Generalkonferenz
Bündnisse mit Gott stärken und schützen uns und bereiten uns auf die ewige Herrlichkeit vor
Frühjahrs-Generalkonferenz 2022


11:59

Bündnisse mit Gott stärken und schützen uns und bereiten uns auf die ewige Herrlichkeit vor

Wenn wir uns dafür entscheiden, Bündnisse zu schließen und zu halten, werden wir mit mehr Glück in diesem Leben gesegnet und mit einem herrlichen ewigen Leben in der künftigen Welt

Schwestern, was für eine Freude, sich als weltweite Schwesternschaft zu versammeln! Als Frauen, die Bündnisse mit Gott schließen und halten, eint uns eine geistige Verbundenheit, die uns bei den Herausforderungen unserer Zeit hilft und uns auf das Zweite Kommen Jesu Christi vorbereitet. Wenn wir uns an diese Bündnisse halten, können wir unseren Einfluss als Frauen ausüben und unsere Mitmenschen zum Erretter führen.

Diejenigen, die getauft sind, haben an diesem unvergesslichen Tag den Bund geschlossen, den Namen Jesu Christi auf sich zu nehmen, immer an ihn zu denken, seine Gebote zu halten und ihm bis ans Ende zu dienen. Wenn wir das tun, verheißt der Vater im Himmel, dass er uns unsere Sünden vergibt und uns den Heiligen Geist als Begleiter schenkt. Diese Segnungen bringen uns auf den Weg, der es uns ermöglicht – sofern wir vorwärtsstreben und bis ans Ende ausharren –, mit ihm und seinem Sohn im celestialen Reich zu leben. Jeder, der getauft ist, hat die Verheißung dieser Vorzüge, sofern er sich an den Bund hält, den er an diesem besonderen Tag geschlossen hat.

Diejenigen, die im Tempel weitere Bündnisse schließen, erhalten machtvolle Verheißungen, die von ihrer persönlichen Glaubenstreue abhängen. Wir geloben feierlich, Gottes Gebote zu befolgen, nach dem Evangelium Jesu Christi zu leben, sittlich rein zu sein und unsere Zeit und unsere Talente dem Herrn zu weihen. Im Gegenzug verheißt Gott Segnungen in diesem Leben und die Möglichkeit, zu ihm zurückzukehren.1 Dabei werden wir mit der Macht ausgestattet, inmitten der verwirrenden, negativen Stimmen, die uns bombardieren, zwischen Wahrheit und Irrtum, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden. Was für ein gewaltiges Geschenk!

In Vorbereitung auf meinen ersten Tempelbesuch halfen mir meine Mutter und erfahrene FHV-Schwestern, alles auszuwählen, was ich dafür brauchen würde, unter anderem die wunderschöne zeremonielle Kleidung. Aber die wichtigste Vorbereitung kam noch vor der Frage, was ich anziehen sollte. Nachdem mein Bischof ein Interview mit mir geführt hatte, um festzustellen, ob ich würdig war, erklärte er mir die Bündnisse, die ich eingehen würde. Dank seiner ausführlichen Erklärungen konnte ich über die Bündnisse nachdenken und mich darauf einstellen, diese einzugehen.

Als der Tag gekommen war, nahm ich mit einem Gefühl der Dankbarkeit und des Friedens an dem Geschehen teil. Auch wenn ich nicht die ganze Bedeutung der Bündnisse, die ich einging, erfassen konnte, wusste ich doch, dass ich durch diese Bündnisse an Gott gebunden war und dass mir – sofern ich sie hielt – Segnungen verheißen waren, die ich nur ansatzweise begreifen konnte. Seit diesem ersten Erlebnis habe ich immer wieder festgestellt, dass die Bündnisse, die wir mit Gott schließen, uns befähigen, auf die Macht des Erretters zurückzugreifen, und diese Macht stärkt uns in unseren unausweichlichen Prüfungen, schützt uns vor dem Einfluss des Widersachers und bereitet uns auf ewige Herrlichkeit vor.

