Lehren der Präsidenten der Kirche
Kapitel 16: Die älteren Mitglieder der Kirche


Kapitel 16

Die älteren Mitglieder der Kirche

Mögen diese Goldenen Jahre Ihre besten sein, indem Sie bewusst leben, lieben und dienen. Und möge Gott all diejenigen segnen, die für Sie sorgen – Ihre Familie, Ihre Freunde sowie die anderen Mitglieder und Führer der Kirche.

Aus dem Leben von Ezra Taft Benson

Ezra Taft Benson war 86 Jahre alt, als er Präsident der Kirche wurde. Er verstand die Freuden und Herausforderungen, die in den späteren Jahren des Lebens eintreten. Etwas, was ihm Freude brachte, war seine Ehe mit seiner Frau Flora. Während seines ersten Jahres als Präsident begingen die beiden ihren 60. Hochzeitstag. Sie verbrachten gerne Zeit miteinander und gingen fast jeden Freitagmorgen zusammen in den Tempel. Bei der Geburtstagsfeier anlässlich seines 87. Geburtstags wurde Präsident Benson nach seinem Geheimnis für sein langes, glückliches Leben gefragt. „Bevor er antworten konnte, sagte Schwester Benson mit einem Augenzwinkern, aber in aller Bestimmtheit: ‚Er hat eine gute Frau.‘“1

In ihren späteren Jahren verbrachten Präsident Benson und seine Frau gerne Zeit mit ihren Kindern und Enkeln, und ihre Familie lernte weiterhin aus ihrem Beispiel. „Eine Enkelin lebte während des Großteils der ersten 18 Monate, nachdem Elder Benson Präsident der Kirche geworden war, bei ihren Großeltern und begleitete sie auf deren Wunsch hin oft bei ihren Reisen, um ihnen zur Seite zu stehen und sich um sie zu kümmern. Sie konnte ihre Großeltern auch zu Hause beobachten und sehen, wie sie Eis essen gingen, auf der Couch saßen, sich an den Händen hielten und dabei zusammen in Erinnerungen schwelgten, sangen und lachten, und sie erlebte, wie sie sich herzlich mit Heimlehrern und anderen Besuchern unterhielten.“2

Den Enkeln war bewusst, welch eine Segnung es war, den Einfluss weiser und liebevoller Großeltern zu haben. „Eine Enkelin bedankte sich schriftlich, nachdem Präsident Benson ihr und ihrem Mann hinsichtlich einer schwierigen Entscheidung Rat erteilt hatte. ‚Wir haben dich nach deiner Meinung gefragt und du hast gesagt: „Betet darüber. Ich habe Glauben, dass ihr die richtige Entscheidung treffen werdet.“ Dein Glaube an uns hat unser Vertrauen gestärkt.‘“3

Für die Generalkonferenz, die kurz nach seinem 90. Geburtstag stattfand, bereitete Präsident Benson eine Ansprache vor, die „an die älteren Mitglieder der Kirche und ihre Familien sowie diejenigen, die für sie sorgen“ gerichtet war. In der Einführung sprach er über den persönlichen Bezug, den er zu dem Thema hatte: „Ich bringe den älteren Mitgliedern – diesen wunderbaren Männern und Frauen – besondere Gefühle entgegen. Ich glaube, ich verstehe sie ein wenig, denn ich bin ja einer von ihnen.“4

President Ezra Taft Benson smiling.  Photographed at the October 1982 general conference.

„Ich bringe den älteren Mitgliedern … besondere Gefühle entgegen. … Ich glaube, ich verstehe sie ein wenig, denn ich bin ja einer von ihnen.“

Lehren von Ezra Taft Benson

1

Der Herr kennt und liebt die älteren Menschen und hat ihnen viele seiner größten Aufgaben anvertraut

Der Herr kennt die älteren Mitglieder seiner Kirche und liebt sie. So ist es immer gewesen, und ihnen hat er viele seiner größten Aufgaben übertragen. In den verschiedenen Evangeliumszeiten hat er sein Volk durch Propheten geführt, die schon im fortgeschrittenen Alter waren. Er brauchte die Weisheit und die Erfahrung des Alters, die inspirierte Weisung derjenigen, die viele Jahre hindurch seinem Evangelium treu gewesen waren.

