Ein zielgerichtetes Leben mit wirklichem Vorsatz
Ein Abend mit Bruder Randall L.Ridd Andacht für junge Erwachsene in aller Welt • 11.Januar 2015 • Brigham-Young-Universität Idaho
Was für eine schöne Gelegenheit, heute bei Ihnen zu sein! Es ist mir und meiner Frau eine große Ehre, den heutigen Abend hier zu verbringen. Interessanterweise wusste mein Handy ganz genau, dass ich heute hierher nach Rexburg fahren musste. Es teilte mir die Wettervorhersage mit und welche Hotels und Restaurants es in der Gegend gibt. Es nannte mir sogar die verschiedenen Veranstaltungen, die dieses Wochenende in Rexburg stattfinden.
Dabei fällt mir jetzt übrigens auf, dass meine Ansprache gar nicht aufgelistet war. Und ich dachte immer, ein Smartphone sei besonders smart!
Obwohl Ihr Smartphone diesen Vorschlag also gar nicht gemacht hat, haben Sie beschlossen, heute eine Stunde mit mir zu verbringen – eine Stunde, die Sie nie zurückbekommen. Ich sehe mich daher in der Verantwortung, den Abend lohnend zu gestalten. Ich weiß aber auch, dass meine Worte nicht so wichtig sind wie das, was der Geist Sie lehrt, und das wiederum ist nur von Wert, wenn Sie entschlossen sind, diesen Eingebungen zu folgen.
Sie stimmen mir sicherlich zu, dass dies eine wunderbare Zeit ist, um am Leben zu sein. Die Soziologen bezeichnen meine Generation als die Baby-Boomers – obwohl der Begriff kaum noch Gültigkeit hat – und die danach als Generation X. Die Ihre wird als die Generation Y bezeichnet oder als Millenials. Sie kommen mit moderner Technik mühelos zurecht, kennen sich fabelhaft mit den sozialen Medien aus und sind da schlauer und besser gebildet als alle Generationen vor Ihnen. Diese Merkmale erhöhen Ihren Wert nicht nur für die heutige Gesellschaft enorm, sondern auch für das Werk des Herrn.
Sie haben mehr Chancen und Möglichkeiten zur Auswahl als je zuvor. Wie so vieles im Leben ist dies Segen und Fluch zugleich. Ein Übermaß an Möglichkeiten und die Angst, eine falsche Wahl zu treffen, führen zu einer Art „Entscheidungsparalyse“. Das ist eine gewaltige Herausforderung für Ihre Generation. Es ist schwieriger denn je, sich zu fokussieren. Bei der Technik ist es doch so, dass etwas schon kurz, nachdem Sie es gekauft haben, veraltet ist. Viele haben Angst, eine Verpflichtung einzugehen, weil sich gleich um die Ecke ja eine bessere Option bieten könnte. Also warten sie ab – und wählen am Ende gar nichts. In diesem passiven Zustand werden sie leicht Opfer von Ablenkungen. Über das Gegenmittel dazu, Brüder und Schwestern, möchte ich heute Abend sprechen: ein zielgerichtetes Leben mit wirklichem Vorsatz.
I. Zielgerichtet leben
Stellen Sie sich vor, Sie befänden sich in einem Rettungsboot auf hoher See und in jeder Richtung gäbe es nichts als tosende Wellen, so weit das Auge reicht. Sie hätten zwar Ruder im Boot, aber welche Richtung würden Sie einschlagen? Stellen Sie sich nun vor, dass Sie Land sehen. Jetzt wissen Sie, in welche Richtung Sie rudern müssen. Haben Sie nun eine Motivation und ein Ziel? Wer kein klares Ziel vor Augen hat, treibt planlos herum. Er lässt sich vom Strom der Welt mitreißen, der darüber bestimmt, wohin es mit ihm geht.
Leo Tolstoi
Das Leben des großen russischen Schriftstellers Leo Tolstoi, aus dessen Feder Krieg und Frieden stammt, verdeutlicht dies ganz gut. Leo Tolstoi hatte eine schwierige Jugend. Seine Eltern starben, als er etwa 13 Jahre alt war. Seine älteren Brüder verführten ihn zu Alkohol, Glücksspiel und sexuellen Abenteuern. In der Schule war Leo dafür weniger fleißig. Mit 22 Jahren wurde ihm allmählich bewusst, dass sein Leben kein rechtes Ziel hatte. Er schrieb in sein Tagebuch: „Ich lebe wie ein Tier.“ Zwei Jahre später schrieb er: „Ich bin 24 Jahre alt und habe immer noch nichts erreicht.“ Tolstois Unmut bewog ihn dazu, sich eine Lebensaufgabe vorzunehmen: Er wollte, vor allem indem er aus Fehlern lernte, den Sinn seines Daseins ergründen – das Warum. Vor seinem Tod im Alter von 82 Jahren schrieb er in sein Tagebuch: „Die gesamte Bedeutung und Freude im Leben besteht darin, nach Vollkommenheit zu streben und Gottes Willen zu verstehen.“1 – Und Gottes Willen zu tun, möchte ich hinzufügen.
Man sagt, die beiden wichtigsten Tage im Leben seien der Tag der Geburt und der Tag, an dem man herausfindet, warum man geboren wurde.2 Weil wir das Evangelium haben, brauchen wir nicht das ganze Leben darauf verwenden, dessen Sinn herauszufinden. Vielmehr können wir uns darauf fokussieren, diesen Sinn zu erfüllen.
