Der Beitrag der Schwestern zur Sammlung Israels
Ich bitte als Prophet darum, dass Sie, die Frauen in der Kirche, die Zukunft mitgestalten, indem Sie mithelfen, das zerstreute Israel zu sammeln.
Es ist wunderbar, bei Ihnen zu sein, meine lieben, kostbaren Schwestern. Vor kurzem hatte ich ein Erlebnis, das Ihnen vielleicht einen Einblick vermittelt, wie sehr ich Sie und die außergewöhnlichen Fähigkeiten schätze, mit denen Sie ausgestattet sind.
Bei einer Versammlung in Südamerika steigerte ich mich einmal in einer Ansprache so sehr in das Thema hinein, dass ich an einer entscheidenden Stelle sagte: „Als Mutter von zehn Kindern kann ich Ihnen sagen, dass …“ Anschließend sprach ich einfach weiter.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich Mutter gesagt hatte! Mein Übersetzer ging davon aus, dass ich mich versprochen hatte, und änderte das Wort Mutter in Vater, sodass die Anwesenden gar nicht merkten, dass ich mich als Mutter bezeichnet hatte. Aber Wendy, meine Frau, hörte es und amüsierte sich sehr über meinen Freud’schen Versprecher.
In diesem Moment sprudelte die tiefe Sehnsucht meines Herzens, in der Welt Großes zu erreichen, wie nur eine Mutter es kann, aus meinem Inneren. Wenn ich im Laufe der Jahre gefragt wurde, warum ich mich dafür entschieden hatte, Arzt zu werden, lautete meine Antwort stets: „Weil es mir nicht möglich war, mich dafür zu entscheiden, Mutter zu sein.“
Bitte beachten Sie, dass ich mit Mutter nicht nur Frauen meine, die in diesem Leben ein Kind geboren oder adoptiert haben. Ich meine damit alle erwachsenen Töchter unserer himmlischen Eltern. Jede Frau ist aufgrund ihrer ewigen göttlichen Bestimmung auch eine Mutter.
Heute Abend bete ich als Vater von zehn Kindern – neun Töchtern und einem Sohn – und als Präsident der Kirche darum, dass Sie spüren mögen, wie sehr ich Sie schätze – auch dafür, wer Sie sind und wie viel Gutes Sie tun können. Niemand kann das tun, was eine rechtschaffene Frau zu tun vermag. Niemand kann den Einfluss einer Mutter ersetzen.
Männer können die Liebe des himmlischen Vaters und des Erretters an andere weitergeben und tun das oftmals auch. Doch Frauen haben eine besonderes Talent dafür – eine göttliche Gabe. Sie haben die Fähigkeit zu spüren, was jemand braucht und wann er es braucht. Sie können auf jemanden zugehen, ihm etwas erklären, ihn trösten und stärken – genau in dem Moment, wenn er es braucht.
Frauen sehen die Dinge anders als Männer. Ach, wie sehr brauchen wir doch Ihre Sichtweise! Es entspricht Ihrem Wesen, zuerst an andere zu denken und zu überlegen, wie sich etwas auf andere auswirkt.
Wie Präsident Eyring dargelegt hat, war es unsere herrliche Mutter Eva, die eine sehr weitsichtige Vorstellung vom Plan unseres himmlischen Vaters hatte und daraufhin den sogenannten „Fall“ einleitete. Ihre weise und mutige Entscheidung, die von Adam unterstützt wurde, brachte den göttlichen Plan des Glücklichseins voran. Sie ermöglichten es uns, zur Erde zu kommen, einen Körper zu erhalten und unter Beweis zu stellen, dass wir jetzt für Jesus Christus einstehen, wie wir es auch im vorirdischen Leben getan haben.
Meine lieben Schwestern, Sie haben besondere geistige Gaben und Neigungen. Heute Abend bitte ich Sie inständig, mit der ganzen Hoffnung meines Herzens, dass Sie darum beten, Ihre geistigen Gaben zu erfassen und diese noch mehr als je zuvor zu entwickeln, zu gebrauchen und auszubauen. Wenn Sie das tun, werden Sie die Welt verändern.
Als Frauen inspirieren Sie andere und setzen einen Maßstab, der nachahmenswert ist. Ich möchte Ihnen etwas über die Gründe erzählen, die zu zweien der umfassenden Ankündigungen bei der letzten Generalkonferenz geführt haben. Sie, meine lieben Schwestern, hatten jeweils die Schlüsselrolle inne.