Im Leben können wir Lustiges wie auch Herzzerreißendes erleben, Leidvolles wie auch Herrliches. Mit jeder Erfahrung begreifen wir besser, wie allumfassend der Vater im Himmel uns liebt und dass wir die Fähigkeit besitzen, uns durch die vom Erretter angebotene Gnade zu ändern. Wenn wir unsere Bündnisse halten, kann die Macht des Erretters uns reinigen, während wir durch Erfahrung dazulernen – ob wir nun eine kleinere Fehlentscheidung treffen oder einen schweren Fehler begehen. Unser Erlöser ist da, um uns aufzufangen, wenn wir fallen, sofern wir uns ihm zuwenden.

Abseilen an einer Felswand

Standen Sie schon mal auf einem hohen Felsen, mit den Zehen an der Kante und dem Rücken zum Abgrund? Beim Abseilen ist man zwar durch starke Seile und die Ausrüstung so gesichert, dass man wohlbehalten unten ankommt, aber wenn man so nah an der Kante steht, schlägt einem doch das Herz höher. Damit man einen Schritt ins Leere machen und sich durch die Luft schwingen kann, braucht man Vertrauen in die Halterung, die an einem unnachgiebigen Gegenstand befestigt ist. Man muss dem vertrauen, der das Seil straff hält, während man sich abseilt. Auch wenn man mithilfe seiner Ausrüstung den Abstieg teilweise selbst bestimmen kann, muss man darauf vertrauen, dass der Partner einen nicht fallen lässt.

Verankerung beim Abseilen
Eine Jugendliche seilt sich an einer Felswand ab

Ich erinnere mich lebhaft daran, wie ich das Abseilen mit einer Gruppe Junger Damen geübt habe. Ich war als Erste an der Reihe. Ich trat rückwärts über die Kante und befand mich plötzlich in freiem Fall. Zum Glück stoppte das Seil ruckartig und mein unkontrollierter Sinkflug war vorbei. Während ich auf halber Höhe vor der zerklüfteten Felswand baumelte, betete ich inständig für denjenigen, der mich davor bewahrte, auf die Felsen zu stürzen.

Später erfuhr ich, dass der Ankerbolzen nicht richtig fixiert worden war, und als ich die Kante überschritten hatte, war derjenige, der mich absicherte, auf den Rücken umgerissen worden und wurde Richtung Abgrund geschleift. Irgendwie fand er mit den Füßen Halt an ein paar großen Steinen. In dieser Position gelang es ihm mit Mühe und Kraft, eine Hand über der anderen, mich mit dem Seil langsam hinabzulassen. Zwar konnte ich ihn nicht sehen, aber ich wusste, dass er seine ganze Kraft einsetzte, mich zu sichern. Ein weiterer Freund stand unten vor dem Felsen und war darauf gefasst, mich aufzufangen, sollte das Seil nachgeben. Sobald er mich zu fassen bekam, ergriff er meinen Gurt und ließ mich herab.

Mit Jesus Christus als unserem Anker und vollkommenen Partner haben wir die Gewissheit, dass er uns in Prüfungen liebevoll stärkt und dass wir durch ihn schließlich befreit werden. Präsident M. Russell Ballard hat erklärt: „Glaube an Gott und an seinen Sohn, den Herrn Jesus Christus, ist der Anker, den wir stets haben müssen und der uns Halt gibt, wenn uns soziale Turbulenzen und Schlechtigkeit umgeben. … Unser Glaube muss auf Jesus Christus, sein Leben, sein Sühnopfer und die Wiederherstellung seines Evangeliums … ausgerichtet sein.“2

