Wie hören Sie den Herrn? Elder Jeffrey R. Holland erklärt, dass laut zu beten unsere Kommunikation mit Gott verbessern kann.
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Den Herrn hören – genau darum geht es bei der Wiederherstellung

Mein erster Eindruck zu dem Motto „Ihn höre“, das Präsident Russell M. Nelson vorgestellt hat, war, wie natürlich und naheliegend es war.

Im Mittelpunkt der Botschaft „Ihn höre“ steht die Wiederherstellung des Evangeliums und dass die Himmel in der letzten Evangeliumszeit offen sind. Bei der ersten Vision 1820 hat Joseph Smith zum ersten Mal die Stimme Jesu Christi gehört. Die Kampagne „Ihn höre“ 200 Jahre später, im Jahr 2020, ist die fortdauernde Aufforderung an die Welt, den Erretter zu hören, bis er zurückkehrt.

Die Worte „Ihn höre“ verdeutlichen, worum es bei der Wiederherstellung geht, nämlich um die grundlegende Aussage, dass Gott lebt, dass es Propheten gibt und dass der Kommunikation mit Gott nichts im Wege steht. Das ist so lange von Bedeutung, bis jeder das Evangelium gehört hat und gewarnt wurde oder die Gelegenheit hatte, das Evangelium zu hören, also so lange, bis der Erretter kommt.

Ich möchte nun ein paar Gedanken dazu äußern, wie ich die Stimme des Herrn höre.

Ich höre ihn durch entschlossenes Beten

Bleiben wir einen Augenblick bei der Bedeutung der ersten Vision. Aus dem Erlebnis im heiligen Hain ergeben sich viele Lektionen. Eine der wichtigeren ist, dass Joseph Smith vor der bedeutenden Offenbarung des Vaters und des Sohnes Widerstände zu überwinden hatte. Der Widersacher lehnte sich gegen dieses Erlebnis auf, indem er unter anderem Josephs Gebet vereiteln wollte – insbesondere deshalb, weil es zu der bedeutenden Offenbarung führen sollte. Dann nahm Joseph all seine Kraft zusammen, widerstand der Macht des Widersachers und erlebte diese bedeutende Offenbarung.

Das zeigt uns ganz gut, dass man sich beim Beten wirklich anstrengen muss. Dass man sich aufrichtig und ernsthaft durchkämpfen muss durch den Widerstand des Widersachers, durch die Alltagssorgen oder durch ablenkende Gedanken. Es gibt vieles, was uns davon abhalten kann, dieses Erlebnis mit Gott zu haben. Und wir müssen, wie Joseph Smith, unsere ganze Kraft aufbieten, um die wunderbare Erfahrung zu machen, die Gott für uns vorgesehen hat.

Ich höre ihn, indem ich mir ungestörte Zeit nehme und laut bete

Wie Joseph Smith, glaube auch ich, dass es wichtig ist, laut zu beten. Es ist grundlegend für das, was Gott für unsere Kommunikation mit ihm vorgesehen hat. Er lädt uns sozusagen zum Gespräch ein und möchte so gerne von uns „hören“. Wir dürfen keine Anstrengung scheuen, ihn uns hören zu lassen, und zwar buchstäblich.

In den heiligen Schriften wird gelegentlich darüber berichtet, wie der Herr spricht, und manchmal wird seine Stimme beschrieben. Manchmal ist es eine sanfte Stimme. Manchmal ist es eine laute Stimme. Aber immer ist es eine eindringliche Stimme. Es ist immer eine Stimme, die die ganze Seele fesselt und einnimmt. Wenn ich meine Gedanken im Gebet ausspreche, ist das für mich so, als ob es klar und beinahe sichtbar wird. Das Gebet gewinnt dadurch an Bedeutung und wird lebendig, anders als wenn ich die Worte nur denke oder sie nur vor mich hin murmele. Wenn wir deutlich und offen mit dem Herrn kommunizieren, können wir davon ausgehen, dass wir ihn dann auch deutlicher hören.

