Tapfer im Zeugnis von Jesus
S&I-Andacht für junge Erwachsene in aller Welt – 2021
10. Januar 2021
Liebe Brüder und Schwestern, hier ein schöner Wunsch für das neue Jahr, auf Spanisch gesungen: „Hoffnung für die Welt – das Licht eines neuen Tages bricht an!“1
Meine Frau und ich waren bestürzt, als unser Corona-Test positiv ausfiel. Danke für eure Genesungswünsche und Gebete. Trotz Quarantäne fühlten wir uns nicht isoliert. Jetzt beten meine Frau und ich noch intensiver für alle, die unter der Pandemie leiden.
Es gibt auf der Welt etwa 1,47 Milliarden Erwachsene im Alter von 18 bis 30. Unserer Kirche gehören 2,3 Millionen Erwachsene im Alter von 18 bis 30 an. Sie leben auf 6 Kontinenten in 180 Ländern und Territorien. Das Buch Mormon lest ihr in 114 Sprachen.
Meine Frau und ich kommen immer gern mit euch zusammen – in Rexburg in Idaho, Manaus in Brasilien, Bogotá in Kolumbien und überall auf der Welt,2 auf jedem Kontinent und unter den verschiedensten Umständen.
Wusstet ihr, dass es jetzt auch einen Pfahl North Pole in Alaska gibt?
Unsere Versammlung findet heute virtuell statt. Ich bete dafür, dass der Heilige Geist uns im Glauben vereint, euer Herz berührt und euch in dieser schwierigen Zeit den Weg ebnet.
Liebe Brüder und Schwestern: Gott lebt! Auch ihr könnt seine Liebe spüren. Er hilft euch, zu wachsen und euch zu ändern. Lasst euch von ihm „mit den Armen der Sicherheit“3 umschließen und der Zusicherung, dass das, was ihr seid, völlig ausreicht. Euer göttliches Potenzial könnt ihr Tag für Tag weiterentwickeln.
Ich will euch drei Anregungen mitgeben, die mich dazu inspiriert haben, 1.) meine Beziehung zu Gott zu vertiefen, 2.) Weichen für die Zukunft zu stellen und 3.) ein besseres Ich zu werden. Ich wünsche mir, dass all diese drei Anregungen zusammen euch im Glauben stärken, euch Gott und euren Mitmenschen näherbringen und euch auf dem Weg der Bündnisse anhaltende Freude schenken.
Die erste Anregung: Voll allumfassender Liebe sagt uns der Vater im Himmel: „Seid ruhig und wisst, dass ich Gott bin.“4
Ich bin in der Stadt aufgewachsen, wandere und zelte aber gern in den Bergen. Mit meinen Freunden bin ich oft den ganzen Tag gewandert und habe dann irgendwo am See unterm weiten Himmelszelt mein Lager aufgeschlagen, begleitet vom Abendlied des Windes.
Vor kurzem bin ich mit meiner Frau an einen Ort gefahren, wo es so dunkel war, dass man die Milchstraße sehen konnte. Sie war fast so hell wie hier auf diesem Foto.
Die Milchstraße ist erstaunlich, märchenhaft und der Stoff von Mythen. Auf Chinesisch heißt sie „Tian He“ – „himmlischer Fluss“. Auf Weißrussisch, Estnisch und Finnisch ist sie „der Weg der Vögel“. Manche nennen sie die „Straße nach Santiago“. Bei den Cherokee ist sie „der Weg, auf dem der Hund weggelaufen ist“, auf Hebräisch „der Fluss des Lichts“.5
„Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. … Gott sah, dass es gut war.“6 Gott ist weise, mächtig und gut. Zweck, Eleganz und Harmonie seiner Schöpfungen bezeugen seine grenzenlose Liebe zu uns und den Plan für unser Glücklichsein. Alma bestätigt: „Alles deutet darauf hin, dass es einen Gott gibt; ja, sogar die Erde und alles, was auf ihr ist, ja, und ihre Bewegung, ja, und auch alle Planeten, die sich in ihrer regelmäßigen Ordnung bewegen, bezeugen, dass es einen allerhöchsten Schöpfer gibt.“7
Es erfordert bewusste Anstrengung, zu entschleunigen und ruhig zu sein. Wir müssen demütig und offen für den Geist sein. Nur dann können wir wissen, „dass [Gott] Gott [ist]“8. Wenn wir mal etwas weniger von dem tun, was nicht so wichtig ist, finden wir leichter heraus, was wirklich wichtig ist.
