Schalten Sie Ihr Licht an
Die Propheten rufen uns auf, meine Schwestern. Werden Sie rechtschaffen sein? Werden Sie Ihren Glauben klar in Worte fassen? Werden Sie Ihr Licht anschalten?
Vielleicht wissen Sie es noch nicht, aber Präsident Monson und ich sind Zwillinge. Genau an dem Tag und zu der Stunde, als ich in Nordkalifornien geboren wurde, wurde der 36-jährige Thomas S Monson als jüngster Apostel bestätigt. Mir gefällt diese besondere persönliche Verbindung zum Propheten Gottes, Präsident Monson.
Die Propheten sprechen immer wieder über Frauen.1 Sie werden einige ihrer Worte heute in dieser Versammlung hören. Ich gehe fast 40 Jahre zurück und zitiere eine bemerkenswerte Prophezeiung, die von Präsident Spencer W. Kimball niedergeschrieben wurde. Im September 1979 kamen die Frauen der weltweiten Kirche erst zum zweiten Mal zu ihrer eigenen allgemeinen Versammlung zusammen. Präsident Kimball hatte seine Ansprache vorbereitet, aber am Tag der Konferenz befand er sich im Krankenhaus. Daher bat er seine Frau, Camilla Eyring Kimball, an seiner Stelle seine Worte vorzulesen.2
Schwester Kimball las die Worte des Propheten vor, der nachdrücklich betonte, welch guten Einfluss die Frauen der Kirche vor dem Zweiten Kommen des Erretters auf die guten Frauen in der Welt haben werden. Gegen Ende seiner Ansprache richtete er einen mitreißenden Aufruf an die Frauen der Kirche, über den wir seither immer wieder sprechen.
Ich möchte ein wenig von dem zitieren, was Präsident Kimball sagte:
„Schließlich, meine lieben Schwestern, möchte ich Ihnen etwas ans Herz legen, was noch nie gesagt worden ist, zumindest nicht auf diese Weise. Ein Großteil des immensen Wachstums der Kirche in den Letzten Tagen wird daher rühren, dass viele der guten Frauen der Welt … sich in großer Zahl zur Kirche hingezogen fühlen werden. Das wird in dem Maße geschehen, wie die Frauen der Kirche Rechtschaffenheit und Klarheit ausstrahlen, und in dem Maße, wie wahrgenommen wird, dass sie sich – in positiver Hinsicht – ganz deutlich von den Frauen der Welt abheben.
Zu den wahren Heldinnen in der Welt, die in die Kirche kommen, werden Frauen zählen, die mehr um Rechtschaffenheit besorgt sind als um sich selbst. Diese Heldinnen besitzen wahre Demut, die der Redlichkeit mehr Wert beimisst als dem Ansehen. …
So werden die weiblichen Vorbilder in der Kirche als maßgebliche Kraft dazu beitragen, dass die Kirche in den Letzten Tagen an Zahl und an Geistigkeit wächst.“3
Welch eine prophetische Aussage! Nur um es noch einmal zusammenzufassen:
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Von Frauen gepflegte gute Beziehungen sind der Auslöser, der ein Großteil des immensen Wachstums der Kirche in den kommenden Jahren herbeiführen wird.
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Die Freundschaften, die die Frauen in der FHV, die Jungen Damen und die Mädchen in der PV mit aufrichtigen, treuen, gottesfürchtigen Frauen und Mädchen anderer Glaubensrichtungen und Glaubensansichten aufbauen, werden als maßgebliche Kraft zum Wachstum der Kirche in den Letzten Tagen beitragen.
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Präsident Kimball nannte diese Frauen anderer Herkunft „Heldinnen“, die mehr um Rechtschaffenheit besorgt sind als um sich selbst, die uns zeigen, dass Redlichkeit mehr wert ist als Ansehen.
