Jahresschulungen
Streben und Werden


Streben und Werden

Übertragung der jährlichen S&I-Schulung 2020

Dienstag, 9. Juni 2020

Elder Ulisses Soares: Liebe Brüder und Schwestern, wo Sie auch sind, meine Frau und ich fühlen uns wahrlich geehrt, heute bei Ihnen zu sein. Ich überbringe Ihnen die herzlichsten Grüße der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel. Präsident Nelson hat mich persönlich gebeten, Sie von ihm zu grüßen. Er bittet uns immer, denjenigen, mit denen wir uns versammeln, seine Grüße und besten Wünsche zu überbringen. Er schätzt Ihren Dienst an Gottes Kindern sehr.

Meine lieben Kollegen, bevor ich fortfahre, möchte ich Ihnen persönlich meine tiefe Dankbarkeit für Ihre bemerkenswerte Arbeit bei Seminar und Institut ausdrücken. Sie dürfen die heranwachsende Generation unterrichten und ihr helfen, den Spuren des Erretters bis zur Ewigkeit zu folgen. Sie unterrichten einige der edelsten Geister Gottes, die zurückbehalten worden sind, um in dieser Phase der Weltgeschichte auf die Erde zu kommen. Unser lieber Prophet, Präsident Nelson, hat diese edlen Geister als Gottes bestes Team, als seine besten Spieler, als Helden bezeichnet, die an dieser letzten, großen Sammlung teilnehmen dürfen – der Sammlung Israels.1 Dieses großartige Team kann das Unmögliche schaffen und das Schicksal der gesamten Menschheit beeinflussen.2

Meine liebe Frau Rosana begleitet mich heute zu dieser besonderen Versammlung. Sie ist nun schon seit 39 Jahren das Licht meines Lebens. Dank ihrer Güte und des wunderbaren Beispiels, das sie gibt, ist sie in unserer Familie der Antrieb, dass jeder von uns mehr wie Christus wird. Rosana und ich haben Segnungen erhalten, weil wir das angewendet haben, was wir in unserer Jugend von sehr eifrigen Seminar- und Institutslehrern gelernt haben. Ihr treuer Dienst hat einen enormen Einfluss auf unser Leben gehabt, als wir unsere ersten Schritte im Evangelium Jesu Christi gegangen sind. Diese engagierten Lehrer haben uns geholfen, unser Leben an den Wahrheiten des Evangeliums Jesu Christi auszurichten, und haben uns bei unseren Versuchen, auf dem Weg zurück zu unserem himmlischen Vater zu wandeln, angeleitet. Ich möchte meine liebe Frau bitten, uns zu erzählen, wie das Seminar und das Institut ihr als Neubekehrte in der Kirche geholfen haben, christliche Eigenschaften zu entwickeln. Würdest du zu uns sprechen, Liebes?

Schwester Rosana Soares: Danke, Schatz, dass ich mein Zeugnis geben darf.

Als ich das erste Mal etwas über die Kirche hörte, war ich etwa neun Jahre alt. Acht Jahre lang bat ich meinen Vater um die Erlaubnis, mich taufen zu lassen, doch er sagte stets Nein. Er meinte, ich wäre noch zu jung für so eine wichtige Entscheidung und müsste ihm erst beweisen, dass es mir wirklich ernst war.

Obwohl ich kein Mitglied der Kirche war, nahm ich vier Jahre lang täglich am Seminar teil. Der Seminarunterricht fand jeden Morgen um sechs Uhr im Gemeindehaus statt. Mein Vater erlaubte mir nur, dort hinzugehen, wenn mich der Seminarlehrer abholte. Glücklicherweise hatte ich einen tollen Lehrer, der mich jeden Tag um 5:30 Uhr abholte. Mein Vater weckte mich jeden Tag um fünf Uhr, woraufhin ich mich anzog und auf den Lehrer wartete. Ich war immer sehr müde und hoffte, dass mein Lehrer nicht kommen würde. Aber er kam jeden Morgen. Zum Glück ist er immer gekommen.

Ich empfinde es als großen Segen und bin sehr dankbar, dass ich so einen pflichtbewussten Seminarlehrer hatte, der mich auch einfach hätte aufgeben können. Doch das tat er nicht.

