Missionsberufungen
Einstellung auf ein Leben als Missionar


Vorbereitung auf die Mission

Einstellung auf ein Leben als Missionar

Elder missionaries

Herzlichen Glückwunsch, dass Sie für würdig und bereit befunden wurden, um in den Dienst des Herrn berufen zu werden. Noch nie war es so spannend wie heute, als Missionar tätig zu sein! Die Erste Präsidentschaft hat gesagt: „Es gibt keine faszinierendere Arbeit als die Missionsarbeit und keine erfüllt einen mit größerer Zufriedenheit. … Jeder Missionar spielt eine wichtige Rolle dabei, ‚die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen‘ (Mose 1:39).“ (Verkündet mein Evangelium!, Seite V.) Sie haben jetzt die Gelegenheit, die nächsten 18 bis 24 Monate dem Dienst für den Herrn zu weihen.

Als Missionar ist es erforderlich, dass man seine gewohnte Lebensweise hinter sich lässt und sich Fertigkeiten aneignet, die einem dabei helfen, sich in einer neuen und ungewohnten Welt zurechtzufinden. Dieser Übergang kann zwar spannend, aber auch beunruhigend sein. Es ist ganz normal, dass man beides empfindet.

Man könnte diese Übergangsphase vielleicht mit der Veränderung vergleichen, die jemand durchmacht, den Sie auf Ihrer Mission taufen. Sowohl das neue Mitglied als auch der neue Missionar wissen, dass sie ihren früheren Lebenswandel, der ihnen so viel Geborgenheit gegeben hat, hinter sich lassen müssen. Sie sind sich jedoch unsicher, was sie in ihrem neuen Leben erwartet, das sie sich als Jünger Christi ausgesucht haben, oder wie sie sich verhalten sollen. Wenn Menschen sich in einer neuen Umgebung wiederfinden, kann es sein, dass ihnen Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die ihnen bislang geholfen haben, alles gut zu bewältigen, nicht mehr offenstehen.

Ein Missionar hat es wie folgt ausgedrückt: „Eine Freundin der Kirche, die ich betreute, hatte zwar den Geist gespürt und wollte dem Heiland nachfolgen, aber sie war sich auch unsicher, ob ihr das gelingen und ob man sie akzeptieren würde. Sie fühlte sich etwas deplatziert und wusste nicht, was sie erwartet. Da erkannte ich, dass ich mich gut in sie hineinversetzen konnte! Als ich als Missionar berufen wurde, ging es mir ähnlich: Ich war gespannt und ängstlich zugleich und zuerst fühlte ich mich der Aufgabe überhaupt nicht gewachsen. Der Geist rief mir dies ins Gedächtnis, und das half mir, nachzuempfinden, wie es ihr ging, und zu wissen, wie ich ihr helfen konnte.“

So wie bei einem neuen Mitglied, das alte Ansichten, Freunde und Gewohnheiten hinter sich lässt, ist es auch bei einem neuen Missionar ganz normal, dass er bis zu einem gewissen Grad gestresst ist oder sich unwohl fühlt, wenn er Familie und Freunde zurücklässt und nicht mehr allem so nachgehen kann wie bisher. Eine gewohnte Umgebung zu verlassen und das Leben eines Missionars zu führen – in dem das Essen, die Zeiteinteilung, die Kleidung und vielleicht sogar die Sprache anders sind – mag eine Zeit lang schwierig sein. Sich dieser neuen Lebensweise anzupassen, kommt der Erfahrung gleich, die ein neues Mitglied macht, wenn es trotz des starken Wunsches, alles richtig zu machen, anfänglich Schwierigkeiten damit hat, den Zehnten zu zahlen, das Wort der Weisheit zu halten oder den Sabbat heiligzuhalten.

Lassen Sie sich von diesem Umstand nicht aus der Fassung bringen! Seien Sie geduldig und empfangen Sie die Segnungen, die sich einstellen, wenn man sein Leben noch umfassender dem Erretter weiht. Denken Sie daran, dass der Geist in dieser Übergangsphase bei Ihnen sein wird und dass er Ihnen dabei helfen wird, sich auf Ihre Aufgaben als Missionar einzustellen.

Einstellung auf neue Umstände

Wie so viele, die sich in einer neuen Situation wiederfinden, durchlaufen auch Missionare nicht selten vier Phasen oder Stadien der emotionalen Umstellung. Das erste Mal, wenn sie in die Missionarsschule eintreten, und dann noch einmal, wenn sie ins Missionsgebiet kommen.