Ich habe auf meinen Reisen im Rahmen meiner Berufung schon viele solcher guten Frauen in aller Welt kennengelernt. Ihre Freundschaft bedeutet mir viel. Auch Sie kennen sie. Sie finden sie unter Ihren Freundinnen und Nachbarinnen. Sie mögen der Kirche angehören oder noch nicht, aber wir sind in Freundschaft verbunden, und das ist sehr wichtig. Wie können wir nun also unseren Teil beitragen? Was sollen wir tun? Präsident Kimball nennt fünf Punkte:
Erstens: Rechtschaffenheit. Rechtschaffen zu sein bedeutet nicht, vollkommen zu sein oder nie Fehler zu machen. Es bedeutet, eine innere Verbindung zu Gott aufzubauen, von unseren Sünden und Fehlern umzukehren und anderen großzügig zu helfen.
Frauen, die umgekehrt sind, ändern den Lauf der Geschichte. Ich habe eine Freundin, die in jungen Jahren einen Autounfall hatte und in der Folge von Schmerzmitteln abhängig wurde. Später ließen ihre Eltern sich scheiden. In einer kurzen Beziehung wurde sie schwanger, und ihre Sucht dauerte fort. Aber eines Abends betrachtete sie ihr chaotisches, verfahrenes Leben und dachte: Es reicht! Sie flehte zum Erretter Jesus Christus, er möge ihr helfen. Sie sagt, dass sie erkannt hat, dass Jesus Christus stärker war als selbst solche furchtbaren Lebensumstände wie ihre und dass sie sich auf seine Kraft verlassen konnte, während sie den Weg der Umkehr ging.
Dadurch, dass sie zum Herrn und zu seinen Wegen zurückkehrte, änderte sie den Lauf ihrer Geschichte und auch der Geschichte ihres kleinen Sohnes und ihres neuen Ehemannes. Sie ist rechtschaffen, und ihr Herz ist weit offen für andere, die Fehler gemacht haben und sich ändern wollen. Und so wie wir alle ist auch sie nicht vollkommen, aber sie weiß, wie man umkehrt und sich stets bemüht.
Zweitens: Klarheit. Wir sollen klar zum Ausdruck bringen, wie wir über etwas denken und warum. Vor ein paar Monaten entdeckte ich in Facebook einen Beitrag, der das Christentum verunglimpfte. Ich las ihn und war ein wenig verärgert, tat ihn aber achselzuckend ab. Eine Bekannte jedoch, die nicht unserer Kirche angehört, postete eine Erwiderung. Sie schrieb: „Das ist das genaue Gegenteil dessen, wofür Jesus eintrat: Er erschien zu seiner Zeit so radikal, weil er … alle auf die gleiche Stufe setzte. Er redete mit Prostituierten, aß mit dem Steuereintreiber, … freundete sich mit machtlosen Frauen und Kindern an …und erzählte uns die Geschichte vom barmherzigen Samariter. … Daraus folgt, … dass wahre Christen wohl immer bestrebt sind, die liebevollsten Menschen der Welt zu sein.“ Als ich das las, dachte ich: Warum habe ich das nicht geschrieben?
Wir müssen alle besser darin werden, die Gründe für unseren Glauben in klare Worte zu fassen. Was denken Sie über Jesus Christus? Warum bleiben Sie in der Kirche? Warum glauben Sie daran, dass das Buch Mormon heilige Schrift ist? Woher bekommen Sie Ihren Frieden? Warum ist es von Belang, dass der Prophet auch im Jahr 2017 noch etwas zu sagen hat? Woher wissen Sie, dass er ein echter Prophet ist? Setzen Sie Ihre Stimme und Ihre Überzeugungskraft dafür ein, das, was Sie wissen und empfinden, klar in Worte zu fassen – in den sozialen Medien, in stillen Gesprächen mit Freunden, wenn Sie mit Ihren Enkelkindern plaudern. Sagen Sie ihnen, warum Sie glauben, was für ein Gefühl es ist, ob Sie jemals gezweifelt haben, wie Sie es durchgestanden haben und was Jesus Christus Ihnen bedeutet. Der Apostel Petrus hat es so ausgedrückt: „Fürchtet euch nicht …, sondern haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“4
Drittens: sich abheben. Ich möchte Ihnen von einer Begebenheit erzählen, die sich im Juli am Strand von Panama City Beach in Florida zugetragen hat.5 Am späten Nachmittag sah Roberta Ursrey ihre zwei Jungen um Hilfe schreien. Sie waren knapp 100 Meter weit draußen im Meer. Sie waren in eine starke Strömung geraten und wurden immer weiter ins Meer hinausgetrieben. Ein Paar in der Nähe versuchte, die beiden Jungen zu retten, geriet aber ebenfalls in die Strömung. Auch Angehörige der Familie Ursrey sprangen ins Wasser, um die Schwimmer aus ihrer Not zu retten, und schon bald steckten neun Leute in der Rückströmung fest.