In Matthäus 5:48 lesen wir: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.“
Der Wunsch, besser zu werden, ist wohl jedem Menschen angeboren. Da jeder Mensch aber auch Fehler macht, sind viele überzeugt, dass wir niemals Vollkommenheit erreichen können. Das wäre auch wahr, gäbe es das Sühnopfer nicht. Das Sühnopfer des Heilands ermöglicht es uns, vollkommen zu werden: „Ja, kommt zu Christus und werdet in ihm vollkommen, und verzichtet auf alles, was ungöttlich ist, und wenn ihr auf alles verzichtet, was ungöttlich ist, und Gott mit all eurer Macht, ganzem Sinn und aller Kraft liebt, dann ist seine Gnade ausreichend für euch, damit ihr durch seine Gnade in Christus vollkommen seiet.“ (Moroni 10:32; Hervorhebung hinzugefügt.)
Der Erretter hat uns die Hoffnung geschenkt, einmal so wie der Vater im Himmel zu werden. Wie schon Leo Tolstoi herausfand, bereitet die Reise zur Vollkommenheit Freude. Wenn Sie es sich zur Aufgabe machen, den Willen des Herrn zu befolgen, wird Ihr Leben ganz wunderbar mit Sinn erfüllt.
Elder Tad R. Callister stellte einmal die Frage: „Wieso kommt es so sehr darauf an, eine richtige Vorstellung von unserer göttlichen Bestimmung zu haben, die in den heiligen Schriften und anderen Zeugnissen so klar zum Ausdruck kommt? Weil eine erweiterte Sicht zu größerer Motivation führt.“3
Eine Mission
Als junger Mann hätte ich mich beinahe gegen eine Mission entschieden. Nach einem Jahr am College und einem bei der Armee hatte ich bei uns im Krankenhaus eine gute Stelle als Röntgentechniker. Eines Tages lud mich Dr. James Pingree, einer der Chirurgen, zum Mittagessen ein. Im Laufe des Gesprächs bekam Dr. Pingree mit, dass ich nicht auf Mission gehen wollte, und fragte mich nach dem Grund. Ich erklärte, da ich ja schon etwas älter war, sei dies nun vermutlich zu spät. Er meinte, dies sei kein triftiger Grund und er habe seine Mission erst nach abgeschlossenem Medizinstudium erfüllt. Dann gab er mir Zeugnis, wie wichtig ihm seine Mission gewesen ist.
Sein Zeugnis ließ mich nicht mehr los und führte dazu, dass ich betete wie noch nie zuvor, nämlich mit wirklichem Vorsatz. Mir fielen viele Gründe ein, weshalb ich nicht auf Mission gehen sollte. Ich war so schüchtern, dass allein der Gedanke, in der Abendmahlsversammlung eine Abschiedsansprache zu halten, für mich Grund genug war, zu Hause zu bleiben. Mir gefiel meine Arbeit. Ich hatte ein Stipendium in Aussicht, das verfallen würde, bevor die Mission vorüber wäre. Vor allem hatte ich jedoch eine Freundin, die auf mich gewartet hatte, als ich Soldat gewesen war. Noch zwei weitere Jahre würde sie bestimmt nicht mehr warten! Immer wieder betete ich, um die Bestätigung zu erhalten, dass meine Gründe berechtigt waren und ich Recht hatte.
Doch zu meinem Kummer erhielt ich kein einfaches Ja oder Nein, wie ich es mir erhoffte. Da kam mir der Gedanke: Was erwartet der Herr denn von dir? Ich musste mir eingestehen: Der Herr wollte, dass ich auf Mission ging. Dieser Augenblick bestimmte mein Leben maßgeblich. Sollte ich das tun, was ich wollte, oder den Willen des Herrn befolgen? Diese Frage sollten wir alle uns öfters stellen. Und es wäre gut, das Leben bereits in jungen Jahren danach auszurichten. Oft vertreten wir die Ansicht: „Ich gehe, wohin du mich heißt, und tue, was du von mir verlangst, o Herr – aber nur, solange ich selbst auch dorthin gehen und es auch tun will.“
Glücklicherweise entschied ich mich, auf Mission zu gehen, und war in der Mexiko-Mission Nord tätig. Um es nicht länger spannend zu machen: Meine Freundin wartete tatsächlich nicht auf mich. Aber ich heiratete sie trotzdem! Sie ist eine der größten Segnungen in meinem Leben. Der Sinn des Lebens besteht bekanntlich darin, wie der Vater im Himmel zu werden. Ich habe festgestellt, dass es dafür keine bessere Schule gibt als die Ehe und eine Familie, in der wir lernen, wie sehr Gott seine Kinder liebt. Nach allem, was ich weiß, würde ich an Ihrer Stelle alles darum geben, in diese Schule zu kommen. Wie ich erfahren habe, kann man sich schon jetzt dafür einschreiben.
