2022
Unkraut und Schimpfwörter
September 2022


Unkraut und Schimpfwörter

„Komm, wir machen ein gegenseitiges Versprechen!“, schlug Mama vor.

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mom and boy weeding together

Mama, kann ich dir was sagen?“, fragte Jonas. Mama jätete in einem Blumenbeet Unkraut, und Jonas hockte sich neben sie.

„Natürlich“, sagte Mama. „Was ist denn?“ Sie zog die schmutzigen Gartenhandschuhe aus.

„Ich hab heute in der Schule ein Wort gehört, das ich gar nicht kenne“, erzählte Jonas. „Die haben aber so komisch gelacht, als sie es gesagt haben. Ich glaub, das war ein Schimpfwort.“

„Wie hast du dich denn gefühlt, als du das Wort gehört hast?“, fragte Mama.

„Gar nicht gut.“

Jonas flüsterte Mama das Wort zu. Sie erklärte ihm, was es bedeutete. Jonas hatte Recht gehabt! Das war wirklich kein nettes Wort!

„Aber warum ist es schlecht?“, fragte er.

„Es ist schlecht, weil es sehr unfreundlich und respektlos ist. Wenn man solche Wörter sagt, ist es schwierig, den Heiligen Geist bei sich zu haben. Der Heilige Geist hat dich spüren lassen, dass das Wort schlecht ist. Und deswegen hast du dich nicht gut gefühlt.“

Jonas runzelte die Stirn. „Aber die anderen hatten doch alle Spaß. Warum war ich der Einzige, der sich unwohl gefühlt hat?“

„Woher weißt du denn, dass sich die anderen nicht genau so unwohl gefühlt haben wie du?“, fragte Mama.

„Na ja, sie haben doch gelacht und gegrinst, wenn das jemand gesagt hat.“ Jonas war durcheinander.

„Manchmal lacht oder grinst man, wenn man sich nicht wohlfühlt“, erklärte Mama. „Und wenn man Schimpfwörter immer wieder hört und selber sagt, stört man sich irgendwann nicht mehr daran. Trotzdem ist es nicht richtig, solche Wörter zu gebrauchen. Das ist ein bisschen wie Unkraut! Ich jäte das Unkraut, damit der Garten schön ist und die Pflanzen wachsen können.“

„Ich bin froh, dass ich das Wort nicht gesagt habe“, meinte Jonas.

„Ich auch!“, erwiderte Mama. „Ich bin stolz auf dich. Und ich hab eine Idee! Wir machen ein gegenseitiges Versprechen!“

„Was denn für ein Versprechen?“, fragte Jonas.

„Wir versprechen uns gegenseitig, gute Wörter zu gebrauchen, keine schlechten! Wir schließen einen Pakt!“

Die Idee gefiel Jonas. Er und Mama gaben sich die Hand. Das Versprechen zwischen Jonas und Mama gab ihm ein gutes Gefühl.

„So, und jetzt kannst du mir noch versprechen, mir beim Jäten zu helfen“, sagte Mama. „Und dann verspreche ich dir, dass wir nachher in den Park gehen!“

Jonas grinste und griff nach einer Hacke. „Abgemacht!“

Während Jonas Mama half, ging es ihm schon viel besser. Es war für seine Familie eine gute Entscheidung, keine Schimpfwörter zu gebrauchen!

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mom and boy weeding together

Illustration von Dan Widdowson

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