2020
Was ich durch den Gottesdienst zuhause über das Versammeln gelernt habe
COVID-19: Botschaften des Glaubens


Nur online: Junge Erwachsene

Was ich durch den Gottesdienst zuhause über das Versammeln gelernt habe

Ich war betrübt, als die Versammlungen der Kirche wegen der COVID-19-Pandemie vorübergehend ausgesetzt wurden. Jetzt bin ich dankbar für das, was ich daraus gelernt habe.

eine Frau hat vor sich die geöffneten heiligen Schriften liegen

Die Verfasserin lebt in Schonen in Schweden.

Der sonntägliche Versammlungsbesuch war für mich immer ein Höhepunkt der Woche. Ich genoss es, dort Verwandte und Bekannte zu treffen und die Sorgen der Welt beim gemeinsamen Gottesdienst hinter mir zu lassen.

Die Corona-Krise hat dann alles schlagartig verändert. Damals gab es in Schweden noch nicht so viele Corona-Fälle. Der Schulbetrieb lief noch wie üblich, und deshalb verstand ich nicht, wieso die Führer der Kirche der Ansicht waren, die Versammlungen sollten ausgesetzt werden. Obwohl in manchen Gegenden ja schon das reinste Chaos herrschte, wollte ich mich sonntags wie üblich mit meinen Freunden treffen. Doch dann hörte ich, dass die Versammlungen vorübergehend ausgesetzt werden und wir den Gottesdienst zuhause abhalten sollen. Ich war traurig und auch etwas frustriert.

Am Sonntag zog ich mir also ein Kleid an, schminkte mich, frühstückte und setzte mich dann mit meinen Eltern hin. Ich sah, dass mein Vater das Abendmahl sorgfältig mit einem weißen Leinentuch über dem Brot und Wasser vorbereitet hatte und dass seine heiligen Schriften bei den Abendmahlsgebeten geöffnet waren.

Dann war es an der Zeit, das Abendmahlslied zu singen. Als mein Vater das Brot brach, verspürte ich so sehr den Geist. Es schien mir, als wolle er mir sagen, dass Jesus Christus das Sühnopfer ganz konkret für mich vollbracht habe. Ich fing an zu weinen, und als ich zu meiner Mutter blickte, bemerkte ich, dass sie mir unter Tränen zulächelte. Auch sie verspürte den Geist.

Trotz meiner anfänglichen Skepsis weiß ich jetzt, dass das Abendmahl zuhause eine schöne, sehr innige Sache sein kann. In den letzten Wochen habe ich mehr Dankbarkeit für das Priestertum und das wiederhergestellte Evangelium empfunden, die uns in schweren Zeiten Trost und Frieden schenken. Ich spüre auch die Liebe, die der Vater im Himmel für alle seine Kinder hat. Und ich bin besonders dankbar für den Propheten, der uns den Weg weist, selbst wenn wir das Warum dahinter nicht verstehen.

Seit der Anweisungen, die Versammlungen zuhause abzuhalten, haben sich tausende Schweden mit dem Virus angesteckt, und fast jedes Land der Welt scheint betroffen zu sein. Und auch wenn ich die Versammlungen im engen Kreis zuhause mag, merke ich doch, dass es nicht dasselbe ist, wie wenn man zur Kirche geht und als Gemeinde oder Zweig den Gottesdienst abhält. Dass wir einander in der Abendmahlsversammlung und bei anderen Versammlungen erbauen, ist ganz wesentlich.

Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat festgestellt: „Ein wichtiger Grund, weshalb der Herr eine Kirche hat, ist … der Aufbau einer Gemeinschaft von Heiligen, die einander ‚auf diesem engen und schmalen Pfad, der zum ewigen Leben führt‘ [2 Nephi 31:18], unterstützen.“1

Ich begreife jetzt, dass es beim Besuch der Kirche um mehr geht als darum, einmal pro Woche mit Freunden zusammenzukommen. Es geht um das Abendmahl, das Gefühl der Zugehörigkeit, die gegenseitige Unterstützung und den Aufbau einer Gemeinschaft von Gläubigen innerhalb des Gottesreichs. Ich werde immer dankbar sein für die Segnung, dass wir während der Corona-Krise unsere Versammlungen zuhause abhalten konnten, und für die neuen Erkenntnisse, die mir die Bedeutung des gemeinsamen Versammlungsbesuchs vor Augen geführt haben. Die Abendmahlsversammlung wird für mich einen noch höheren Stellenwert einnehmen, wenn wir uns endlich wieder gemeinsam versammeln können.

Anmerkung

  1. D. Todd Christofferson, „Warum die Kirche?“, Liahona, November 2015, Seite 108