Der Herr segnete Sara in ihrem hohen Alter, sodass sie Abraham ein Kind gebar. König Benjamin hielt vielleicht seine beste Rede, als er schon sehr alt und dem Tod nahe war. Er war wahrlich ein Werkzeug in den Händen des Herrn, da er sein Volk führen und Frieden unter den Menschen schaffen konnte.

Viele andere Männer und Frauen in der Geschichte haben Großes geleistet, indem sie dem Herrn und seinen Kindern dienten, selbst als sie schon älter waren.

In unserer Evangeliumszeit waren viele [dieser] Propheten, die der Herr berufen hat, über 70, 80 oder noch älter. Der Herr kennt und liebt wahrlich seine Kinder, die in all den Jahren, in deren Lauf sie große Erfahrung gesammelt haben, sehr viel gegeben haben.

Wir lieben Sie, die älteren Mitglieder. Sie sind heute der am schnellsten wachsende Teil der Bevölkerung in der Welt, und so ist es auch in der Kirche.

Wir hoffen, dass Ihre Goldenen Jahre wunderbar und lohnend sind. Wir beten, dass Sie die Freude eines gut geführten Lebens verspüren, das mit schönen Erinnerungen angefüllt ist, und dass Sie dank des Sühnopfers Christi noch größere Erwartungen hegen können. Wir hoffen, dass Sie den Frieden des Herrn verspüren, der denen verheißen ist, die ständig danach streben, seine Gebote zu halten und seinem Beispiel zu folgen. Wir hoffen, dass Ihre Tage voller Beschäftigungen und Möglichkeiten sind, anderen, die es nicht so gut haben wie Sie, zu dienen. Älter bedeutet fast immer „besser“, denn der Reichtum Ihrer Weisheit und Ihrer Erfahrungen kann weiter zunehmen, wenn Sie sich um andere kümmern.5

2

Wir können das Beste aus unserem Alter machen

Wir möchten Ihnen acht Bereiche vorschlagen, in denen wir das Beste aus unserem Alter machen können:

1. Arbeiten Sie im Tempel und gehen Sie oft dorthin. Wir, die wir älter sind, sollten unsere Energie nicht nur zum Segen unserer Vorfahren einsetzen, sondern, soweit es uns möglich ist, auch dafür sorgen, dass unsere ganze Nachkommenschaft die heiligen Handlungen der Erhöhung im Tempel empfängt. Nehmen Sie sich Ihrer Familie an, sprechen Sie mit denjenigen, die sich noch nicht bereit machen möchten, und beten Sie für sie.

Wir fordern alle, die dazu imstande sind, auf, häufig in den Tempel zu gehen und Berufungen, im Tempel zu dienen, anzunehmen, wenn die Gesundheit, die Kraft und die Entfernung es zulassen. Wir verlassen uns darauf, dass Sie beim Dienst im Tempel mithelfen. Bei immer mehr Tempeln brauchen wir mehr Mitglieder, die sich für diesen wunderbaren Dienst bereit machen. Meine Frau und ich sind dankbar dafür, dass wir fast jede Woche gemeinsam in den Tempel gehen können. Was für ein Segen das doch in unserem Leben ist!

2. Tragen Sie Material zusammen, und schreiben Sie Ihre Familiengeschichte. Wir fordern Sie auf, unermüdlich Material zusammenzutragen und Ihre Lebensgeschichte sowie Ihre Familiengeschichte zu schreiben. Häufig können nur Sie sich an Begebenheiten, an geliebte Menschen, an Datumsangaben und Ereignisse erinnern. Manchmal sind Sie die Familiengeschichte. Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, Ihr Erbe zu bewahren, als Material zusammenzutragen und Ihre Geschichte zu schreiben.

