2022
Jesus Christus gab mir neuen Lebensmut
November 2022


Jesus Christus gab mir neuen Lebensmut

Die Verfasserin lebt in Japan.

Vor einigen Jahren wollte ich nicht mehr leben, aber das Evangelium Jesu Christi führte mir den Sinn des Lebens vor Augen

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Eine Frau schaut in die Ferne

Vor sechs Jahren versuchte ich, mir das Leben zu nehmen.

Kurz zuvor war bei mir eine schizoaffektive Störung festgestellt worden – eine schwere psychische Erkrankung –, und ich war am Boden zerstört. Ich hatte das Gefühl, keine Freunde zu haben, und von meiner Familie fühlte ich mich abgeschnitten. Ich war deprimiert und einsam wie nie zuvor. Ich spürte auch keinerlei Hoffnung, weil ich überhaupt keinen Sinn im Leben sah.

Allen, so fing ich an, mir einzureden, würde es ohne mich sicherlich besser gehen – ich wollte nicht mehr leben. Also versuchte ich eines Abends, mich aus dem Leben davonzustehlen.

Zum Glück bekam meine Familie das jedoch mit, und so wurde ich in ein Krankenhaus gebracht und wegen meines psychischen Gesundheitszustands stationär aufgenommen.

Einige Wochen lang sah ich immer noch keinen Sinn und Zweck im Leben. Weder Freude noch Licht waren zu spüren. Mein Herz war wie erstarrt vor Kälte. Doch schließlich wurde mir klar, dass ich eben nicht allein war – ich wollte nicht sterben. Als ich professionelle Hilfe erhielt, wurde mir bewusst, dass meine Familie und meine Freunde mich liebhatten, und mit meiner seelischen Gesundheit ging es bergauf, bis ich neuen Lebensmut schöpfte. Ich wollte, dass es wieder Freude und einen Sinn in meinem Leben gab. Heute bin ich davon überzeugt, dass es der Vater im Himmel war, der mir eine zweite Chance gab und mein Herz mit Hoffnung erfüllte.

Der Herr bietet uns sein Licht immer an

Ich nahm ein Studium an der Universität auf, wo ich einen Bekannten traf. Ich kannte ihn nicht allzu gut, aber irgendetwas an ihm war anders als bei den übrigen Studenten. Er strahlte so und war immer fröhlich. Von Kommilitonen erfuhr ich, dass er gerade von „seiner Mission“ zurückgekehrt war. Ich hatte keine Ahnung, was das war, aber als er mir erklärte, dass er dafür unter anderem zwei Jahre lang seine Freunde und seine Familie hatte zurücklassen müssen, war ich verwirrt. Er schien so glücklich und froh zu sein – ich an seiner Stelle wäre total einsam gewesen!

Als sich eine Freundschaft zwischen uns entwickelte, fing er an, mir von seiner Kirche zu erzählen. Aufgrund dessen, was ich erlebt hatte – nämlich der Versuch, mir das Leben zu nehmen –, kam mir ganz deutlich der Gedanke: Vielleicht gibt es Gott ja doch. Ich hatte zuvor schon andere Leute über Gott und Jesus Christus reden hören, aber ich war mir nicht sicher, was ich glauben sollte. Schließlich fragte ich meinen Freund eines Tages: „Glaubst du an Gott?“ Sofort gab er mir begeistert Zeugnis! Das veränderte mein Leben und pflanzte mir den Samen des Glaubens ins Herz. Ich konnte sehen, wie viel Freude und Licht ihm das Evangelium schenkte, und ich wollte diese Freude ebenso erleben.

Als ich ihm weiterhin Fragen stellte, gab er mir ein Buch Mormon und sagte mir, es würde mir Antworten auf Fragen nach dem Sinn des Lebens geben. Zudem stellte er mich den Missionaren vor. Ich fing auch an, mit meinem Freund die Abendmahlsversammlung zu besuchen, wo Menschen, die unglaublich viel Licht ausstrahlten, mir Liebe entgegenbrachten und mich an all das Gute in der Welt erinnerten.