Dass Gott Gott ist, merken wir, wenn wir seine Hand in den Schöpfungen sehen, die er uns zur Freude erschaffen hat. Wir singen:
Für die Wunder dieser Welt,
für den Himmel, strahlend schön;
für die Liebe, die uns hält,
seit das Licht der Welt wir sehn:
für das alles sei dir Dank,
Lob und Preis ein Leben lang.9
Wir erkennen Gott auch in Beziehungen von göttlichem Charakter – in Zärtlichkeit, Glücksfällen, Versöhnung, Vergebung und Opferbereitschaft.
Präsident Russell M. Nelson hat erst kürzlich angemerkt, dass Kunst, Literatur und Musik uns bereichern können.10 Das gilt auch für die Wissenschaft, wenn sie mit Glauben betrachtet wird.
Hier seht ihr zwei berühmte Darstellungen des Nachthimmels.
In einer Aufnahme aus dem Hubble-Tiefenfeld zeigt die Wissenschaft, dass Gottes Schöpfungen, wie bereits Mose und Abraham bekannt, zahllose Galaxien umfassen – selbst dort, wo der Nachthimmel sternenarm scheint.
Im Bereich der Kunst hier Vincent van Goghs Sternennacht mit Ölfarben auf Leinwand – der Himmel kurz vor Sonnenaufgang. Der Morgenstern bei van Gogh ist Berechnungen zum Juni 1889 zufolge wahrscheinlich der Planet Venus. Große Kunstwerke lassen uns Gottes Güte auf neue Weise erahnen.
Gottes Güte kann uns die Seele erweitern. Unsere laute, überladene, verschmutzte Welt macht es uns nicht leicht, ruhig zu sein und zu wissen, dass Gott Gott ist.11 Wie laut die Abzugshaube ist, merken wir erst, wenn wir sie ausgeschaltet haben. Oberflächlichkeit, Trugbilder und endlose Ablenkungen führen zu verzerrten Bildern. Wir haben inzwischen alle von FOMO, der Angst, etwas zu verpassen, gehört und kleben trotzdem noch an unseren Geräten. Manche meinen, rund um die Uhr beschäftigt zu sein, steigere Selbstwert und Bedeutung.
Wir richten unser Leben so aus, dass es den perfekten Instagram-Post abgibt, obwohl ja nichts Virtuelles perfekt ist. Wir machen uns Sorgen, wie sich ein neuer Filter auf unsere Likes auswirkt.
In dem Dokumentarfilm Das Dilemma mit den sozialen Medien warnen Technikkenner: „Wenn du für das Produkt nicht bezahlst, bist du das Produkt.“ Manchen Experten zufolge schaden soziale Medien der Gesellschaft und dem persönlichen Wohlbefinden. Die Algorithmen, die entwickelt wurden, um die Nutzung der Seiten, die Verbreitung der Inhalte und die Werbeeinnahmen zu optimieren, führen ihrer Ansicht nach auch zu Misstrauen, Spaltung und Depressionen.12 Das Bemerkenswerteste daran ist wohl, dass Technikgurus ihre Familie vor einem Übermaß an sozialen Medien schützen.
Ruhig zu sein und nachzudenken bedeutet nicht, dass man einsam ist. Leonardo da Vinci hat gesagt: „Wenn du allein sein wirst, wirst du ganz dein sein.“13 Wenn ich entschleunige, entlaste ich Verstand und Herz. Dann können Dankbarkeit und Demut mir meine geistigen Augen und Ohren für die Zeichen göttlichen Wohlwollens, die uns umgeben, öffnen.
Ein Fachmann für die hebräische Sprache hat erklärt, seid ruhig könne auch „lasst ab“ bedeuten. Wisst, dass ich Gott bin könne auch mit „erkennt seine erlösende Macht“ übersetzt werden.14 „Seid ruhig und wisst, dass ich Gott bin“ bedeutet also, dass wir Gott siegen lassen.15
Präsident Nelson hat gesagt: „Nichts öffnet den Himmel schneller als eine Kombination aus vermehrter Reinheit, treuem Gehorsam, ernsthaftem Streben, täglichem Weiden an den Worten von Christus im Buch Mormon und einem regelmäßigen Termin, der für Tempelarbeit und Familienforschung reserviert ist“16 – der Weg der Bündnisse zu anhaltender Freude also.