Es gab keine Seile. Es gab keine Strandwächter. Die Polizei hatte ein Rettungsboot angefordert, aber die Leute im Meer kämpften schon seit 20 Minuten gegen die Strömung an und waren erschöpft und gerieten mit dem Kopf immer wieder unter Wasser. Unter den Zuschauern am Strand war auch Jessica Mae Simmons. Ihr Mann hatte die Idee, eine Menschenkette zu bilden. Sie riefen die Leute am Strand herbei, und Dutzende hakten einander unter und stapften ins Meer. Jessica schreibt: „Wie Männer und Frauen aus aller Herren Länder sich aufmachten, völlig fremden Leuten zu helfen, war ein geradezu umwerfender Anblick!“6 80 Strandbesucher bildeten eine Kette bis hin zu den Schwimmern. Sehen Sie sich dieses Foto von diesem beeindruckenden Augenblick an.
Allen am Strand fielen nur konventionelle Lösungen ein und waren wie gelähmt. Ein Ehepaar aber kam im Bruchteil einer Sekunde auf eine andere Lösung. Innovation und Kreativität sind geistige Gaben. Wenn wir unsere Bündnisse halten, heben wir uns von anderen in unserem Kulturkreis und unserer Gesellschaft ab, aber wir haben dadurch auch Zugang zu Inspiration, sodass uns andere Lösungen, andere Herangehensweisen, andere Anwendungen einfallen. Wir mögen in der Welt nicht immer dazupassen, aber die Tatsache, dass wir uns auf positive Weise abheben, kann für andere, die zu kämpfen haben, eine Rettungsleine sein.
Viertens: deutlich. Wenn etwas deutlich ist, ist es klar definiert und dadurch gut zu erkennen. Ich komme noch einmal zurück auf die Geschichte von Jessica Mae Simmons am Strand. Als die Menschenkette die Schwimmer fast erreichte, wusste sie, dass sie helfen konnte. Jessica Mae berichtet: „Ich kann den Atem lange anhalten … und schaffe locker eine Runde durch ein Olympia-Schwimmbecken. [Ich wusste auch, wie man aus einer Rückströmung freikommt.] Ich wusste, dass ich es schaffen konnte, [jeden der Schwimmer] bis zur Menschenkette zu bringen.“7 Sie und ihr Mann nahmen sich jeweils ein Boogiebrett und schwammen die Menschenkette entlang, bis sie und ein weiterer Retter die Schwimmer erreichten. Dann beförderten sie einen nach dem anderen bis zur Menschenkette, über die sie an den sicheren Stand gelangten. Jessicas Kenntnisse, wie man gegen eine Rückströmung anschwimmt, waren deutlich geworden.
Das wiederhergestellte Evangelium ist klar definiert und dadurch gut zu erkennen. Aber es muss auch deutlich zu erkennen sein, dass wir ihm folgen. So wie Jessica das Schwimmen geübt hat, müssen wir uns darin üben, das Evangelium zu leben, noch ehe ein Notfall eintritt, damit wir furchtlos und stark genug sind, zu helfen, wenn andere von der Strömung weggerissen werden.
