2015
Elder L. Tom Perry: Unermüdlich im Aufbau des Reiches Gottes
Zum Gedenken Elder L. Tom Perry


Zum Gedenken

Elder L. Tom Perry : Unermüdlich im Aufbau des GOTTESREICHES

„Ich weiß, dass wir die einzig bleibende Freude und Zufriedenheit hier auf der Erde nur dadurch erlangen können, dass wir dem Erretter folgen, seinem Gesetz gehorchen und seine Gebote halten. Er lebt. Das bezeuge ich Ihnen.“1

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Elder L. Tom Perry sitting in a chair during a meeting. He is smiling at the camera.

Die Stadt war völlig zerstört. L. Tom Perry gehörte zur ersten Gruppe des Marine Corps, das nach Unterzeichnung des Friedensabkommens am Ende des Zweiten Weltkriegs in Japan an Land ging. Über den Moment, als sie die in Trümmern liegende Stadt Nagasaki erreichten, erzählte er später: „Dies war eins meiner traurigsten Erlebnisse.“

Als Elder Perry das verheerende Ausmaß der Zerstörung vor sich sah, entschloss er sich, mit allen Mitteln zu helfen, die ihm zu Gebote standen. Die Besatzungstruppen richteten ihr Hauptquartier ein und machten sich an die Arbeit: Sie räumten Trümmer beiseite, errichteten neue Gebäude und begruben Tote. Doch Elder Perry und einige andere Soldaten wollten noch mehr tun.

Sie baten den Militärgeistlichen ihrer Einheit um die Erlaubnis, beim Wiederaufbau der christlichen Kirchen in der Umgebung mitzuhelfen. In den meisten Kirchen gab es aufgrund der von der Regierung erlassenen Beschränkungen während des Krieges so gut wie kein Gemeindeleben mehr. Die wenigen Gebäude, die es gab, mussten dringend saniert werden. Elder Perry und die anderen Soldaten erklärten sich bereit, die Instandsetzungsarbeiten in ihrer Freizeit zu erledigen.

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L. Tom Perry in a military uniform. He was a member of the United States Marine Corps during World War II.

Sie bekamen die Erlaubnis und machten sich an die Arbeit.

„Wir beherrschten die Sprache nicht“, erinnerte er sich. „Alles, was wir tun konnten, war, anzupacken und die Gebäude wieder herzurichten. Wir machten die Geistlichen ausfindig, die während der Kriegsjahre nicht hatten amtieren können, und ermutigten sie, auf ihre Kanzel zurückzukehren. Es war herrlich, mitzuerleben, wie diese Menschen nun wieder die Freiheit hatten, ihren christlichen Glauben auszuüben.“

Als sie in den Zug stiegen, um Nagasaki zu verlassen, wurden Elder Perry und die anderen, die beim Wiederaufbau der Kirchen mitgeholfen hatten, von vielen Kameraden aufgezogen. Sie hatten ihre Freundinnen dabei und lachten über den jungen Tom Perry und die anderen. Sie meinten, sie hätten ihre Zeit mit hämmern und Wände verputzen vergeudet.

Dann geschah etwas, woran sich Elder Perry sein Leben lang erinnerte. Gerade als die Hänseleien am ärgsten waren, kamen rund zweihundert japanische Christen über eine Anhöhe unweit des Bahnhofs und sangen das Lied „Vorwärts, Christi Jünger“. Die Gruppe überreichte Elder Perry und den anderen Soldaten, die so schwer für sie geschuftet hatten, Geschenke.

Dann reihten sie sich am Gleis entlang auf. „Als der Zug losfuhr, reichten wir mit den Händen hinaus und berührten im Wegfahren ihre Finger“, erzählte er. „Wir konnten vor Rührung nicht sprechen, doch wir waren dankbar, dass wir einen kleinen Teil dazu hatten beitragen können, das Christentum nach dem Krieg in einem Land wieder aufzubauen.“2

Sein Leben lang war Elder L. Tom Perry damit beschäftigt, etwas aufzubauen. Mal war es ein Kirchengebäude, das in Schutt und Asche lag, mal ging es darum, mit seinem grenzenlosen Optimismus, seiner Begeisterung und seiner geistigen Stärke einen Menschen oder ein Volk wieder aufzurichten.

Wo Elder Perry auch hinkam, stärkte er seine Mitmenschen.

