2019
Mehr als bloß mit Etiketten versehen
November 2019


Mehr als bloß mit Etiketten versehen

Ihr Wert hängt nicht von Können oder Nichtkönnen ab.

young adult woman sitting in field

Wir Menschen verpassen uns gern allerhand Etiketten: Tochter, Künstlerin, Studentin, Läuferin. Ein solches Etikett kann uns zwar anspornen, unser Identitätsgefühl stärken und uns Möglichkeiten zum Wachstum geben, doch es birgt auch eine Gefahr. Wenn wir die uns verpassten Etiketten nämlich mit denen anderer vergleichen, Etiketten für uns übernehmen, die im Konflikt mit unserer göttlichen Natur stehen oder diese gar untergraben, oder wenn wir zulassen, dass ein bestimmtes Etikett uns kleinmacht, können unser Selbstwertgefühl und unsere Geistigkeit in Millionen kleine Stücke zerschellen.

Was wäre, wenn wir Ihnen jetzt sagen würden, dass es ein bedeutendes, ewiges und ganz außergewöhnliches Etikett gibt, das wir alle tragen?

Wir – drei ganz unterschiedliche leibliche Schwestern, von denen jede ihr eigenes Leben führt – möchten hier gern einige Gedanken dazu weitergeben. Und vorweg: Wir alle tragen das allerwichtigste Etikett.

Chantele Sedgwick:

Manchmal ist es schwierig, sich nicht mit anderen zu vergleichen, besonders in der Familie. So muss ich zum Beispiel schon mein ganzes Leben lang damit zurechtkommen, dass man mich und meine beiden Schwestern ständig miteinander vergleicht. Wir sind sehr unterschiedlich. Wir befinden uns in unterschiedlichen Lebensphasen, haben unterschiedliche Talente und jede hat ihre ganz eigene Persönlichkeit. Ich bin seit fast 15 Jahren verheiratet und habe vier Kinder. Ich habe fünf Romane geschrieben, die landesweit veröffentlicht wurden, und spiele seit gut 30 Jahren Harfe. Ich habe sehr viele Ziele, die ich noch erreichen möchte. Wenn ich frustriert bin, weil ich nicht so viel erreiche, wie ich mir vorgenommen habe, denke ich daran, dass der Vater im Himmel mich liebt – auch dann, wenn ich nicht alle meine Ziele erreichen sollte. Ich bin schon der Meinung, dass unsere unterschiedlichen Talente uns teilweise zu dem machen, wer wir sind. Wenn man jedoch all das ausklammert – Talente oder irgendwelche Bezeichnungen –, spielt nichts davon eine Rolle. Am Ende kommt es nur auf eins an: dass wir Kinder Gottes sind. Solange ich mein Bestes gebe, ist der Vater im Himmel bei mir. Dieses Wissen hilft mir auf meinem Weg und spendet mir Trost, ganz gleich, welche Etiketten die Welt mir verpasst oder welche ich mir selbst anhänge.

Chaleese Leishman:

Ich bin Hausfrau und Mutter. Ich habe drei Söhne und einen Mann, die mir alles bedeuten. Ich unterstütze sie, wo ich kann. Sie verkörpern alles, was ich bin. Ich habe keine berufliche Karriere vorzuweisen. Meine ältere Schwester bleibt auch bei ihren vier Kindern zu Hause, aber sie ist außerdem eine sehr gute Schriftstellerin. Meine jüngere Schwester ist in unserer Familie die Einzige mit einem Uni-Abschluss. Sie hat eine Arbeitsstelle bei ihrem Traumarbeitgeber und ist noch unverheiratet. Wir sind alle verschieden. Man kann uns allen unterschiedliche Etiketten anhängen, aber diese lassen uns nicht mehr oder weniger wert sein als eine andere von uns. Trotz unserer Unterschiede sind wir alle Kinder Gottes, und er liebt jede von uns. Und am Ende kommt es nur darauf wirklich an. Auf meinen Etiketten mag etwas anderes stehen als bei meinen Schwestern, aber wenn man diese mal abnimmt, sind wir alle genau gleich. Wir haben dasselbe ewige Potenzial.

Chakell Wardleigh:

Ich hab mir schon einige Etiketten umhängen dürfen. Ich bin Uni-Absolventin, Schriftstellerin und große Verfechterin der Meinung, dass Käsekuchen unbedingt eine eigene Lebensmittelgruppe werden muss. Aber manche meiner Etiketten mag ich nicht sonderlich. Ich bin alleinstehend, habe gesundheitliche Probleme und fühle mich häufig unzulänglich. Ich lasse es zu, dass einige dieser „weniger vorzeigbaren“ Etiketten einen viel größeren Einfluss auf mich haben, als sie sollten. Und manchmal verdecken selbst die Etiketten, auf die ich stolz bin, meine wahre Identität zu einem Teil. Aber wenn ich ernsthaft darüber nachdenke, wer ich bin, und mir vor Augen führe, dass ich eine Tochter Gottes bin, sieht alles anders aus. Dieses eine Etikett, das unserem Leben wahre Bedeutung schenkt, ist unsere göttliche Identität. Ich weiß nicht, was die Zukunft mir bringen wird und welche Etiketten ich in diesem Leben noch tragen werde, doch tröstet es mich, dass ich sagen kann: „Ich bin ein Kind Gottes.“ Dieses Wissen bedeutet mir mehr als alles andere. Und weder dieses Etikett noch die Liebe Gottes habe ich mir verdienen müssen – beides wurde mir freigiebig geschenkt. Ich weiß: Wenn ich mich bemühe, dem Willen Gottes gemäß zu leben, und immer daran denke, wer ich wirklich bin, dann segnet er mich (siehe LuB 82:10). Wenn all meine anderen Etiketten zusammen das Etikett ergeben, auf das es wirklich ankommt, kann ich in ihnen allen wahre Freude, Kraft und Größe finden.