Generalkonferenz
Das tun, worauf es am meisten ankommt
Frühjahrs-Generalkonferenz 2022


10:46

Das tun, worauf es am meisten ankommt

Wenn wir unser Leben auf Jesus Christus ausrichten, werden wir mit geistiger Stärke, Zufriedenheit und Freude gesegnet

Vor nicht allzu langer Zeit hatte eine liebe Freundin das Gefühl, sie solle eine Frau aus ihrer Gemeinde besuchen. Sie wies die Eingebung von sich, weil sie die Frau kaum kannte – es ergab einfach keinen Sinn. Doch der Gedanke tauchte immer wieder auf, sodass sie schließlich entschied, der Eingebung zu folgen. Da ihr vor dem bevorstehenden Besuch etwas bange war, beschloss sie, der Schwester etwas mitzubringen, um ihre eigene Nervosität zu lindern. Keinesfalls konnte sie mit leeren Händen hingehen! Also kaufte sie eine Packung Eiscreme und machte sich auf den Weg zu ihrem, wie sie befürchtete, etwas unangenehmen Besuch.

Sie klopfte an die Tür, und gleich darauf machte die Frau auf. Meine Freundin reichte ihr die Eiscreme in einer braunen Papiertüte und das Gespräch nahm seinen Lauf. Es dauerte nicht lange, bis meiner Freundin klar wurde, warum dieser Besuch notwendig war. Als sie zusammen auf der Veranda saßen, erzählte die Frau von einer ganzen Reihe von Problemen. Nachdem sie sich eine Stunde lang bei warmem Sommerwetter unterhalten hatten, bemerkte meine Freundin, dass das Eis schmolz und durch die braune Papiertüte zu sickern begann.

Sie rief: „Es tut mir so leid, dass das Eis geschmolzen ist!“

Die Frau antwortete freundlich: „Das ist schon in Ordnung! Ich bin laktoseintolerant.“

In einem Traum sagte der Herr zum Propheten Lehi: „Gesegnet bist du, Lehi, um deswillen, was du getan hast.“1

Eine Jüngerin Jesu Christi zu sein, umfasst mehr, als nur zu hoffen oder zu glauben. Es verlangt Anstrengung und entschlossenes Handeln. Es erfordert, dass wir etwas tun und somit „Täter des Wortes [sind] und nicht nur Hörer“2.

Worauf kam es im Fall der geschmolzenen Eiscreme an? Auf die Eiscreme? Oder darauf, dass meine Freundin einfach etwas getan hat?

Ich hatte ein eindrucksvolles Erlebnis mit einer netten Jungen Dame, die eine sehr aufrichtige Frage stellte: „Schwester Craven, woher wissen Sie, dass überhaupt irgendetwas an der Kirche wahr ist? Ich verspüre nämlich nichts.“

Ich antwortete nicht direkt, sondern stellte ihr zunächst ein paar Fragen. „Wie geht es dir mit deinem persönlichem Schriftstudium?“

Sie entgegnete: „Ich lese nicht in den Schriften.“

Ich fragte weiter: „Wie steht es mit deiner Familie? Befasst ihr euch mit dem Lehrplan Komm und folge mir nach!?“

Sie sagte: „Nein.“

Ich sprach ihre Gebete an: „Was für Gefühle hast du, wenn du betest?“

Ihre Antwort war: „Ich bete nicht.“

Meine Antwort an sie war einfach: „Wenn du etwas wissen möchtest, musst du auch etwas dafür tun.“

Trifft das nicht auf alles zu, was wir erlernen oder wissen wollen? Ich forderte das Mädchen auf, etwas zu tun, nämlich das Evangelium Jesu Christi aktiv zu leben: beten, in den Schriften lesen, dem Nächsten dienen, auf den Herrn vertrauen. Bekehrung stellt sich nicht durch bloßes Nichtstun ein. Sie erfolgt durch die Macht des Heiligen Geistes, wenn wir uns bewusst um Erkenntnis bemühen, indem wir bitten, suchen und anklopfen. Sie erwächst aus dem Tun.3