Wenn wir langsamer treten und Glauben ausüben, ändert sich unsere Sichtweise. Als junger Missionar in Australien sann Elder Marion G. Romney – später ein Apostel und Mitglied der Ersten Präsidentschaft – an einem Vorbereitungstag über Lehre und Bündnisse 76 nach.
„Als er mit dem Lesen fertig war, stellte er überrascht fest, dass es Nacht geworden war. … Er schaute zum Himmel hinauf, wo das Kreuz des Südens und andere Sterne in ungewöhnlicher Helle erstrahlten. Während er sie bewunderte, schien er vom Geist noch tiefer in den Weltraum geführt zu werden, um das zu sehen, wovon er gelesen hatte. Auf wundersame Weise wurde ihm die Kenntnis verliehen, dass diese Dinge nicht erfunden sind, sondern echt und von größter Bedeutung.“17 In seiner Biografie steht: „Danach hatte er Sicht auf die Ewigkeit.“18
Die Sicht auf die Ewigkeit kann uns heutzutage ein Anker sein. Wie prophezeit, wird alles „in Aufruhr sein“19. Der Herr sagt, seine Stimme werde in Erdbeben, Unwettern, Seuchen und Meereswogen, die sich über ihre Grenzen hinaus erheben, zu hören sein.20 In diesen Zeiten werden einige das Böse gut und das Gute böse nennen.21 Andere sagen: „Iss, trink und sei lustig, … denn morgen sterben wir.“22 Doch geistiges Licht und die Wahrheit vertreiben die Finsternis.23
Der Herr spricht: „Schweig, sei still.“24 „Mögen wir mit größter Zuversicht ruhig stehen, um die Errettung Gottes zu sehen und dass sein Arm offenbar werde.“25 Liebe Brüder und Schwestern, bitte seid ruhig und wisst, dass Gott Gott ist.26
Unsere zweite Anregung: Baut Beziehungen auf, die schon jetzt die Weichen für eure Zukunft stellen.
Ich durfte kürzlich einer Frau danken, die ich zwar nie gesehen hatte, die aber meine Zukunft verändert hat.
Sie heißt Melba Oakes (aber nicht verwandt mit Präsident Dallin H. Oaks).
Mit 21 wohnte Melba am Beginn ihrer Ehe in San Mateo in Kalifornien. Sie freundete sich mit einer 17-jährigen Neubekehrten namens Jean an.
Jean war das einzige Mitglied der Kirche in ihrer Familie. Sie ging weit entfernt von ihrem Heimatort zur Schule. Einige aus Jeans Familie hofften, dass sie die Kirche an ihrem neuen Wohnort vergessen werde.
Doch Melba und andere waren immer wieder für Jean da. Als Jean die Highschool abschloss, war Melba da. Melba Oakes hat immer noch die Hochzeitseinladung von Jean.
Jean verliebte sich und heiratete einen sympathischen Mann namens Walter. Genau genommen heirateten die beiden drei Male – chinesische Hochzeit, amerikanische Trauung und dann die Siegelung für Zeit und alle Ewigkeit im heiligen Tempel. Als sie sich kennenlernten, hatte Walter ein starkes Zeugnis von Christus, kannte aber die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage noch nicht. Also brachten Jean und andere ihm das wiederhergestellte Evangelium nahe. Er wurde ein treues Mitglied der Kirche und später Pfahlpatriarch.
Durch die Hochzeit mit Walter Gong lautete Jeans Name nun Jean Gong. Sie ist meine liebe Mutter, wie ihr euch vielleicht gedacht habt. Heute ist meine Mutter 94 Jahre alt. Melba Oakes ist 98 Jahre alt. Seit 77 Jahren sind sie durch das Evangelium verbunden.
