße Sie als von Gott beauftragte Hüterinnen der ewigen Familie. Präsident Russell M. Nelson hat uns vor Augen geführt, dass diese Kirche wiederhergestellt wurde, „damit Familien gegründet, gesiegelt und ewiglich erhöht werden können“. Diese Lehre hat entscheidende Auswirkungen für Menschen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell oder transgender betrachten und gemeinhin als LGBT bezeichnet werden. Präsident Nelson hat uns außerdem ins Gedächtnis gerufen, dass wir nicht in allem einer Meinung sein müssen, um einander zugetan zu sein. Diese Aussagen des Propheten spielen in Gesprächen innerhalb der Familie eine wichtige Rolle bei der Beantwortung der Fragen von Kindern und Jugendlichen. Ich habe mich gebeterfüllt um Inspiration bemüht, was ich vor diesem Publikum sagen soll, denn Sie sind in einzigartiger Weise von diesen Fragen berührt, die direkt oder indirekt jede Familie in der Kirche betreffen.

I.

Ich beginne mit dem, was Jesus als die zwei wichtigen Gebote bezeichnet hat.

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken.

Das ist das wichtigste und erste Gebot.

Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“

Uns ist also geboten, jeden Menschen zu lieben, denn Jesu Gleichnis vom barmherzigen Samariter lehrt uns, dass jeder unser Nächster ist. Jedoch darf unser Eifer, dieses zweite Gebot zu halten, uns nicht das erste vergessen lassen, nämlich Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit unserem ganzen Denken zu lieben. Diese Liebe zeigen wir, indem wir seine Gebote halten. Gott verlangt von uns, dass wir seine Gebote befolgen, denn nur durch diesen Gehorsam – wozu auch die Umkehr gehört – können wir zu ihm zurückkehren, in seiner Gegenwart leben und vollkommen werden, so wie er es ist.

In seiner kürzlich an die jungen Erwachsenen in der Kirche gerichteten Ansprache hat Präsident Russell M. Nelson über etwas gesprochen, was er die „starke Verbindung zwischen Gottes Liebe und Gottes Gesetzen“ nannte. Die Gesetze, die für Fragen im Zusammenhang mit denjenigen, die sich als LGBT betrachten, von größter Bedeutung sind, sind Gottes Ehegesetz und das damit verbundene Gesetz der Keuschheit. Dies sind beides wesentliche Gesetze in dem Plan, den unser Vater im Himmel für die Errettung seiner Kinder aufgestellt hat. Es ist so, wie Präsident Nelson erklärt hat: „Gottes Gesetze beruhen einzig und allein auf seiner unendlichen Liebe zu uns und seinem Wunsch, dass wir unser Potenzial gänzlich ausschöpfen.“

Außerdem sagte er: „Viele Länder … haben die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert. Als Mitglieder der Kirche achten wir die staatlichen Gesetze …, darunter auch die Zivilehe. Tatsache ist jedoch, dass die Ehe … am Anfang von Gott verordnet wurde. Und bis zum heutigen Tage definiert er sie so, dass sie zwischen Mann und Frau geschlossen wird. Gott hat seine Definition der Ehe nicht geändert.“

Präsident Nelson sagte weiter: „Gott hat auch sein Gesetz der Keuschheit nicht geändert. Die Bedingungen dafür, den Tempel betreten zu dürfen, haben sich nicht geändert.“

Präsident Nelson hat uns alle daran erinnert, dass unser Auftrag als Apostel darin besteht, „nichts als die Wahrheit zu verkünden. Dieser Auftrag verleiht [Aposteln] nicht die Vollmacht, Gottes Gesetz abzuändern.“ Daher, meine Schwestern, müssen die Führer der Kirche stets die einzigartige Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau und das damit zusammenhängende Gesetz der Keuschheit aufzeigen.

II.

Im Werk der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage geht es letztlich darum, die Kinder Gottes auf das celestiale Reich und insbesondere auf dessen höchste Herrlichkeit, also Erhöhung oder ewiges Leben, vorzubereiten. Diese höchste Bestimmung wird einzig durch eine in Ewigkeit gültige Ehe möglich. Bestandteil des ewigen Lebens sind auch die schöpferischen Kräfte, die der Verbindung zwischen Mann und Frau innewohnen – das, was in neuzeitlicher Offenbarung als Fortbestand der Nachkommenschaft für immer und immer beschrieben wird.

In seiner an die jungen Erwachsenen gerichteten Ansprache sagte Präsident Nelson: „Wenn ihr euch an Gottes Gesetze haltet, wird euch das auf eurem weiteren Weg schützen, der schließlich zur Erhöhung führt.“ Und das bedeutet, so zu werden wie Gott – also genauso erhöht zu leben und über das gleiche göttliche Potenzial zu verfügen wie unsere himmlischen Eltern. Dies ist die Bestimmung, die wir uns für all diejenigen ersehnen, die wir lieben. Aufgrund dieser Liebe können wir nicht zulassen, dass unsere Liebe die Gebote, den Plan und das Werk Gottes verdrängt – denn wir wissen ja, dass diese den Menschen, die wir lieben, ihr größtes Glück bringen werden.

Allerdings gibt es unter diesen viele – darunter auch einige, die das wiederhergestellte Evangelium haben –, die nicht an Gottes Gebote in Bezug auf die Ehe und das Gesetz der Keuschheit glauben oder die sich entscheiden, sie nicht zu befolgen. Wie steht es mit ihnen?