Von guten Eltern

Lowell Tom Perry kam am 5. August 1922 in Logan in Utah als Sohn von Leslie Thomas Perry und Nora, geb. Sonne, zur Welt. Er hatte fünf Geschwister. Toms Eltern liebten das Evangelium und nutzten jede Gelegenheit, ihre Kinder darin zu unterweisen. Sein Leben lang war diese rechtschaffene Erziehung für Elder Perry eine Quelle der Kraft.

In seiner ersten Generalkonferenzansprache als Apostel berichtete Elder Perry über seine Kindheit: „Wir legten jeden Morgen zu Hause unsere Kleidung an. Unsere Eltern kleideten uns nicht nur jeden Tag mit Mützen und Regenmänteln und Stiefeln, die uns vor schlechtem Wetter schützen sollten, sondern noch viel sorgfältiger mit der Rüstung Gottes. Jedes Mal, wenn wir zum Familiengebet niederknieten und unserem Vater, einem Priestertumsträger, zuhörten, wie er seine Seele vor dem Herrn ausschüttete und um den Schutz seiner Familie vor den feurigen Pfeilen der Schlechten bat, wurde unserem Schild des Glaubens eine weitere Schicht hinzugefügt. Solange unser Schild erst noch weiter verstärkt wurde, war [das Schild unserer Eltern] immer einsatzbereit, denn sie waren für uns da und das wussten wir.“3

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Formal portrait of the Leslie Thomas and Elsie Nora Sonne Perry family. Elder L. Tom Perry is seen as a young man in the picture.

Ganz oben: Der junge Tom Perry (hinten links) mit seinen Eltern und Geschwistern; Elder Perry hat stets die Erinnerung daran bewahrt, wie er als Kind von seinen Eltern unterwiesen wurde. Oben: Foto aus dem Jahrbuch des Utah State Agricultural College nach Kriegsende.

Tom lernte bereits als Kind, fleißig zu sein. Er half im Haushalt mit, zu dem auch ein großer Garten gehörte, den er mit bepflanzte und hegte. „Wie dankbar bin ich doch meinem Vater, der mir geduldig die Gartenarbeit beibrachte“, sagte er. „Wir haben in der Familie nicht nur gelernt, wie man Gläser und Flaschen im Regal anordnet, sondern auch, wie man Obst und Gemüse anbaut, um die leeren Gläser und Flaschen wieder aufzufüllen.“4

Seine Mutter war eine hervorragende Lehrerin. Selbst bei der Hausarbeit vermittelte sie ihren Kindern bei jeder Gelegenheit die Evangeliumswahrheiten und auch höhere Bildung. „Sie war die geborene Lehrerin und weit anspruchsvoller als alle Lehrer in der Schule oder in der Kirche.“5

Sie stand abends so lange vor der Zimmertür der Kinder, bis sie sicher war, dass sie ihr Gebet sprachen.

Elder Perry sagte über seine Mutter: „Sie wusste …, dass die Erziehung der Kinder den Eltern anvertraut ist und letztlich die Eltern dafür Sorge tragen müssen, dass die Kinder das lernen, was der Vater im Himmel vorgesehen hat.“6

Ein Führer im Reich Gottes

Elder Perry bekleidete im Laufe seines Lebens viele Führungsämter. Er war in zwei Bischofschaften tätig, im Hoherat des Pfahles, als Zweiter Ratgeber der Präsidentschaft des Pfahles American River in Kalifornien, als Pfahl-Missionspräsident, als Assistent des Präsidenten der Oststaaten-Mission (wo er viele Stunden auf dem Stand half, den die Kirche bei der Weltausstellung 1964/65 in New York hatte), als Zweiter Ratgeber der Präsidentschaft des Pfahles Boston in Massachusetts sowie als Präsident dieses Pfahles. 1972 wurde er als Assistent der Zwölf berufen, 1974 dann als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel.

Elder Perrys Leben war von großer geistiger Stärke und Enthusiasmus geprägt, was auch zu merken war, wenn er redete. Seine donnernde Stimme klang noch im Herzen der Zuhörer nach, wenn er das Podium schon lange verlassen hatte.