Dreißig Jahre später hatte ich dann eine Zeit lang die Gelegenheit, meiner Tochter zuhause Seminarunterricht zu erteilen. Sie konnte in dem Jahr wegen ihres Stundenplans nicht am Seminar im Gemeindehaus teilnehmen. Sie hatte jede Menge Energie und war nicht sonderlich erpicht darauf, 45 Minuten lang stillzusitzen – und dann noch mit mir als ihrer Lehrerin! Deshalb nahm ich mir vor, einen ganz besonderen Unterricht zu geben und meine Tochter so zu behandeln, als wäre sie die beste Seminarschülerin, obwohl sie die einzige war. Am Ende des Jahres war sie glücklich und spürte, wie sehr der Vater im Himmel sie liebte, und ich spürte es ebenfalls.

Brüder und Schwestern, so wie meine Tochter weiß auch ich, dass das Wort Gottes völlig verändern kann, wie wir denken, was für eine Einstellung wir haben und wie wir uns selbst und andere sehen.

Ich möchte mit einem schönen Zitat von Präsident Henry B. Eyring schließen:

„Sie als wunderbare Lehrer haben schon viel Mühe und Opfer in die Vorbereitung auf die Verkündung des Wortes, auf das Unterrichten und in Ihre Fürsorge für die Schüler investiert. … Jetzt können Sie noch Ihren Glauben hinzufügen, dass noch mehr unserer Schüler die Entscheidungen treffen werden, die zu wahrer Bekehrung führen.“3

Dies bezeuge ich im Namen Jesu Christi. Amen.

Elder Soares: Danke für deine schönen Worte, mein Liebling. Sie ist wunderbar, nicht wahr?

Ich hoffe, Sie unterschätzen nicht Ihre Fähigkeit, unsere Jugendlichen zu beeinflussen und sie davon zu überzeugen, nach Rechtschaffenheit zu streben. Wie Präsident Packer oft gesagt hat, wachsen sie in Feindesland heran. Dank Ihrer aufopfernden Arbeit, sie zu unterrichten, können sie gläubiger und gehorsamer werden und geistige Widerstandsfähigkeit entwickeln. Sie lernen, wie man mit Versuchung umgeht und sie überwindet.

Meine lieben Brüder und Schwestern, das Seminar- und das Institutsprogramm tragen mit am meisten dazu bei, dass die Kirche stabil und stark ist. Ich kann Ihnen versichern, dass der Herr sein Werk und seine Herrlichkeit – die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen4 – durch Ihren wertvollen Dienst für ihn und seine Kinder erfüllt. Ihr und mein vorrangiges Ziel muss daher stets die Erlösung und Erhöhung der Kinder unseres himmlischen Vaters sein.

Im wunderbaren Handbuch für Lehr- und Führungskräfte in Seminar und Institut, Das Evangelium lehren und lernen, steht diese beeindruckende Aussage: „Unser Ziel ist es, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu helfen, die Lehren und das Sühnopfer Jesu Christi zu verstehen und darauf zu bauen, sich für die Segnungen des Tempels würdig zu machen und sich selbst, ihre Familie und andere auf das ewige Leben beim Vater im Himmel vorzubereiten.“5

Das geht Hand in Hand mit dem, was im neuen Allgemeinen Handbuch für den Dienst in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage steht: „Seminar und Institut (S&I) unterstützen Eltern und Führungsverantwortliche der Kirche dabei, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu helfen, ihren Glauben an Jesus Christus und sein wiederhergestelltes Evangelium zu stärken.“6

In diesem wunderbaren Werk, Seelen zu erretten, ist eine der größten Herausforderungen für uns Beteiligte, zu werden, also zu dem Jünger heranzuwachsen oder zu werden, den der Herr in uns sieht. Dann wird der Herr uns in die Lage versetzen, das Leben unserer Schüler zu beeinflussen, während sie auf das ewige Leben zustreben. Das Konzept des Werdens steht in enger Verbindung mit einem der drei Elemente, wie wir die Absichten des Herrn erfüllen, die im Handbuch Das Evangelium lehren und lernen beschrieben werden: „Wir leben das Evangelium Jesu Christi und bemühen uns darum, dass der Heilige Geist bei uns ist. Unser Verhalten und unsere Beziehungen in der Familie, im Unterricht und in der Öffentlichkeit sind vorbildlich. Wir bemühen uns ständig, unsere Leistung, unser Wissen, unsere Einstellung und unseren Charakter zu verbessern.“7

Der Apostel Paulus hat uns nahegelegt, wie wichtig es ist, dass man das Wesen Christi annimmt. In seinem Brief an die Epheser schrieb er:

„Und er setzte die einen als Apostel ein, andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer,

um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zuzurüsten, für den Aufbau des Leibes Christi,

bis wir alle zur Einheit im Glauben und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum vollkommenen Menschen, zur vollen Größe, die der Fülle Christi entspricht.“8

Die für uns entscheidende Frage könnte lauten, wie wir durch unseren Dienst die volle Größe, die der Fülle Christi entspricht, erreichen können, während wir anderen helfen, es uns gleichzutun. Das Evangelium Jesu Christi bietet uns Hilfestellungen dazu. Ich möchte mit Ihnen einige Grundsätze besprechen, die diese Frage vielleicht beantworten helfen.