Vor kurzem erfuhr ich, dass Schwester Oakes heute in St. George in Utah wohnt. Ich rief sie an und dankte ihr, dass sie meine Zukunft und die meiner Familie so sehr zum Positiven beeinflusst hatte. Melba Oakes half Jean Gong während der Zeit als Neubekehrte und war damit den heute vier Generationen der Familie Gong auf dieser Seite des Schleiers und den 34 bekannten Generationen auf der anderen Seite des Schleiers bis zurück zu Drachen Gong dem Ersten, geboren 837 n. Chr., ein Segen.
Andere Freundinnen meiner Mutter sind leider nicht bei der Kirche geblieben. Eine Freundin verließ die Kirche, weil andere Mitglieder sie wegen ihrer Hautfarbe ausgrenzten. Eine andere wurde inaktiv, als sie meinte, sich zwischen Freunden in der Kirche und außerhalb der Kirche entscheiden zu müssen. Die dritte bekam unter dem Druck der Welt Zweifel an den Lehren der Kirche. Natürlich steht ihr heute sogar vor noch größeren Herausforderungen.
Ich bin Melba Oakes und allen, die meiner Mutter in der Kirche zur Seite gestanden sind, auf ewig dankbar. Auch meiner Mutter gebührt Anerkennung. Sie war stets standhaft im Glauben und tapfer in ihrem Zeugnis. Sie und mein Vater hatten beschlossen, Gottes wahrer Kirche treu zu bleiben. Und trotz gesellschaftlichen Drucks und einiger Mitglieder mit rassistischen Vorurteilen blieben sie das.
Brüder und Schwestern, Menschen wie Jean Gong und Melba Oakes gibt es in unserem Wohnhaus, auf der Arbeit, in der Gemeinde, im Freundeskreis und im Verein. Niemand will ein Sozialprojekt sein. Aber wir alle wünschen uns Gesellschaft und Chancen, uns einzubringen. Wir alle brauchen einen sicheren Ort, wo wir Fragen stellen, die Lehren des Evangeliums lernen und leben und die Kultur der Kirche kennenlernen können. Wir möchten als Erwachsene respektiert werden und Verantwortung übernehmen dürfen.
Wir möchten, dass die Kirche ein Ort ist, wo wir einander nicht richten und wo wir umkehren, wenn jemand meint, wir würden ihn verurteilen. Die Oberin des Guadalajara-Tempels in Mexiko hat erzählt, der Tempel inspiriere sie dazu, „weniger zu urteilen und mehr zu lieben“. Sie hat Recht. Bitte kommt, wie ihr seid. Wir brauchen euch. Wenn wir mehr Einfühlungsvermögen zeigen und andere nicht ausschließen, wird unsere Glaubensgemeinschaft offener, ansprechender und einladender. Auf gewisse Weise sind wir alle ja wie Neubekehrte, wieder aktiv werdende Mitglieder oder neu Hinzugezogene auf der Suche nach dem richtigen Weg.
In einer gespaltenen Gesellschaft können Jünger Jesu Christi über alle Unterschiede hinweg den gemeinsamen Glauben an Gott und die Menschlichkeit weitergeben. In finsteren, manchmal bedrückend engen Zeiten strahlen Gläubige das Licht Christi und seine befreiende Wahrheit aus. Während im Land geistiger Hunger27 herrscht, sehen wir in Christus das lebendige Wasser und das Brot des Lebens.
Die ausgedörrte Welt dürstet nach einem Lächeln und hungert nach einem freundlichen Wort. Treten wir doch aus unserer Komfortzone heraus! Setzt euch zu jemandem, der alleine sitzt. Schließt andere mit ein, macht Komplimente, macht Mut – persönlich und online. Gewährt einen Vertrauensbonus. Hört zu und seid füreinander da. Verschickt aufbauende Gedanken oder Schriftstellen. Überseht weder Tränen noch ein Lächeln. Betet immer.
Heute hilfst du mir. Morgen helfe ich dir. Wir sind füreinander da. So läuft das bei Freunden im Evangelium.
Ich weiß, dass viele von euch das einzige oder das einzige aktive Mitglied in der Familie sind. Ihr seid tapfer und treu, aber es ist oft schwierig. Bitte haltet euch gut an der eisernen Stange fest – klammert euch förmlich an sie. Bleibt standhaft und unverrückbar und ein starkes Bindeglied zwischen den Generationen. Es lohnt sich.
