Ein neuer Freund
Laura Potts, Illinois, USA
Ich saß mit meinen Freunden beim Mittagessen, als ich bemerkte, dass ein neuer Schüler namens Michael nun zur selben Zeit Mittagspause hatte wie wir. Es sah so aus, als ob er niemand kenne, aber gern Freunde finden wolle. Er beschloss, sich zu einer Gruppe älterer Jungen zu setzen, die eine Zeit lang vorgaben, freundlich zu sein, aber ihn schließlich nur verspotteten. Sie machten sich die ganze Zeit über ihn lustig, bis er anfing zu weinen. Ich beobachtete es, und es störte mich maßlos. Später erfuhr ich, dass Michael Autist ist.
Ich fragte Michael daher, ob er bei mir und meinen Freunden sitzen wolle. Doch er lehnte ab. Wahrscheinlich fürchtete er, wieder verspottet zu werden. Lieber wollte er alleine sitzen.
Am nächsten Tag ging ich zu ihm und stellte ihn meinen Freunden vor. Ich merkte, dass er sich freute, dass ich ihn nicht aufgegeben hatte, und wir unterhielten uns. Ich erfuhr, dass er bei dem Spiel „Drei gewinnt“ ein wahrer Profi ist. Er ist fast unbesiegbar. Ich erkannte auch, wie ungeheuer klug er ist. Er weiß die Namen aller US-Präsidenten auswendig und kann sagen, von wann bis wann jeder im Amt war. Er ist einfach unglaublich, aber nicht viele waren bereit, hinter seine Behinderung zu sehen. Manche Schüler hänselten mich, weil ich mich zu ihm setzte, aber ich achtete nicht darauf. Mir gefiel es, mit Michael Zeit zu verbringen.
Wir trafen uns jeden Tag zum Mittagessen, und ich konnte sehen, dass Michael immer mehr aus sich herausging. Er freute sich jeden Tag auf das Mittagessen, und ich auch. Was ich zunächst einfach als gute Tat betrachtet hatte, entpuppte sich als der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.