3. Beteiligen Sie sich an der Missionsarbeit. Wir brauchen im Missionsdienst mehr ältere Missionare. Wo Gesundheit und Mittel es zulassen, rufen wir unter unseren Ehepaaren noch Hunderte weitere auf, ihr Leben und ihre Angelegenheiten in Ordnung zu bringen und auf Mission zu gehen. Wir brauchen Sie dringend in den Missionen! Sie können in einer Art und Weise Missionsarbeit leisten, wie es unsere jüngeren Missionare nicht tun können.

Ich bin dankbar, dass zwei meiner verwitweten Schwestern in England gemeinsam eine Mission erfüllen konnten. Sie waren 68 und 73 Jahre alt, als sie berufen wurden, und beide genossen diese Zeit sehr.

Was für ein Beispiel und ein Segen ist es doch für die Nachkommen einer Familie, wenn die Großeltern auf Mission gehen! Die meisten älteren Ehepaare, die auf Mission gehen, erlangen neue Kraft durch die Mission. Durch diesen Dienst werden viele geheiligt und empfinden die Freude, die damit verbunden ist, dass man andere zur Erkenntnis der Fülle des Evangeliums Jesu Christi bringt. …

4. Übernehmen Sie die Führung, indem Sie das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Familie festigen. Wir fordern alle älteren Mitglieder auf, wenn möglich, ihre Familie zusammenzurufen. Machen Sie aus ihr eine feste Einheit. Übernehmen Sie die Führung bei Familientreffen. Halten Sie Familientreffen ab, bei denen die Angehörigen Gemeinschaft und Familientraditionen erleben und lernen können. Einige meiner liebsten Erinnerungen stammen von Familienzusammenkünften und -treffen. Fördern Sie schöne Familientraditionen, die Sie auf ewig aneinander binden. Auf diese Weise können wir in unserer Familie ein Stück Himmel auf Erden schaffen. Schließlich ist die Ewigkeit nur die Fortsetzung eines rechtschaffenen Familienlebens.

5. Nehmen Sie in der Kirche Berufungen an und erfüllen Sie sie. Wir vertrauen darauf, dass alle älteren Mitglieder, die dazu in der Lage sind, Berufungen in der Kirche annehmen und würdevoll erfüllen. Ich bin so dankbar, dass ich Brüder kenne, die mit über 70 oder 80 noch als Bischof oder Zweigpräsident dienen. Wie sehr wir doch Ihren Rat und Einfluss brauchen, die Sie schon lange auf dem Lebensweg sind. Wir alle müssen von Ihren Erfolgen hören und davon, wie Sie sich über Leid, Schmerz und Enttäuschung erhoben haben und stärker geworden sind, gerade weil Sie das alles erlebt haben.

Ihnen bieten sich ausreichend Gelegenheiten, in den meisten Organisationen der Kirche zu dienen. Sie haben die Zeit und sind im Evangelium fest verankert, wodurch Sie Großes leisten können. Sie sind im treuen Dienst in der Kirche in mancherlei Hinsicht ein Vorbild. Wir danken Ihnen für alles, was Sie getan haben, und beten, dass der Herr Sie stärkt, damit Sie noch mehr tun können.

6. Planen Sie Ihre finanzielle Zukunft. Während Sie auf den Ruhestand zugehen, fordern wir alle unsere älteren Mitglieder auf, sich auf die Zeit nach dem Rückzug aus dem Berufsleben vorzubereiten, indem Sie sparsam sind. Vermeiden Sie unnötige Schulden. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie finanzielle Verpflichtungen mit unterschreiben – auch für Familienangehörige –, wenn Ihre Rente dadurch gefährdet werden kann.

Seien Sie im fortgeschrittenen Alter vor allem vorsichtig mit unsicheren Geldanlagen und Spekulationen sowie Hypotheken auf Ihr Haus. Lassen Sie Vorsicht walten, damit eine lebenslange Planung nicht durch eine oder ein paar falsche finanzielle Entscheidungen zunichte gemacht wird. Planen Sie Ihre finanzielle Zukunft früh und gehen Sie dann nach Plan vor.