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Elder Perry talking with General Authorities/ Apostles

Elder Perry (rechts) und drei seiner Brüder aus dem Kollegium der Zwölf Apostel – Elder D. Todd Christofferson, Elder Quentin L. Cook und Elder Neil A. Andersen – bei einem heiteren Gespräch nach der Generalkonferenz

Elder Quentin L. Cook vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt: „Elder L. Tom Perry gab machtvoll Zeugnis von Jesus Christus. Er kannte den Heiland. Er liebte ihn. Er gab voller Macht Zeugnis von dessen Göttlichkeit.“7

Ein Familienmensch

Der junge Tom Perry begegnete seiner Frau Virginia Lee zum ersten Mal, als er bei einer Pfahlführerschaftsversammlung die Anwesenden zählte. Er erzählte später, dass er die anwesenden Brüder noch ordnungsgemäß zählte, aber bei den jungen Schwestern versagten auf einmal seine mathematischen Fähigkeiten. „Mein Blick fiel plötzlich auf eine bezaubernde junge Frau. Und plötzlich konnte ich nicht mehr zählen.“

Elder Perry besuchte damals das Utah State Agricultural College, die heutige Utah State University, und hatte nur sehr wenig Freizeit. Trotzdem stand Virginia Lee bald im Mittelpunkt seines Lebens.8

Acht Monate nach ihrer ersten Begegnung heirateten L. Tom Perry und Virginia Lee im Logan-Utah-Tempel. Sie hatten miteinander drei Kinder.

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Family portrait of Elder L. Tom Perry, his wife Virginia, and three children and son-in-law. Taken April 6, 1974, the day Elder Perry was sustained as a member of the Quorum of the Twelve Apostles.

Die Zeit für die Familie war für Elder Perry von höchster Wichtigkeit. Er nahm sich stets Zeit für Geburtstage, Familienurlaube, Familientraditionen und andere wichtige Anlässe.

Ein Erlebnis prägte ihn dabei ganz besonders. Als Elder Perry mit seiner Familie aus beruflichen Gründen an die Ostküste zog, suchten sie nach einem Haus in der Nähe seiner Arbeitsstelle. Als sich die Suche hinzog, sahen sie sich auch Objekte an, die etwas weiter entfernt lagen. Schließlich fanden sie ein Haus, das der ganzen Familie gefiel. Es war ein hübsches, eingeschossiges Haus in den dichten Wäldern Connecticuts. Zuletzt wurde getestet, wie lange Elder Perrys Arbeitsweg mit der Bahn sein würde. Enttäuscht kehrte er nach der Fahrt zu seiner Familie zurück. Er hatte pro Strecke anderthalb Stunden gebraucht.

Er erklärte seiner Familie das Problem und sagte, sie könnten entweder das Haus oder einen Vater haben. Die Antwort überraschte ihn. „Wir nehmen das Haus“, lautete sie. „Du bist sowieso nicht oft da.“

Dieses Erlebnis war ein Wendepunkt für Elder Perry. „Ich musste schnell Umkehr üben“, erzählte er. „Meine Kinder brauchten einen Vater, der mehr zu Hause war.“ Er nahm sich diese Lektion zu Herzen. „Ich änderte meine Arbeitsgewohnheiten, sodass ich mehr Zeit für meine Familie hatte.“9

Elder Perry setzte sich das Ziel, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Wie viele weitere Ziele erreichte er auch dieses meisterlich. „Wir Kinder hatten viel Spaß mit unserem Vater“, erklärt Lee Perry, Elder Perrys Sohn. „Er übertrug uns mancherlei Aufgaben und wollte dabei immer gern mitmachen. Wir hatten nie Zweifel, dass unser Vater uns liebte.“10

Tom und Virginia Perry erzogen ihre Kinder in Rechtschaffenheit und Liebe. Am 14. Dezember 1974, nur acht Monate, nachdem er zum Apostel berufen worden war, verlor Elder Perry seine Frau nach einem fünf Jahre währenden Kampf gegen ein Krebsleiden. Mit den Worten: „Jetzt ist sie geheilt und ich bin mir sicher, dass es im Paradies noch viel schöner ist, weil sie jetzt da ist“11, ehrte er seine Frau.

Am 28. April 1976 heiratete Elder Perry Barbara Taylor Dayton im Salt-Lake-Tempel. Gemeinsam bereisten die beiden die Welt, Seite an Seite sprachen sie mit vielen Menschen.

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Portrait of L. Tom Perry with his wife Barbara.