II. Wirklicher Vorsatz
Als unser Sohn zu sprechen begann, war seine Neugier schier unstillbar. Er kannte kaum Wörter, aber einen Favoriten hatte er schon: Warum. Wenn ich sagte: „Zeit fürs Bett!“, erwiderte er: „Warum?“
„Ich muss zur Arbeit.“
„Warum?“
„Komm, wir beten.“
„Warum?“
„Wir müssen los zur Kirche.“
„Warum?“
Es war richtig niedlich. Jedenfalls die ersten 500 Mal. Aber selbst nachdem es nicht mehr so niedlich war, sondern mich eher zur Verzweiflung brachte, war ich dankbar für die ständige Erinnerung daran, mir bei (buchstäblich) allem, was ich tat, zu überlegen, warum ich es tat.
Sie sind ja alle mit dem Satz groß geworden: „Wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt, bleibt dumm!“ Vielleicht sollten Sie diese Frage tatsächlich verinnerlichen. In der heutigen Welt ist es wichtig, dass hinter dem, warum man etwas tut, ein Vorsatz steht.
Einen wirklichen Vorsatz zu haben, bedeutet, dass man das „Warum“ begreift und die Beweggründe für sein Handeln kennt. Sokrates hat gesagt: „Ein ungeprüftes Leben ist nicht lebenswert.“4 Denken Sie mal darüber nach, womit Sie Ihre Zeit zubringen, und fragen Sie sich regelmäßig: Warum? Auf diese Weise lernen Sie, über den Augenblick hinauszuschauen. Es ist besser, nach vorn zu schauen und sich zu fragen, warum man etwas tun will, als zurückzuschauen und zu jammern: „Warum habe ich das bloß getan?“ Wenn der einzige Grund, warum Sie etwas tun, der ist, dass Gott es will, dann sollte das Grund genug sein.
Sterne
Was ein wirklicher Vorsatz bedeutet, ist mir im Seminarunterricht klargeworden. Unser Lehrer forderte uns auf, das Buch Mormon durchzulesen. Unseren Fortschritt vermerkte er, indem er in einer Tabelle unsere Namen untereinander eintrug und die einzelnen Bücher nebeneinander. Wer mit einem Buch fertig war, bekam an der entsprechenden Stelle einen Stern. Ich gab mir anfangs nicht viel Mühe, und schon bald merkte ich, dass ich den anderen immer weiter hinterherhinkte. Da mir das peinlich war und ich sowieso nicht gern verlor, begann ich also mit dem Lesen. Bei jedem Stern freute ich mich. Und je mehr Sterne ich erhielt, desto motivierter war ich, weiterzulesen – in Schulpausen, nach der Schule, in jeder freien Minute.
Diese Geschichte wäre natürlich besonders toll, wenn ich als Erster fertig gewesen wäre, aber dem war nicht so. (Allerdings war ich auch nicht der Letzte.) Wissen Sie, was es mir einbrachte, das Buch Mormon durchzulesen? Jetzt denken Sie sicher an ein Zeugnis, oder? Aber nein. Es brachte mir Sterne ein. Die waren nämlich der Grund, warum ich es las. Die waren mein wirklicher Vorsatz.
Moroni erläutert ganz klar, wie man herausfindet, ob das Buch Mormon wahr ist: „Und ich möchte euch ermahnen: Wenn ihr dieses hier empfangt, so fragt Gott, den ewigen Vater, im Namen Christi, ob es wahr ist; und wenn ihr mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz fragt und Glauben an Christus habt, wird er euch durch die Macht des Heiligen Geistes kundtun, dass es wahr ist.“ (Moroni 10:4; Hervorhebung hinzugefügt.)
Rückblickend muss ich sagen, dass der Herr mich vollkommen fair behandelte. Weshalb hätte ich etwas anderes bekommen sollen als das, wonach ich suchte? Ich hielt niemals inne und fragte mich, warum ich das Buch Mormon eigentlich las. Ich ließ mich treiben und von weltlichen Beweggründen leiten, bis ich merkte, dass ich das richtige Buch aus dem falschen Grund gelesen hatte. Wirklicher Vorsatz bedeutet aber, dass man das Richtige aus den richtigen Gründen tut.
Erst Jahre später, als ich mit mir rang, ob ich auf Mission gehen solle oder nicht, las ich das Buch Mormon mit wirklichem Vorsatz. Denn wenn ich zwei Jahre lang Zeugnis von diesem Buch geben sollte, brauchte ich erst einmal selbst ein Zeugnis.
Ich weiß, dass das Buch Mormon seinen göttlichen Zweck erfüllt und vom Leben und von der Mission Jesu Christi Zeugnis gibt, denn ich habe es mit wirklichem Vorsatz gelesen.
Das Gleichnis von den Orangen
Ich möchte Ihnen ein Gleichnis aus der heutigen Zeit erzählen. Ich nenne es einmal das „Gleichnis von den Orangen“. Achten Sie darauf, was Sie diese Geschichte darüber lehrt, wie machtvoll ein wirklicher Vorsatz ist.
Es war einmal ein junger Mann, der gern für ein bestimmtes Unternehmen arbeiten wollte, weil es sehr angesehen war und man dort sehr gut verdiente. Er schrieb seinen Lebenslauf und wurde zu etlichen Vorstellungsgesprächen eingeladen. Schließlich erhielt er einen Einstiegsjob. Ehrgeizig setzte er sich ein nächstes Ziel: eine Beförderung. Er wollte Abteilungsleiter werden, was ihm noch mehr Ansehen und noch mehr Geld eingebracht hätte. Er erledigte also alle seine Aufgaben. Er begann bereits früh am Morgen und blieb lange im Büro, damit sein Chef auf jeden Fall mitbekam, dass er Überstunden machte.