Ich erfuhr mehr über Jesus Christus, über meine göttliche Identität und Bestimmung, über die Liebe Gottes sowie über das Sühnopfer des Erretters und was das für mich bedeutet. Drei Wochen später wurde ich getauft, konfirmiert und als Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bestätigt.

Das Evangelium hat mir eine ganz neue Art von Freude und von Frieden geschenkt, wie ich dies noch nie zuvor empfunden habe. Nachdem ich von meiner psychischen Erkrankung erfahren hatte, dachte ich nicht, dass ich jemals wieder glücklich sein würde. Aber die Erkenntnis, dass ich inmitten meiner Herausforderungen nie alleine bin, hat mein Leben mit Licht erfüllt.

Ich habe gelernt: Wie viel Finsternis ein Problem auch verursachen mag, der Herr bietet uns sein Licht immer an.

Das Leben ist ein Geschenk

Nach ein paar Jahren empfing ich die Segnungen des Tempels und heiratete schließlich den Freund, der mir das Evangelium nahegebracht hatte. Wir wurden im Sapporo-Tempel in Japan gesiegelt. Ich bin so dankbar für das Licht, die Liebe und die Hoffnung, die Jesus Christus in mein Leben und in meine Beziehung zu anderen gebracht hat. Dadurch, dass ich meinen Glauben an ihn und an die Wahrheiten des Evangeliums durch Gebet, Schriftstudium und Tempelbesuche vertieft habe, habe ich erkannt, welch großes Geschenk und welch großer Vorzug mein Leben doch ist.

Es bedeutet mir sehr viel, dass Christus sein Leben hingegeben hat, damit ich leben kann. Dieses Wissen hat meine Einstellung zu meinen psychischen Problemen wirklich verändert, und ich bin jeden Tag dankbar, dass ich mit dem Herrn an meiner Seite durch das Leben gehen darf.

Ich möchte die Worte von Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel aufgreifen:

„Allen … da draußen, die mit Problemen zu kämpfen haben, sage ich: Was auch immer eure Sorgen oder Schwierigkeiten sein mögen, der Tod durch Suizid ist eindeutig nicht die Lösung. Es wird den Schmerz, den ihr im Moment spürt oder eurer Meinung nach verursacht, nicht lindern. In einer Welt, die so verzweifelt alles Licht braucht, das sie bekommen kann, solltet ihr das ewige Licht, das Gott in eure Seele gepflanzt hat, noch ehe die Welt war, nicht kleiner machen, als es ist. Sprecht mit jemandem. Bittet um Hilfe. Zerstört nicht ein Leben, für das Christus sein Leben gegeben hat, um es zu bewahren. Ihr könnt die Strapazen dieses irdischen Lebens ertragen, weil wir euch dabei helfen werden. Ihr seid stärker, als euch bewusst ist. Es gibt Hilfe, von anderen und vor allem von Gott. Ihr werdet geliebt und geschätzt und gebraucht! Wir brauchen euch!“1

Ich habe nach wie vor so meine Herausforderungen, aber heute weiß ich, dass mein Leben einen Sinn und Zweck hat. Mein himmlischer Vater liebt mich sehr, und das tun auch viele andere. Ich weiß, dass ich sowohl zeitliche als auch geistige Hilfe in Anspruch nehmen kann. Ich rufe mir oft in Erinnerung, die Ewigkeit im Blick zu behalten und daran zu denken, dass der Erretter jeden Schmerz und jede Ungerechtigkeit, die ich empfinde, versteht. Ich denke auch oft darüber nach, dass er mir helfen kann, in Zeiten der Prüfung mehr wie er zu werden.

Ich glaube an Jesus Christus und an sein Evangelium. Ich weiß, dass ich mit ihm finstere Zeiten stets meistern und wieder Licht finden kann. Dank ihm habe ich herausgefunden, dass es wirklich möglich ist, das Leben zu lieben und selbst inmitten von Herausforderungen Freude und Frieden zu verspüren. Ich bin jeden Tag zutiefst dankbar für den Sinn im Leben und die Hoffnung, die er mir schenkt. Ich weiß, wenn wir uns auf ihn stützen, schenkt er uns immer Hoffnung.

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