7. Leisten Sie christlichen Dienst. Christlicher Dienst erhebt. Da wir das wissen, fordern wir unsere älteren Mitglieder, die dazu imstande sind, auf, im Dienst am Nächsten die Sichel einzuschlagen. Das kann uns heiligen. Der Herr hat verheißen: Wer sein Leben im Dienst am Nächsten verliert, wird es gewinnen. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt, wir müssen „unser Leben … aufbrauchen und abnutzen“, um die Absichten des Herrn zustande zu bringen (LuB 123:13).

Denjenigen, die anderen dienen, werden von Friede und Freude sowie von Segnungen begleitet. Ja, wir empfehlen allen, christlichen Dienst zu leisten, doch gerade den Älteren bringt es besondere Freude.

8. Bleiben Sie körperlich in Form, gesund und aktiv. Wir sind begeistert von den Anstrengungen vieler älterer Mitglieder, im fortgeschrittenen Alter gesund zu bleiben. …

Wir sehen es gern, dass unsere älteren Mitglieder dynamisch und aktiv bleiben. Dadurch funktionieren Körper und Geist besser.6

A Brazilian man reading the scriptures.  He is sitting on a bus.

„Mögen diese Goldenen Jahre Ihre besten sein, indem Sie bewusst leben, lieben und dienen.“

3

Wenn diejenigen, die einen lieben Menschen verloren haben oder Angst vor dem Alleinsein haben, anderen dienen, können sie Heilung finden

Wir möchten auch denjenigen von Ihnen unsere Liebe zum Ausdruck bringen, die ihren Ehepartner verloren haben. Mancher von Ihnen fühlt sich manchmal nutzlos und allein, was fast überwältigend sein kann. In vielen Fällen muss das aber nicht so sein. Zusätzlich zu den acht Vorschlägen, die ich genannt habe, sind hier noch ein paar Beispiele für Aktivitäten, die sich bei anderen als hilfreich erwiesen haben.

Manche, die allein sind, beschäftigen sich damit, dass sie für jedes Enkelkind, das heiratet, oder jedes Neugeborene Steppdecken anfertigen. Andere schreiben Geburtstagsbriefe oder besuchen nach Möglichkeit Schul- oder Sportveranstaltungen ihrer Enkelkinder. Manche legen für jedes Enkelkind ein Fotoalbum an, das sie ihm zum Geburtstag schenken. …

Wir sehen zahlreiche Witwen, die ehrenamtlich … in Krankenhäusern oder anderswo im Gemeinwesen tätig sind. So viele finden dadurch Erfüllung.

Um das Alleinsein und das Gefühl der Nutzlosigkeit zu überwinden, muss jemand, der körperlich dazu imstande ist, aus sich herausgehen und anderen helfen, die wirklich Hilfe brauchen. Wir verheißen Ihnen, dass diejenigen, die auf diese Weise dienen, bis zu einem gewissen Grad über den Verlust eines geliebten Menschen oder den Schrecken des Alleinseins hinwegkommen werden. Will man sich selbst wohler fühlen, verbessert man am besten die Lage eines anderen.7

4

In Zeiten der Krankheit und des Leids können wir in Einstellung und Geist stark bleiben

Denjenigen von Ihnen, die krank sind und denen Schmerzen und die Wechselfälle des Lebens zu schaffen machen, gilt unsere besondere Liebe und Sorge. Wir machen uns Gedanken um Sie und beten für Sie. Denken Sie an das, was Lehi sagte, als er seinen Sohn Jakob segnete, der wegen seiner älteren Brüder Laman und Lemuel leiden musste. Er sagte: „[Du] kennst … die Größe Gottes, und er wird dir deine Bedrängnisse zum Gewinn weihen.“ (2 Nephi 2:2.) Das wird er auch für Sie tun.

Wir beten darum, dass Sie sich weiterhin bemühen mögen, in Einstellung und Geist stark zu bleiben. Wir wissen, es ist nicht immer leicht. Wir beten, dass diejenigen, die für Sie das erledigen, was Sie selbst nicht mehr tun können, das liebevoll, sanftmütig und fürsorglich tun.