Fünf Jahre später wurde eine Stelle als Abteilungsleiter frei. Zu seiner Bestürzung erfuhr der junge Mann dann jedoch, dass ein anderer Mitarbeiter, der erst sechs Monate für das Unternehmen tätig war, die Beförderung erhalten hatte. Erbost suchte er seinen Chef auf und verlangte eine Erklärung.
Der kluge Vorgesetzte entgegnete: „Bevor ich Ihre Frage beantworte, würden Sie mir einen Gefallen tun?“
„Ja, natürlich“, erwiderte der Angestellte.
„Würden Sie in den Supermarkt hinübergehen und ein paar Orangen kaufen? Meine Frau braucht welche.“
Der junge Mann erklärte sich einverstanden und ging in den Laden. Als er wiederkam, fragte der Chef: „Welche Sorte haben Sie gekauft?“
„Keine Ahnung“, erwiderte der junge Mann. „Sie wollten doch, dass ich Orangen kaufe, und das habe ich gemacht. Hier sind sie.“
„Wie viel haben sie gekostet?“, fragte sein Chef.
„Das weiß ich nicht genau“, gab er zur Antwort. „Sie haben mir 30 Dollar gegeben. Hier sind der Beleg und das Wechselgeld.“
„Vielen Dank“, erwiderte sein Chef. „Jetzt setzen Sie sich einmal und schauen Sie aufmerksam zu.“
Der Vorgesetzte rief nun den Mitarbeiter herein, den er befördert hatte, und trug ihm die gleiche Aufgabe auf. Auch dieser erklärte sich einverstanden und ging in den Supermarkt.
Als er wiederkam, fragte der Chef: „Welche Sorte haben Sie gekauft?“
„Nun ja“, erwiderte er. „Es gab ziemlich viele Sorten – es gab Navelorangen, Blondorangen, Blutorangen, Mandarinen und viele weitere. Ich wusste nicht, welche ich kaufen soll. Aber Sie haben ja gesagt, dass Ihre Frau welche braucht, und so habe ich sie dann angerufen. Sie hat erzählt, dass sie eine Party plant und Orangensaft machen möchte. Also habe ich den Verkäufer gefragt, welche Sorte den besten Saft gibt. Er erklärte mir, dass die Blondorangen besonders süß und saftig sind, also habe ich diese Sorte gekauft. Ich habe sie auf dem Rückweg bei Ihnen zu Hause abgeliefert. Ihre Frau hat sich sehr darüber gefreut.“
„Wie viel haben sie gekostet?“, fragte sein Chef.
„Tja, das war auch so eine Sache. Da ich nicht wusste, wie viele ich kaufen soll, habe ich Ihre Frau noch einmal angerufen und gefragt, wie viele Gäste sie erwartet. Zwanzig, erfuhr ich. Dann habe ich den Verkäufer gefragt, wie viele Orangen man braucht, um Saft für zwanzig Leute zu machen. Es waren ziemlich viele. Daraufhin habe ich gefragt, ob es einen Mengenrabatt gibt, und diesen auch bekommen. Eigentlich kostet so eine Orange 75 Cent, aber ich habe nur 50 Cent bezahlt. Hier sind das Wechselgeld und der Beleg.“
Der Chef sagte lächelnd: „Danke. Sie können gehen.“
Er sah zu dem jungen Mann, der das alles beobachtet hatte. Dieser stand auf und sagte mit zusammengesackten Schultern: „Ich verstehe, was Sie meinen.“ Deprimiert verließ er das Büro.
Worin unterschieden sich die beiden jungen Männer? Beide hatten den Auftrag, Orangen zu kaufen, und beide haben ihn erfüllt, nicht wahr? Man könnte sagen, der eine ging die zweite Meile, strengte sich mehr an oder hatte ein besseres Auge fürs Detail. Der wichtigste Unterschied hatte jedoch mit wirklichem Vorsatz zu tun und nicht mit der reinen Pflichterfüllung. Dem ersten jungen Mann ging es um Geld, Stellung und Ansehen. Der zweite junge Mann hatte ein großes Verlangen, seinen Vorgesetzten zufriedenzustellen. Er hatte sich verpflichtet, als Angestellter sein Bestes zu geben – und wie das ausging, haben wir ja gesehen.
Wie können Sie dieses Gleichnis auf Ihr Leben beziehen? Inwiefern würden Sie Ihre Aufgaben in der Familie, in der Schule, auf der Arbeit und in der Kirche anders erfüllen, wenn es Ihnen stets darum ginge, Gott aus Liebe zu ihm zu gefallen und seinen Willen zu tun?
III. Anwendung
Ablenkungen vermeiden – man muss sich fokussieren
Wie oft haben Sie schon am Computer gesessen und Hausaufgaben oder Arbeiten erledigt, als Ihnen plötzlich eine Reklame für etwas ins Auge sprang, wonach Sie gerade erst gesucht hatten? Als Sie dann die Online-Stores durchstöberten, ist Ihnen aufgefallen, dass ein paar Freunde online waren, und so haben Sie mit ihnen gechattet. Dann bekamen Sie die Meldung, einer Ihrer Freunde habe etwas auf Facebook gepostet, und das mussten Sie sich natürlich sofort ansehen. Und ehe Sie sich versahen, haben Sie kostbare Zeit vergeudet und vergessen, weshalb Sie eigentlich am Computer saßen. Viel zu oft lassen wir uns ablenken, wenn wir etwas tun sollen. Ablenkungen berauben uns der Zeit, in der wir etwas Gutes hätten tun können. Wir können Ablenkungen vermeiden, wenn wir uns fokussieren.
