Jesus Christ
Blog

Die Gnade des Erretters

Brad Reimer
11/04/21 | 3 min Lesedauer
Wenn ich zurückblicke, erkenne ich die Wunder vollbringende Hand meines Vaters im Himmel. In jenem Jahr führte er mich zum Sühnopfer Jesu Christi und schenkte mir mehr Erkenntnis darüber – nicht nur für meine Gemeinde, sondern auch für mich.

Obwohl ich im Evangelium aufgewachsen bin, hat es lange gedauert, bis ich einige grundlegende Lehren und Grundsätze „Zeile um Zeile, Weisung um Weisung“ (2 Nephi 28:30) gelernt habe. 2012 stieß ich zufällig auf eine Ansprache von Elder David A. Bednar aus dem Jahr 2001. In dieser Ansprache sprach er über die erlösende Macht, die wir von Jesus Christus dank dessen Sühnopfers empfangen können. Aber er zeigte mir noch eine weitere Segnung auf. Sie war mir nie zuvor in den Sinn gekommen war: die stärkende und helfende Macht Christi.

Das Wort Gnade bezieht sich auf diese stärkende und helfende Macht. Im Bible Dictionary lesen wir: „Der Einzelne kann dank der Gnade des Herrn – durch Glauben an das Sühnopfer Jesu Christi und durch Umkehr von seinen Sünden – Kraft und Hilfe bekommen, um gute Werke zu tun, die er andernfalls aus eigener Kraft nicht vollbringen könnte.“ (Bible Dictionary, Stichwort „Grace“.) Elder Bednar hat erklärt, dass diese Macht uns befähigt, Gutes zu tun, gut zu sein und mehr zu leisten und zu ertragen, als das, was wir uns zutrauen oder was wir aufgrund unserer eigenen Fähigkeiten tun könnten.1

Diese Lehre zu verstehen, hat mich in jenem Jahr total begeistert und inspiriert. Da ich damals Bischof war, nahm ich an, dass ich diesen Grundsatz gelernt hatte, um den Mitgliedern meiner Gemeinde ein Segen zu sein. Ich vermutete, dass der Vater im Himmel mich dabei führen würde, ihnen diesen Grundsatz zu vermitteln, damit sie in ihrem Leben und in ihrer Familie besser auf die stärkende und helfende Macht Christi zugreifen konnten.

Aber im weiteren Verlauf des Jahres machte ich mich unwissentlich auf eine Reise, auf der ich diese Macht selbst anwenden und nutzen durfte.

Im November 2012 wurde bei mir ein Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert. In den nächsten Monaten folgten Operationen, Chemotherapien und einige weitere Komplikationen. Während ich litt und zu kämpfen hatte, verließ ich mich auf das, was der Vater im Himmel mir gerade erst vermittelt hatte. Ich bemühte mich, beim Beten den Schwerpunkt auf diese Bitte zu legen: „Bitte segne mich, Vater im Himmel. Ich brauche die stärkende und helfende Macht meines Erretters und ich brauche sie jetzt sofort.“ Mein Schmerz wurde damals zwar nicht ein einziges Mal von mir genommen, aber ich hatte das starke Gefühl, dass meine Last leichter gemacht wurde, wie auch Alma und sein Volk es erlebtet hatten (siehe Mosia 24).

Wenn ich zurückblicke, erkenne ich die Wunder vollbringende Hand meines Vaters im Himmel. In jenem Jahr führte er mich zum Sühnopfer Jesu Christi und schenkte mir mehr Erkenntnis darüber – nicht nur für meine Gemeinde, sondern auch für mich. Er wusste, dass ich in den nächsten Monaten die schwierigsten Widrigkeiten meines Lebens durchmachen würde und dass ich sie nicht ertragen könnte, wenn ich nur auf meine eigene Kraft und meine natürlichen Fähigkeiten baute. Er bereitete mich liebevoll darauf vor und schenkte mir eine lebensverändernde Sichtweise – kurz bevor ich sie dringend brauchen würde. Welch ein Segen!

Ich liebe meinen Vater im Himmel und vertraue ihm vorbehaltlos. Diese Erfahrung hat meine Beziehung zu ihm erheblich verbessert. Meine Gebete und meine Verständnis von ihm sind heute völlig anders – nicht, weil ich mehr über das Gebet weiß, sondern weil mein Vertrauen in ihn gewachsen und meine Beziehung zu ihm inniger geworden ist.

Am 28. Oktober 2012 bekam ich Unterleibsschmerzen. Es stellte sich heraus, dass dies mein letzter Sonntag als Bischof war. Ich wurde am 16. November 2012 operiert und im Januar 2013 als Bischof entlassen, nachdem ich diese Berufung etwa zweieinhalb Jahre lang ausgeübt hatte. Ich sehne mich noch immer nach dieser besonderen Zeit des Dienens und bin traurig darüber, dass sie schon vorüber ist. Aber mir ist klar geworden: Auch wenn mein Plan war, fünf Jahre lang in dieser Berufung zu dienen, sah Gottes Plan vor, dass ich die Berufung zweieinhalb Jahre lang innehaben sollte. Auf wunderbare Weise habe ich unter anderem Folgendes gelernt: mich seinem Plan zu fügen. „Man weiß nicht immer, was der Herr einem sagen möchte, aber wenn man Gott von Herzen vertraut, spielt es keine Rolle, ob man etwas nicht versteht. Ich weiß, dass Gott einen Plan für mich hat, der nicht meinem eigenen Plan entspricht. Das ist nicht immer der einfachere, aber immer der bessere Weg.“

Anmerkungen

1. Siehe David A. Bednar, „In the Strength of the Lord“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 23. Oktober 2001, Seite 3, speeches.byu.edu


Brad Reimer
Brad ist seit 28 Jahren verheiratet und hat fünf wunderbare Kinder, zwei bemerkenswerte Schwiegertöchter und zwei süße Enkelkinder. Er lebt seit 17 Jahren in Spokane Valley in Washington und genießt das Leben im Nordwesten des Landes. Er bemüht sich jeden Tag (wenn auch nicht immer mit Erfolg), ein hingebungsvoller Jünger Christi zu sein, und ist von Herzen dankbar für die Möglichkeit, umzukehren und sich zu ändern.
Anmerkungen
0