Im Buch Lehre und Bündnisse sagt der Herr gelegentlich: „Darauf kommt es nicht an.“4 Das lässt mich denken: Wenn es manches gibt, worauf es nicht oder kaum ankommt, muss es doch auch etwas geben, worauf es am meisten ankommt. In unserem Bemühen, etwas Bestimmtes zu tun oder überhaupt etwas zu tun, könnten wir uns also fragen: „Worauf kommt es am meisten an?“

In der Werbung werden oft Schlagworte wie „notwendig“ oder „ein absolutes Muss“ verwendet, um uns glauben zu machen, das Produkt, das verkauft werden soll, sei für unser Glück oder Wohlbefinden unerlässlich. Aber ist das, was da verkauft wird, wirklich notwendig? Brauchen wir es wirklich? Ist es wirklich wichtig?

Hier etwas zum Nachdenken. Worauf kommt es am meisten an?

  • Wie viele Likes wir für unsere Beiträge in den sozialen Medien erhalten? Oder wie sehr wir von unserem Vater im Himmel geliebt und geschätzt werden?

  • Den neuesten Modetrend mitzumachen? Oder Respekt für unseren Körper zu zeigen, indem wir uns anständig kleiden?

  • Antworten mithilfe einer Internetsuche zu finden? Oder Antworten von Gott durch den Heiligen Geist zu erhalten?

  • Immer noch mehr haben zu wollen? Oder mit dem zufrieden zu sein, was uns bereits gegeben wurde?

Präsident Russell M. Nelson hat erklärt:

„Mit dem Heiligen Geist als eurem Begleiter könnt ihr die Promi-Kultur, die unsere Gesellschaft befallen hat, geradewegs durchschauen. Ihr könnt klüger sein, als frühere Generationen es jemals waren. …

Legt den Maßstab für den Rest der Welt fest!“5

Es erfordert Anstrengung, sich beständig auf das zu konzentrieren, was wirklich notwendig ist, um dauerhaft Freude zu empfinden. Der Satan wünscht sich nichts sehnlicher, als dass wir unsere ewigen Ideale vernachlässigen und kostbare Zeit, Talente oder geistige Kraft für Dinge verschwenden, auf die es nicht ankommt. Ich bitte jeden von uns, gebeterfüllt darüber nachzudenken, was uns davon abhält, das zu tun, worauf es am meisten ankommt.

Die Grundschullehrerin unseres ältesten Sohnes hat den Drittklässlern beigebracht: „Ihr seid der Chef eures Gehirns!“ Damit erinnerte sie die Kinder daran, dass sie die Kontrolle über ihre Gedanken haben und daher auch kontrollieren können, was sie tun. Ich ermahne mich selbst dazu, „Chef meines Gehirns zu sein“, wenn ich merke, dass ich mich Dingen zuwende, die weniger wichtig sind.

Ein Schüler der Mittelstufe erzählte mir kürzlich, dass es bei manchen Jugendlichen in der Kirche populär geworden sei, die Gebote bewusst zu missachten, um später nach Plan davon umzukehren. „Das ist eine Art Ehrenabzeichen“, wurde mir gesagt. Sicherlich wird der Herr auch weiterhin denjenigen vergeben, die demütig und „mit wirklichem Vorsatz“6 Umkehr üben. Aber das barmherzige Sühnopfer des Erlösers darf niemals auf solch höhnische Weise missbraucht werden. Wir kennen das Gleichnis von dem einen verlorenen Schaf. Natürlich wird ein Hirte die anderen 99 Schafe verlassen, um das eine zu finden, das sich verirrt hat. Aber können Sie sich vorstellen, welche Freude diejenigen, die sich entschieden haben, zu den 99 zu gehören, dem guten Hirten bringen? Diejenigen, die zusammenhalten und sich gegenseitig helfen, ihre Bündnisse zu halten? Können Sie sich vorstellen, wie die Welt, Ihre Schule, Ihre Arbeit oder Ihr Zuhause aussehen würde, wenn Gehorsam dort populär wäre? Es geht nicht darum, das Leben perfekt zu meistern – es geht darum, Freude zu finden, während wir unser Bestes tun, um gemäß den Bündnissen zu leben, die wir mit dem Herrn geschlossen haben.