Ich weiß, dass Sie sich alle gern Tests unterziehen. Deshalb testen wir heute Abend einmal kurz, ob Sie sich fokussieren können. Sie werden zwei Mannschaften sehen. Eine trägt Weiß, die andere Schwarz. Die Spieler geben einen Basketball weiter. Ihre Aufgabe ist es nun, mitzuzählen, wie oft die Mannschaft in Weiß den Ball weitergibt.
[Es wird ein Video vorgeführt, mit dem die Aufmerksamkeit getestet werden soll.]
Wie oft wurde der Ball weitergegeben?
Melden Sie sich, wenn Sie 19 Mal gezählt haben. Wie viele sind auf 20 gekommen? Wie viele auf 21? Wie viele auf 22?
Die richtige Antwort ist 21.
Alle, die 21 mitgezählt haben, melden sich bitte. Lassen Sie Ihre Hand jetzt oben, wenn Sie die alte Dame gesehen haben, die plötzlich einen Moonwalk hingelegt hat. Lassen Sie die Hand oben, wenn Sie mitbekommen haben, dass einer der Spieler in Schwarz von einem Ninja ersetzt wurde. Haben Sie gesehen, dass sich die Mannschaft in Schwarz Mützen aufgesetzt hat?
Schauen Sie sich das Ganze noch einmal an und fokussieren Sie sich auf etwas, was Sie vorher nicht gesehen haben.
[Das Video wird noch einmal vorgeführt.]
Dieses Video wird in Kürze in den sozialen Netzwerken erscheinen.
Im Leben hängt so viel davon ab, dass wir uns fokussieren. Wie dieser Test belegt, sehen wir normalerweise nur das, wonach wir suchen. In den Schriften heißt es ja auch: „Sucht, dann werdet ihr finden.“ (Lukas 11:9.)
Wenn wir uns nur auf Weltliches fokussieren, sehen wir womöglich nichts von dem Geistigen, das uns umgibt. Vielleicht erkennen wir dann nicht die eindringlichen Eingebungen des Heiligen Geistes, die uns führen und anderen ein Segen sein sollen. Wenn wir uns andererseits auf das fokussieren, was vom Geist kommt, was tugendhaft und liebenswert ist, guten Klang hat und lobenswert ist (siehe 13. Glaubensartikel), lassen wir uns von den Versuchungen und Ablenkungen der Welt nicht so sehr beirren. Am besten vermeidet man Ablenkungen, indem man sich fest auf sein Ziel fokussiert und sich voller Eifer einer guten Sache widmet. Seien Sie aber vorsichtig – fokussieren Sie sich nicht erst lange darauf, einen bestimmten Berg zu erklimmen, wenn Sie nachher feststellen müssen, dass es der falsche war.
Die Macht des Kleinen und Einfachen
35 Jahre, nachdem ich mich richtig fokussiert und mich für die Mission entschieden hatte, bat mein Sohn mich, mit ihm zusammen Mexiko zu besuchen, um ein paar Leute wiederzufinden, die ich damals unterwiesen hatte. Wir nahmen in dem Städtchen, wo ich meine Mission begonnen hatte, an einer Abendmahlsversammlung teil – in der Hoffnung, ein bekanntes Gesicht zu entdecken. Aber es war niemand dabei. So fragten wir nach dem Gottesdienst den Bischof, ob er von meiner Liste mit Leuten, die ich unterwiesen und getauft hatte, jemanden kannte. Es war niemand dabei. Er erklärte mir, er gehöre erst seit fünf Jahren der Kirche an, und schlug uns vor, mit jemandem zu sprechen, der seit 27 Jahren Mitglied der Kirche war. Das schien ähnlich aussichtslos, war aber besser als nichts. Erfolglos gingen wir meine Liste durch, bis wir schließlich zum letzten Namen kamen: Leonor Lopez de Enriquez.
„Ah ja!“, rief er. „Ihre Familie geht zwar in eine andere Gemeinde, aber hier im Gemeindehaus. Ihre Abendmahlsversammlung findet gleich statt, sie sollte bald hier sein.“
Wir warteten nur knapp zehn Minuten, da betrat Leonor das Gemeindehaus. Sie war inzwischen Mitte 70, aber ich erkannte sie sofort – und sie mich auch. Wir umarmten einander lange, und es flossen Tränen.
Sie berichtete mir: „35 Jahre lang haben wir gebetet, dass Sie uns einmal besuchen, damit wir Ihnen dafür danken können, dass Sie unserer Familie das Evangelium gebracht haben.“
Nach und nach kamen weitere Angehörige hinzu. Wir umarmten einander und weinten vor Freude. Aus dem Augenwinkel sah ich meinen Sohn bei zwei Vollzeitmissionaren stehen, die sich mit ihrer Krawatte die Tränen wegwischten.
