Lass Gott zu dir sprechen: Zu seiner eigenen Zeit und auf seine eigene Weise
Da ich erwartet hatte, Offenbarung auf bestimmte Weise und in einem bestimmten Zeitrahmen zu empfangen, hatte ich Gelegenheiten übersehen, bei denen der Vater im Himmel zu mir sprach
Ich bin ein Mädchen, das gern eine Antwort auf alles hat.
Als ich noch jünger war, hatte ich viele Fragen. Ich wollte wissen, warum der Himmel blau ist und wo sich meine verlorene Brotdose befindet. In der Highschool wurden meine Fragen etwas komplizierter. Was ist die Quadratwurzel aus 347? Was geschieht, wenn wir träumen?
Durch Erfahrung habe ich herausgefunden, dass ich, wenn ich eine Frage hatte, die Antwort durch eine Formel finden konnte: eine mathematische Formel, eine wissenschaftliche Formel. Durch diese Formeln begriff ich die Welt.
Als meine Fragen über das Zeitliche hinauswuchsen und in das Geistige vordrangen, hatte ich noch mehr Fragen: Ist das Buch Mormon wahr? Bin ich wirklich eine Tochter Gottes? Soll ich auf Mission gehen?
Zu meiner Freude merkte ich, dass ich mithilfe einer anderen Art von Formel Antworten auf geistige Fragen finden konnte! Die Formel für mich lautete etwa so: Beten plus Schriftstudium plus In-die-Kirche-Gehen plus Den-Propheten-Zuhören ist gleich Antworten.
Diese Formel gefiel mir sehr! Man konnte ihr leicht folgen und – was noch wichtiger ist – sie funktionierte. Diese Formel ließ mich erkennen, dass Gott mich liebt und dass das Evangelium wahr ist, und ich war mir sicher, dass ich sie benutzen konnte, um Antworten zu erhalten. Als Präsident Russell M. Nelson uns aufforderte, dafür zu sorgen, dass unsere „Fähigkeit, den Herrn zu hören“, „wächst und [sich] verbessert“1, dachte ich, ich hätte hier die Nase vorn.
Aber an einem entscheidenden Punkt meines Lebens schien meine Formel ihre Wirksamkeit zu verlieren.
Das Streben nach Offenbarung
Wochen vor Beginn meiner Mission wurde ich wegen der Coronapandemie einem neuen Arbeitsgebiet zugeteilt und wollte wissen, ob Gott immer noch wolle, dass ich meinen Dienst antrete. Ich betete, las in den heiligen Schriften, ging in die Kirche, forschte in Konferenzansprachen und … nichts. Ich stand kurz vor einer Entscheidung, die mein Leben verändern sollte, und die Zeit wurde allmählich knapp!
Obwohl ich immer noch keine Antwort hatte, tat ich glaubensvoll den Schritt ins Ungewisse und begann mit meiner Online-Schulung an der Missionarsschule. Schließlich begab ich mich ins Missionsfeld, kehrte aber bald aufgrund besonderer persönlicher Umstände mit noch mehr Fragen nach Hause zurück. Ich versuchte es noch einmal mit meiner Formel, weil ich unbedingt eine Erklärung brauchte, aber schon wieder – nichts. Ich stellte mir meine Fragen während der Generalkonferenz. Ich stellte sie mir im Tempel, als er wieder geöffnet wurde. Ich las Artikel im Liahona. Was auch immer laut Hörensagen anderen zu einer Antwort verholfen hatte, das versuchte ich auch. Aber es schien, als seien die Himmel verschlossen.
Natürlich bewirkten meine Bemühungen etwas. Ich kam Gott näher und verspürte den Geist in meinem Leben stärker, aber das Ergebnis, nach dem ich mich sehnte, blieb mir verwehrt. Ich fragte mich, ob ich wirklich wusste, wie man den Herrn hört.
Eines Tages dann erhielt ich eine Antwort. Es geschah nicht, als ich betete, in den heiligen Schriften las oder in die Kirche ging, aber ich glaube, dass ich die Antwort schon auch deswegen erhielt, weil ich ihn zuvor auf diese Weise gesucht hatte. Meine Frage wurde zwar nicht vollständig beantwortet, aber mir wurde klar, dass Gott mir „Zeile um Zeile …, Weisung um Weisung“ (2 Nephi 28:30) geben würde – zu seiner eigenen Zeit und auf seine eigene Weise, wenn ich nur Glauben hätte.
Neue, unvorhersehbare Verbindungen zum Himmel entwickelten sich auf nie zuvor erlebte Art und Weise. Im Laufe der Wochen bemühte ich mich, mein Herz zu öffnen und die Kommunikation von Gott auf neue Weise anzunehmen. Und das brachte die Wende. Als ich mich weiterhin durch Gebet und Schriftstudium dem Herrn zuwandte, bemerkte ich, wie göttliche Führung förmlich auf mich einströmte. Meine Fragen wurden endlich beantwortet. Es war ein Wunder!
Mir wurde klar, dass ich in der Erwartung, Offenbarung auf eine bestimmte Weise und in einem bestimmten Zeitrahmen zu empfangen, Gelegenheiten übersehen hatte, bei denen der Vater im Himmel zu mir sprach. Offenbarung kommt vielleicht nicht jedes Mal auf die gleiche Weise. Gott spricht zu uns persönlich und auf seine Weise.
Schränkt eure Fähigkeit, ihn zu hören, nicht ein
Präsident Henry B. Eyring, Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, hat gesagt: „Seit den Tagen Adams und Evas hat sich an der Art und Weise, wie wir von Gott Offenbarung empfangen, nichts geändert. … Es geht immer darum, dass man Glauben ausübt.“2
Manchmal müssen wir vielleicht geduldig auf den Herrn warten, um Antworten zu erhalten. Während wir das tun, können wir auch gleichzeitig weiterhin nach Möglichkeiten suchen, wie wir den Heiligen Geist in unser Leben bringen können. Versucht, zu einem anderen Zeitpunkt zu beten. Forscht in den heiligen Schriften wie nie zuvor. Geht spazieren und denkt nach. Singt Kirchenlieder. Geht öfter in den Tempel. Befasst euch mit familiengeschichtlicher Forschung. Dient. Fastet. Schreibt nach dem Beten eure Gedanken nieder. Sucht heilige Stätten auf. Tut voll Glauben das, was euch dem Herrn näherbringt. Die Möglichkeiten, wie Gott zu euch sprechen kann, sind unbegrenzt, weil auch seine Macht unbegrenzt ist.
Wenn wir nach weiteren Möglichkeiten suchen, für Offenbarung offen zu sein, lässt sich die Beziehung zum Vater im Himmel und unsere Fähigkeit, ihn zu hören, weiter stärken. Wenn ihr euch um Offenbarung bemüht, seid euch gewiss, dass er darauf wartet, euch zu helfen, und dass er euch zu seiner eigenen Zeit und auf seine eigene Weise Antworten geben wird. Und wenn ihr genau hinseht, stellt ihr vielleicht fest, dass er das bereits getan hat.