Und schließlich fünftens: alle vier oben genannten Punkte in positiver Weise umsetzen. Eine positive Einstellung bedeutet nicht, dass man ein künstliches Lächeln aufsetzt, ganz gleich, was sich ereignet. Aber es bedeutet, die Gesetze Gottes zu halten und unsere Mitmenschen aufzubauen und ihnen Mut zu machen.8 Wenn wir andere aufbauen, wenn wir ihnen die Last leichter machen, werden wir in einer Weise gesegnet, die uns auch unsere Prüfungen nicht nehmen kann. Ich habe ein Zitat von Präsident Gordon B. Hinckley an einer Stelle angebracht, wo ich es jeden Tag sehe, nämlich: „Aus Pessimismus und Zynismus heraus kann man nichts aufbauen … Wenn man optimistisch ist und sich glaubensvoll anstrengt, dann erreicht man etwas.“9
Ein Beispiel für eine solch positive, optimistische Einstellung ist ein 13-jähriges Mädchen namens Elsa. Es wird mit ihrer Familie nach Baton Rouge in Louisiana umziehen und ist dann 2900 Kilometer von ihren Freunden entfernt. Es ist nicht gerade einfach, mit 13 an einen anderen Ort zu ziehen. Elsa war verständlicherweise unsicher, was den Umzug betraf, und ihr Vater gab ihr einen Segen. Kaum war der Segen ausgesprochen, ertönte auf dem Handy ihrer Mutter der Ton für eine SMS. Junge Damen aus Louisiana hatten dieses Bild geschickt und dazugeschrieben: „Bitte zieh in unsere Gemeinde!“10
Die Jungen Damen waren optimistisch, dass sie Elsa gernhaben würden, obwohl sie sie noch gar nicht kannten. Ihre Begeisterung stimmte auch Elsa optimistisch, was den bevorstehenden Umzug anging, und es war eine Antwort auf ihr Gebet und die Frage, ob alles gut werden würde.
Eine positive Einstellung und Optimismus strömen eine Kraft aus, die nicht nur für uns ein Segen ist, sondern alle um uns herum aufbaut. Jede Kleinigkeit, mit der wir echte Freude in anderen entfachen, zeigt, dass wir die Fackel, die Präsident Kimball entzündet hat, bereits tragen.
Ich war 15 Jahre alt, als Präsident Kimballs Ansprache vorgelesen wurde. Wir, die wir über 40 sind, haben diesen Auftrag von Präsident Kimball schon seit damals. Heute sehe ich euch, die 8-Jährigen, die 15-Jährigen, die 20-Jährigen und die 35-Jährigen, und gebe diese Fackel an euch weiter. Ihr seid die zukünftigen Anführerinnen in dieser Kirche, und es ist eure Aufgabe, dieses Licht weiterzutragen und die Erfüllung dieser Prophezeiung zu sein. Wir, die wir über 40 sind, haken uns bei euch unter und spüren eure Kraft und Energie. Wir brauchen euch.
Ich möchte eine Schriftstelle aus Lehre und Bündnisse 49:26-28 vorlesen. Sie mag unter anderen Umständen geschrieben worden sein, aber wenn ihr sie heute Abend hört, hoffe ich, dass ihr sie durch den Heiligen Geist als persönlichen Aufruf zu diesem heiligen Werk auffasst:
„Siehe, ich sage euch: Geht hin, wie ich euch geboten habe; kehrt von all euren Sünden um; bittet, und ihr werdet empfangen; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden.
Siehe, ich werde vor euch hergehen und werde eure Nachhut sein; und ich werde mitten unter euch sein, und ihr werdet nicht zuschanden werden.
Siehe, ich bin Jesus Christus, und ich komme schnell.“11
Ich appelliere an Sie alle: Versetzen Sie sich selbst in eine Lage, in der Sie die großzügige Liebe spüren können, die Gott für Sie empfindet. Sie können sich gar nicht in eine Lage außerhalb der Reichweite dieser Liebe versetzen. Wenn Sie seine Liebe spüren, wenn Sie ihn lieben, werden Sie umkehren und seine Gebote halten. Wenn Sie seine Gebote halten, kann er Sie in seinem Werk einsetzen. Sein Werk und seine Herrlichkeit sind die Erhöhung und das ewige Leben des Menschen.
Die Propheten rufen uns auf, meine Schwestern. Werden Sie rechtschaffen sein? Werden Sie Ihren Glauben klar in Worte fassen? Können Sie es ertragen, sich deutlich abzuheben? Wird Ihre Freude trotz Ihrer Prüfungen andere anziehen, die gut und edel sind und Ihre Freundschaft brauchen? Werden Sie Ihr Licht anschalten? Ich bezeuge, dass der Herr Jesus Christus vor uns hergehen und in unserer Mitte sein wird.
Ich schließe mit den Worten unseres vielgeliebten Propheten, Thomas S. Monson: „Meine lieben Schwestern, heute ist Ihr Tag und Ihre Zeit.“12 Im Namen Jesu Christi. Amen.