Wir besuchten mit der Familie die Abendmahlsversammlung und stellten erstaunt fest, dass der Bischof einer von Leonors Söhnen war, der Klavierspieler ein Enkel, die Dirigentin eine Enkelin, etliche Träger des Aaronischen Priestertums ebenfalls ihre Enkel. Eine ihrer Töchter war die Ehefrau eines Ratgebers in der Pfahlpräsidentschaft. Eine weitere Tochter war mit dem Bischof einer benachbarten Gemeinde verheiratet. Die meisten von Leonors Kindern waren auf Mission gewesen, und auch schon ein paar ihrer Enkel hatten eine Mission erfüllt.
Wir erfuhren, dass Leonor viel bessere Missionsarbeit leistete, als wir es je getan hatten. Heute sind ihre Kinder ihr dankbar, dass sie ihnen so unermüdlich das Evangelium nähergebracht hat – wie wichtig der Zehnte, die Tempelarbeit, das Schriftstudium und das Gebet sind und dass man den Glauben hat, darauf zu vertrauen. Sie brachte ihnen bei, dass kleine Entscheidungen im Laufe der Zeit zu einem erfüllten, rechtschaffenen und glücklichen Leben führen. Und ihre Kinder brachten dies wiederum anderen bei. Wenn man alles zusammenzählt, kommt man auf über 500 Menschen, die wegen dieser einen großartigen Familie heute der Kirche angehören. Das ist einer der vielen Gründe, weshalb der Herr von mir wollte, dass ich auf Mission gehe. Ich habe dadurch erkannt, welche Folgen es in der Ewigkeit hat, wenn man bestrebt ist, den Willen des Herrn zu erfüllen.
Und all dies hat mit einem einfachen Gespräch beim Mittagessen begonnen. Oft denke ich, dass Dr. Pingree wohl niemals nachgehakt hätte, weshalb ich nicht auf Mission gehen wollte, wenn er sich mehr auf seine Karriere oder andere weltliche Belange fokussiert hätte. Er aber hatte sich darauf fokussiert, für andere da zu sein und das Werk des Herrn voranzubringen. Er pflanzte einen Samen, der heranwuchs und Früchte trug, der sich immer weiter steigerte, indem er sich explosionsartig vermehrte. Inspirierte Gedanken führen zu guten Taten, gute Taten führen zu weiteren guten Taten, und so geht es ewig weiter.
In Markus 4:20 steht: „Auf guten Boden ist das Wort bei denen gesät, die es hören und aufnehmen und Frucht bringen, dreißigfach, ja sechzigfach und hundertfach.“
Dass eine kleine, einfache, aber zielgerichtete Tat dramatische Folgen haben kann, ist auch in den heiligen Schriften gut belegt. Alma sagte zu seinem Sohn Helaman:
„Durch Kleines und Einfaches wird Großes zustande gebracht. …
Und durch sehr kleine Mittel beschämt der Herr die Weisen und bringt die Errettung vieler Seelen zuwege.“ (Alma 37:6,7.)
Eine der ersten Lektionen des Lebens sollte die sein, dass das Kleine, was wir jeden Tag tun, eine steigernde Wirkung hat und dadurch sehr machtvoll ist. Kleines und Einfaches wirkt derzeit auch in Ihrem Leben – und zwar entweder für Sie oder gegen Sie. So wie der Herr Sie damit aufrichten möchte, will der Satan Sie ablenken und Sie langsam, fast unmerklich vom Weg abbringen.
Das Problem ist: Wenn wir eine glückliche Familie sehen oder einen Großverdiener oder einen geistigen Riesen, sehen wir nicht, dass kleine, einfache Handlungen zu diesem Ergebnis geführt haben. Wir sehen olympische Spitzensportler, sehen aber nicht, dass jahrelanges tägliches Training sie an die Spitze geführt hat. Wir kaufen im Supermarkt frisches Obst, sehen aber nicht, wie der Same gepflanzt und sorgsam aufgezogen und das Obst geerntet wurde. Wir sehen Präsident Monson und die übrigen Generalautoritäten und spüren ihre geistige Kraft und Güte, sehen aber nicht, dass sie jeden Tag immer wieder die gleichen einfachen Abläufe einhalten. So einfach diese auch sind, so einfach ist es, sie zu unterlassen – insbesondere, weil sie nicht sofort zu einem Ergebnis führen.
Wir leben in einer Welt, in der immer alles sofort geschehen muss. Wir pflanzen etwas an und wollen gleich anschließend ernten. Wir sind so daran gewöhnt, sofort ein Ergebnis zu erzielen, dass wir schon zappelig werden, wenn Google länger als ein paar Sekunden braucht, irgendwelche Fragen zu beantworten. Wir vergessen, dass wir jedes Ergebnis einer steigernden Wirkung verdanken, die auf der Arbeit und den Opfern von Generationen beruht.
Alma gab Helaman einen Rat, der auch heute noch hervorragend zutrifft. Mit Bezug auf den Liahona und die „viele[n] andere[n] Wundertaten“, die Lehis Familie „Tag für Tag“ führten, sagte er:
„Doch eben weil diese Wundertaten mit kleinen Mitteln bewirkt wurden, zeigte das ihnen wunderbare Werke. Sie waren träge und vergaßen, ihren Glauben und Eifer auszuüben, und dann hörten diese wunderbaren Werke auf, und sie kamen auf ihrer Reise nicht voran. …
O mein Sohn, lass uns nicht, weil der Weg so leicht ist, träge sein; denn so war es mit unseren Vätern; denn so war es für sie bereitet, dass sie, wenn sie hinblickten, leben konnten; ebenso ist es mit uns. Der Weg ist bereitet, und wenn wir hinblicken, können wir leben immerdar.
