Junge Erwachsene
Sieben Tipps, wie man von Pornografie loskommt
Der Verfasser lebt in Utah.
Als ich junge Alleinstehende dabei unterstützte, von zwanghaftem Pornografiekonsum loszukommen, erwiesen sich einige Ratschläge als besonders nützlich. Vielleicht helfen sie dir auch.
Als ich gerade als neuer Bischof einer JAE-Gemeinde eingesetzt worden war, gab es vor meinem Büro schon eine Schlange junger Alleinstehender, die mit mir reden wollten. Rate mal, worum es beim ersten Gespräch ging?
Um Pornografie.
In den nächsten drei Jahren bestand meine Berufung zu einem Großteil darin, jungen Erwachsenen zu helfen, eine zwanghafte Gewohnheit zu überwinden. Ich wusste, ich musste möglichst viel darüber herausfinden. Ich fastete, betete, besuchte den Tempel, beriet mich mit anderen Führungsverantwortlichen, ging alle vorhandenen Materialien und Hilfsmittel durch, nahm an Treffen teil, die im Rahmen des Genesungsprogramms für Suchtkranke stattfanden, und lernte von denjenigen, die sich um Genesung bemühten. Ich möchte einige meiner Erkenntnisse, die Hoffnung schenken, weitergeben.
1. Mach dir bewusst, dass du ein Kind himmlischer Eltern bist, die dich lieben
Wenn du daran arbeitest, zwanghaften Pornografiekonsum zu überwinden, ist dir vielleicht eher danach zumute, dich vom Vater im Himmel zurückzuziehen, weil du denkst, du verdienst seine Liebe und Hilfe erst dann, wenn du das Problem überwunden hast. Das ist genau das, was der Satan möchte: dich von jedem, der dich liebhat, isolieren und dir einreden, dass du ganz allein von Pornografie loskommen kannst und auch erst dann Liebe verdienst.
Doch du hast ein göttliches Wesen und darum bist du immer dessen würdig, Hoffnung, Inspiration, persönliche Offenbarung vom Vater im Himmel und die heilende Macht Jesu Christi zu empfangen, um von Pornografie loszukommen.1 Zieh dich nicht vom Vater im Himmel und auch nicht von seinem Sohn oder den Menschen zurück, die dich liebhaben.
2. Hör auf, dich zu schämen
Ich habe gelernt, dass man Beschämung hinter sich lassen muss, wenn man von Pornografie loskommen will. Beschämung ist das Gefühl, man sei gescheitert, verloren oder ein schlechter Mensch. Wenn man solche falschen Vorstellungen hat, kann es dazu führen, dass man in seinem Suchtkreislauf gefangen bleibt. Das Gefühl der Reue gehört zur Umkehr und kann dazu beitragen, dass man sein Verhalten ändert. Aber Beschämung führt dazu, dass man seinen ganzen Charakter als schlecht ansieht und meint, der Erretter könne einem nicht mehr helfen.2
Der Vater im Himmel möchte, dass du deine Hoffnung voll und ganz in Jesus Christus und die Segnungen seines Sühnopfers setzt. Scham lässt dich stets auf Vergangenes zurückblicken und verursacht dadurch einen Teufelskreis aus Lügen und Selbstverachtung. Bitte überhäufe dich nicht mit Schamgefühlen.
3. Sprich nicht gleich von einer Sucht
Viele bezeichnen sich als „pornografiesüchtig“. Sei vorsichtig damit, dir dieses Label fälschlicherweise aufzudrücken. Die meisten jungen Leute, denen Pornografie Probleme bereitet, sind eigentlich nicht abhängig.3 Wenn man fälschlicherweise von einer Sucht spricht, stellen sich oft Schamgefühle, größere Verzweiflung und Selbstverachtung ein, und dies macht es dann schwieriger, mit dem Pornografiekonsum aufzuhören.
4. Erstell dir schriftlich deinen eigenen Präventivplan
Ein persönlicher Präventivplan besteht aus drei Teilen und kann dazu beitragen, dass du von Pornografie loskommst.
Teil 1: Schreib die Auslöser auf. Das erste Element des Kreislaufs, der dazu führt, dass man Pornografie anschaut, ist, dass das Bedürfnis danach geweckt wird.
Es gibt verschiedene Arten von Auslösern:
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Situationen: Eine bestimmte Umgebung wird aufgrund früherer Gedanken oder Verhaltensweisen zum Auslöser (zum Beispiel ein bestimmter Raum oder eine bestimmte Tageszeit)
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Stress/Angst/Einsamkeit/traumatische Erlebnisse: Belastende Emotionen oder Situationen können zum Pornografiekomsum verleiten, weil man seine Gefühle bewältigen oder sich davon ablenken möchte
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Visuell: unbeabsichtigtes Anschauen von Bildern/Szenen in den sozialen Medien, in Filmen, auf Fotos usw., die an sich nicht pornografisch sind, aber als Auslöser fungieren
Teil 2: Erstelle einen Plan, wie du die Auslöser reduzieren kannst.
Wenn du dich zum Beispiel spät am Abend angreifbar fühlst, könnte es dir helfen, dein Handy eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen auszuschalten. Oder du hast dein Handy nachts gar nicht erst bei dir im Zimmer. Wenn du versuchst, mit Pornografie belastende Gefühle zu bewältigen, finde bessere Möglichkeiten dafür. Vielleicht kannst du durch Sport Stress und Angst abbauen? Vielleicht würden auch Medikamente dabei helfen? Vielleicht fühlst du dich weniger allein, wenn du öfter etwas mit Freunden unternimmst oder dich in einen Institutskurs einschreibst? Überlege, was dir Probleme bereitet und was dir helfen würde.