In einer Zeit, in der die Welt immer mehr an Gott zweifelt und die Verwirrung und der Druck zunehmen, müssen wir so nah es geht an der Seite des Propheten stehen. Er ist ja das Sprachrohr des Herrn, und wir können darauf vertrauen, dass das, wozu er uns ermahnt, rät und auffordert, das ist, worauf es am meisten ankommt.

Auch wenn es nicht einfach sein mag, so gibt es doch immer einen Weg, das Richtige zu tun. Bei einem Gespräch mit einer Gruppe von Schulfreunden rutschte einer Jungen Dame das Herz in die Hose, als Kritik an den Maßstäben der Kirche aufkam. Ihr wurde klar, dass sie nicht einfach schweigen konnte – sie musste etwas tun. Respektvoll sprach sie über die Liebe des himmlischen Vaters und darüber, inwiefern die Gebote, die er gegeben hat, dem Segen und Schutz seiner Kinder dienen. Es wäre viel einfacher für sie gewesen, einfach gar nichts zu tun. Aber worauf kam es am meisten an? In der Gruppe nicht aufzufallen? Oder „allzeit und in allem und überall“7 als Zeugin Gottes hervorzutreten?

Wenn die wiederhergestellte Kirche Jesu Christi aus dem Dunkel hervorkommen soll, müssen wir aus dem Dunkel hervorkommen. Als Frauen, die ihre Bündnisse halten, müssen wir unser Licht des Evangeliums in der ganzen Welt leuchten lassen, indem wir hervortreten und uns abheben. Wir tun dies gemeinsam als Töchter Gottes – eine Gemeinschaft von 8,2 Millionen Frauen im Alter von 11 Jahren und darüber, deren Aufgabe genau dieselbe ist. Wir sammeln Israel, indem wir uns am Werk der Errettung und Erhöhung beteiligen: Wir bemühen uns, das Evangelium Jesu Christi zu leben, für Bedürftige zu sorgen, alle Menschen einzuladen, das Evangelium anzunehmen, und Familien für die Ewigkeit zu vereinen.8 Das Evangelium Jesu Christi ist ein Evangelium der Tat und ein Evangelium der Freude! Unterschätzen wir nicht unsere Fähigkeit, das zu tun, worauf es am meisten ankommt. Unser göttliches Erbe gibt uns Mut und Selbstvertrauen, all das zu tun und zu sein, was wir – wie unser liebevoller Vater im Himmel weiß – sein können.

Der diesjährige Leitgedanke für die Jugendlichen ist in Sprichwörter 3:5,6 zu finden:

„Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit;

such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade!“

Ein Schlüsselelement des Gottvertrauens besteht darin, vorwärtszugehen und daran zu glauben, dass er uns führen wird, auch wenn wir nicht alle Antworten kennen.

Schwestern, es geht nicht um die Eiscreme. Und es geht nicht darum, noch mehr zu tun. Es geht darum, das zu tun, worauf es ankommt. Es geht darum, die Lehre Christi in die Tat umzusetzen, während wir danach streben, mehr wie er zu werden.

Je mehr wir tun, um fest auf dem Weg der Bündnisse zu bleiben, desto mehr wächst unser Glaube an Jesus Christus. Je mehr unser Glaube wächst, desto stärker wird unser Wunsch, umzukehren. Und je mehr wir umkehren, desto fester wird unsere Bündnisbeziehung zu Gott. Diese Bündnisbeziehung führt uns in den Tempel, denn dadurch, dass wir die Tempelbündnisse halten, harren wir auch bis ans Ende aus.

Wenn wir unser Leben auf Jesus Christus ausrichten, werden wir so geführt, dass wir das tun, worauf es am meisten ankommt, und wir werden mit geistiger Stärke, Zufriedenheit und Freude gesegnet. Im Namen Jesu Christi. Amen.