Der erste, zentrale Grundsatz ist, immer dem Meister, Jesus Christus, nachzufolgen. Wenn wir Jesus Christus aufrichtig in unserer Einstellung, unseren Worten und unseren Taten widerspiegeln, können wir andere mehr beeinflussen und besser davon überzeugen, dass sie sich auf das ewige Leben bei ihrem Vater im Himmel vorbereiten und dafür würdig machen. Dadurch fördern wir auch, dass unsere Jugendlichen den Herrn lieben. Und was sie lieben, bestimmt, wonach sie streben. Wonach sie streben, bestimmt, was sie denken und tun. Was sie denken und tun, bestimmt, wer sie einmal werden.

Wir – Sie und ich – vertreten in der Welt die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Alles, was wir tun und sagen, wirkt sich darauf aus, wie die Kirche, ihre Wahrheiten und letztlich auch der Erretter gesehen werden. Wenn wir uns bemühen, das Evangelium besser zu verstehen und unser Leben damit in Einklang zu bringen, werden wir uns auch mehr bemühen wollen, wie Jesus Christus zu werden. Präsident Dallin H. Oaks hat einmal erklärt:

„Das Evangelium Jesu Christi ist der Plan, durch den wir das werden können, was Kinder Gottes werden sollen. Dieser makellose und vollendete Zustand ergibt sich aus stetig aufeinander folgenden Bündnissen, Verordnungen und Taten, einer großen Anzahl richtiger Entscheidungen und fortwährender Umkehr.“9

Ich habe vor kurzem mit einigen Mitschülern aus meinen Seminar- und Institutsklassen in Brasilien, wo ich aufgewachsen bin, gesprochen. Es hat mich beeindruckt, was sie über den christlichen Einfluss ihrer Lehrer bei wichtigen Entscheidungen in ihrem Leben sagten. Hier einige Beispiele.

Schwester Barreto: Nun gut, reden wir also über meine Jugend. Ich glaube – nein, ich glaube nicht, ich bin sicher –, dass alle Entscheidungen, alle Hoffnungen und alle Träume auf einer festen Grundlage fußten, wenn ich das Evangelium studierte. Ich erinnere mich besonders gut an das Seminar. Ich war sehr jung, als ich hier in Brasilien mit dem Seminar begann. Ich erinnere mich immer noch an meine sehr guten, aufopferungsvollen Lehrer, und dass ich anfing, den Erretter zu lieben. Ich glaube, das Zeugnis, das ich mir als Seminarschülerin erarbeitet habe, hat sich entwickelt und ist stark gewachsen. Ich bin heute, wer ich bin – wegen dieser Zeit, wegen des Unterrichts, wegen der Lehrer und wegen meiner Entscheidungen.

Schwester Silva: Für mich spielte damals meine Lehrerin eine wichtige Rolle, weil ich neu bekehrt war. Sie half mir enorm, die besprochenen Grundsätze zu verstehen und tagtäglich anzuwenden wie auch die Eigenschaften anzustreben, die Jesus Christus hat: Geduld etwa, zunehmendes Wissen, Gehorsam gegenüber den lebenden Propheten. All dies hat mir damals geholfen, die Fähigkeit zu entwickeln, den Heiligen Geist zu hören, die Einflüsterungen des Geistes. Das war für mich als Neubekehrte entscheidend. Die Lehrerin gab den entscheidenden Ausschlag. Ihr Wissensschatz war enorm, und sie half vielen Schülern, einen ebenso großen Wissensschatz aufzubauen. Sie beantwortete unter anderem unsere Fragen. Dies half mir, ein Zeugnis zu erlangen und im Evangelium stark zu bleiben.