In seiner Zeit als Apostel sprach Elder Perry oft über seine Kindheit, seine Familie und darüber, wie wichtig es ist, dass die Familie stark bleibt und zusammenhält. Ihm war dies so wichtig, dass er in seinen Ansprachen bei der Generalkonferenz einige Male direkt jemanden aus seiner Familie ansprach.12

Ein erfolgreicher Geschäftsmann

L. Tom Perry besaß sein Leben lang das Talent, Fertigkeiten und Erkenntnisse, die er sich in einem bestimmten Bereich angeeignet hatte, auf andere Bereiche zu übertragen. Als er einige Jahre mit seiner ersten Frau verheiratet war, wurde er als Zweiter Ratgeber in die Bischofschaft berufen. Er war zu dieser Zeit beruflich derart ausgelastet, dass er gar nicht wusste, wie er eine solche Verpflichtung zeitlich unterbringen sollte. Er hatte kaum genug Zeit zum Schlafen.13

Dennoch zögerte er nicht und nahm die Berufung an. Zu den ersten Fertigkeiten, die er sich in der neuen Bischofschaft aneignete, gehörten das Delegieren und das Organisieren. Diese Grundsätze machte er sich im Beruf zunutze und hatte schon bald mehr Zeit bei der Arbeit und zu Hause. Sie öffneten Elder Perry schließlich die Türen zur höheren Führungsebene in seiner Branche, dem Einzelhandel.

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L. Tom Perry holding a phone.

Ein anderes Mal halfen ihm die in der Kirche erworbenen Fertigkeiten kurz nachdem er eine Stelle bei einer großen Firma in New York angenommen hatte. Zu seinen neuen Aufgaben gehörte es, dem Verwaltungsrat, der schwer zufriedenzustellen war, einen Budgetvorschlag zu präsentieren.

Elder Perry war bei dieser Aufgabe zunächst etwas bange. Er schaute sich den Raum an, wo er seine Präsentation vorführen sollte. Dort sah er, dass ein Großteil der Wand mit Flanell überzogen war, wahrscheinlich um die Akustik zu verbessern. „Als ich das große Flanellstück betrachtete, fiel mir meine PV-Lehrerin ein, und ich dachte daran, wie sie ihre Flanelltafel [für den Unterricht] benutzt hatte.“

Elder Perry bestellte daraufhin Papier, das auf der Rückseite mit Flanell überzogen war, und fertigte darauf verschiedene Budgetentwürfe an. Die Mitglieder des Verwaltungsrats waren von seiner Präsentationstechnik völlig gefesselt. „Die Präsentation schien sehr wirkungsvoll zu sein, und als alles vorbei war, wurde ich beglückwünscht.“14 Dies habe er seiner PV-Lehrerin zu verdanken, erklärte er.

Trotz seines großen beruflichen Erfolgs bewahrte Elder Perry stets seine Integrität und blieb seinen Werten treu. Es gab eine Zeit in seinem Berufsleben, in der er oft von seinem Chef zu Geschäftsessen samt einstündigem geselligem Beisammensein eingeladen wurde. Er wollte nicht, dass es so aussah, als ob er bei diesen Zusammenkünften ein alkoholisches Getränk in der Hand hielt, also fing Elder Perry an, sich immer ein Glas Milch zu bestellen.

„Es erstaunte mich, wie viele meiner Kollegen im Laufe der Zeit dazu übergingen, in der Stunde, die wir zusammen verbrachten, so wie ich Milch zu trinken“, erzählte er. „Ich [fand] heraus, dass man interessante Reaktionen erlebt, wenn man anders ist als die Welt, aber wenn man die Gesetze Gottes befolgt, wird man immer von ihm gesegnet.“15

Ein treuer Staatsbürger

L. Tom Perry erfüllte gerade eine Vollzeitmission in der Nordstaaten-Mission, als der Zweite Weltkrieg wütete. Gleich im ersten Monat nach der Rückkehr von seiner Mission trat er in das Marine Corps ein.

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L. Tom Perry in his military uniform, 1944. He served in the marine corps after his mission.

Er diente seinem Land ehrenhaft und kehrte mit einer noch größeren Vaterlandsliebe zurück. Im November 2013 waren Elder Perry und seine Frau bei dem Ball zum 238. Jahrestag des Marine Corps Ehrengäste. „Ich kann Ihnen sagen, dass ich stets voller Stolz an die Zeit denke, in der ich im Marine Corps gedient habe“, sagte er bei diesem Anlass.16

In seiner Anfangszeit als Apostel wurde Elder Perry zu einem Treffen von religiösen Würdenträgern nach Washington, D.C., eingeladen. Man wollte gemeinsam erörtern, wie sich die Kirchen an der Feier zum 200. Jahrestag der Vereinigten Staaten beteiligen könnten. Darüber war Elder Perry zunächst hoch erfreut. Er wollte dazu beitragen, dass die Kirchen gemeinsam Gott ihren Dank für die führende und schützende Hand bei der Gründung Amerikas bekundeten.