Die geistige Ausrüstung, die verhindert, dass wir an den Felsen der Drangsal zerbrechen, ist unser Zeugnis von Jesus Christus und die Bündnisse, die wir schließen. Wir können uns auf diese Hilfe verlassen, die uns sicher führt und trägt. Als unser bereitwilliger Partner wird der Erretter nicht zulassen, dass wir so weit fallen, dass er uns nicht mehr erreicht. Selbst in Zeiten von Kummer und Leid ist er da, uns zu erheben und zu ermuntern. Durch seine Macht können wir uns von den oftmals verheerenden Auswirkungen der Entscheidungen anderer erholen. Wir müssen jedoch unseren Gurt anlegen und uns vergewissern, dass die Knoten sicher gebunden sind. Wir müssen uns entscheiden, mit dem Erretter verankert zu sein und durch unsere Bündnisse an ihn gebunden zu sein.3

Wie festigen wir diesen Anker? Wir beten mit demütigem Herzen, studieren die heiligen Schriften und sinnen darüber nach, nehmen umkehrbereit und andächtig vom Abendmahl, bemühen uns, die Gebote zu halten, und folgen dem Rat des Propheten. Und während wir unsere Alltagsaufgaben „in einer erhabeneren und heiligeren Weise“4 verrichten, sind wir mit dem Erretter noch mehr verbunden und helfen gleichzeitig anderen, zu ihm zu kommen.

Wie sieht diese erhabenere und heiligere Weise aus? Wir versuchen, im Umgang mit unseren Mitmenschen nach dem Evangelium zu leben. Wir kümmern uns um die Bedürftigen, indem wir uns anderer annehmen und unsere Liebe durch einfachen Dienst am Nächsten kundtun. Wir geben die frohe Kunde des Evangeliums an diejenigen weiter, die Frieden und Kraft brauchen und „nicht wissen, wo sie zu finden [sind]“5. Wir vereinen auf beiden Seiten des Schleiers Familien für die Ewigkeit. Und für diejenigen, die im Haus des Herrn Bündnisse geschlossen haben, gilt die Erklärung von Präsident Russell M. Nelson: „Von jedem erwachsenen Tempelbesucher [wird] erwartet, dass er … das heilige Garment des Priestertums trägt[, das uns daran erinnert,] jeden Tag in einer erhabeneren und heiligeren Weise dem Weg der Bündnisse zu folgen.“6 All das zu tun ist nicht nur ein gelegentliches Vergnügen, sondern für unser tägliches Glück – und unsere ewige Freude – unerlässlich.

Nichts ist wichtiger für unseren ewigen Fortschritt, als unsere Bündnisse mit Gott zu halten. Wenn unsere Tempelbündnisse in Kraft sind, können wir auf ein freudiges Wiedersehen mit unseren Lieben auf der anderen Seite des Schleiers vertrauen. Kinder, Eltern oder Ehepartner, die die Erde schon verlassen haben, hoffen mit ganzem Herzen, dass Sie den Bündnissen treu sind, die Sie miteinander verbinden. Wenn wir unsere Bündnisse mit Gott verwerfen oder leichtfertig damit umgehen, gefährden wir diese ewigen Bande. Jetzt ist die Zeit, umzukehren, etwas in Ordnung zu bringen und es erneut zu versuchen.

Unser Glück währt nur kurz, wenn wir die Segnungen ewiger Freude für flüchtige Bequemlichkeit hergeben. Ganz gleich, wie alt wir sind, gilt diese unumstößliche Wahrheit: Der Schlüssel zu dauerhaftem Glück ist das Leben nach dem Evangelium Jesu Christi und das Halten unserer Bündnisse. Unser Prophet Präsident Nelson hat bekräftigt: „Letztendlich hängen unsere Sicherheit und unser alleiniges dauerhaftes Glück davon ab, ob wir an der eisernen Stange des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi festhalten, mitsamt seinen Bündnissen und Verordnungen. Wenn wir das tun, können wir sicher durch raue Gewässer navigieren, weil wir Zugang zu Gottes Macht haben.“7