Elder Gonçalves: Sobald ich nach meiner Taufe das erste Mal das Gemeindehaus betrat, wurde ich von den Jugendlichen und der Seminarlehrerin einbezogen. Sie lud mich zum Unterricht ein. Der Kurs hatte schon begonnen, deswegen musste ich schnell einige Aufgaben nachholen, damit ich noch die Jahresurkunde erhalten konnte. Beim Bearbeiten dieser Aufgaben habe ich nichts gelernt, außer mitzumachen, und darauf kam es an. Das war wichtig, weil es in mir den Wunsch geweckt hat, mehr über die Schriften zu lernen, über ich zuvor noch nie nachgedacht hatte und die ich noch nicht verstand. Nach dieser anfänglichen Begeisterung wurde die Freude am Seminar Teil meines Lebens. Es wurde normal und ich spürte den Wunsch, mehr über die Schriften zu lernen und das zu praktizieren, was so wahr klang und im Leben der Jugendlichen so ein Segen war, was sich in ihrem Verhalten widerspiegelte. Rückblickend erinnere ich mich, dass ich am Verhalten dieser Jugendlichen erkannt habe, dass es hier Wahrheit gibt.

Elder Soares: Im Brief des Apostels Paulus an Timotheus erhalten wir einen wichtigen Rat, wie wir andere zum Guten bewegen können: „Sei … den Gläubigen ein Vorbild in deinen Worten, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, im Glauben, in der Lauterkeit!“10

Als Zweites möchte ich über den Grundsatz sprechen, die Wahrheit mutig und klar zu lehren. Wir alle sind berufen, das Evangelium Jesu Christi zu lehren. Wir dürfen nicht unsere eigenen Ideen oder Philosophien lehren, auch nicht mit Schriftstellen durchsetzt. Das Evangelium ist die „Kraft Gottes zur Rettung“11. Wir werden allein durch Jesus Christus und sein Evangelium errettet. Wir müssen die Grundsätze des Evangeliums unter der Führung und mit der Unterstützung des Heiligen Geistes lehren, wie sie in den Standardwerken der Kirche stehen und von den neuzeitlichen Propheten und Aposteln gelehrt werden. Wir müssen Werkzeuge der Wahrheit sein und sie in solcher Klarheit lehren, dass die Schüler sich nicht von den Philosophien der Welt verwirren lassen. Es ist schön zu lesen, wie Alma die Macht des Wortes Gottes im Herzen der Menschen beschreibt und wie es ganz natürlich den Glauben stärkt. Lesen wir gemeinsam Alma 32:42:

„Und wegen eures Eifers und eures Glaubens und eurer Geduld mit dem Wort, es zu nähren, damit es in euch Wurzel fasse, siehe, da werdet ihr bald die Frucht davon pflücken, die höchst kostbar ist, die süßer als alles Süße ist und die weißer als alles Weiße ist, ja, und reiner als alles Reine; und ihr werdet euch an dieser Frucht laben, selbst bis ihr satt seid, sodass ihr nicht hungert, und auch dürsten werdet ihr nicht.“

Brüder und Schwestern, diese großartige Schriftstelle zeigt, welche Macht die Wahrheit hat, die unseren Jugendlichen ins Herz dringen kann und die sie überzeugen kann, Gutes zu tun. Bitte denken Sie daran, dass eindringliches Lehren der Wesenskern der Führung in der Kirche ist. Ewiges Leben kommt nur dann zustande, wenn ein Mensch so eindringlich belehrt wird, dass er sein Leben ändert und mit Disziplin füllt. Man kann ihn nicht zur Rechtschaffenheit oder in den Himmel zwingen. Er muss geführt werden, und das bedeutet eindringliches Lehren.12

Bei der letzten Generalkonferenz im April hat Präsident Russell M. Nelson die Proklamation an die Welt „Die Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums Jesu Christi: Zum 200. Jahrestag“ vorgestellt. Am Ende seiner Ansprache forderte er die gesamte Kirche auf, die Proklamation zu lesen, über die Wahrheiten darin nachzudenken und zu überlegen, wie sie sich auf unser Leben auswirken. Ich glaube, dass unser Auftrag über diese Aufforderung hinausgeht. Wir gehören zu denjenigen, deren Aufgabe es ist, die inspirierten Wahrheiten dieser Proklamation unseren Jugendlichen und jungen Erwachsenen ins Herz zu tragen. In gewissem Sinne sind die Seminar- und Institutslehrer eine Erweiterung der 15 Propheten, Seher und Offenbarer, wenn es darum geht, den Jugendlichen in Vorbereitung auf ihren Lebensweg in einer äußerst verwirrenden Welt diese Wahrheiten zu verkünden. Wir alle tragen die wesentliche Verantwortung, die Segnungen dieser Proklamation in ihrem Leben Wirklichkeit werden zu lassen. Wir wissen alle, dass wir in einer schwierigen Zeit leben. Weltweit messen die Menschen dem Vater im Himmel und Jesus Christus weniger Bedeutung zu. Sie verstehen immer weniger, dass sie ein göttliches Wesen haben. In den Herzen der Menschen treten weltliche Philosophien immer öfter an die Stelle der heiligen, absoluten Wahrheiten des Evangeliums Jesu Christi. Wir haben die großartige Gelegenheit, als Werkzeuge in den Händen des Herrn den Jugendlichen zu helfen und ihnen die Wahrheiten ins Herz zu tragen, die in dieser Proklamation klar und machtvoll verkündet werden.