Es ist weniger wichtig, ob wir die erste oder die sechste Generation in der Kirche sind. Wichtig ist, dass wir im Zeugnis von Jesus tapfer sind. Bitte pflanzt, hegt und pflegt das kostbare Samenkorn des Glaubens. Lasst es starke Wurzeln schlagen, damit es in euch und eurer ewigen Familie Blüten trägt.
Bitte seid eine Melba Oakes oder eine Jean Gong – baut heute Beziehungen auf, die sich auf das nächste Jahr, die nächsten fünf oder gar auf 77 Jahre positiv auswirken.
Das bringt uns zur dritten Anregung: Werdet ein besseres Ich, indem ihr mit dem Herrn der Ernte und an seiner Seite arbeitet.
Wenn wir mit Glauben und Eifer arbeiten, kann uns der Herr der Ernte durch das Gesetz der Ernte mit „Freude an der Frucht [unserer] Arbeit“28 segnen. Wer mit Fleiß und Verstand arbeitet, dem öffnen sich Türen. Was einige als Glücksgriff bezeichnen, sehen wir als Segnung. Wir wissen, dass demütiges Beten sowie Aufrichtigkeit und Ausdauer auf die Weise und nach dem Zeitplan des Herrn Wunder bewirken.
Im Neuen Testament wird im Buch Galater das Gesetz der Ernte so beschrieben: „Was der Mensch sät, wird er auch ernten.“29 Wir sollen „nicht müde werden, das Gute zu tun; denn wenn wir darin nicht nachlassen, werden wir ernten, sobald die Zeit dafür gekommen ist“30. Anders gesagt, wir ernten, was wir anpflanzen – für Gutes wird Gutes wiederhergestellt; das gilt ebenso für Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.31
London und Luke Brockbank sind zurückgekehrte Missionare, die vor kurzem im heiligen Tempel gesiegelt wurden. Sie erzählen, wie sie bereits als Kinder das Gesetz der Ernte kennengelernt haben.
[Start video transcript]
London: Wir sind früh aufgestanden, noch bevor die Bienen und die Hitze kamen, und haben versucht, möglichst viel Unkraut zu jäten, Pflanzen zu setzen, Dünger und Mulch auszubringen und alles der Jahreszeit gemäß in Ordnung zu halten.
Jeder erntet doch gern Obst und Gemüse – und freut sich, wenn er dabei etwas naschen kann –, aber ich glaube, am anstrengendsten ist das Jäten, weil man immer auf dem Boden herumkriecht, und irgendwann tut alles weh. Die Hände sind ganz schmutzig. Fingerspitzen und Daumen waren nach dem Unkrautjäten ganz grün.
Elder Gong: Deswegen heißt es also, man hat einen grünen Daumen.
London: Ja, man denkt, damit ist gemeint, dass die Pflanzen gut wachsen, aber eigentlich kommt es vom Jäten.
Luke: London hat aufgezählt, was man im Garten immer wieder tun muss, damit alles gut wächst. Man muss düngen und pflanzen. Man kann nicht nur einmal die Woche vorbeischauen und erwarten, dass alles tipptopp wächst.
[End video transcript]
Elder Gong: Ich habe London und Luke gefragt, inwiefern der Erretter der wahre Weinstock ist, der uns geistig nährt.32
[Start video transcript]
London: Im Obst- und Gemüsegarten müssen wir ständig düngen, damit die Pflanzen Nährstoffe zum Wachsen haben. Das lässt sich mit einem Zeugnis vergleichen. Wir können nicht für immer von nur einer geistigen Erfahrung zehren. Wir brauchen ständig neue geistige Erlebnisse. Es ist gut, wenn wir uns an unsere geistigen Erfahrungen erinnern. Es tut gut, darüber nachzudenken. Aber wir brauchen trotzdem beständig neue.
Luke: Der Einzige, auf den wir uns zu 100 Prozent verlassen können, ist der Erretter. In dieser Hinsicht ist er wirklich der wahre Weinstock – auf ihn ist Verlass. Und wenn wir alles tun, um unseren Willen mit seinem in Einklang zu bringen, dann ist er in uns und wir sind in ihm. Der Erretter ist derjenige, der uns bei allem helfen kann.