Wir hoffen, dass Sie in Herz und Sinn weiterhin gute Gedanken und Gefühle hegen und die schädlichen und zerstörerischen schnell von sich weisen. Wir vertrauen darauf, dass Sie täglich, und wenn nötig, stündlich beten. Aus dem Buch Mormon geht hervor, dass wir „an jedem Tag für all die große Barmherzigkeit und die vielen Segnungen, die [Gott uns] zuteilwerden lässt, in Danksagung“ leben sollen (Alma 34:38).

Sie werden feststellen, dass das tägliche Studium des Buches Mormon Ihren Geist erhebt und Sie dem Erretter näherbringt und Ihnen hilft, das Evangelium so zu studieren, dass Sie andere an wunderbaren Wahrheiten teilhaben lassen können.8

5

Es ist wichtig, dass Angehörige ihren in die Jahre gekommenen Eltern und Großeltern die Liebe, Fürsorge und den Respekt zukommen lassen, den sie verdienen

Ich möchte nun ein paar Minuten zu den Familien der älteren Mitglieder sprechen. In den Psalmen heißt es: „Verwirf mich nicht, wenn ich alt bin, verlass mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden.“ (Psalmen 71:9.)

Wir ermuntern die Angehörigen, den betagten Eltern und Großeltern die Liebe, Fürsorge und Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen, die sie verdienen. Denken wir an die Aufforderung in den heiligen Schriften, dass wir für die eigenen Hausgenossen sorgen sollen, damit wir nicht „schlimmer als ein Ungläubiger“ sein mögen (1 Timotheus 5:8). Ich bin sehr dankbar für meine liebe Familie und für die liebevolle Fürsorge, die sie ihren Eltern seit so vielen Jahren zukommen lassen.

Denken Sie daran, dass wir für unsere Eltern und Großeltern verantwortlich sind und dass wir nach besten Fähigkeiten für sie sorgen müssen. Wenn ältere Mitglieder keine Angehörigen haben, die sich um sie kümmern, so müssen die Führungsbeamten des Priestertums und der Frauenhilfsvereinigung alle Anstrengungen unternehmen, um ihren Bedürfnissen auf dieselbe liebevolle Weise gerecht zu werden. Wir möchten den Angehörigen älterer Menschen einige Vorschläge unterbreiten.

Seit der Herr die zehn Gebote in die Steintafeln graviert hat, klingen seine Worte durch die Jahrhunderte hindurch vom Sinai her: „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ (Exodus 20:12.)

Unsere Eltern zu ehren heißt, dass wir Hochachtung vor ihnen haben. Wir lieben und schätzen sie und sind um ihr Glück und ihr Wohl besorgt. Wir behandeln sie höflich und rücksichtsvoll. Wir sind bemüht, ihren Standpunkt zu verstehen. Außerdem gehört gewiss dazu, dass wir den rechtschaffenen Wünschen der Eltern nachkommen.

Ferner gebührt unseren Eltern Ehre und Achtung, weil sie uns das Leben geschenkt haben. Darüber hinaus haben sie in fast allen Fällen zahllose Opfer gebracht, indem sie uns während des Säuglingsalters und unserer Kindheit genährt, mit Lebensnotwendigem versorgt, uns während unserer Krankheiten gepflegt und bei unseren emotionalen Problemen in der Jugend geholfen haben. Oft haben sie es uns ermöglicht, Bildung zu erwerben, und in gewissem Maße haben auch sie uns unterrichtet. Vieles von dem, was wir wissen und tun, haben wir durch ihr Beispiel gelernt. Mögen wir ihnen stets dankbar sein und dies auch zeigen!

Lernen wir auch, unseren Eltern zu vergeben, die zwar vielleicht bei unserer Erziehung Fehler gemacht haben, meist jedoch nach bestem Wissen gehandelt haben. Vergeben wir ihnen, so wie wir möchten, dass unsere Kinder uns unsere Fehler vergeben.