Ich möchte Ihnen jetzt gern zeigen, was meine guten Freunde noch darüber gesagt haben, wie die Wahrheit, die klar und mutig vermittelt wurde, sie fest im Evangelium Jesu Christi verankert hat.

Elder Silva: Das Erste, was mir dazu einfällt, ist das Beispiel der Lehrer. Denn das ist die Quelle, auf die wir blicken, und wir wollen wie sie sein. Ich habe mich immer gefragt: Ist es möglich, dass ich auch einmal so eine Familie habe? Ist es möglich, dass ich eines Tages all das wirklich tun werde? Die Lehre nimmt zum Teil dann Einfluss, wenn sie auch vorgelebt wird. Wir müssen die Lehre also annehmen und sie dann unserer Situation und unseren Umständen anpassen. Das habe ich so gut wie möglich gemacht, gemäß meinem Können und Vermögen, damit ich Tag für Tag ein Stückchen besser sein und die bestmöglichen Entscheidungen treffen konnte. Und dazu zählt die allerbeste Entscheidung, die ich getroffen habe, nämlich meine Frau zu heiraten. Das hat mich in meiner Entwicklung auch enorm vorangebracht.

Schwester Barreto: Meine Lehrer waren immer Vorbilder für mich. Ich schaute zu ihnen auf. An eine Lehrerin kann ich mich besonders gut erinnern. Sie war sehr jung, noch nicht verheiratet. Sie war Missionarin gewesen und wenn ich sie beim Unterricht beobachtete, dachte ich: Ich will so sein wie sie. Ich will mehr sein wie sie. Denn sie war wie der Erretter. Sie mochte uns sehr, und ich konnte ihre Liebe und ihre Hingabe in Bezug auf das, was sie tat, in jedem Unterricht spüren. Ich denke, es war für mein Leben wichtig, dass ich eine Zeit der Bekehrung erlebte, auch wenn ich keine Neubekehrte war. Ich bin in die Kirche hineingeboren worden, meine Geschichte ist also etwas anders als die der anderen hier. Ich kann mich nicht erinnern, jemals Zweifel gehabt oder nicht an die Kirche und das Evangelium geglaubt zu haben. All das war für mich ganz natürlich. Aber es kommt immer die Zeit, wo man es für sich selbst herausfinden muss, und für mich war das genau in der Seminar- und Institutszeit, besonders im Seminar. Wenn ich daran zurückdenke, war diese Zeit entscheidend. Ich musste herausfinden, warum ich in der Kirche war, ob die Kirche für mich wirklich wahr war, ob ich ein Zeugnis vom Evangelium und von Jesus Christus hatte. Ich bin heute nur, wer ich bin, wegen der Zeit damals.

Schwester Gonçalves: Bei den Lehrern und Führern geht es nicht darum, dass sie perfekt sind. Aber wir stellen uns vor, wie sie zu sein, eine Familie zu haben wie sie, und ihrem Beispiel zu folgen, auch so viel zu verstehen oder so viel Wissen zu erlangen. Es gab mehrere Führer, die mich beeindruckten und die mir ein Vorbild waren, sodass ich mir sagte: Ich will später einmal wie sie sein. Deswegen habe ich immer versucht, kluge Entscheidungen zu treffen. Schritt für Schritt ging ich so voran. Elder Bednar hat über Bekehrung gesagt, dass sie nicht in einem Moment geschieht. Sie geschieht Schritt für Schritt, man ändert seine Einstellung, sein Denken und sein Verhalten und achtet dabei immer auf den Willen Gottes. Der Wille Gottes steht an erster Stelle. Meine Lehrer haben mir dann geholfen, die Schriften zu verstehen und sie lieben zu lernen. So wurde es Teil meines Lebens. Ich habe mich bemüht, kluge Entscheidungen im Einklang mit dem Willen Gottes zu treffen.