Zuerst zur Betreuung. Der größte Maßstab für die Betreuung ist das Beispiel unseres Erretters Jesus Christus. Im Allgemeinen werden Frauen schon seit jeher diesem Maßstab viel mehr gerecht als Männer. Wenn Sie sich wahrhaftig eines Menschen annehmen, folgen Sie Ihrem Gefühl und helfen dem Betreffenden, die Liebe des Erretters mehr zu verspüren. Die Neigung, anderen geistlich zu dienen und sie zu betreuen, liegt in der Natur von rechtschaffenen Frauen. Ich kenne Frauen, die jeden Tag beten: „Wem soll ich nach deinem Willen heute helfen?“
Bevor im April 2018 angekündigt wurde, wie wir uns fortan auf edlere und heiligere Weise um andere kümmern wollen, haben manche Männer einfach ihren Heimlehrbesuch abgehakt und sich den nächsten Punkt auf der Liste vorgenommen.
Aber wenn Sie spürten, dass eine Schwester, deren Besuchslehrerin Sie waren, Hilfe brauchte, haben Sie sofort geholfen und waren auch im Laufe des Monats immer wieder zur Stelle. So war die Art und Weise, wie Sie Ihren Besuchslehrauftrag erfüllt haben, die Inspiration für das anspruchsvollere Konzept Betreuung.
Zweitens wurden bei der letzten Generalkonferenz die Kollegien des Melchisedekischen Priestertums neu strukturiert. Als wir mit der Frage rangen, wie wir den Männern in der Kirche helfen können, ihrer Verantwortung erfolgreicher gerecht zu werden, dachten wir gründlich über das Beispiel der Frauenhilfsvereinigung nach.
In der FHV kommen Frauen unterschiedlicher Altersgruppen und in verschiedenen Lebensumständen zusammen. Jedes Alter bringt seine eigenen Schwierigkeiten mit sich, und trotzdem sind Sie Woche für Woche da, um sich auszutauschen, Fortschritt zu machen und miteinander über das Evangelium zu sprechen, und Sie bringen in der Welt wirklich etwas zustande.
Ihrem Beispiel folgend gehören alle Träger des Melchisedekischen Priestertums nun dem Ältestenkollegium an. Diese Männer sind 18 bis 98 Jahre alt (oder noch älter) und bringen eine gleichermaßen breite Fülle an Erfahrungen mit dem Priestertum und in der Kirche mit. Die Brüder können nun eine engere Verbundenheit entwickeln, gemeinsam lernen und anderen ein noch größerer Segen sein.
Wie Sie wissen, haben meine Frau und ich im Juni dieses Jahres zu den Jugendlichen der Kirche gesprochen. Wir haben sie aufgefordert, sich dem Jugendbataillon des Herrn anzuschließen, um bei der Sammlung Israels auf beiden Seiten des Schleiers mitzuhelfen. Diese Sammlung ist die größte Herausforderung, die größte Sache und das größte Werk heute auf Erden!1
Diese Sache bedarf dringend der Frauen, denn Frauen gestalten die Zukunft. Daher bitte ich als Prophet heute Abend darum, dass Sie, die Frauen in der Kirche, die Zukunft mitgestalten, indem Sie mithelfen, das zerstreute Israel zu sammeln.
Womit können Sie anfangen?
Ich habe vier Empfehlungen für Sie:
Erstens: Enthalten Sie sich 10 Tage lang der sozialen Medien und aller Medien, die Ihnen negative oder unreine Gedanken in den Sinn kommen lassen. Beten Sie um Erkenntnis, von welchen Einflüssen Sie sich während dieses Fastens fernhalten sollten. Vielleicht werden Sie von den Auswirkungen Ihres zehntägigen Fastens überrascht sein. Was fällt Ihnen wohl auf, wenn Sie erst einmal von weltlichen Anschauungen, die Ihrem Geist Wunden zugefügt haben, Abstand gewinnen? Hat sich etwas daran geändert, wofür Sie jetzt Ihre Zeit und Energie verwenden wollen? Haben sich Ihre Prioritäten geändert, wenn auch nur ein wenig? Ich rate Ihnen dringend, jede Eingebung aufzuschreiben und ihr nachzugehen.
Zweitens: Lesen Sie das Buch Mormon bis zum Jahresende von vorne bis hinten durch. Auch wenn es Ihnen angesichts all dessen, was Sie in Ihrem Leben bewältigen wollen, unmöglich vorkommt – wenn Sie diese Empfehlung mit voller Herzensabsicht annehmen, wird der Herr Ihnen einen Weg zeigen, wie Sie es schaffen. Und wenn Sie das Buch Mormon gebeterfüllt lesen, verheiße ich Ihnen, dass sich Ihnen der Himmel öffnen wird. Der Herr wird Sie mit noch mehr Inspiration und Offenbarung segnen.
Ich bitte Sie darum, beim Lesen jeden Vers zu markieren, in dem es um den Erretter geht. Sprechen Sie dann mit Ihrer Familie und mit Freunden ganz bewusst über Christus und freuen Sie sich über Christus und predigen Sie von Christus.2 Sie alle werden dem Erretter dadurch näherkommen. Es wird sich etwas ändern, und sogar Wunder werden geschehen.