Auch wenn unsere Eltern älter werden, sollen wir sie ehren, indem wir ihnen möglichst lange ihre Entscheidungsfreiheit und Selbständigkeit zugestehen. Nehmen wir ihnen nicht die Entscheidungen ab, die sie noch treffen können. Manche Eltern sind in der Lage, bis ins hohe Alter für sich selbst zu sorgen, und würden das auch vorziehen. Wenn sie es können, dann lassen Sie dies ruhig zu.

Wenn sie ihre Unabhängigkeit allmählich verlieren, kann es notwendig werden, die Hilfe der Familie, der Kirche und des Gemeinwesens in Anspruch zu nehmen. Und wenn sie selbst mit der Hilfe anderer nicht mehr für sich sorgen können, kann im Haus eines Familienangehörigen für sie gesorgt werden, sofern das möglich ist. Auch in dieser Situation kann Unterstützung seitens der Kirche und des Gemeinwesens erforderlich sein.

Wer die Pflege und Betreuung übernimmt, hat eine wichtige Aufgabe. Er braucht viel Unterstützung und Hilfe. Gewöhnlich handelt es sich um einen Ehepartner, der selbst schon älter ist, oder eine Tochter im mittleren Alter, die, abgesehen davon, dass sie sich um den Vater oder die Mutter kümmert, eigene Kinder hat, für die sie sorgen muss.9

6

Wer den Großeltern und anderen älteren Menschen nahesteht, befindet sich in guter Gesellschaft

Wir hoffen auch, dass Sie bei Aktivitäten der Familie möglichst ältere Angehörige einbeziehen. Was für eine Freude ist es für uns, inmitten von lieben, lebhaften Enkelkindern die Großeltern zu sehen! Kinder freuen sich über solche Ereignisse. Sie sind begeistert, wenn ihre Großeltern zu Besuch oder zum Abendessen, zum Familienabend oder zu anderen besonderen Anlässen kommen. Auf diese Weise können sie lernen, ältere Menschen zu ehren, zu lieben, zu achten und für sie zu sorgen.

Großeltern können auf ihre Enkel einen bleibenden Einfluss ausüben. Sie haben in der Regel mehr Zeit und sind nicht so beschäftigt wie die Eltern, können also vorlesen, Geschichten erzählen und vermitteln, wie sich Evangeliumsgrundsätze anwenden lassen. Die Kinder sehen dann das Leben aus dem richtigen Blickwinkel, was nicht nur lohnend ist, sondern ihnen auch Sicherheit, Frieden und Kraft gibt. Man kann Briefe, [Aufnahmen] und Bilder schicken, besonders dann, wenn man zu weit voneinander entfernt wohnt und einander nicht so oft besuchen kann. Wer den Großeltern und anderen älteren Menschen nahesteht, befindet sich in guter Gesellschaft. Vielleicht können sie gelegentlich an Schulabschlussfeiern, an Trauungen, Tempelfahrten … und anderen besonderen Familienereignissen teilnehmen.

Wir sehen gern zu, wie unsere Kinder und Enkelkinder Fortschritte machen und Leistungen vollbringen, teilen ihre Freude und freuen uns über ihre Siege. Wenn unsere Kinder im Leben nach etwas streben und erfolgreich sind, macht es uns glücklich. Im 3 Johannes 1:4 lesen wir: „Ich habe keine größere Freude, als zu hören, dass meine Kinder in der Wahrheit leben.“ Wenn wir das wissen, erneuert das unsere Liebe und unseren Mut, in unseren eigenen Mühen nicht nachzulassen.10

A young woman visting with an elderly woman in a wheelchair.