Elder Soares: Ein weiterer Grundsatz, den ich besprechen möchte, ist unser Auftrag, unsere Schüler durch den Geist zu unterweisen. Sie und ich – wir handeln im Auftrag des Herrn. Wir sind seine Beauftragten. Wir sind befugt und beauftragt, ihn zu vertreten und in seinem Namen zu handeln. Als seine Beauftragten steht uns seine Hilfe zu. Natürlich wird erwartet, dass wir uns eingehend auf jede Unterrichtsstunde vorbereiten, verschiedene Unterrichtsmethoden lernen und herausfinden, wie wir den Schülern helfen können, ihre Entscheidungsfreiheit rechtschaffen auszuüben. Es ist jedoch auch klar, dass wir unser Leben so führen müssen, dass wir die Hilfe des Herrn beim Unterricht durch den Heiligen Geist empfangen können.

Die Erste Präsidentschaft hat zu den Lehrern in der Kirche gesagt: „Der wichtigste Teil Ihres Dienstes ist Ihre eigene tägliche geistige Vorbereitung. Dazu gehört, dass Sie beten, die heiligen Schriften studieren und die Gebote befolgen. Wir bitten Sie, sich erneut zu weihen und das Evangelium bewusster als je zuvor zu leben.“13 Anschließend bitten wir den Herrn um Hilfe, und er wird uns mit seinem Geist segnen, damit wir wissen, was zu tun ist. Bitte denken Sie immer daran, dass wir die Unterrichtsteilnehmer durch den Geist so unterrichten können, dass sie die Grundsätze des Evangeliums besser verstehen und motiviert sind, sie anzuwenden: „Darum verstehen der, der predigt, und der, der empfängt, einander, und beide werden erbaut und freuen sich miteinander.“14 Vielleicht muss ich das nicht erwähnen, aber ich möchte Ihnen versichern, dass unsere Schüler ewige Wahrheit nur durch den Geist empfangen können, wenn sie durch ebendiesen Geist gelehrt wird.

Mir gefällt, wie Nephi diesen schönen Gedanken erklärt hat: „Nun aber kann ich, Nephi, nicht alles niederschreiben, was unter meinem Volk gelehrt worden ist; auch bin ich nicht so mächtig im Schreiben wie im Sprechen; denn wenn jemand durch die Macht des Heiligen Geistes spricht, so trägt die Macht des Heiligen Geistes es den Menschenkindern ans Herz.“15 Der Geist spielt bei unserer Unterweisung die entscheidende Rolle; er trägt die Wahrheit den Menschenkindern ans Herz!

Meine lieben Brüder und Schwestern, wir mögen sehr eloquent sein und uns vor Zuhörern gewählt ausdrücken können, aber ohne den Geist bewirken unsere Fähigkeiten nichts. Präsident Russell M. Nelson hat vor kurzem gesagt, dass „es … noch nie so dringend geboten [war] wie gerade jetzt, dass man weiß, wie der Geist spricht“. Er fügte hinzu: „In der Gottheit ist der Heilige Geist der Bote. Er bringt [uns] Gedanken in den Sinn, die der Vater und der Sohn [uns] empfangen lassen möchten. Er ist der Tröster. Er bringt [uns] ein beruhigendes Gefühl ins Herz. Er bezeugt die Wahrheit und bestätigt, was wahr ist, wenn [wir] das Wort des Herrn hören oder lesen.“16

Als vierten Grundsatz möchte ich ansprechen, dass unser Lehren von Herzen kommen muss. Es gibt Lehrer, die elegante, geschliffene Sätze formulieren können, was beeindruckt und beim Zuhören Freude bereitet. Aber es sind Lehrer mit überzeugenden Gedanken, die von Herz zu Herz sprechen, die uns dazu inspirieren, das Gelernte tatsächlich umzusetzen. Einige dieser Lehrer können sich vielleicht nicht so gewandt ausdrücken, doch wenn die Schüler ihnen zuhören, gehen ihnen die Augen auf und sie verstehen mehr. Diese Lehrer vermögen es, in den Schülern einen tiefen Wunsch zu wecken, der sie dazu bringen wird, nach Gutem und nach der Erhöhung zu streben. Die Lehrer, die mein Leben am meisten beeinflusst haben, waren diejenigen, die mich aus ihrem Herzen belehrt haben. Ihre Lehrmethoden waren nicht immer ganz ausgefeilt, aber sie haben von Herz zu Herz gesprochen. Ihr Einfluss beruhte weniger auf der mechanischen Abarbeitung eines vorgeschriebenen Unterrichtsplans oder pädagogischen Theorien als auf echtem Interesse, Aufrichtigkeit, Leidenschaft und Überzeugung. Der amerikanische Autor und Pädagoge Parker Palmer hat gesagt: „Gute Lehrer besitzen die Fähigkeit, eine Bindung herzustellen. … Die Bindungen, die ein guter Lehrer schafft, entstehen nicht durch ihre Methoden, sondern durch ihr Herz – wobei Herz in seiner althergebrachten Bedeutung gemeint ist, als der Ort, wo der Intellekt, die Gefühle, der Geist und der Wille im menschlichen Ich zusammenlaufen.“17