Wer mit dem Abendgebet bis Mitternacht wartet, der ist erschöpft. Da reicht es vielleicht nur noch zu einem halbherzigen Gebet, bevor man ins Bett fällt. Beten wir doch früher am Abend, wenn wir noch frisch und aufmerksam sind und machtvoller beten können. Die Zeit für das Gebet sollte etwas Besonderes sein, nicht nur Zeit, die gerade eben noch übrig ist, wenn alles andere erledigt ist – sozusagen der letzte Atemzug des Tages.

Ich höre ihn, wenn ich in den heiligen Schriften lese

Ich bin mit dem Sprichwort aufgewachsen, dass wir beten müssen, wenn wir mit Gott sprechen wollen, und in den heiligen Schriften lesen müssen, wenn wir wollen, dass Gott zu uns spricht. Das ist immer noch eine praktische Formel dafür, „ihn zu hören“. Es gibt einen Grund, weshalb viele gute Menschen im Laufe der Geschichte ihr Leben dem Schreiben, Bewahren und Kanonisieren dieser Aufzeichnungen geweiht haben. Wir sollten ihnen die Ehrfurcht entgegenbringen, die ihnen gebührt.

Die offenkundigste und direkteste Art und Weise, wie Gott Tag für Tag zu mir spricht, ist, dass er durch die heiligen Schriften spricht. In Abschnitt 18 des Buches Lehre und Bündnisse steht: Wenn man die Worte gelesen hat, hat man die Stimme Gottes vernommen (siehe Lehre und Bündnisse 18:36). Für mich heißt das, dass die Worte auf dieser Seite auch buchstäblich die Worte des Herrn sind. Sie wurden in den Schriftenkanon aufgenommen und tragen geistige Kraft in sich. Wenn ich im Einklang bin, höre ich seine Stimme.

Ich höre ihn durch das Beispiel meiner Frau

Seit meiner Jugend habe ich mich bemüht, den Herrn zu hören. Ich hörte ihn in meiner Jugend unter anderem durch meine Frau. Sie war meine Jugendliebe und wir gingen miteinander aus, als wir in der Highschool waren – sie hatte großen Einfluss auf mich. In meiner Jugend hatte ich nie ernsthaft erwogen, auf Mission zu gehen – ich kam nicht aus einer missionsorientierten Familie. Aber die Familie meiner Frau hatte eine lange Missionstradition und es war ihr sehr wichtig, dass ich auf Mission gehe. Das hatte einen gewaltigen Einfluss auf mich und auf meine Entscheidung, auf Mission zu gehen. Ehepartner sollen einander auf diese Weise unterstützen. Wenn wahre Einigkeit in der Beziehung herrscht, hat man das Anrecht darauf, Leitung, Führung und Rat für den anderen zu erhalten. Meine Mission trug entscheidend dazu bei, dass ich mein Zeugnis erlangte und den Herrn seither klarer höre.

Ich höre ihn, indem ich auf mein Gefühl vertraue

Eine andere Art und Weise, wie ich den Herrn höre, besteht darin, auf mein Gefühl zu vertrauen. Ich werde oft gefragt: „Woher weiß ich, dass das, was ich fühle, vom Herrn kommt?“ Wir erhalten nicht immer eine schriftliche, zertifizierte Erklärung als Antwort auf unsere Gebete, aber wenn wir ehrenhaft und aufrichtig und rein und großmütig suchen, können wir dem Gefühl, das sich dann einstellt, vertrauen. Ich fordere die Menschen auf, diesen Gefühlen nachzugeben und zu glauben, dass diese Ahnungen auf der Wahrheit basieren. An diesem Punkt müssen wir nicht fragen: „Kam das vom Herrn?“ Er wird dafür sorgen, dass es nicht aus einer schlechten Quelle kommt.

Gott möchte, dass wir so werden, wie er ist. Wir werden reifer und wenn wir uns anstrengen, werden wir Gott ähnlicher. Wir denken mehr, wie er denkt, und fühlen mehr, wie er fühlt. Wir sind eins mit ihm, und unsere Eindrücke sollten von seinen Eingebungen nicht zu unterscheiden sein. Diese Einigkeit ist etwas, wofür der Erretter betete. Wenn Sie sich bemühen, mit ihm eins zu sein, werden Sie Gott ähnlicher werden und „ihn hören“ und ihm vertrauen, so wie Sie Ihren eigenen Gefühlen vertrauen, wenn Sie zu ihm beten.

Anmerkungen
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