„Großeltern können auf ihre Enkel einen bleibenden Einfluss ausüben.“

7

Wenn Führer der Kirche Mitgliedern helfen, den Bedürfnissen der Älteren gerecht zu werden, sollten sie sich gebeterfüllt um den Geist bemühen

Wir … fordern die Priestertumsführer älterer Mitglieder auf, bei ihren Bemühungen, deren geistige, physische, seelische und finanzielle Bedürfnisse zu beurteilen und zu erfüllen, für den Geist des himmlischen Vaters empfänglich zu sein. Wir vertrauen darauf, dass Sie Ihre Ratgeber, die Führer der Kollegien des Melchisedekischen Priestertums, die Führungsbeamtinnen der Frauenhilfsvereinigung, die Heimlehrer und die Besuchslehrerinnen dabei einsetzen, denn wir müssen diese Pflichten ohne Widerwillen oder Zögern erfüllen.

Wir hoffen, die Führungsbeamten des Priestertums und der Hilfsorganisationen berufen ältere Mitglieder weiterhin in Ämter, in denen sie ihre Weisheit und ihren Rat einbringen können. Wir hoffen, dass möglichst jeder Heimlehrer oder Besuchslehrerin sein kann. Auch wer ans Bett oder ans Haus gefesselt ist, kann telefonisch, brieflich oder durch andere Aufträge helfen, über andere zu wachen.

Ein Priestertumsführer kann viel tun, um Einzelne und Ehepaare bei ihrer Vorbereitung auf eine Mission zu unterstützen und zu ermutigen. Das Urkundenauswertungsprogramm [jetzt Indexierungsprogramm genannt] und das Wohlfahrtsprogramm profitieren sehr von älteren Leuten, die Gelegenheit bekommen, sich auf diesen Gebieten einzubringen.

Wir hoffen, dass alle älteren Mitglieder einfühlsame und fürsorgliche Heimlehrer und Besuchslehrerinnen haben. Es kann viel Trost und Frieden bringen, wenn man weiß, dass man jemanden hat, an den man sich in Zeiten der Not wenden kann. Es ist wichtig, Bedürfnisse mit Takt, Diplomatie und Ernsthaftigkeit zu beurteilen und ihnen gerecht zu werden.

Wir hoffen, Sie beziehen selbständige ältere Mitglieder beim Dienst am Nächsten ein sowie bei geselligen Veranstaltungen in Pfahl und Gemeinde – vor allem alleinstehende Mitglieder und solche mit einem pflegebedürftigen Ehepartner. Sie werden so oft vergessen. Vor allem, wenn ein Ehepartner stirbt, ist liebevolle Fürsorge angebracht. Dann sind die meisten Menschen sehr empfindlich.

Gelegentlich braucht und schätzt jemand, der sich ständig in physischer oder emotionaler Hinsicht um einen Familienangehörigen kümmert, vorübergehend Entlastung. Es ist wichtig, der Familie dabei behilflich zu sein, ihre Funktion als Familie aufrechtzuerhalten, indem man sie gelegentlich von der schweren Verantwortung befreit, die eine langfristige oder unheilbare Krankheit auferlegen kann. Jeder braucht liebevolle Unterstützung und Entlastung von den überwältigenden Aufgaben, die eine schwere Krankheit oder andere Probleme mit sich bringen.

Eine große Sorge für ältere Menschen ist der Transport. Wir können helfen, indem wir dafür sorgen, dass sie zu den Sonntagsversammlungen kommen, ihnen nahestehende Menschen besuchen, einkaufen und zum Arzt oder ins Krankenhaus kommen können.

Und wie gesagt, wenn wir uns um die älteren Mitglieder kümmern, müssen wir uns gebeterfüllt um Inspiration und Führung bemühen. Jeder Mensch ist anders und hat eigene Bedürfnisse.11

8

Unsere späteren Jahre können unsere besten sein

Gott segne die älteren Mitglieder der Kirche. Ich liebe Sie von ganzem Herzen. Ich bin einer von Ihnen.

Es gibt viel, wofür es sich zu leben lohnt. Mögen diese Goldenen Jahre Ihre besten sein, indem Sie bewusst leben, lieben und dienen. Und möge Gott all diejenigen segnen, die für Sie sorgen – Ihre Familie, Ihre Freunde sowie die anderen Mitglieder und Führer in der Kirche.