Unser Herr Jesus Christus war das vollkommene Beispiel für diesen Grundsatz. Er hat tatsächliche Fußspuren im Sand am Meer hinterlassen, doch mit seinen Lehren hat er im Herzen und im Leben aller, die er belehrt hat, einen geistigen Abdruck hinterlassen. Seine Jünger hat er damals aufgefordert – und das gilt auch für uns heute –: „Folg[t] mir nach!“18

Hören wir nun die letzten Bemerkungen meiner Klassenkameraden und Freunde. Ich glaube, ich habe Sie Ihnen noch nicht vorgestellt. Diese drei Ehepaare sind Glaucia und Reinaldo Barreto, Lucelia und Mauro Gonçalves und Celia Maria und Ramilfo Silva. Die meisten dieser wunderbaren Menschen kenne ich seit meiner Kindheit. Ich habe ihr Leben mitverfolgt und von ihrem rechtschaffenen Beispiel gelernt. Sie sind gläubige, standhafte und engagierte Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die ihre Kinder im Evangelium großgezogen und mit vollem Einsatz in den Aufgaben, zu denen der Herr sie berufen hat, gedient haben.

Elder Barreto: Ich hatte beim Seminar und Institut sehr gute Vorbilder, von den Lehrern bis zu den Koordinatoren und Direktoren von Seminar und Institut. Ich bin seither sehr gut mit ihnen befreundet. Ich kann ihnen gar nicht genug für das Beispiel danken, das sie mir gegeben haben. Sie waren auch sehr gute Freunde. Ich hatte immer das Vertrauen, mit ihnen über alles reden zu können. Sie haben unterrichtet, sie haben mich unterwiesen, sie haben das Evangelium vermittelt, aber ihr Beispiel war wunderbar. Sie haben mich stark beeinflusst.

Schwester Gonçalves: Ich bin sehr dankbar, dass ich das Evangelium kenne und dass ich meine Kinder darin aufziehen konnte und dass ich heute die Früchte von all den Bemühungen aus unserer Jugend sehen kann. Ich erinnere mich, wie ich vor dem Tempel stand, als er geweiht wurde. Ich durfte dort singen, als Präsident Kimball da war. Schwester Lobo war unsere Chorleiterin. Es durften nur ein paar Leute im celestialen Saal dabei sein. Ich konnte im Tempel spüren, dass alles, was ich dort lernen würde, und alles, was ich in meiner Jugend gelernt hatte, sich lohnte; dass ich wirklich in die Ewigkeit gelangen wollte. Alles im Leben hat einen Zweck. Und mein Zweck und Ziel ist es, mit meiner Familie und meinen Freunden in die Gegenwart des himmlischen Vaters zurückkehren zu können.

Elder Silva: Ich denke zunächst voller Dankbarkeit an die tapferen Lehrer, an alle, die sich ehrenamtlich und aufopferungsvoll auf den Unterricht vorbereitet haben und sich auch heute noch so viel Zeit dafür nehmen. Ich kann den positiven Einfluss, den Lehrer auf ihre Schüler haben können und haben, gar nicht ermessen. Manchmal stellen wir das erst Jahre später fest. Aber sie wählen treu das Rechte und bleiben auf dem Pfad. Und dafür bin ich äußerst dankbar. Ich habe ein Zeugnis, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war. Ich habe Erlebnisse gehabt, deretwegen ich nicht leugnen kann, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes ist. Das Buch Mormon ist das Wort Gottes. Wir haben heute einen Propheten, der uns führt und der Offenbarung empfängt. Ich weiß, dass Jesus Christus die Kirche aktiv leitet. Das sind meine Gedanken. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Elder Soares: Danke, meine lieben Freunde. Möge der Herr euch alle segnen, wenn ihr weiterhin so vorbildlich vorlebt, was ihr in eurer Jugend gelernt habt, und das Evangelium Jesu Christi und seine Bedeutung weiterhin ins Herz anderer Menschen tragt.

