Ich war zuhause
Steven Sainsbury, Kalifornien
Im Rahmen eines Dienstprojekts reiste ich mit einigen anderen Ärzten nach Ruanda und half dort bei der medizinischen Versorgung mit. Nach zwei Wochen, als sich unser Aufenthalt dem Ende näherte, bekam ich Heimweh. Ich vermisste meine Familie, mein gemütliches Bett und mein Zuhause.
An meinem letzten Sonntag in Afrika ließ es sich so einrichten, dass ich in die Kirche gehen konnte. Die Kirche Jesu Christi war in Ruanda noch nicht formell anerkannt, dennoch fand ich auf der Internetseite der Kirche die Versammlungszeiten und eine Wegbeschreibung.
Und was für eine Wegbeschreibung! „Folgen Sie der Straße mit dem Kopfsteinpflaster gegenüber dem Ministerium. Halten Sie Ausschau nach einem offenen Tor. Gehen Sie dort die Treppe hinunter.“
Ich befolgte die Anweisungen, und nachdem ich ein Stück gegangen war, hörte ich klar und deutlich den Refrain eines vertrauten Kirchenliedes. Ich stieg die Treppe hinunter. Jetzt war auch der Text des Liedes „O fest wie ein Felsen“ (Gesangbuch, Nr. 56) zu vernehmen. Die Treppe endete vor einem kleinen Gebäude, vor dessen Eingang Dutzende lächelnde Menschen standen. Obwohl ich ja ein Fremder war, fühlte ich mich sofort mit diesen Menschen verbunden. Viele meiner ruandischen Brüder und Schwestern kamen auf mich zu und gaben mir die Hand, und sofort fühlte ich mich von der bedrückenden Einsamkeit befreit – ich war zuhause!
Ich betrat das Gemeindehaus und nahm an dem üblichen dreistündigen Versammlungsblock teil, der so ablief wie bei mir zuhause in Kalifornien. Träger des Aaronischen Priestertums teilten das Abendmahl aus, die Ansprachen handelten vom Erlöser, und in der Sonntagsschule wurde die gleiche Lektion durchgenommen, die in dieser Woche auch in meiner Heimatgemeinde auf dem Plan stand.
Vor allem aber war der Geist des Herrn in allen Versammlungen zugegen. Ganz sicher lächelte der Herr wohlwollend auf diese guten Menschen herab, die ihm nach besten Kräften dienten. Ich erfuhr, dass im Jahr davor nur eine Handvoll Ruander hier die Versammlungen besucht hatte. Ich zählte aber über hundert Anwesende, die Hälfte davon lächelnde Kinder.
Nun, da die Missionsarbeit in Ruanda offiziell aufgenommen wurde, gehe ich davon aus, dass die Missionare dort großen Erfolg haben werden. Der Heilige Geist wird immer mehr Freunden der Kirche in Ruanda bezeugen, dass die wiederhergestellte Kirche das Reich Gottes für die ganze Erde ist – für jeden Kontinent, jedes Volk und für jedes Kind Gottes. Ich bin sehr dankbar für die Kirche, wo immer sie sich auch befindet – ob an der kalifornischen Küste oder an einer Kopfsteinpflasterstraße in Zentralafrika.