Generalkonferenz
Wir sind die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Frühjahrs-Generalkonferenz 2022


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Wir sind die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

Die Kirche ist mehr als ihre Gebäude und ihre Struktur – die Kirche sind wir, die Mitglieder; Christus steht an ihrer Spitze und der Prophet ist sein Sprachrohr

Nachdem mich jemand eingeladen hatte, zu kommen und zu sehen,1 ging ich mit 26 Jahren zum ersten Mal in die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Kurz zuvor hatte ich mich von meinem ersten Mann getrennt. Ich hatte einen dreijährigen Sohn und fühlte mich vor Angst ohnmächtig. Beim Betreten des Gebäudes war mir innerlich sogleich warm zumute, denn ich konnte den Glauben und die Lebensfreude der Menschen dort spüren. Ich fand wahrhaft „Zuflucht … vor dem Sturm“2. Drei Wochen später schloss ich mit dem Vater im Himmel den Taufbund und machte mich auf den Weg einer Jüngerin Christi – auch wenn mein Leben auf diesem Weg nicht immer ideal verlaufen ist.

Damit ich diese ewigen Segnungen erlangen konnte, musste einiges an Materiellem und Geistigem schon vorhanden sein. Das Evangelium Jesu Christi war wiederhergestellt und verkündet worden, das dortige Gemeindehaus war gebaut und instand gehalten worden, es gab eine kirchliche Struktur, angefangen beim Propheten bis hin zu den Führern vor Ort, und ein Zweig voller bündnistreuer Mitglieder war bereit, mich und meinen Sohn aufzunehmen. Wir wurden zum Erretter gebracht, wurden „durch das gute Wort Gottes genährt“3 und erhielten Gelegenheiten zum Dienen.4

Seit Anbeginn ist Gott darauf bedacht, seine Kinder im Rahmen einer Organisation zu sammeln,5 um unsere „Unsterblichkeit und [unser] ewige[s] Leben … zustande zu bringen“6. Mit diesem Ziel vor Augen weist er uns an, Stätten der Gottesverehrung zu errichten,7 wo wir Erkenntnis erlangen und die heiligen Handlungen der Errettung und Erhöhung empfangen, wo wir Bündnisse schließen und halten, die uns an Jesus Christus binden,8 wo wir mit der „Macht des Göttlichen“9 ausgestattet werden und uns häufig zusammenfinden, um an Jesus zu denken und einander in ihm zu stärken.10 Die Kirche als Organisation und ihre Gebäude dienen unserem geistigen Wohl. „Die Kirche [bildet] das Gerüst …, mit dem [wir] eine ewige Familie aufbaue[n].“11

Unlängst unterhielt ich mich mit einem Freund, der gerade eine Krise durchmacht, und wollte wissen, wie er finanziell über die Runden komme. Mit Tränen in den Augen entgegnete er, dass ihm sein Bischof Unterstützung aus den Fastopfergeldern gewähre. Er fügte hinzu: „Ich habe keine Ahnung, wie meine Familie und ich heute ohne die Kirche dastünden.“ Ich erwiderte: „Die Kirche, das sind die Mitglieder. Sie sind es, die bereitwillig und freudig das Fastopfer zahlen, um den Bedürftigen unter uns zu helfen. Du kommst momentan in den Genuss der Früchte ihres Glaubens und ihrer Entschlossenheit, Jesus Christus nachzufolgen.“

Meine lieben Mitjünger Christi, unterschätzen wir nicht das wunderbare Werk, das der Herr – trotz unserer Unzulänglichkeiten – durch uns, seine Kirche, vollbringt. Manchmal sind wir der Gebende und manchmal sind wir der Empfangende, doch sind wir alle eine einzige große Familie in Christus. Seine Kirche ist die Struktur, die er uns zur Führung und zum Segen gibt bei unserem Bestreben, ihn zu verehren und einander zu dienen.

Manche Schwestern haben sich bei mir entschuldigt und meinten, da sie in der Primarvereinigung oder bei den Jungen Damen tätig sind, seien sie kein aktives Mitglied der Frauenhilfsvereinigung. Diese Schwestern zählen zu den aktivsten Mitgliedern der FHV, tragen sie doch dazu bei, dass unsere kostbaren Kinder und Jugendlichen ihren Glauben an Jesus Christus stärken.

Die Frauenhilfsvereinigung beschränkt sich nicht auf einen Raum in einem Gebäude, einen Unterricht am Sonntag, eine Aktivität, eine Präsidentschaft vor Ort oder eine auf oberster Ebene. Die Frauenhilfsvereinigung, das sind die bündnistreuen Frauen der Kirche, das sind wir – jede Einzelne von uns und wir alle. Es ist unsere weltweite „Gemeinschaft, die von Mitgefühl und Dienst am Nächsten geprägt ist“12. Wo auch immer wir hingehen – stets sind wir Teil der FHV und bestrebt, ihren göttlichen Auftrag zu erfüllen, nämlich als Frauen Gottes Werk zu vollbringen, jede für sich und alle gemeinsam,13 indem wir anderen Linderung verschaffen: „Linderung von Armut, Linderung von Krankheit, Linderung von Zweifel, Linderung von Unwissenheit – Linderung von allem, was die Freude und den Fortschritt … behindert“14.