Heute Morgen wurden das neue Schema für den Sonntag und der neue, auf das Zuhause ausgerichtete und von der Kirche unterstützte Lehrplan angekündigt. Sie, meine lieben Schwestern, tragen maßgeblich zum Erfolg dieses neuen Ansatzes eines gut aufeinander abgestimmten Evangeliumsunterrichts bei. Bitte erzählen Sie Ihren Lieben, was Sie aus den heiligen Schriften lernen. Zeigen Sie ihnen, wie sie sich dem Erretter zuwenden können, um seine heilende und reinigende Macht zu erfahren, wenn sie gesündigt haben. Und zeigen Sie ihnen, wie sie sich jeden Tag auf seine stärkende Kraft stützen können.
Drittens: Machen Sie es sich zur Gewohnheit, regelmäßig den Tempel zu besuchen. Vielleicht müssen Sie dafür einige zusätzliche Opfer bringen. Wenn Sie regelmäßiger Zeit im Tempel verbringen, geben Sie dem Herrn die Gelegenheit, Ihnen zu zeigen, wie Sie sich auf die Priestertumsmacht, mit der Sie in seinem Tempel ausgestattet wurden, stützen können. Wer nicht in der Nähe eines Tempels wohnt, dem empfehle ich, in den heiligen Schriften und in den Worten der lebenden Propheten gebeterfüllt mehr über den Tempel herauszufinden. Bemühen Sie sich, mehr über den Tempel zu erfahren, mehr vom Tempel zu verstehen und ihn mehr zu schätzen als je zuvor.
In unserer Andacht für Jugendliche in aller Welt im Juni sprach ich über einen jungen Mann, dessen Leben sich wandelte, als seine Eltern sein Smartphone durch ein Klapphandy ersetzten. Die Mutter dieses jungen Mannes ist eine mutige und gläubige Frau. Sie sah, wie ihr Sohn auf Entscheidungen zusteuerte, die ihn vielleicht davon abhalten würden, eine Mission zu erfüllen. Sie flehte im Tempel darum, zu erfahren, wie sie ihrem Sohn am besten helfen konnte. Dann setzte sie jede Eingebung um.
Sie erzählte: „Ich spürte, wie mich der Geist dazu anhielt, das Handy meines Sohnes zu bestimmten Zeiten zu überprüfen, um bestimmte Sachen mitzubekommen. Ich weiß nicht, wie man diese Smartphones bedient, aber der Geist hat mich durch all die sozialen Medien geführt, die ich selbst gar nicht nutze. Ich weiß, der Geist hilft Eltern, die Rat suchen, wie sie ihre Kinder beschützen können. [Anfangs] war mein Sohn richtig wütend auf mich. … Aber schon nach drei Tagen hat er sich bei mir bedankt. Er konnte den Unterschied spüren.“
Das Verhalten und die Einstellung ihres Sohnes änderten sich grundlegend. Er half zuhause mehr, lächelte mehr und war in der Kirche aufmerksamer. Voller Freude erfüllte er Aufgaben im Taufbereich des Tempels und bereitete sich auf seine Mission vor.
Meine vierte Empfehlung an alle über 18 lautet: Machen Sie uneingeschränkt in der FHV mit. Ich bitte Sie, befassen Sie sich mit dem Leitgedanken, dem Zweck der Frauenhilfsvereinigung. Er ist inspirierend. Vielleicht hilft er Ihnen, einen eigenen Leitgedanken für Ihr Leben zu formulieren. Ich bitte Sie auch, lesen und genießen Sie die Grundsätze in der Erklärung der Frauenhilfsvereinigung, die vor fast 20 Jahren veröffentlicht wurde.3 Diese Erklärung hängt eingerahmt im Büro der Ersten Präsidentschaft. Ich bin jedes Mal begeistert, wenn ich sie lese. Darin wird beschrieben, wer Sie sind und wie der Herr Sie jetzt gerade haben möchte und braucht, damit Sie Ihren Teil dazu beitragen, das zerstreute Israel zu sammeln.
Meine lieben Schwestern, wir brauchen Sie! Wir „brauchen Ihre Kraft, Ihre Bekehrung, Ihre Überzeugung, Ihre Fähigkeit zu führen, Ihre Weisheit und Ihre Stimme“4. Ohne Sie ist die Sammlung Israels einfach nicht möglich.
Voller Liebe danke ich Ihnen und segne Sie mit der Fähigkeit, die Welt zu vergessen, während Sie bei dieser entscheidenden und wichtigen Aufgabe mithelfen. Gemeinsam können wir alles tun, was wir nach dem Willen des Vaters im Himmel tun müssen, um die Welt auf das Zweite Kommen seines geliebten Sohnes vorzubereiten.
Jesus ist der Messias. Dies ist seine Kirche. Dafür gebe ich Zeugnis im Namen Jesu Christi. Amen.