Schockiert stellte er fest, dass die Gruppe eine solche Aussage nicht treffen wollte. Gott, der Herr, sollte nicht erwähnt werden, um keinen Atheisten vor den Kopf zu stoßen. Elder Perry war tief betroffen. Bei der Generalkonferenz gab er jedoch feierlich Zeugnis von den Wahrheiten, die die Gruppe religiöser Führer in Washington nicht hatte verkünden wollen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Grundlage jeder rechtschaffenen Regierung das Gesetz ist, das vom Herrn gegeben wurde, um uns Menschen bei allem zu führen und zu leiten. Eine rechtschaffene Regierung erhält Weisung vom Herrn.“17

Elder Perry war sein Leben lang ein treuer Staatsbürger.

Jedermann ein Freund

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Elder L. Tom Perry laughing with Rabbi Benny Zippel at the Little America Hotel. They were attending the Catholic Community Services Awards event on Thursday, November 6, 2014. Elder Perry and his wife, Barbara, were honored at the event.

Oben: Elder Perry im Alter von 89 Jahren in seinem Büro; rechts: Elder Perry lächelte gern und schloss mühelos überall Freundschaft. Hier spricht er mit einem Teilnehmer der Preisverleihung 2014 des katholischen Gemeindedienstes von Utah, bei der die humanitäre Arbeit gewürdigt wurde, die er und seine Frau Barbara geleistet haben.

Oben: Foto von Tom Smart, Deseret News; unten: Abdruck des Fotos mit freundlicher Genehmigung der Deseret News

Wo er hinkam, gewann Elder Perry Freunde. Eine Begebenheit aus seinem Leben zeigt, dass er in praktisch jeder Situation Freundschaften aufbauen konnte. Nachdem er mit seiner Familie aus beruflichen Gründen nach New York gezogen waren, fiel ihm auf, wie reserviert sich die Leute auf der Straße und in der U-Bahn verhielten.

„Ich dachte mir nur: ‚Die sind aber alle unfreundlich‘“, erinnerte er sich später. In Kalifornien, wo er vorher gewohnt hatte, hatten sich die Leute ganz anders verhalten, nämlich herzlich und umgänglich. Ihm machte es derart zu schaffen, wie kalt und unfreundlich man ihm begegnete, dass er sogar in Erwägung zog, nach Kalifornien zurückzuziehen. Da fragte ihn seine Frau, ob er denn schon versucht habe, sich anders zu verhalten. Dem war nicht so. Sie sagte: „Probier es doch mal aus und schau, was geschieht!“

Also überlegte sich Elder Perry, wie er morgens auf seiner Pendelstrecke jemanden kennenlernen könnte. Er beobachtete, wie ein Mann in seiner U-Bahn-Station jeden Morgen einen bestimmten Ablauf einhielt: Der Mann kam immer zur selben Zeit an, kaufte eine Zeitung, wartete dann immer an derselben Stelle auf dem Bahnsteig und setzte sich in der U-Bahn jeden Tag auf den gleichen Sitzplatz.

Elder Perry wollte für ein wenig Abwechslung sorgen und schauen, ob er nicht einen Freund gewinnen könnte. So kam er eines Morgens früher und stellte sich auf den Platz auf dem Bahnsteig, wo dieser Mann sonst stand. Dann setzte er sich in der U-Bahn auf den Sitzplatz, wo der Mann sonst saß. Das machte er zwei Tage lang. Als Elder Perry am dritten Tag morgens zum Bahnhof kam, stellte er fest, dass der Mann früher gekommen war als sonst und seinen Platz auf dem Bahnsteig für sich beansprucht hatte. Der Mann grinste Elder Perry ein wenig spöttisch an, der daraufhin lachend zu ihm hinüberging und ihm von seinem Plan erzählte.

