Geschichte, etwa Sommer 1832
Als ich etwa zwölf Jahre alt war, wurden meine Gedanken sehr von der alles überragenden Sorge um das Wohlergehen meiner unsterblichen Seele in Anspruch genommen, was mich zum Forschen in der Heiligen Schrift bewog. Ich vertraute darauf, dass darin das Wort Gottes zu finden sei − so war es mir beigebracht worden. Daher bezog ich die Schrift auf mich, aber mein enger Kontakt zu Anhängern verschiedener Konfessionen rief bei mir überaus große Verwunderung hervor, denn ich stellte fest, dass sie ihrem Glaubensbekenntnis nicht mit einem heiligen Lebenswandel und gütigen Worten zierten, wie ich es in diesem heiligen Buch gelesen hatte. Dies bekümmerte meine Seele.
Und so dachte ich im Alter von zwölf bis fünfzehn oft über den Zustand der Welt und der Menschheit nach − über die Streitigkeiten und Uneinigkeiten, über die Schlechtigkeit und Gräuel und die Finsternis, die den Sinn der Menschen durchdrungen hatte. Ich war zutiefst bekümmert, denn mir wurden meine Sünden bewusst, und durch das Forschen in der Schrift fand ich heraus, dass die Menschheit nicht zum Herrn kam, sondern vom wahren und lebendigen Glauben abgefallen war; und dass es keine Gesellschaft oder Glaubensgemeinschaft gab, die auf das im Neuen Testament beschriebene Evangelium Jesu Christi gegründet war; und ich hatte das Gefühl, wegen meiner eigenen Sünden und der Sünden der Welt trauern zu müssen, denn ich hatte aus der Schrift gelernt, dass Gott gestern, heute und immerdar derselbe ist und nicht auf die Person sieht, weil er Gott ist.
Denn ich betrachtete die Sonne, die herrliche Lichtquelle der Erde, und auch den Mond, wie er sich in seiner Majestät am Himmel bewegt, und auch die in ihren Bahnen leuchtenden Sterne; und auch die Erde, auf der ich stand, und die Tiere des Feldes und die Vögel am Himmel und die Fische im Wasser; und auch den Menschen, wie er in seiner Erhabenheit und mit Kraft und Schönheit auf der Erde wandelt, und mit Macht und Intelligenz all das beherrscht, was so überaus schön und wunderbar ist, ja, im Abbild dessen, der es geschaffen hat.. Und während ich so über all dies nachsann, rief mein Herz aus: „Der weise Mann hat ganz richtig gesagt: Die Toren sagen in ihrem Herzen: Es gibt keinen Gott.“ Mein Herz rief aus: „All dies gibt Zeugnis und ist ein Beweis für eine allmächtige und allgegenwärtige Macht, ein Wesen, das Gesetze macht und das alles in seine Grenzen weist und es darin hält, das die Ewigkeit erfüllt, das war, ist und sein wird von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Und als ich über all dies nachdachte und darüber, dass dieses Wesen sich Menschen wünscht, die es im Geist und in der Wahrheit anbeten, flehte ich den Herrn um Gnade an, denn es gab niemand sonst, zu dem ich gehen konnte, um Gnade zu erlangen.
Und der Herr hörte mein Rufen in der Wildnis, und als ich in meinem sechszehnten Lebensjahr zu ihm rief, kam eine Säule aus Licht herab, heller als die Mittagssonne, und ruhte auf mir; und ich wurde vom Geist Gottes erfüllt. Und der Herr öffnete mir die Himmel und ich sah den Herrn. Er sprach zu mir und sagte: „Joseph, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Gehe deines Weges, handle nach meinen Satzungen und halte meine Gebote. Siehe, ich bin der Herr der Herrlichkeit. Ich bin für die Welt gekreuzigt worden, damit alle, die an meinen Namen glauben, ewiges Leben haben können. Siehe, die Welt liegt zu dieser Zeit in Sünde, da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht ein einziger. Sie haben sich vom Evangelium abgewandt und halten meine Gebote nicht. Sie nahen sich mir mit den Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir. Und mein Zorn ist gegen die Bewohner der Erde entflammt und wird sie aufgrund ihrer Gottlosigkeit heimsuchen und wird das geschehen lassen, was durch den Mund der Propheten und Apostel gesprochen worden ist. Siehe, ja siehe, ich werde schnell kommen, wie von mir geschrieben steht, in den Wolken, angetan mit der Herrlichkeit meines Vater.“
Und meine Seele war von Liebe erfüllt; und viele Tage lang verspürte ich die allergrößte Freude, und der Herr war mit mir, doch ich konnte keinen finden, der an die himmlische Vision glauben wollte. Und doch dachte ich über alles, was geschehen war, im Herzen nach.