London: Ich liebe den Erretter. Ich habe ein starkes Zeugnis von ihm und dem, was er für uns getan hat. Er ist wirklich wie ein bester Freund, der einen nie im Stich lässt. Jeder hat doch schon mal erlebt, dass ihn ein guter Freund im Stich gelassen hat – unerwartet oder nicht. Das ist definitiv nichts Schönes. Deswegen ist es tröstlich zu wissen, dass der Erretter das nie tut. Er ist immer bei uns. Und er tröstet uns und hilft uns, wenn wir es brauchen.
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Elder Gong: Danke, London und Luke. London, Luke und ich haben auch über die Gerechtigkeit und die Barmherzigkeit im Gesetz der Ernte gesprochen. Wir ernten, was wir säen. Aber Gott fügt unseren Bemühungen seine Barmherzigkeit hinzu. Der Apostel Paulus sagt: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber ließ wachsen.“33 Wenn Gott wachsen lässt, öffnet er die Schleusen des Himmels und schüttet Segen im Übermaß herab, dass nicht genug Raum ist, ihn aufzunehmen.34 Geistig gesehen, übertrifft die Güte des Herrn das Ergebnis, das unsere Arbeit verdient, oft bei Weitem.
Manchmal kommt einem das Leben ungerecht, schwierig, finster und einsam vor. Wir haben vielleicht rechtschaffene Wünsche gehabt, waren gehorsam und meinen, alles getan zu haben. Und doch ist es nicht so gekommen, wie wir es uns erhofft hatten. Das ist schwer! Das kann uns mutlos, wütend und vielleicht sogar verbittert machen. Denkt in solchen Zeiten bitte daran, dass „des Menschen Sohn“ auf uns unbegreifliche Weise „unter das alles hinabgefahren“35 ist. Er versteht uns, weil er das auch erlebt hat.36 „Sieh her“, sagt unser Erretter. „Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände.“37 Er verheißt uns: „Dies alles [wird] dir Erfahrung bringen und dir zum Guten dienen.“38
Wir hoffen voll Vorfreude und manchmal voll Unruhe auf den Herrn. Seine Verheißungen sind gewiss: „Die … auf den Herrn hoffen, empfangen neue Kraft, wie Adlern wachsen ihnen Flügel. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.“39 „Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel.“40 Die Erde kennt keinen Schmerz, den der Himmel nicht heilen kann.41
Nach seinem Zeitplan und auf seine Weise wird Gott alle Ungerechtigkeiten, Leiden und Enttäuschungen wiedergutmachen. Für die Willigen und Demütigen bietet sein Evangelium zweite und dritte Chancen, ja sogar siebzigmal siebenmal.42 Wer Gottes Gebote hält, ist „gesegnet in allem“43 und wird es immerdar sein.
Es gibt heutzutage so enorm viel Leid und Bedarf an humanitärer Hilfe, dass wir uns verpflichtet fühlen, christlichen Dienst am Nächsten zu leisten. Gott und den Nächsten zu lieben ist für uns eine Chance und eine Pflicht, die sich aus unseren Bündnissen ergibt. Laut einer Umfrage in der Kirche leisten junge Erwachsene in Europa, Mittel- und Südamerika, der Karibik, Asien, Afrika, Nordamerika und im Pazifik – also überall auf der Welt – dringend benötigte humanitäre Hilfe. Ihr und eure Freunde habt:
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Masken genäht,
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Zufluchtsorte für Frauen unterstützt,
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bei Aufräumarbeiten und der Versorgung nach Naturkatastrophen geholfen,
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Kinder mit Lebensmitteln versorgt,
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die Nachbarschaft verschönert und
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Lebensmittel an die Tafeln geschickt, um nur einige Beispiele zu nennen.44
Während der Corona-Pandemie haben Mitglieder, Freunde und unsere Kirche die bisher größte Hilfsaktion der Kirche gestartet. In 151 Ländern werden insgesamt 1031 Hilfsprojekte durchgeführt. Bedürftige erhalten mehr als 28,4 Millionen Teile persönlicher Schutzausrüstung, 3,5 Millionen Packungen Nahrungsmittel, 1,8 Millionen Hygiene-Päckchen und 1,07 Millionen medizinische Geräte und medizinisches Zubehör.