„Er meinte, so etwas Tolles habe er noch nie gehört“, erzählte Elder Perry. Die beiden Männer fuhren daraufhin gemeinsam mit der U-Bahn und wurden bald schon gute Freunde. Jeden Morgen wetteiferten sie darum, wer zuerst auf dem Bahnsteig war. Bald beteiligte sich noch ein weiterer Pendler, dann noch einer und schließlich kämpften zehn Pendler spaßhaft um den begehrten Platz.

„Das hat Leben in die Bude gebracht“, so Elder Perry. Im Laufe der Zeit wurden alle Beteiligten gute Freunde. Zur Weihnachtszeit standen rund zehn dieser Pendler auf dem Bahnsteig und sangen gemeinsam Weihnachtslieder. „Ich habe damals einige meiner besten Freunde gewonnen.“18

Beim Aufbau stets zur Stelle

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Elder L. Tom Perry and his wife, Barbara, applying mortar to the cornerstone of the Brigham City Utah Temple, September 23, 2012.

Oben: Elder Perry und seine Frau bringen Mörtel auf dem Eckstein des Brigham-City-Utah-Tempels auf. Oben rechts: Elder L. Tom Perry (rechts) als Missionar mit seinem Mitarbeiter Elder Wayne Parkin in der Nordstaaten-Mission. Rechts: Tom Perry als frisch eingeschriebener Marinesoldat.

Rechts Mitte: Foto von Scott Winterton, Deseret News

Bei der Herbst-Generalkonferenz 1986 erzählte Elder Perry eine Begebenheit aus seiner Kindheit, die einen tiefen Einblick in sein Leben gewährt. Als sein Vater ihr Haus umbaute, war es die Aufgabe des siebenjährigen Tom, mit einem Nageleisen Nägel aus alten Brettern herauszuholen und sie wieder gerade zu schlagen. Das war zwar harte Arbeit, aber der kleine Tom fühlte sich stets zufrieden, wenn er seine Aufgabe für den Tag erledigt hatte.

Elder Perry hat im Laufe der Jahre viele solcher Bauprojekte durchgeführt, vom Umbau bis zum Neubau von Gemeindehäusern. Was er damals als Kind lernte, als er die Nägel wieder gerade schlug, setzte er sein Leben lang in die Tat um, sowohl auf der Baustelle als auch anderswo.

Er erklärte: „Es stellt einen sehr zufrieden, wenn man eine Aufgabe zu Ende geführt hat, vor allem, wenn man dabei sein Bestes gegeben hat.“19

Elder Perry hat sich nie mit weniger zufriedengegeben. Er baute auf, unterwies andere, tat Gutes und gab Zeugnis – und zwar nach besten Kräften. Er war wahrhaft unermüdlich im Aufbau des Gottesreiches.

„Das Evangelium Jesu Christi ist wahr“, bezeugte er. „Es wurde wiederhergestellt, um uns in diesen Letzten Tagen ein Segen zu sein. Es enthält alle Wahrheiten, Grundsätze und Verordnungen, die der Vater im Himmel in seinem großen Plan des Glücklichseins vorgesehen hat, der dazu dient, dass wir zu ihm zurückkehren und für immer bei ihm in der ewigen Welt leben können. Ich bezeuge Ihnen, dass das Evangelium Jesu Christi sein göttlicher Weg für uns ist, unserer herrlichen Zukunft zu begegnen.“20

Anmerkungen

  1. L. Tom Perry in „Besondere Zeugen für Christus“, Liahona, April 2001, Seite 11

  2. L. Tom Perry in „Besondere Zeugen für Christus“, Liahona, April 2001, Seite 11

  3. L. Tom Perry, „Build Your Shield of Faith“, Ensign, Mai 1974, Seite 98

  4. L. Tom Perry, „The Need to Teach Personal and Family Preparedness“, Ensign, Mai 1981, Seite 88

  5. L. Tom Perry, „Was Mütter ihre Kinder zu Hause lehren“, Liahona, Mai 2010, Seite 30

  6. L. Tom Perry, „Was Mütter ihre Kinder zu Hause lehren“, Seite 30

  7. Interview mit Elder Quentin L. Cook vom 5. Mai 2015

  8. Siehe Lee Tom Perry, L. Tom Perry, An Uncommon Life: Years of Preparation, 1922–1976, 2013, Seite 146

  9. L. Tom Perry, „Von Gott berufen“, Liahona, November 2002, Seite 9

  10. Interview mit Lee Tom Perry vom 5. Mai 2015

  11. L. Tom Perry, „A Tribute“, Ensign, Mai 1975, Seite 33

  12. Siehe unter anderem seine Ansprachen bei der Frühjahrs-Generalkonferenz 1982 und bei der Herbst-Generalkonferenz 1985