Der letzte und sehr wichtige Grundsatz, über den ich sprechen möchte, ist zu bezeugen, was wir als wahr erkannt haben. Meine lieben Mitstreiter im Evangelium, die Macht Ihres starken Zeugnisses wird Ihre Schüler nachhaltig beeinflussen. So ist es jedem von uns oder auch unseren Vorfahren ergangen, als sie die Missionare haben Zeugnis geben hören. Ein starkes Zeugnis durch die Macht des Heiligen Geistes ist die beständige Kraftquelle eines erfolgreichen Lebens und schenkt uns Frieden, Trost und Sicherheit. Es bringt die Überzeugung hervor, dass das Leben schön ist und die Zukunft sicher und dass wir in der Lage sein werden, die Schwierigkeiten, die uns begegnen, zu überwinden, wenn wir nur stets die Lehren des Heilands befolgen. Ihr starkes Zeugnis wird den Glauben Ihrer Schüler festigen und ihnen helfen, ein eigenes Zeugnis vom Evangelium zu erlangen. Das Zeugnis wird für die Schüler eine der Säulen sein, durch die sie die Macht des göttlichen Sühnopfers Christi in ihrem Leben erkennen. Wenn sie ihrem Zeugnis entsprechend rechtschaffen leben, so kann ich Ihnen versichern, dass ihr Zeugnis sie vor den Versuchen des Widersachers, ihren Glauben zu schwächen und ihnen Unglauben einzuflößen, ihr Leben lang wie ein Schild schützen wird. Mit dieser Grundlage entwickeln sie den Mut, die Wahrheiten dieses Evangeliums der Welt unerschrocken zu verkünden.

In einem PV-Lied heißt es: „Ich weiß, mein Vater lebt und liebt mich immerdar. Der Geist, er flüstert mir dies zu und sagt mir, es ist wahr, und sagt mir, es ist wahr.“19

In diesem Sinne möchte ich Ihnen nun zum Ende meiner Botschaft mein Zeugnis geben. Dieses Zeugnis ist Zeile um Zeile gewachsen und wächst weiter, weil ich mich beständig mit aufrichtigem Herzen bemühe, das Wort Gottes in Gänze besser zu verstehen. Der Samen dieses Zeugnisses wurde in meiner Kindheit von wunderbaren Missionaren gelegt, die meine Familie unterwiesen. Es wurde daraufhin von meinen treuen Eltern genährt, die mich durch ihr Beispiel und ihre Hingabe an den Herrn unterwiesen haben. Schließlich erblühte der Same dieses Zeugnisses, als ich meinen hervorragenden Seminarlehrern zuhörte und schon in jungen Jahren spürte, dass ich ihren Worten folgen sollte.

Ich weiß, dass Jesus der Messias ist. Ich weiß, dass er lebt. Ich weiß, dass er für meine Sünden gelitten hat, auferstanden ist und mir die Chance gegeben hat, mein Verhalten zu ändern. Ich weiß, er hat sich für mich selbst vergessen, sich von seinen eigenen Wünschen abgewandt und genau getan, was der Vater ihm auftrug. Selbst in jenem Moment größten Leids verleugnete er sich selbst und tat, was der Vater von ihm wünschte.

Ich weiß, dass unser himmlischer Vater lebt und unseren Gebeten zuhört. Ich bezeuge Ihnen, dass er versteht, was Schmerz ist. Ich weiß, dass dies die wahre Kirche Jesu Christi auf Erden ist. Der Herr begann die Wiederherstellung seines Evangeliums und seines Priestertums wahrlich durch den Propheten Joseph Smith. Ich liebe meinen Heiland und meinen himmlischen Vater, und ich diene ihnen gern. Ich habe mein Leben lang versucht, meinem Herrn, der mir viel bedeutet, meine Liebe zu zeigen, indem ich Gottes Kindern diene. Meine lieben Brüder und Schwestern, ich bin sehr dankbar für meine Seminar- und Institutslehrer, die mich unermüdlich durch ihren hingebungsvollen und liebevollen Dienst für den Herrn beeinflusst haben. Damit hat alles angefangen, und dafür bin ich außerordentlich dankbar.

Ich habe Sie lieb, Brüder und Schwestern. Ich bin froh, dass ich heute bei Ihnen sein konnte. Danke noch einmal für alles, was Sie für den Herrn und sein Volk auf Erden tun. Dies alles sage ich im Namen Jesu Christi. Amen.

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