Bisher sind mehr als 700 LKWs mit Lebensmitteln und anderen Gütern über 2,5 Millionen Kilometer von einem der Vorratshäuser des Bischofs bis zu 380 Tafeln, Obdachlosenheimen und Hilfsorganisationen gefahren. Ich habe mich erkundigt, was üblicherweise alles in so einer LKW-Ladung ist. In jedem LKW sind 3264 Dosen Rind- oder Putenfleisch, 7488 Dosen Mais, grüne Bohnen oder Tomaten, 6528 Dosen Eintopf, Suppe oder Chili, und – was ich besonders gut finde – 792 Gläser unserer bekannten, von der Kirche hergestellten, Erdnussbutter. Sie macht satt, gibt Energie und macht gute Laune.
Unsere LKWs liefern außerdem Obst, Hülsenfrüchte und Desserts. Diese stammen von den 19 Farmen, 3 Obstplantagen, 4 Konservenfabriken, einer Molkerei und 3 Viehfarmen der Kirche. Vielleicht lebt ihr in einer Region, wo die Kirche zusammen mit örtlichen Organisationen Lebensmittel und Hilfsgüter verteilt.
Die weltweite Versorgung mit Lebensmitteln macht uns Sorgen. Die Vereinten Nationen sagen voraus, dass wegen der Pandemie weitere 130 Millionen Menschen Hunger leiden werden. Auch wenn es erst ein Anfang ist, helfen wir etwa in Somalia, dem Jemen, der DR Kongo, Haiti und Simbabwe und in den Konfliktregionen in Syrien, dem Jemen, Südsudan, der DR Kongo und der Sahelzone, wo unsere Spenden ständig gebraucht werden und willkommen sind.
Hungrige Kinder brauchen etwas zu essen. Gemeinsam mit einer anderen Hilfsorganisation liefern wir in neun Entwicklungsländern 30 Millionen Mahlzeiten an Schulkinder aus. Jede Mahlzeit enthält 482 lebenserhaltende Kalorien aus Getreide, Proteinen, Gemüse und Obst.
Unsere Kirche spendet also weltweit und leistet auch in Nord- und Südamerika und anderen Regionen, in denen viele Mitglieder leben, großzügig Unterstützung.
Flüchtlinge und Binnenvertriebene brauchen humanitäre Hilfe. Unsere Kirche hilft bei mehreren Flüchtlingskrisen an vorderster Stelle. Mit unseren Partnern liefern wir Lebensmittel, Hygieneartikel, Wasser, Notunterkunftspäckchen, Kleidung und Schutzausrüstung und sorgen für Sanitäranlagen und Bildungsangebote, und das in Lateinamerika, Europa, Afrika, Asien und dem Nahen Osten.
Wir liefern, was tatsächlich gebraucht wird. Wir respektieren die Bräuche und die Kultur vor Ort. Ein Beispiel: Bei dem Tsunami 2004 in Indonesien sind etwa 228.000 Menschen umgekommen oder als vermisst gemeldet worden. Dank eines weltweiten Fastens konnte die Kirche helfen, Moscheen, Häuser und Schulen wiederaufzubauen und Nähmaschinen zu kaufen, mit denen traditionelle Kleidung genäht wurde. Islamische Führer sagten uns: „Auch wir fasten, deswegen bedeuten uns Fastopfergaben besonders viel. Ihr Fasten und Ihr Opfer zeigen Ihren Glauben und Ihre Liebe zu Gott.“
Als Jünger Jesu Christi sind wir durch Bündnisse mit Gott und miteinander verbunden. Folglich sollen wir gut sein und Gutes tun. Wie ihr wisst, leistet unsere Kirche humanitäre Hilfe unabhängig von ethnischer Herkunft, Religionszugehörigkeit und Nationalität. Wir nutzen unsere Hilfsaktionen nicht, um unseren Glauben zu verbreiten. Wir arbeiten mit kirchlichen und nichtkirchlichen Partnerorganisationen. Wir helfen rasch, aber auch langfristig. Wir bleiben, solange Bedarf besteht, auch wenn die Kameraleute längst fort sind. Wir fördern Selbstwertgefühl und Eigenständigkeit. Wir spüren den Segen des Vaters im Himmel, wenn wir unsere Liebe zu Gott dadurch ausdrücken, dass wir für seine Söhne und Töchter überall alles tun, was uns möglich ist.