  13. Siehe Lee Tom Perry, L. Tom Perry, An Uncommon Life, Seite 194

  14. L. Tom Perry, „Lehrt sie mit allem Eifer das Wort Gottes“, Der Stern, Juli 1999, Seite 8f.

  15. L. Tom Perry, „In the World“, Ensign, Mai 1988, Seite 14

  16. In Gerry Avant, „Elder Perry Honored for Service in U.S. Marine Corps“, LDS.org

  17. L. Tom Perry, „For the Time Will Come When They Will Not Endure Sound Doctrine“, Ensign, November 1975, Seite 86

  18. L. Tom Perry, in: „Elder and Sister Perry“, Conversations, Episode 4, mormonchannel.org

  19. Siehe L. Tom Perry, „The Joy of Honest Labor“, Ensign, November 1986, Seite 62, 64

  20. L. Tom Perry, „Wie man früher der Zukunft begegnet ist“, Liahona, November 2009, Seite 76

„Tom Perry diente seinem Land, seiner Kirche, seiner Familie, seinen Mitmenschen und seinem Gott.“ – Präsident Thomas S. Monson, Gedenkansprache auf der Trauerfeier für Elder L. Tom Perry (siehe Seite 14f.)

Oben: Elder Perry im Alter von 89 Jahren in seinem Büro; rechts: Elder Perry lächelte gern und schloss mühelos überall Freundschaft. Hier spricht er mit einem Teilnehmer der Preisverleihung 2014 des katholischen Gemeindedienstes von Utah, bei der die humanitäre Arbeit gewürdigt wurde, die er und seine Frau Barbara geleistet haben.

Oben: Foto von Tom Smart, Deseret News; unten: Abdruck des Fotos mit freundlicher Genehmigung der Deseret News

Links: Im Zweiten Weltkrieg diente Tom Perry im Marine Corps der Vereinigten Staaten. Er gehörte den ersten Besatzungstruppen an, die nach Japan kamen. Oben: an der Brigham-Young-Universität mit US-Senator Joseph Lieberman.

Links Mitte: Foto von Mark A. Philbrick/BYU Photo

Ganz oben: Der junge Tom Perry (hinten links) mit seinen Eltern und Geschwistern; Elder Perry hat stets die Erinnerung daran bewahrt, wie er als Kind von seinen Eltern unterwiesen wurde. Oben: Foto aus dem Jahrbuch des Utah State Agricultural College nach Kriegsende.

Oben: In einem Besucherzentrum stehen die Leute Schlange, um Elder Perry begrüßen zu dürfen; links: mit seinen Kindern am Neujahrstag 1960

Links Mitte: Foto von Michael Parker, Deseret News

Oben und links: Fotos vom 6. April 1974. An diesem Tag wurde Elder Perry als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel bestätigt.

Anderthalb Jahre nach dem Tod seiner Frau Virginia heiratete Elder Perry Barbara Taylor Dayton im Salt-Lake-Tempel

Oben: Elder Perry und seine Frau bringen Mörtel auf dem Eckstein des Brigham-City-Utah-Tempels auf. Oben rechts: Elder L. Tom Perry (rechts) als Missionar mit seinem Mitarbeiter Elder Wayne Parkin in der Nordstaaten-Mission. Rechts: Tom Perry als frisch eingeschriebener Marinesoldat.

Rechts Mitte: Foto von Scott Winterton, Deseret News

Das Kollegium der Zwölf Apostel im Jahr 1979: Elder Perry steht hinten neben Elder Thomas S. Monson.

Oben: Elder Perry begrüßt bei der Herbst-Generalkonferenz 2013 ein paar Mitglieder. Links: Elder Perry kommt im April 2014 mit Führern der Siebenten-Tags-Adventisten zusammen, um sich mit ihnen über Religionsfreiheit auszutauschen. Unten: Elder Perry nahm sich immer Zeit für andere. Hier spricht er mit ein paar Besuchern der Parade am Pionierstag in Salt Lake City.

Oben rechts: Foto von Tom Smart, Deseret News; rechts Mitte: Abdruck des Fotos mit freundlicher Genehmigung von Ansel Oliver; rechts unten: Foto von Kristin Murphy, Deseret News

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