Ich gebe Ihnen Zeugnis von der Freude des Lebens – von der Freude, wenn man ganz im Einklang mit dem Evangelium lebt und durch das Feuer des Schmelzers geht und dadurch geheiligt wird. Der Apostel Paulus drückt es sehr gut aus: „Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt.“ (Römer 8:28.)

Ich gebe Ihnen meinen Segen. Der Erretter lebt. Dies ist seine Kirche. Das Werk ist wahr. Um mit unserem Herrn und Heiland zu sprechen: „Blickt auf mich, und harrt bis ans Ende aus, und ihr werdet leben; denn dem, der bis ans Ende ausharrt, werde ich ewiges Leben geben.“ (3 Nephi 15:9.)12

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

  • Wie haben Sie schon von der Weisheit und Erfahrung älterer Menschen profitiert? (Siehe Abschnitt 1.)

  • In Abschnitt 2 führt Präsident Benson acht Dinge auf, die ältere Menschen tun können, um „aus [ihrem] Alter das Beste zu machen“. Denken Sie über jeden Vorschlag nach. Wie können diese Vorschläge unser Leben bereichern, ganz gleich, wie alt wir sind?

  • Warum wohl ist der Dienst am Nächsten der Schlüssel dazu, dass man das Alleinsein und das Gefühl der Nutzlosigkeit zu überwinden? (Siehe Abschnitt 3.) Haben Sie schon beobachtet, wie sich das bewahrheitet hat?

  • Denken Sie darüber nach, was Präsident Benson uns rät, wenn wir krank sind und leiden (siehe Abschnitt 4). Wie kann uns dieser Rat helfen, „in Einstellung und Geist stark zu bleiben“?

  • Denken Sie über Präsident Bensons Worte in Abschnitt 5 nach. Wie können Kinder und Enkelkinder ihre in die Jahre gekommenen Eltern und Großeltern ehren?

  • Wann haben Sie erlebt, dass junge und ältere Leute gerne Zeit miteinander verbracht haben? (Siehe Abschnitt 6.) Was können wir in unserer Familie und in der Kirche tun, um solche Beziehungen zu pflegen?

  • Wie können Führer in der Kirche und Mitglieder der Gemeinde oder des Zweigs dazu beitragen, den Bedürfnissen der Älteren gerecht zu werden? (Beispiele finden Sie in Abschnitt 7.)

  • Was verstehen Sie darunter, die Freude zu empfinden, die man verspürt, wenn man „ganz im Einklang mit dem Evangelium lebt“? (Siehe Abschnitt 8.) Fallen Ihnen Menschen ein, die treu bis ans Ende ausgeharrt haben?

Einschlägige Schriftstellen

Sprichwörter 20:29; Jesaja 46:3,4; Lukas 2:36-38; Epheser 6:1-3; Titus 2:1-5; Jakobus 1:27; LuB 121:7,8

Studienhilfe

„Wenn Sie gemäß dem handeln, was Sie gelernt haben, vertieft und erweitert sich Ihr Verständnis (siehe Johannes 7:17).“ (Verkündet mein Evangelium!, Seite 21.) Überlegen Sie, wie Sie zu Hause, bei der Arbeit und bei Ihren Aufgaben in der Kirche die Lehren des Evangeliums anwenden können.

Anmerkungen

  1. Sheri L. Dew, Ezra Taft Benson: A Biography, 1987, Seite 502

  2. Sheri L. Dew, Ezra Taft Benson: A Biography, Seite 504

  3. Sheri L. Dew, Ezra Taft Benson: A Biography, Seite 504f.

  4. Herbst-Generalkonferenz 1989

  5. Herbst-Generalkonferenz 1989

  6. Herbst-Generalkonferenz 1989

  7. Herbst-Generalkonferenz 1989

  8. Herbst-Generalkonferenz 1989

  9. Herbst-Generalkonferenz 1989

  10. Herbst-Generalkonferenz 1989

  11. Herbst-Generalkonferenz 1989

  12. Herbst-Generalkonferenz 1989