Brüder und Schwestern, ihr lernt, ihr entwickelt euch, ihr dient und ihr wollt im Zeugnis von Jesus tapfer sein. Bitte seid dabei geduldig und nachsichtig mit euch. Wir sind zu oft zu streng mit uns selbst. Der Herr lädt uns ein, so zu ihm zu kommen, wie wir sind, und alles „in Weisheit und Ordnung“ zu erledigen. Er erwartet von uns, dass wir eifrig und tapfer sind, aber nicht, dass wir schneller laufen, als wir Kraft haben.45
Manchmal meinen wir, wir stünden am Rande und seien weniger eingebunden, weil der Herr nichts Schweres von uns verlangt.46 Doch oft braucht es der Herr am meisten, dass wir Tag für Tag unser Licht hell erstrahlen lassen. Denkt daran, Jesus ist der wahre Weinstock. Euer geistiges Wachstum und euer Glück sind ihm wichtig.
Zu Beginn des neuen Jahres möchte ich euch also um dreierlei bitten, denn reicher Segen geht damit einher:
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Seid ruhig und wisst, dass Gott Gott ist.47 Seine Güte und seine Schöpfungen können euch anregen, euch beruhigen und euch bezeugen, dass er die Beziehung zu euch vertiefen möchte.
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Stellt heute die Weichen für die Zukunft. Pflegt Beziehungen, die über Generationen Bestand haben und euch und euren Lieben über Jahre ein Segen sind.
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Und verlasst euch auf den Herrn der Ernte. Er hilft euch, ein besseres Ich zu werden. Wer mit ihm und an seiner Seite im Weingarten arbeitet, dem schenkt der Herr der Ernte reichlich Zuwachs. Seine Segnungen sind Segnungen vollkommener Freude.48
Es gibt noch drei Dinge, die euren Glauben stärken und euch helfen können, im Zeugnis von Jesus tapfer zu sein:
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Seid würdig und habt einen gültigen Tempelschein – auch dann, wenn der Tempel nicht vollständig geöffnet hat, und auch dann, wenn das heißt, dass ihr etwas in eurem Leben in Ordnung bringen müsst.
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Lasst euren Bischof oder Zweigpräsidenten wissen, wer ihr seid und wo ihr steht. Wenn ihr im Moment keine Berufung in der Kirche habt, sagt ihm vielleicht: „Wenn der Herr eine Berufung für mich hat, würde ich gern in unserer Kirche etwas tun.“
Wir alle brauchen Flügel und Wurzeln – einen großen Freundeskreis und einen engeren, in dem wir mit Gleichaltrigen und liebevollen Führern dienen, auch mit dem Bischof, der die Schlüssel hat.
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Klopft an, bittet und sucht und schafft ein Umfeld, das euren Glauben nährt und euch hilft, die Gebote Gottes zu halten. Seine Gebote entspringen seiner Liebe. Sie sind Schutz und Segen. Bitte lebt würdig, damit der Heilige Geist stets bei euch sein und euch helfen kann, das zu finden, was ihr braucht und euch wünscht. Lasst euch nicht von der Welt einreden, sie könne euch etwas geben, was sie gar nicht geben kann.
Liebe Brüder und Schwestern, Gott ist unser ewiger Vater. Sein geliebter Sohn ist unser Erretter Jesus Christus. Die heiligen Handlungen, Bündnisse und Lehren finden sich in seiner wiederhergestellten Kirche, die nach ihm benannt ist: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums Jesu Christi schreitet voran, vom Propheten Joseph Smith bis heute zu Präsident Russell M. Nelson. Das Buch Mormon und die weiteren heiligen Schriften bezeugen – so wie ich auch –, dass Jesus der Messias ist.
Liebe Freunde, lasst euer Licht leuchten!49 Haltet weiter gläubig eure Bündnisse und seid tapfer im Zeugnis von Jesus. Möge Gott euch mit Güte begegnen und euch in euren rechtschaffenen Hoffnungen und Wünschen segnen. Mögt ihr Geborgenheit und Freude im Evangelium und einen Platz in seiner Kirche – die auch die unsrige ist – finden. Im heiligen Namen unseres Erretters Jesus Christus. Amen.