Ein ähnliches Zugehörigkeitsgefühl herrscht im Ältestenkollegium und in den Organisationen der Kirche für die einzelnen Altersgruppen, etwa für unsere Kinder und Jugendlichen. Die Kirche ist mehr als ihre Gebäude und ihre Struktur – die Kirche sind wir, die Mitglieder. Wir sind die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage; Christus steht an der Spitze und der Prophet ist sein Sprachrohr. Der Herr hat gesagt:

„Siehe, dies ist meine Lehre: Wer auch immer umkehrt und zu mir kommt, der ist meine Kirche. …

Und … wer auch immer von meiner Kirche ist und in meiner Kirche bis ans Ende ausharrt, den werde ich auf meinen Felsen gründen.“15

Schwestern und Brüder, erkennen wir doch, was für ein Vorzug es ist, dass wir der Kirche Jesu Christi angehören, wo wir unseren Glauben, unser Herz, unseren Sinn und unsere Hände für ihn vereinen können, um seine großen Wunder zu vollbringen. Denn „der Leib [der Kirche Christi] besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern“16.

Ein Jugendlicher sagte einmal zu seiner Mutter: „Als ich noch klein war, dachte ich bei jedem Dollar, den ich als Zehnten spendete, mit diesem einen Dollar würde gleich ein ganzes Gemeindehaus gebaut werden. Ganz schön albern!“

„Was für ein schöner Gedanke“, meinte seine Mutter gerührt. „Hast du dir all die Gemeindehäuser auch bildlich vorgestellt?“

„Ja!“, erwiderte er. „Sie waren wunderschön, und es waren Abermillionen!“17

Meine lieben Freunde, freuen wir uns doch mit kindlichem Glauben an dem Bewusstsein, dass im Gottesreich selbst unsere allerkleinsten Bemühungen Großes bewirken.

Im Reich Gottes sollten wir stets die Absicht haben, einander zu Christus zu bringen. Wie wir in den heiligen Schriften lesen, hat der Erretter ja genau dazu die Nephiten aufgefordert:

„Habt ihr welche unter euch, die krank sind? Bringt sie her. Habt ihr welche, die … in irgendeiner Weise bedrängt sind? Bringt sie her, und ich werde sie heilen, denn ich habe Mitleid mit euch; mein Inneres ist von Barmherzigkeit erfüllt. …

Ich sehe, dass ihr genügend Glauben habt, dass ich euch heilen kann.“18

Hat nicht ein jeder von uns Bedrängnisse, die dem Erretter zu Füßen gelegt werden können? Manche haben gesundheitliche Probleme, doch weitaus mehr ringen mit seelischen Konflikten, andere wiederum tun sich schwer im Umgang mit ihren Mitmenschen, und wir alle brauchen hin und wieder eine Atempause, wenn unser Geist unter Druck gerät. Wir alle sind auf die eine oder andere Weise bedrängt.

Wie wir lesen, „ging die ganze Menge einmütig hin, mit ihren Kranken und … mit all denen, die auf irgendeine Weise bedrängt waren; und er heilte sie, jeden Einzelnen, wie sie zu ihm hingebracht wurden.

Und sie alle, sowohl diejenigen, die geheilt worden waren, als auch diejenigen, die heil waren, beugten sich nieder, ihm zu Füßen, und beteten ihn an.“19

Von dem kleinen Jungen, der voll Glauben den Zehnten zahlt, über die alleinerziehende Mutter, die die stärkende Gnade des Herrn braucht, über den Vater, der seine Familie finanziell kaum durchbringt, über unsere Vorfahren, die die heiligen Handlungen der Errettung und Erhöhung benötigen, bis hin zu jedem von uns, die wir allwöchentlich unsere Bündnisse mit Gott erneuern, brauchen wir einander, und wir können einander zur erlösenden Heilung durch den Erretter hinführen.

Meine lieben Schwestern und Brüder, folgen wir doch der Aufforderung Jesu Christi und bringen wir uns mitsamt unseren Bedrängnissen zu ihm! Wenn wir zu ihm kommen und unsere Lieben zu ihm bringen, erkennt er daran unseren Glauben. Er wird sie heilen, und er wird uns heilen.

Als friedliche Nachfolger Christi20 sind wir bestrebt, „eines Herzens und eines Sinnes“21 zu werden und demütig, fügsam, sanft, leicht zu bewegen, voller Geduld und Langmut, maßvoll in allem, eifrig im Halten der Gebote Gottes zu allen Zeiten, voller Glauben, Hoffnung und Nächstenliebe und immer reich an guten Werken zu sein.22 Wir sind bestrebt, wie Jesus Christus zu werden.

Ich bezeuge: Als die Kirche Christi sind wir das Mittel, wodurch – wie Präsident Russell M. Nelson verkündet hat – „unser Erretter und Erlöser, Jesus Christus, … zwischen dem heutigen Tag und seiner Wiederkehr einige seiner mächtigsten Werke vollbringen“23 wird.

Der Herr hat gesagt:

„Siehe, ich werde mein Werk in seiner Zeit beschleunigen.

Und ich gebe euch … ein Gebot: Versammelt euch und organisiert euch und macht euch bereit und heiligt euch; ja, macht euer Herz rein, und säubert eure Hände und eure Füße vor mir, damit ich euch reinigen kann.“24

Mögen wir diesem göttlichen Aufruf nachkommen und uns freudig versammeln, organisieren, bereitmachen und heiligen. Darum bete ich demütig im Namen Jesu Christi. Amen.