1. Vorfreude

  • Vielleicht sind Sie ja schon ganz gespannt auf die Herausforderung (siehe 1 Nephi 3:7).

  • Vielleicht empfinden Sie eine stärkere Zielstrebigkeit und Treue dem Vater im Himmel gegenüber (siehe 3 Nephi 5:13).

2. Unerwartetes entdecken

  • Sie fangen vielleicht an, Heimweh zu haben, die Familie und Freunde zu vermissen oder beginnen sogar damit, Ihre Entscheidung, auf Mission zu gehen, zu hinterfragen (siehe Alma 26:27).

  • Vielleicht wirkt sich der Stress aber auch auf Ihren Körper aus und Sie haben Schlafstörungen, gesteigerten oder verringerten Appetit oder sind reizbar.

  • Vielleicht stehen Sie Regeln und Anforderungen plötzlich kritisch gegenüber oder sind unzufrieden damit.

Diese Gefühle sind für viele ganz normal. Falls Ihnen eines oder gar alle dieser Symptome Schwierigkeiten bereiten sollten, seien Sie versichert, dass dies nur eine vorübergehende Situation ist, die viele neue Missionare durchmachen. Lassen Sie sich von dem Wissen ermutigen, dass diese Gefühle vorübergehen werden und dass Sie in der Lage sein werden, sich anzupassen.

Two sister missionaries stuying the scriptures

3. „Ich kann das!“

  • Sie fangen an, sowohl der Sprache als auch der Lehrmethoden immer mehr Herr zu werden.

  • Sie lernen, sich den Missionsregeln bereitwillig zu fügen und die Erwartungen, die an Sie gestellt werden, zu erfüllen.

  • Sie sind geduldig mit sich, während Sie „Zeile um Zeile“ lernen (siehe LuB 98:12).

  • Die körperlichen Symptome, die der Stress möglicherweise bei Ihnen ausgelöst hat, lassen allmählich nach.

4. Seelische Selbständigkeit

  • Sie kommen mit dem Tagesablauf gut zurecht.

  • Sie erkennen Ihre persönlichen Stärken und Ihren Fortschritt.

  • Sie erlangen ein Verständnis davon, was es bedeutet, das Leben einen Schritt nach dem anderen anzugehen (siehe Mosia 4:27).

  • Sie entwickeln ein stärkeres Selbstvertrauen und den stärkeren Wunsch, anderen Gutes zu tun.

Was Sie schon jetzt erledigen können

  • Suchen Sie nach Möglichkeiten, anderen Gutes zu tun. Bei der Missionsarbeit geht es nun einmal um den Dienst am Nächsten. Rufen Sie Gott an und bitten Sie ihn um Gelegenheiten, etwas für Ihre Mitmenschen tun zu können, wenn Sie verunsichert oder ängstlich sind. Konzentrieren Sie sich nicht auf Ihr eigenes Unbehagen, sondern kümmern Sie sich um diejenigen, die Zuspruch, eine gute Tat oder einen Freund brauchen (siehe Verkündet mein Evangelium!, Seite 195ff.).

  • Konzentrieren Sie sich darauf, Ihre Beziehung zu Ihrem Vater im Himmel zu stärken. Bemühen Sie sich um seinen Geist, indem Sie das persönliche Gebet pflegen, die heiligen Schriften studieren, erbauende Musik hören, Ihren patriarchalischen Segen lesen und anderes tun, was Ihnen dabei hilft. Fragen Sie sich, was wohl das Wichtigste ist, was Sie nach dem Willen des Herrn auf Mission lernen sollen, und denken Sie darüber nach, wie er ihnen dabei helfen wird.

    Portrait of a happy, smiling, black missionary in his suit and tie and missionary name tag.
  • Wenden Sie sich an einen zurückgekehrten Missionar und bitten Sie ihn, zu erzählen, wie es anfangs für ihn war, sich umzustellen. Lassen Sie sich Ratschläge geben, wie man diesen Übergang leichter gestalten kann.

  • Lesen Sie sich den Artikel „Preparing Emotionally for Missionary Service“ (sich seelisch auf die Mission vorbereiten) von Robert K. Wagstaff (Ensign, März 2011, Seite 22–26; verfügbar im Internet unter LDS.org) durch.