Und nun, mein Sohn, sieh zu, dass du diese heiligen Dinge gut behütest, ja, sieh zu, dass du auf Gott blickst und lebst.“ (Alma 37:40,41,46,47.)
Drei kleine und einfache Schritte
Ich möchte auf drei kleine, einfache Schritte hinweisen, wie man auf Gott blicken und sich stets auf seine ewige Bestimmung fokussieren kann. Keiner ist neu für Sie – Sie haben von allen schon oft gehört. Aber ich bezeuge: Wenn Sie diese Schritte beständig und mit wirklichem Vorsatz beherzigen, beeinflussen sie Sie nicht nur geringfügig, sondern in ganz entscheidendem Maße. Und wenn Sie das Warum hinter diesen einfachen Abläufen verstehen – und wirklich verinnerlichen –, machen Sie sie zweifellos zu Ihrer höchsten Priorität.
Zunächst einmal nehmen wir vom Abendmahl viel zu oft nur rein mechanisch. Achten Sie bei dem folgenden Video darauf, wie viel Wert darauf gelegt wird, dass wir an den Heiland denken, und überlegen Sie, weshalb das so wichtig ist.
Elder Jeffrey R. Holland: „Als das letzte Pessachmahl, das ja besonders zubereitet worden war, zu Ende ging, nahm Jesus Brot, segnete und brach es und gab es seinen Aposteln. Dabei sagte er:
(Jesus Christus:), Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.‘
Elder Holland: Seit dieser Begebenheit in einem Obergeschoss am Vorabend von Getsemani und Golgota unterliegen die Kinder der Verheißung der Bündnispflicht, des Sühnopfers Christi auf diese neue, höhere, heiligere und persönliche Weise zu gedenken. Mit einem kleinen Becher Wasser gedenken wir des Blutes, das Jesus vergoss, und seines tiefen geistigen Leidens.
Mit einem Stückchen Brot, das erst gebrochen, dann gesegnet und uns angeboten wird, gedenken wir seines geschundenen Leibes und seines gebrochenen Herzens.
In der einfachen und schönen Sprache der Abendmahlsgebete, die von den jungen Priestern gesprochen werden, scheinen die wichtigsten Worte zu sein, dass wir daran denken.
Wenn es unsere wichtigste Aufgabe ist, daran zu denken, was könnte uns dann in den Sinn kommen, wenn uns diese einfachen und kostbaren Symbole angeboten werden?
(Jesus Christus:), Und es wird dies dem Vater ein Zeugnis sein, dass ihr immer an mich denkt. Und wenn ihr wahrhaftig immer an mich denkt, wird mein Geist mit euch sein.‘“
Text auf der Leinwand: Wie können Sie „immer an ihn denken“?5
Stellen Sie sich vor, welch steigernde Wirkung jeden Lebensbereich erfassen würde, wenn wir immer an den Herrn denken, seine Gebote halten und seinen Geist dafür stets bei uns haben würden. Wie würde das doch unsere täglichen Entscheidungen beeinflussen und unser Bewusstsein für die Bedürfnisse anderer wecken!
Es gibt zahllose Möglichkeiten, unser Versprechen zu halten und im Laufe des Tages immer an den Heiland zu denken. Wie können Sie immer an ihn denken?
Die meisten würden sagen: beten und die Schriften studieren. Das stimmt auch, falls – ich betone: falls – Sie das mit wirklichem Vorsatz tun.
Beten und Schriftstudium sind die nächsten beiden kleinen und einfachen Schritte, die ich hervorheben möchte.
Der Herr sagt uns ganz klar, wie unnütz unsere Gebete sind, wenn wir sie nur aus Gewohnheit sprechen: „Es [wird] einem Menschen … als böse angerechnet, wenn er betet, aber nicht mit wirklichem Herzensvorsatz; ja, und es nützt ihm nichts, denn Gott nimmt so jemanden nicht an.“ (Moroni 7:9.)
Wenn man mit wirklichem Vorsatz betet, spricht man mit dem Vater im Himmel und hört ihm auch zu. Man beabsichtigt, jeden Rat von ihm zu befolgen. „Berate dich mit dem Herrn in allem, was du tust, und er wird dich zum Guten lenken; ja, wenn du dich zur Nacht niederlegst, so lege dich nieder im Herrn, damit er in deinem Schlaf über dich wache; und wenn du dich morgens erhebst, so lass dein Herz von Dank erfüllt sein gegen Gott; und wenn du das alles tust, wirst du am letzten Tag emporgehoben werden.“ (Alma 37:37.)
Beten und Schriftstudium gehen natürlich Hand in Hand. Wenn wir uns mit den Schriften und den Worten der neuzeitlichen Propheten befassen, setzt das auch persönliche Offenbarung für uns in Gang. Die Beispiele und Warnungen aus den Schriften prägen unsere Wünsche. Auf diese Weise erkennen wir nach und nach die Gedanken und den Willen des Herrn.