Unterschätze die geistigen Elemente nicht. Gebet, Schriftstudium, Dienst am Nächsten, der Versammlungsbesuch und der Tempelbesuch sind äußerst hilfreich dabei, Auslöser zu reduzieren, und spornen dich zum Durchhalten an.
Teil 3: Leg fest, was du tun wirst, wenn du den Drang nach Pornografie spürst. Schreib dir zu jedem Auslöser die weiteren Schritte auf.
Wenn dich der Drang nach Pornografie überkommt, könntest du zum Beispiel schnell dein Handy ausschalten, jemandem schreiben oder jemanden anrufen, einen Spaziergang machen oder Sport treiben, im Buch Mormon lesen oder irgendetwas anderes tun, womit du deine Gedanken in eine andere Richtung lenkst.
Schreib auf, was bei dir funktioniert! Manchmal verschwindet ein Auslöser von selbst und du brauchst gar nicht alle Schritte des Präventivplans. Aber sie helfen dir, dich in dem Moment abzulenken. Wenn der Auslöser vorbei ist, halte in deinem Plan fest, was funktioniert hat und was du ändern kannst, damit es das nächste Mal noch besser funktioniert. Leg den Plan irgendwo hin, wo du ihn jeden Tag siehst.
5. Mach dir den Unterschied zwischen einem Ausrutscher und einem Rückfall klar
Bei einem Ausrutscher macht man den Fehler noch einmal, aber fängt sich schnell wieder, lernt daraus und verbessert seinen Präventivplan. Bei einem Rückfall gibt man auf, schaut exzessiv viel Pornografie und es ist einem egal.
Ausrutscher gehören dazu und helfen dir, deinen Präventivplan zu verbessern. Denk nicht, dass du dadurch wieder ganz am Anfang stehst oder dass nicht zählt, was du bis dahin erreicht hast. Es zählt doch! Schau positiv in die Zukunft. Du bist einen Tag näher daran, das Problem zu überwinden.
Wenn ein Ausrutscher passiert ist, stell dir diese Fragen:
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Was ist passiert?
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Inwiefern war dieser Auslöser anders?
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Hatte ich in letzter Zeit viel Stress? Wie sah meine Gefühlswelt aus?
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War ich vielleicht geschwächt, weil ich einige Zeit lang nicht in den heiligen Schriften gelesen habe?
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Habe ich in letzter Zeit vielleicht weniger Sport gemacht?
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Hilft ein Schritt in meinem Präventivplan nicht?
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Was kann ich das nächste Mal anders machen?
Schreib auf, was du gelernt hast, und arbeite weiter an deinem Ziel!
6. Glaub an die heilende Macht des Erretters
Jesus Christus kann dir bei deiner stetigen Umkehr helfen und er hat die Macht, dich bei deinen Anstrengungen, von Pornografie loszukommen, mit den dafür notwendigen Fähigkeiten auszustatten. Er weiß, wie du dich fühlst, und wartet darauf, dass er dir diese Last abnehmen kann. Glaub nicht, dass du seine Last größer machst, wenn du dich an ihn wendest. Er hat den Preis schon an deiner Stelle gezahlt. Gib stattdessen dein Bestes, komm dem Erretter näher und bitte ihn, dir bei der Heilung zu helfen und dabei, deine Wünsche zu ändern, und dir die Stärke zu geben, voranzugehen.
Elder Ulisses Soares vom Kollegium der Zwölf Apostel hat verheißen: „Wenn wir beständig danach streben, unsere Herausforderungen zu meistern, wird Gott uns mit der Gabe des Glaubens, dass wir geheilt werden und dass Wundertaten verrichtet werden, segnen. Er wird für uns das tun, was wir nicht selbst für uns tun können.“4
7. Versuch nicht, es allein zu schaffen
Auch Beziehungen und Freundschaften geben dir Kraft und helfen dir, es zu schaffen. Es ist gut, jemanden zu haben, vor dem du Rechenschaft ablegen kannst und der dir in den besten und in den schlechtesten Zeiten zur Seite steht. Es sollte jemand sein, der dich unterstützt, ohne dich zu verurteilen. Du könntest ihn auf die gleiche Weise unterstützen. Frag auch deine Führer in der Kirche oder Familienmitglieder um Rat. Wenn es notwendig ist, kann dir auch ein Therapeut oder Psychologe dabei helfen, herauszufinden, warum du so stark auf Pornografie ansprichst.
Denk daran, dass du zu den Eltern und Führungsverantwortlichen der nächsten Generation gehörst
Du gehörst zu der ersten Generation, die damit umgehen muss, rund um die Uhr Zugriff auf Pornografie zu haben. Ich glaube, deine Generation ist von diesem Übel am schlimmsten betroffen, weil ihr, wenn ihr eines Tages Eltern und Führungsverantwortliche seid, über bessere Mittel und Wege verfügt und mehr darüber wisst als sonst jemand, wie man andere vor dieser Falle bewahrt oder aus ihr herausführt. „Der Vater im Himmel hat uns nicht auf die Erde geschickt, damit wir versagen, sondern damit wir glorreich unser Ziel erreichen.“5
Diese Tipps können zwar bei deinen Anstrengungen, von Pornografie loszukommen, helfen, doch scheue dich nicht, auch nach weiteren Lösungen zu suchen. Jeder muss seinen eigenen Weg zur Besserung beschreiten. Finde heraus, was dir hilft. Gib nicht auf. Geh einen Tag nach dem anderen an. Du kannst es schaffen. Wirklich! (Siehe Philipper 4:13.) Du wirst zu dem werden, was in dir steckt.