  • Entwickeln Sie Dankbarkeit. Konzentrieren Sie sich jeden Tag ein paar Minuten auf das, was Sie richtig machen, worin Sie gut sind und was an Ihnen und an Ihrer Berufung positiv ist. Bringen Sie in Ihren Gebeten jeden Tag zum Ausdruck, wofür Sie bei Ihrer Arbeit als Missionar dankbar sind.

  • Gehen Sie gut mit sich um. Seien Sie mit sich genauso geduldig und gutmütig, wie Sie es auch im Umgang mit anderen sind. Jeder ist mal frustriert oder macht gelegentlich Fehler. Sie können sicher sein, dass der Herr Verständnis dafür hat. Stellen Sie sich vor, dass er nahe bei Ihnen sitzt, Ihnen zuhört und Sie unterstützt. Vergessen Sie nicht, dass der Gedanke, man sei hilflos, ohne Hoffnung oder werde völlig missbilligt, nicht vom Herrn stammt.

  • Erwarten Sie das Unerwartete. Sie werden auf Mission nicht die gleichen Erfahrungen machen wie jemand anders. Nicht alles wird so kommen, wie Sie es geplant oder vorausgesetzt haben. Gehen Sie davon aus, dass es anders kommen wird, als Sie es sich vorgestellt haben. Wenn Sie Ihre Erwartungen überdenken, hilft Ihnen das, offen für Veränderungen zu sein und diese hinzunehmen.

Sprechen Sie mit Ihren Eltern oder Führungsbeamten

Sich mit anderen über die bevorstehende Umstellung zu unterhalten, kann hilfreich sein. Nehmen Sie sich Zeit, um mit Ihren Eltern, Priestertumsführern oder Freunden, die von Mission zurückgekehrt sind, über Folgendes zu sprechen:

  • Warum eine positive Einstellung wichtig ist, wenn man sich auf neue Situationen einstellen muss.

  • Was wir aus Beispielen in den heiligen Schriften lernen können, wie der Herr jemandem etwas abverlangt, dem dieser sich nicht gewachsen fühlt (siehe Exodus 4:10-12; Jeremia 1:6-9; Alma 17:10-12; 26:27; Ether 12:23-27; Mose 6:31,32).

  • Warum es wichtig ist, zeitig ins Bett zu gehen und pünktlich wieder aufzustehen, sich gut zu ernähren, regelmäßig Sport zu treiben und das persönliche Gebet zu pflegen (siehe Verkündet mein Evangelium!, Seite VIII).

  • Inwiefern die Umstellung leichter fällt, wenn man sich einen guten Sinn für Humor bewahrt und über sich selbst lachen kann, wenn einem Fehler unterlaufen.

  • Wie man sich immer wieder vor Augen halten kann, dass dieses anfängliche Unbehagen nicht ewig anhalten wird.

  • Was die Eltern und Freunde tun können, um bei der anfänglichen Umstellung zu helfen.

  • Inwiefern es hilfreich sein kann, Tagebuch zu schreiben, wenn man gerade eine schwere Zeit durchmacht.

  • Wie man am besten reagiert, wenn lästige Gedanken oder Gefühle bleiben.

Zusammenfassung

Dass ein Missionar sich umstellen muss, ist ganz normal und meist unvermeidlich. Es ist kein Anzeichen dafür, dass es Ihnen an Glauben oder an einem Zeugnis fehlt. Bei den meisten Missionaren dauert es etwas, sich die Fertigkeiten anzueignen, die sie brauchen, um erfolgreich zu sein. Denken Sie an den Rat, der dem Propheten Joseph Smith während einer schwierigen Zeit in seinem Leben gegeben wurde: „Wisse, mein Sohn, dass dies alles dir Erfahrung bringen und dir zum Guten dienen wird.“ (LuB 122:7.)

Stellen Sie sich bei Ihrer Vorbereitung auf die Mission darauf ein, Veränderungen anzunehmen. Das Leben als Missionar wird sich wahrscheinlich von allem unterscheiden, was Sie bisher erlebt haben, doch wenn Sie eine positive Einstellung mitbringen, Glauben an den Herrn ausüben und sich darauf einstellen, dass Sie sowohl mit sich selbst als auch mit anderen geduldig sein müssen, wird der Herr Sie dafür belohnen und segnen. Er hat verheißen: „Ich werde vor eurem Angesicht hergehen. Ich werde zu eurer rechten Hand sein und zu eurer linken, und mein Geist wird in eurem Herzen sein und meine Engel rings um euch, um euch zu stützen.“ (LuB 84:88.)