Die Propheten aus alter und neuer Zeit haben uns inständig gebeten, uns Kleines und Einfaches wie das Beten und das Schriftstudium zu Herzen zu nehmen. Wieso macht es dann nicht jeder? Ein Grund mag sein, dass es nicht unbedingt drastische Folgen hat, wenn wir mal ein oder zwei Tage auslassen. Unsere Zähne verfaulen ja auch nicht gleich und fallen aus, wenn wir einmal vergessen, sie zu putzen. Die meisten Konsequenzen, ob gut oder schlecht, treten erst im Laufe der Zeit ein. Aber sie treten ein!
Vor ein paar Jahren pflanzte ich in meinem Garten zwei Bäume gleicher Gattung und gleicher Größe – den einen an einer Stelle, die nur wenig Sonne am Tag abbekam, den anderen dort, wo die pralle Sonne hinschien. Im Jahr darauf konnte ich beim Wachstum der beiden Bäume kaum einen Unterschied ausmachen, aber dann gingen meine Frau und ich für drei Jahre auf Mission. Nach meiner Rückkehr war ich entsetzt, wie gewaltig der Unterschied ausfiel! Was für eine steigernde Wirkung ein klein wenig mehr Sonnenschein am Tag im Laufe der Zeit hatte, zeigte sich deutlich am Wachstum der Bäume. So ergeht es auch uns, wenn wir uns jeden Tag der Quelle allen Lichtes aussetzen. Vielleicht nehmen wir anfangs nicht wahr, dass sich etwas ändert, aber Sie können sicher sein, dass in Ihnen etwas geschieht. Im Laufe der Zeit werden die Folgen zum Vorschein kommen.
Der einfache Gedanke, dass eine steigernde Wirkung eintritt, wenn man bestimmte Abläufe jeden Tag zielgerichtet und mit wirklichem Vorsatz einhält, kann alle Bereiche Ihres Lebens enorm beeinflussen. Der Unterschied kann darin bestehen, dass Sie sich nicht mehr mühsam durch ein gewöhnliches Leben schlagen müssen, sondern überaus erfolgreich werden und das Maß Ihrer Erschaffung erfüllen.
Ich habe oft auf mein Leben zurückgeblickt und mich gefragt, warum mir die Entscheidung, auf Mission zu gehen, so schwer fiel. Sie fiel mir schwer, weil ich abgelenkt war – ich hatte meine ewige Bestimmung aus den Augen verloren. Meine Wünsche und mein Wille stimmten nicht mit Gottes Willen überein. Sonst wäre mir die Entscheidung viel leichter gefallen. Und weshalb stimmten sie nicht überein? Ich ging sonntags zur Kirche und nahm vom Abendmahl – aber ich war nicht auf dessen Bedeutung fokussiert. Ich betete zwar, aber eher mechanisch. Ich las in den Schriften, aber eher sporadisch und ohne wirklichen Vorsatz.
Ich hoffe, dass Sie heute dank der Einflüsterungen des Geistes gespürt haben, was Sie tun müssen, um ein zielgerichtetes und fokussiertes Leben zu führen. Ich fordere Sie auf, diesen Eingebungen zu folgen. Lassen Sie sich nicht von dem entmutigen, was Sie schon getan oder nicht getan haben. Lassen Sie sich vom Heiland reinwaschen. Denken Sie an die Worte des Herrn: „Aber sooft sie mit wirklichem Vorsatz umkehrten und nach Vergebung trachteten, wurde ihnen vergeben.“ (Moroni 6:8; Hervorhebung hinzugefügt.)
Fangen Sie jetzt damit an! Führen Sie Ihr Leben zielgerichtet. Lassen Sie die steigernde Wirkung täglicher Abläufe in den wichtigen Bereichen Ihres Lebens ihre Kraft entfalten. Ich verheiße Ihnen: In einem Jahr werden Sie entweder froh sein, heute damit begonnen zu haben, oder sich wünschen, Sie hätten damit begonnen.
Bitte denken Sie über die folgenden drei Fragen nach und posten Sie Ihre Antworten über #ldsdevo in den sozialen Netzwerken.
Erstens: Schaffen Sie das? Schaffen Sie diese drei kleinen und einfachen Schritte? Schaffen Sie es, Ihr Bündnis zu halten und „immer an ihn zu denken“ (LuB 20:77,79)? Schaffen Sie sich Zeit, jeden Tag mit wirklichem Vorsatz zu beten und die Schriften zu studieren?
Zweitens: Funktioniert das? Glauben Sie wirklich an die Verheißung des Herrn? Glauben Sie daran, dass die steigernde Wirkung, die eintritt, wenn Sie seinen Geist immer bei sich haben, alle Bereiche Ihres Lebens enorm beeinflussen wird?
Zuletzt: Lohnt es sich?
Ich bezeuge, dass es sich tatsächlich lohnt und für Sie einen gewaltigen Unterschied ausmachen wird. Wenn Sie diese Schritte einhalten, werden Sie feststellen, dass das wichtigste „Warum“ hinter allem, was Sie tun, Ihre Liebe zum Herrn ist und die Erkenntnis, wie sehr er Sie liebt. Mögen Sie alle in Ihrem Streben nach Vollkommenheit und in dem Bemühen, Gottes Willen zu verstehen und zu erfüllen, große Freude erfahren. Im Namen Jesu Christi. Amen.
© 2015 Intellectual Reserve, Inc. Alle Rechte vorbehalten. Genehmigung: Englisch 12/14, Übersetzung 12/14. Das Original trägt den Titel: „Living with a Purpose: The Importance of ‚Real Intent‘“. German. PD10053116 150