Viele von uns erleben raue Gewässer. Wenn wir von Wellen der Prüfungen hin- und hergeworfen werden und manchmal ob der Tränenströme inmitten dieser Schwierigkeiten blind sind, wissen wir vielleicht nicht, in welche Richtung wir unser Lebensboot rudern sollen, oder glauben nicht einmal, dass wir die Kraft haben, das Ufer zu erreichen. Wenn Sie sich daran erinnern, wer Sie sind – ein geliebtes Kind Gottes –, warum Sie auf der Erde sind und dass es Ihr Ziel ist, mit Gott und Ihren Lieben zu leben, kann Ihnen das klare Sicht geben und Ihnen die richtige Richtung weisen. Inmitten des Sturms gibt es ein helles Licht, das uns den Weg zeigt. „Ich bin das Licht, das in der Finsternis leuchtet“8, hat Jesus verkündet. Wir sind in Sicherheit, wenn wir auf sein Licht schauen und unsere Bündnisse in Ehren halten.

Es war ein Vorzug, Frauen aller Altersgruppen kennenzulernen, die unter den verschiedensten Umständen leben und ihre Bündnisse halten. Jeden Tag blicken sie auf den Herrn und seinen Propheten, um Führung zu erhalten, und nicht auf allgegenwärtige Medien. Trotz ihrer persönlichen Herausforderungen und der schädlichen Philosophien der Welt, die sie davon abhalten wollen, ihre Bündnisse zu halten, sind sie entschlossen, auf dem Weg der Bündnisse zu bleiben. Sie stützen sich auf die Verheißung, dass uns „alles gegeben [wird], was [der] Vater hat“9. Und jede von Ihnen, jede Frau, die einen Bund mit Gott geschlossen hat, hat unabhängig von ihrem Alter die Fähigkeit, das Licht des Herrn hochzuhalten und andere zu ihm zu führen.10 Wenn Sie Ihre Bündnisse halten, wird Gott Sie mit seiner Priestertumsmacht ausrüsten und Sie befähigen, einen tiefgreifenden Einfluss auf alle zu haben, mit denen Sie in Kontakt kommen. Präsident Nelson verkündete: Sie sind die Frauen, die die vorhergesagten Prophezeiungen erfüllen!11

Liebe Schwestern, bleiben Sie vor allem auf dem Weg der Bündnisse, der zu Jesus Christus führt. Wir durften zu einer Zeit auf die Erde kommen, da es rund um den Globus Tempel gibt. Jedes würdige Mitglied der Kirche kann Tempelbündnisse schließen und halten. Ihr jungen Erwachsenen braucht nicht bis zur Ehe oder zur Mission zu warten, um diese heiligen Bündnisse zu schließen. Ihr könnt euch schon in jungen Jahren vorbereiten, den Schutz und die Kraft durch Tempelbündnisse zu empfangen, sobald ihr 18 oder älter seid und den Wunsch verspürt, diese Tempelbündnisse zu halten.12 Sie, die Sie bereits die Segnungen des Tempels empfangen haben, lassen Sie nicht zu, dass Menschen oder Ablenkungen Sie von ewigen Wahrheiten fortziehen. Studieren Sie und fragen Sie vertrauenswürdige Quellen, um die heilige Bedeutung der Bündnisse, die Sie geschlossen haben, besser zu verstehen. Gehen Sie so oft wie möglich zum Tempel und hören Sie auf den Heiligen Geist. Sie werden die süße Gewissheit verspüren, dass Sie auf dem Weg des Herrn sind. Sie werden den Mut erlangen, weiterzumachen und auch andere mitzunehmen.

Ich bezeuge: Wenn wir uns dafür entscheiden, Bündnisse mit dem Vater im Himmel zu schließen, und die Macht des Erretters dafür nutzen, diesen Bündnissen treu zu sein, werden wir mit mehr Glück in diesem Leben gesegnet, als wir uns jetzt vorstellen können, und mit einem herrlichen ewigen Leben in der künftigen Welt.13 Im Namen Jesu Christi. Amen.