Gottes Lehre zeigt, dass wir alle seine Kinder sind und dass er uns erschaffen hat, damit wir Freude haben. Aus neuzeitlicher Offenbarung geht hervor, dass Gott einen Plan für eine irdische Erfahrung aufgestellt hat, in der jeder sich für Gehorsam entscheiden kann, weil er nach den höchsten Segnungen Gottes strebt, oder aber Entscheidungen treffen kann, die in eines der Reiche von geringerer Herrlichkeit führen. Weil Gott alle seine Kinder sehr liebt, sind diese Reiche von geringerer Herrlichkeit immer noch schöner, als ein sterblicher Mensch es begreifen kann. Das Sühnopfer Jesu Christi macht all dies möglich, denn er „[verherrlicht] den Vater [und errettet] alle Werke seiner Hände.

III.

Ich habe über das erste Gebot gesprochen, was ist aber nun mit dem zweiten? Wie halten wir das Gebot, unseren Nächsten zu lieben? Wir möchten auf unsere Mitglieder dahingehend einwirken, dass sie jedem, der sich als lesbisch, schwul, bisexuell oder transgender betrachtet und sich entsprechend verhält, die Liebe entgegenbringen, die unser Erretter uns für alle unsere Mitmenschen geboten hat. Daher haben die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel folgende Erklärung abgegeben, nachdem die gleichgeschlechtliche Ehe in den Vereinigten Staaten für legal erklärt wurde: „Das Evangelium Jesu Christi verlangt von uns, alle Menschen zu lieben und ihnen mit Freundlichkeit und Höflichkeit zu begegnen – auch wenn wir anderer Ansicht sind als sie. Wir bekräftigen erneut, dass jemand, der Nutzen aus Gesetzen oder Gerichtsbeschlüssen zieht, die eine gleichgeschlechtliche Ehe gestatten, nicht geringschätzig behandelt werden darf.“

Darüber hinaus dürfen wir niemals jemanden bedrängen, der sich unseren Überzeugungen und Verpflichtungen nicht anschließt. Leider haben einige, die mit diesen Fragen konfrontiert sind, weiterhin das Gefühl, dass einige Mitglieder und Führungsverantwortliche in unseren Familien, Gemeinden und Pfählen sie an den Rand drängen und ablehnen. Wir müssen uns alle bemühen, freundlicher und höflicher zu sein.

IV.

Aus Gründen, die wir nicht verstehen, steht jeder im irdischen Leben vor unterschiedlichen Herausforderungen. Wir wissen aber, dass Gott einem jeden von uns helfen wird, diese Herausforderungen zu meistern, wenn wir ihn aufrichtig um Hilfe bitten. Nachdem wir für Verstöße gegen Gesetze, über die wir belehrt wurden, gelitten haben und davon umgekehrt sind, sind wir alle für ein Reich der Herrlichkeit bestimmt. Das abschließende und endgültige Urteil liegt in der Hand des Herrn, der als Einziger über das Wissen, die Weisheit und die Gnade verfügt, die erforderlich sind, um einen jeden von uns zu richten.

In der Zwischenzeit müssen wir versuchen, die beiden wichtigen Gebote zu halten. Dazu bewegen wir uns auf einem schmalen Grat zwischen Gesetz und Liebe – wir halten die Gebote und beschreiten den Weg der Bündnisse, lieben aber auch unseren Nächsten. Dieser Weg verlangt, dass wir uns von Gott inspirieren lassen, was wir unterstützen und was wir ablehnen sollen und wie wir Liebe zeigen und respektvoll zuhören und dabei auch informieren können. Unser Weg erfordert, dass wir bei Geboten keine Kompromisse eingehen, aber in hohem Maße Verständnis und Liebe an den Tag legen. Unser Weg muss Rücksicht auf Kinder nehmen, die sich unsicher sind, was ihre sexuelle Orientierung betrifft, aber er lehnt eine vorzeitige Etikettierung ab, weil diese Verunsicherung bei den meisten Kindern mit der Zeit merklich nachlässt. Unser Weg gestattet keinerlei Werben dafür, den Weg der Bündnisse zu verlassen, und er verweigert jedem die Unterstützung, der Menschen vom Herrn wegführt. Bei alledem vergessen wir nicht, dass Gott all denen, die seine Gebote halten, Hoffnung sowie größtes Glück und höchste Segnungen verheißt.

V.

Mütter und Väter und wir alle haben die Pflicht, die beiden wichtigen Gebote zu vertreten. Was die Frauen in der Kirche betrifft, hat Präsident Spencer W. Kimball diese Pflicht in der folgenden bedeutenden Prophezeiung beschrieben: „Ein Großteil des immensen Wachstums der Kirche in den Letzten Tagen wird daher rühren, dass viele der guten Frauen der Welt … sich in großer Zahl zur Kirche hingezogen fühlen werden. Das wird in dem Maße geschehen, wie die Frauen der Kirche Rechtschaffenheit und Klarheit ausstrahlen, und in dem Maße, wie wahrgenommen wird, dass sie sich … ganz deutlich von den Frauen der Welt abheben. … So werden die weiblichen Vorbilder in der Kirche als maßgebliche Kraft dazu beitragen, dass die Kirche in den Letzten Tagen an Zahl und an Geistigkeit wächst.“

Präsident Russell M. Nelson hat von dieser Prophezeiung gesprochen und erklärt, dass „der Tag, den Präsident Kimball vorhergesehen hat, [da ist]. Sie sind die Frauen, die er gesehen hat!“ Uns, die wir diese Prophezeiung vor vierzig Jahren gehört haben, war kaum klar, dass unter denen, die von den Frauen in der Kirche gerettet werden mögen, auch deren eigene Freunde und Angehörigen sein würden, die derzeit von weltlichen Prioritäten und teuflischen Verzerrungen beeinflusst werden. Ich bete darum und segne Sie, dass Sie sich so äußern und so handeln, dass Sie diese Prophezeiung erfüllen. Im Namen Jesu Christi. Amen.